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Veröffentlicht am 10.06.2023

Es kann jede*n treffen und von allen ausgehen

Bruno
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Als der fünfjährige Bruno mit seinen Eltern auf den Spielplatz geht, steht dort auch Taube. Taube ist mit den Eltern befreundet und beobachtet, wie Bruno im Gebüsch Pipi macht. Beim Abendbrot geht es Bruno ...

Als der fünfjährige Bruno mit seinen Eltern auf den Spielplatz geht, steht dort auch Taube. Taube ist mit den Eltern befreundet und beobachtet, wie Bruno im Gebüsch Pipi macht. Beim Abendbrot geht es Bruno gar nicht gut, und in der Nacht sieht er plötzlich Taubes Schatten. Als Brunos Eltern Taube eines Tages bitten, auf ihren Sohn aufzupassen, schließen sich Taubes Flügel dicht und dunkel um Bruno. Doch Bruno findet keine Worte für das, was ihm widerfährt. Erst durch ein Bild, das er im Kindergarten malt, versteht seine Mama plötzlich, was geschehen ist – und sie sorgt dafür, dass Taube Bruno nie wieder nahekommen kann. (Quelle: Amazon)

Sexualisierte Gewalt ist generell ein schweres Thema, aber noch komplizierter ist es oftmals, wenn Kinder betroffen sind. Werden Erwachsene häufig von (falscher) Scham gepackt und vertrauen sich deswegen niemandem an, haben die Täter:innen bei Kindern ganz andere Mittel - Manipulation und das Schüren von Ängsten. Nicht selten wird ihnen gesagt, dass ihnen keiner glauben wird, sie dann ins Kinderheim müssen, Mama und/oder Papa sie dann nicht mehr lieb haben - die (kranke) Bandbreite ist da schier unendlich.

Wenn man nun mit Kindern über schwierige Themen ins Gespräch kommen möchte, eignen sich Geschichten von anderen ganz besonders gut dafür. Häufig werden Puppen genutzt, doch ich persönlich finde (vermenschlichte) Tiere viel geeigneter. So gibt es nochmal eine zusätzliche Abgrenzung und damit noch mehr Sicherheit für die Kinder, die dann eher mal ein paar Sätze fallen lassen, woraufhin wir Erwachsene die Ohren spitzen und wachsam sein müssen.

Die Geschichte um Bruno trifft also genau meinen Geschmack (wenn man das bei diesem Thema mal so sagen darf). Was mir auch sehr gut gefällt, ist der Umstand, dass als Täter:in hier "Taube" in der Geschichte auftaucht. Nicht "Herr Taube" oder "Frau Taube", sondern einfach nur "Taube". Das sensibilisiert die Kinder dafür, dass Missbrauch von jedem Geschlecht ausgehen kann und nicht wie man ihnen früher immer sagte nur "vom bösen Mann". Auch, dass hier Mama von der Katze zur Löwin wird und sich um Taube kümmert, finde ich gut. Das zeigt den Kindern, dass man nicht immer einen Mann braucht, um Dinge zu regeln.

Einzig das Ende hat nicht so ganz meinen Geschmack getroffen, ist für Kinder aber sicher ein guter Abschluss.

Veröffentlicht am 06.05.2023

Starker Anwärter auf mein Jahreshighlight!

Gameshow – Der Preis der Gier
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Buchinfo
Gegen wen spielst du wirklich?

2126, New London: Als die siebzehnjährige Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen wird, weiß sie, dass es nur einen Weg gibt, dieser Hölle zu entkommen: ...

Buchinfo
Gegen wen spielst du wirklich?

2126, New London:
Als die siebzehnjährige Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen wird, weiß sie, dass es nur einen Weg gibt, dieser Hölle zu entkommen: Sie muss es in die nächste Gameshow schaffen. Wer an der Gameshow teilnimmt, kann ein Ticket nach ganz oben gewinnen – oder bezahlt die Chance mit dem Leben. Cass bekommt unerwartet Hilfe von Jax, dem besten Gamer in der Arena. Die beiden werden Verbündete im großen Spiel um ihr eigenes Leben und gesellschaftlichen Aufstieg. Doch ihr Deal und auch ihre Gefühle füreinander beruhen auf einer Lüge, die alles, was sie sich gemeinsam erkämpft haben, zum Einsturz bringen könnte. (Quelle: Amazon)

Anfang
Die Stille war jedes Mal ohrenbetäubend. In ihr hallten all die Geheimnisse nach, die Schreie, jedes gequälte Aufstöhnen und jedes Flehen, dass es endlich vorbei sein möge.

