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Veröffentlicht am 04.04.2018

Leider eher seichter Krimi als spannender Psychothriller

In der Tiefe
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Buchinfo
Ihr Name war Zena. Tom macht kein Geheimnis aus seiner großen Liebe zu dieser Frau und hat Carmen alles erzählt. Wie er sich Hals über Kopf in Zena verliebte, wie er mit ihr das Ferienhaus am ...

Buchinfo
Ihr Name war Zena. Tom macht kein Geheimnis aus seiner großen Liebe zu dieser Frau und hat Carmen alles erzählt. Wie er sich Hals über Kopf in Zena verliebte, wie er mit ihr das Ferienhaus am Strand kaufte. Und wie sie eines Nachmittags im Meer schwimmen ging und nie mehr zurückkehrte. Doch Zena ist Toms Vergangenheit, Carmen seine Zukunft. Davon ist Carmen überzeugt. Bis sie erfährt, dass er ihr ein entscheidendes Detail verschwiegen hat: Die Polizei hielt Zenas Tod für einen Mord – und verdächtigte Tom. Ist ihr Mann ein Mörder? (Quelle: Verlag)

Anfang
Paula hatte alle Lampen in der Küche eingeschaltet. Es war Ende Mai, aber düster, kalt und regnerisch – mieses Wetter, sogar für England. Sie hätte nichts dagegen gehabt, den ganzen Tag zu Hause zu verbringen, doch der Hund wurde langsam unruhig und musste ausgeführt werden.

Meine Meinung
Es gibt ja (gefühlt) unendlich viele Genre und Subgenre, weswegen ich zwischendurch immer mal wieder die Definitionen nachschlage. Das habe ich nun auch endlich mal für den Psychothriller getan, da ich öfter Bücher dieses Genres in der Hand hatte, die für mich persönlich nicht so viel Thriller beinhaltet haben. So auch bei diesem Buch.

Eine gute Beschreibung habe ich in dem Filmlexikon der Uni Kiel gefunden. Dort heißt es:

"Ziel des Psychothrillers ist die Spannungserzeugung, die weniger auf einem Rätsel beruht, sondern vielmehr die Zuschauer Anteil an der Angst und an der Empfindung der Bedrohung durch die Figuren der Handlung nehmen lässt. Dabei wird gerne mit der Erwartungshaltung der Zuschauer gespielt, sie werden irritiert, erschreckt, in die Irre geleitet, an die Wahrnehmung und Situation eines Protagonisten angebunden, auf jeden Fall emotional und kognitiv involviert."

Ein Psychothriller soll also Spannung erzeugen. Diese Spannung beruht aber nicht auf einem Rätsel, sondern auf der Empathie mit den Figuren...Ich empfand die Geschichte in diesem Buch jetzt nicht als unbedingt unspannend, aber es war auch für mich kein Pageturner. Sicher, die ein oder andere Stelle war durchaus aufregend genug, dass ich dann doch noch eine Seite mehr als geplant gelesen habe - aber dieses Gefühl konnte nicht aufrecht erhalten werden und flaute immer wieder ab.

Die Protagonistin Carmen war mir leider nicht sonderlich sympathisch und viele ihrer Gedanken für mich absolut fern. Diese dauerhafte, ja schon krankhafte Eifersucht und das fehlende Vertrauen zu ihrem Mann, sind keine Gefühle und Empfindungen, die ich mit ihr teilen kann. Manch einem mag es vielleicht anders gehen und dann kann man dieses Verhalten verstehen oder nachvollziehen. Ich aber konnte es absolut nicht. Das meiste war so aus der Luft gegriffen und herbei konstruiert, stellenweise schon unverschämt, dass ich oft nur mit dem Kopf schütteln konnte.

Vieles in dieser Geschichte war vorhersehbar oder zumindest konnte man erahnen, wohin die Reise gehen wird. Ich wurde also nicht wirklich "irritiert, erschreckt, in die Irre geleitet, an die Wahrnehmung und Situation eines Protagonisten angebunden". Einzig die Aufklärung hat mir einen "Ach was"-Moment bescheren können, aber das reicht für mich einfach nicht, wenn der Rest des Buches mehr oder weniger dahin geplätschert ist.