Meine Meinung
Eine Zivilisation in nicht ganz so ferner Zukunft. Eine Stadt, die in verschiedene Bezirke eingeteilt ist, in deren Bewohner:innen auf- und absteigen können. Eine gewisse Willkür, mit der all das passiert und Spiele um Leben und Tod, an denen sich die Reichen ergötzen. Du bekommst dabei Panem- oder Bestimmungs-Vibes? Damit liegst du verdammt richtig!

Cass ist eine Purpurne, die in der Platinzone lebt. Ihr Vater greift nach Höherem und möchte mit ihr in die weiße Zone. Ihre Mutter hat das Spiel bereits vor Jahren verlassen und ist "ausgestiegen" - Cass ist also Halbwaise.

Immer wieder gelingt es den Eltern ihrer Freund:innen Wetten so geschickt zu platzieren, dass sie genug Coins gesammelt haben um aufsteigen zu können. Und auch Cass wünscht sich dieses Leben. In der weißen Zone muss nämlich niemand mehr wetten. Gewettet wird auf die Menschen, die in der roten Zone leben. Ausgestoßene. Stellenweise dort geboren, manche mal mehr oder weniger selbst verschuldet dort hingelangt, müssen sie bei Spielen in Arenen nicht nur überleben, sondern ihren Marktwert durch Kills erhöhen.

Cass vertraut ihrem Vater, als er eine All-in-Wette anmeldet und sie einen Teil ihrer Coins dazu beitragen soll. Doch das war der vermutlich größte Fehler ihres Lebens...

Zugegeben, die Idee von einer Dystopie, in der Menschen in verschiedenen Kasten oder ähnlichem eingeteilt sind, ist nicht neu. Auch nicht der Zusatz, dass sie zur Erheiterung der anderen bei Spielen um ihr Leben kämpfen müssen und schon gar nicht, dass eine junge Frau plötzlich in dieses System hineingerät...aber holy moly, dieses Buch ist so verdammt gut und ich kann absolut verstehen, warum es unter Bloggern gerade viral geht!

Der Schreibstil von Franzi Kopka hat mir so gut gefallen, dass ich förmlich durch die (digitalen) Seiten geflogen bin. Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich das Buch sicherlich in einem Rutsch durchgelesen. Auch die Charaktere erscheinen auf mich realistisch und machen stellenweise gute Wandlungen durch. Besonders in mein Herz geschlossen habe ich Enzo ♥

Ich kann und will gar nicht viel mehr dazu sagen, da ich nicht ein kleines Zipfelchen spoilern möchte. Ihr müsst dieses Buch einfach selber lesen und wenn euch Geschichten wie Die Tribute von Panem oder Die Bestimmung gefallen haben, werdet ihr diese Geschichte lieben!

Leider endet der erste Teil mit einem sehr bösen Cliffhanger und der nächste Band kommt erst am 11. Oktober 2023 (also in guten 6 Monaten). Wenn ihr eher nicht der Mensch für so etwas seid, dann würde ich euch definitiv raten mit dem Lesen noch zu warten, bis die Dilogie vollständig ist.

Fazit
Du magst Geschichten wie Die Tribute von Panem oder Die Bestimmung? Herzlichen Glückwunsch, du hast eine neue Dilogie für dich gefunden!
Du bist eher nicht der Fan von solchen dystopischen Büchern? Ach dann versuche es doch nochmal hiermit - die Story ist wirklich gut.

Wenn du nach Cliffhangern allerdings keine Geduld hast, auf den nächsten Band zu warten, dann solltest du dieses Buch erst in etwa einem halben Jahr lesen, damit du beide Teile hintereinander lesen und die Geschichte direkt abschließen kannst.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.05.2023

66 Jahre Olga Blum und die deutsche Geschichte - ein wunderbares Buch!

Der Ruf des Eisvogels
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Buchinfo
21 Gramm, so viel wiegt eine Seele, weiß Olga. Ungefähr so viel wie der Eisvogel, in dem die Seele ihrer Mutter fortlebt, ewig und drei Tage. Das zumindest behauptet ihr Großvater, obwohl er Arzt ...

Buchinfo
21 Gramm, so viel wiegt eine Seele, weiß Olga. Ungefähr so viel wie der Eisvogel, in dem die Seele ihrer Mutter fortlebt, ewig und drei Tage. Das zumindest behauptet ihr Großvater, obwohl er Arzt ist und doch eigentlich an Wissenschaft glaubt. Er ist es auch, der Olga die Wunder der Natur erklärt und in ihr die Liebe zur Medizin weckt. Denn der kühle, distanzierte Vater hat kein Verständnis dafür, dass Olga die Welt mit eigenen Augen sieht.
Dann bricht der zweite Weltkrieg in die Idylle der Uckermark ein. Die Achtzehnjährige muss fliehen, und nichts ist mehr, wie es war. Erst fünfzig Jahre später kehrt sie mit Tochter und Enkelin zurück.(Quelle: Amazon)

Anfang
Das Unglück war genauso plötzlich da wie das Glück.
In dem Moment, in dem Olga ihren ersten Schrei tat, um das Leben zu begrüßen, tat Elli Blume ihren letzten, lautlos, das eingefallene Gesicht wie in stummer Anklage zu ihrem Mann gedreht.

Meine Meinung
Olgas Geburtstag am 01. April 1925 ist auch gleichzeitig der Todestag ihrer Mutter, denn Elli Blume stirbt bei der Geburt ihrer Tochter. Otto Blume, Olgas Vater und Ellis Mann, ist nicht ganz unschuldig an der Sache und kann deswegen keine Beziehung zu seiner Tochter aufbauen.

Olga wächst zu einem fröhlichen Kind und Teenager heran, denn sie hat ja ihren Großvater Pa und die Medizin. Gemeinsam mit ihm versorgt sie seine Patienten in Ginsterburg und der Umgebung. Je älter sie wird, umso mehr darf sie assistieren und selbstständig übernehmen, wordurch in ihr der Wunsch heranwächst, ebenfalls Medizin zu studieren und Ärztin zu werden. Doch mit der Machtergreifung durch die Nazis, kommt auch der Zweite Weltkrieg - wenn auch etwas zeitverzögert - in die beschauliche und ländliche Uckermark und alles ändert sich.

Da sie nie viel von ihrer frühen Vergangenheit erzählt hat, aber ihre Tochter Becki und ihre Enkelin Sara gerne mehr wissen wollen, entführen sie Olga 1991 zu einem Geburtstagswochenende von Plön nach Ginsterburg und wissen nicht, was sie damit anrichten...

Wie ihr euch schon ausrechnen könnt, umfasst dieses Buch ziemlich viele Jahre. 66 um genau zu sein. Blickt man auf die deutsche Geschichte zu dieser Zeitspanne, wird deutlich, dass da zeimlich viel passiert ist. Die Machtübernahme der Nazis, der Zweite Weltkrieg, der Bau der Berliner Mauer und deren Fall mit anschließender Wiedervereinigung - um mal die größten Ereignisse zu nennen. Und all diese Dinge erleben wir gemeinsam mit Olga und den Menschen an ihrer Seite.

Anne Prettin ist es gelungen, Olga unter den Augen der Lesenden und mit den Herausforderungen ihrer Zeit realistisch erwachsen werden zu lassen. Ich hatte nie das Gefühl, dass irgendetwas zu konstruiert zusammengeschrieben wurde, nur damit es passt. Es hat einfach immer gepasst und alle Zahnrädchen haben ineinandergegriffen, um die Geschichte lebensecht voran zu bringen. Das beinhaltet aber leider auch, dass in Olgas Leben nicht immer alles reibungslos verlief und ich beim Lesen stellenweise sehr mitgelitten, oder mich geärgert habe. Aber genauso konnte ich mich eben auch mit Olga und ihren Wegbegleiter:innen freuen.

Fazit
Ein Buch, dass nicht nur viel Inhalt, sondern auch eine Menge zu erzählen hat. Zwischen den Buchdeckeln verbirgt sich eine Familiengeschichte, die mich auch nach dem Lesen immer mal wieder beschäftigt hat.

Die nicht chronologischen Sprünge in den verschiedenen Jahrzehnten sind nicht für alle etwas und benötigen durchaus Konzentration beim Lesen, aber ich für meinen Teil war eigentlich nie verwirrt oder hätte mich neu in die Geschichte einfinden müssen.

Ein tolles Buch über Freundschaft, Familiensinn und die Liebe, dass ich allen ans Herz legen möchte, die diese Art der (Familien)Geschichten und Bücher über starke Frauen mögen und zu schätzen wissen!

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 05.01.2023

Sehr humorvoll und so wahr!

Will ich ein Kind?
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Buchinfo
Mit Ende 30 ist Melanie Hughes immer noch unschlüssig, ob sie überhaupt Kinder haben möchte. Ihre biologische Uhr tickt einfach nicht so laut wie bei anderen. Und was spricht nicht alles gegen ...

Buchinfo
Mit Ende 30 ist Melanie Hughes immer noch unschlüssig, ob sie überhaupt Kinder haben möchte. Ihre biologische Uhr tickt einfach nicht so laut wie bei anderen. Und was spricht nicht alles gegen Kinder! Karrierestopp, Rolle des Hausmütterchens, keine Zeit mehr für sich selbst, Überforderung bei der Bewältigung des Alltags mit Kind, Job und Haushalt – attraktiv ist etwas anderes. Da sie sich von dem Gedanken aber auch nicht restlos verabschieden kann, beschließt sie, alles zusammenzutragen, was für und gegen das Kinderkriegen spricht. Wie stark würde sich ihr Leben in Bezug auf Karriere, Partnerschaft, Selbstverwirklichung und Gleichberechtigung verändern? Im Ergebnis spricht weiterhin sehr viel gegen Kinder - aber auch einiges dafür. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Sich von Angst leiten zu lassen, ist keine Lösung, ebenso wenig wie abzuwarten, bis die Natur einem die Entscheidung abnimmt. Am Ende fällt sie eine Entscheidung, mit der sie vorher selbst nicht gerechnet hat … Ein Buch, das Frauen helfen und ermutigen soll, aktiver in die Kinderfrage einzusteigen und eine bewusste Entscheidung zu treffen, mit der man glücklich wird. (Quelle: Amazon)


Anfang
Zwei Turteltäubchen im Restaurant. Der Hauptgang wird serviert und die erste Flasche Wein ist schon fast leer. Der Grund dafür ist weniger unser großer Durst als der eifrige Kellner, der alle zwei Minuten nachzuschenken scheint.

Meine Meinung
Viele Paare (vor allen Dingen aber biologische Frauen) kennen die Situation - irgendwann kommt die Frage nach Kindern auf. Innerhalb der Partnerschaft auch richtig und wichtig, nicht aber, wenn diese Frage von außerhalb kommt. Ich finde da macht es auch keinen Unterschied, ob es sich um Familie, Freunde oder Fremde handelt, außer die, die es direkt betrifft, geht es einfach niemanden etwas an!

Eines Tages, so nahm ich an, würde sich der Kinderwunsch einschleichen wie ein Herpesvirus. Einmal eingefangen, nie wieder weg.
(Position 128-129)

Ich persönlich möchte selbst entscheiden, ob ich mit irgendjemandem über dieses Thema sprechen möchte, oder eben nicht. In allererster Instanz ist es ganz alleine meine Wahl, ob ich Kinder haben möchte oder nicht und als Zweiten, betrifft es meinen Partner - ich bin bei uns immerhin die mit der Gebärmutter ^^ Ich möchte nicht von Hinz und Kunz befragt werden, warum wir denn keine Kinder haben, ob wir denn nicht auch mal welche wollen oder die kluge Belehrung hören, dass es langsam aber sicher knapp wird, so mit über 30.

Naiv, wie ich in meinen Zwanzigern war, dachte ich allerdings, dass Geduld im Umgang mit Kindern im Leben einer Frau vorprogrammiert sei, wie das Einsetzen der Periode. Letztere bekam ich mit dreizehn, auf den Rest warte ich noch.
(Position 162-164)

Was einfach als nette Frage mit ernsthaftem Interesse gemeint sein kann, kann nämlich nicht nur nerven, sondern Menschen auch triggern und ihnen zusetzen. Nicht jeder Mensch und jedes Paar lebt freiwillig kinderlos. Es gibt Menschen, die sich aktiv gegen Kinder entscheiden, aber es gibt eben auch Menschen, die dabei kein Mitspracherecht haben. Vielleicht klappt es einfach nicht, vielleicht haben sie auch schon Fehlgeburten ertragen müssen, oder die ein oder andere Prozedur in der Kinderwunschklinik über sich ergehen lassen und trotzdem kein Erfolg. Durch Fragen nach dem Kinderwunsch können diese Menschen sich unter Druck gesetzt fühlen, oder schmerzhafte Erlebnisse und Diagnosen immer wieder durchleben müssen. Bitte bedenkt das, bevor ihr das nächste Mal jemanden danach fragen möchtet. Seid euch gewiss, wenn die Person mit euch darüber sprechen möchte, macht sie es von ganz alleine.

So, nun aber endlich zum Buch.
Ich kann direkt sagen, dass es sich hierbei nicht um ein Sachbuch und auch nicht um einen Ratgeber handelt. Solltet ihr euch selbst unsicher sein, wie es bei euch mit der Kinderplanung weitergehen soll, werdet ihr hier keine Antwort auf eure Frage finden.

Solltet ihr aber genervt sein, dass im Freundeskreis immer wieder die Frage nach einem Kind aufkommt und das Gefühl haben, das wirklich alle mittlerweile Kinder haben, nur ihr nicht und dass mit euch ja etwas nicht stimmen muss, dann seid ihr hier genau richtig!

Melanie Hughes geht mit sehr viel Humor der Frage auf den Grund, ob es nicht vielleicht völlig normal ist lange Zeit nicht zu wissen, ob und wann man Kinder haben möchte. Sie beleuchtet alle Situationen, in denen sich jede kinderlose Frau mit spätestens 30 schon befunden hat, und liefert indirekt Ideen und Ratschläge, wie man darauf kontern kann, wenn man nicht darüber sprechen möchte.

Vielleicht sollte ich ihnen einfach erzählen, ich sei ohne Geschlechtsorgane geboren worden. Dann hätten sie vielleicht Mitleid.
(Position 216-217)

Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, weil ich mich auch in unglaublich vielen Situationen erkennen konnte, die die Autorin beschrieben hat. Ab einem gewissen Alter und einer gewissen Dauer einer Beziehung wird eben einfach erwartet, dass man doch mal Kinder produziert. Scheinbar gehört das für viele Menschen eben einfach dazu - ansonsten stimmt etwas mit euch oder eurer Beziehung nicht. Ich liebe das ja sehr, wenn Menschen von außen der Meinung sind, dass sie wissen, was ich möchte oder was bei mir nicht ganz rund und richtig läuft!


Fazit
Ein sehr humorvolles Buch, das sicherlich sehr vielen Kinderlosen dort draußen aus der Seele spricht und ihnen deutlich macht, dass sie damit nicht alleine sind.

Ich würde dieses Buch auch gerne den Menschen empfehlen, die bei anderen immer wieder die Frage nach Kindern stellen, damit sie vielleicht endlich verstehen, dass es eben nicht nett gemeint ist und definitiv kein Thema für Smalltalk ist, sondern nur die Personen zu interessieren hat, die direkt davon betroffen sind!

Veröffentlicht am 28.12.2022

Egal ob Kellner oder Gast - dieses Buch ist ein Lacher für jede:n

Are you finished? - No, we are from Norway
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Buchinfo
Wer Menschenkenntnis entwickeln will, sollte Psychologie studieren – oder in der Gastronomie arbeiten. Denn: Die wahren menschlichen Abgründe tun sich dort auf, wo der Mensch isst, trinkt und ...

Buchinfo
Wer Menschenkenntnis entwickeln will, sollte Psychologie studieren – oder in der Gastronomie arbeiten. Denn: Die wahren menschlichen Abgründe tun sich dort auf, wo der Mensch isst, trinkt und am Stammtisch sitzt. Als Sophie Seidel sich als Kellnerin etwas Geld dazuverdienen will, geben ihr die Kollegen keine zwei Wochen. Sie beißt sich durch, stemmt Bierkrüge und vollgeladene Teller und hört nachts zum Abreagieren Metallica. Doch schuld am täglichen Irrsinn sind weder die Kollegen noch der diktatorische Koch: Es sind die Gäste, die Sophie Seidel an den Rand des Wahnsinns treiben … Ein humorvoller Bericht aus dem Leben einer Kellnerin. (Quelle: Amazon)

Anfang
Es it sechzehn Uhr und das Bräufassl ist leer, wie meistens um diese Zeit.

Meine Meinung
Da ich selbst auch schon in der Gastronomie gearbeitet habe und diese armen Schweine von Servierer:innen (man kann es manchmal einfach nicht anders sagen) meine vollste Sympathie verdient haben, musste ich dieses Buch einfach lesen.

Alle,die länger als eine Woche in der Gastronomie tätig waren, könnten selbst Bücher über dieses Thema verfassen. In der ein oder anderen angesprochenen Geschichte habe ich mich direkt wiedergefunden.

Sophie Seidel berichtet herrlich ehrlich und erfrischend komisch aus ihrer Zeit im Bräufassl (den Namen hat sie geändert) mitten in der Münchner Innenstadt.

Wer Menschenkenntnis entwickeln möchte, sollte entweder Psychologie studieren oder in die Gastronomie gehen.
(Seite 12)

Jedes Kapitel befasst sich mit einer anderen Kategorie, in der die Erlebnisse passend gesammelt und aufgeschrieben wurden. Über jedem Kapitel befindet sich ein kleines Zitat, ein Dialog oder ein Ereignis, über das man den Kopf schütteln oder lachen kann.
So steht über dem Kapitel "Vorhang auf - Unsere tägliche Freakshow" zum Beispiel:

Zwei Frauen kommen zur Tür herein. Eine der beiden fragt: "Haben Sie noch freie Plätze für zwei schöne Menschen?"
Kollegin: "Freilich. Wann kommen die denn?"
(Seite 30)

Nach jedem Kapitel befindet sich eine Top-Five, immer passend zu dem eben Gelesenen. So findet man nach dem Kapitel "Wirt unser, der du bist in München" die Top Five der Gastronomen-Welt.

Dame (Gast) regt sich künstlich über eine Lappalie auf und ruft: "Ich setze nie wieder einen Fuß in dieses Lokal!"
Wirt ganz lässig: "Ehrlich? Versprechen S' mir des?"
Bei so manchem Gast hofft der Wirt inständig, er würde seine Drohung wahr machen.
(Seite 175)

Ich muss an Leni denken, die mal gesagt hat: "Auf meinem Grabstein wird mal stehen: >Ham S' Brezen g'habt?<"
(Seite 262)

Doch die Autorin berichtet nicht nur von irrwitzigen oder lustigen Momenten, sondern auch von traurigen. Die ältere Dame, die mit einem Foto ihres verstorbenen Mannes ihre Goldhochzeit im Bräufassl verbringt, hat mich schwer schlucken lassen.

Interessant sind auch die Abschnitte über die einzelnen Nationen - wer die Augen offen hält, kann die Unterschiede tatsächlich selbst erkennen, wenn er Essen geht.

Da wir uns mitten in Bayern befinden, kommt man um den ein oder anderen bayrischen Satz nicht rum - was das Ganze aber noch etwas sympathischer macht.
Am Ende befindet sich ein Glossar, das einige Worte erklärt. Jetzt weiß auch ich, dass mit "Schmier" die Polizei gemeint ist und ein "Stamperl" ein Schapsglas bezeichnet. So hat eben jede Region ihre eigenen Worte und Bezeichnungen. Ich bin mir nicht sicher ob Sophie Seidel weiß, was "es Gerippte" ist und ob sie den Unterschied zwischen einfachem Harzer und Handkäs' mit Musik kennt.

Durch die nicht zu langen Kapitel und die locker-leichte Schreibweise kommt man zügig voran und das Buch liest sich wie von selbst.

Fazit
Egal ob man selbst schon in der Gastronomie tätig ist oder nicht, dieses Buch ist ein Lacher für jede:n!

Diese Menschen leben größtenteils vom Trinkgeld - um 20 Cent aufzurunden ist weder großzügig noch ausreichend! Bitte denkt das nächste Mal daran und gönnt eurem Kellner / eurer Kellnerin etwas mehr. Und bitte, bitte habt Verständnis für diese Leute - auch sie sind alles nur Menschen!