Das war zu viel. Innerlich brodelte es in Carmen. Wie konnte er nur! Er hatte also den ersten Schritt getan! Das hatte er ihr nicht erzählt. (Seite 113)

Weiter heißt es in der Definition der Uni Kiel:

"Im Psychothriller wird häufig der Einbruch des Bedrohlichen in ein normales Leben zelebriert. Sehr oft sind die Helden von Psychothrillern Frauen, was die Handlungsohnmacht, aus der sich der Held oder die Heldin im Verlauf der Geschichte befreien muss, nur unterstreicht. Die dominierende Perspektive der Erzählung ist die von Opfern, von wehrlosen Beteiligten, von Figuren, die ohne genaueres Wissen zum Ziel einer oft mörderischen Intrige werden. Ihre Wahrnehmung des Geschehens entlässt die relevanten Thrill-Impulse, die Konsequenz, mit der Spannung aus der Perspektive einzelner Figuren induziert wird, unterscheidet den Psychothriller von anderen Spannungsgenres. Dabei geht die Bedrohung für die Protagonisten meist von ihnen nahestehenden Personen (Partnern, Kindern, Eltern, Freunden, Babysittern usw.) aus, die sich als Psychopathen entpuppen. Der Psychothriller dramatisiert darum fast immer eine paranoide Grundkonstellation."

Wenn man erfährt, dass der eigentlich so liebevolle Ehemann Mörder seiner ehemaligen Partnerin sein soll, ist das durchaus etwas, was man als Einbruch in ein normales Leben beschreiben kann. Hier an diesem Punkt ist das Genre also absolut erfüllt worden. Auch handelt es sich bei der Hauptperson um eine Frau - Heldin würde ich sie allerdings nicht nennen.

Da es um ihren Ehemann geht, wurde auch die nahestehende Person als Bedrohung erfüllt und sowohl die krankhafte Eifersucht, als auch das "Unvertrauen" in Tom, kann durchaus als paranoid empfunden werden. Zumindest ging es mir so.

Somit hat dieses Buch die Definition eines Psychothrillers erfüllen können (sofern die Spannung einen Leser mehr mitreißt als mich) und war für mich trotzdem eher ein seichter Krimi über eine paranoide Frau, die sich in Dinge reinzusteigern scheint, die nicht begründet werden können.

Der Schreibstil ermöglicht ein gutes und schnelles Vorankommen, kann aber die Kritikpunkte weder abschwächen noch ausgleichen.

Fazit
Auch wenn alle Punkte der Definition eines Psychothrillers erfüllt wurden, war dieses Buch für mich ein Flop. Aus der Grundidee hätte viel mehr gemacht werden können, doch mangelnde Spannung und eine unsympathische, paranoide Protagonistin waren einfach nicht mein Fall.

Für Freunde von leichten Krimis sicher nicht uninteressant, aber für wirkliche (Psycho)Thriller-Fans einfach viel zu wenig und zu schwach.

Veröffentlicht am 03.04.2018

Konnte mich emotional leider nicht erreichen

Die Welt ist ein schöner Ort
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Buchinfo
Am Silvesterabend des Jahres 2013 wird die 29-jährige Brittany Maynard wegen unerträglicher Kopfschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Kurz darauf erfährt sie, dass ein Hirntumor in ihrem Kopf ...

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Am Silvesterabend des Jahres 2013 wird die 29-jährige Brittany Maynard wegen unerträglicher Kopfschmerzen ins Krankenhaus eingeliefert. Kurz darauf erfährt sie, dass ein Hirntumor in ihrem Kopf wütet und sie nur noch wenige Monate zu leben hat. Für Brittany steht fest: Sie wird nicht warten, bis der Tumor sie ihres Wesens beraubt und ihr ein qualvolles Ende bereitet. Sie ist entschlossen, gegen das bestehende Gesetz in Kalifornien den Zeitpunkt ihres Todes selbst zu bestimmen. Es beginnt ein zäher Kampf, doch sie findet einen Weg: Elf Monate nach der Diagnose nimmt sie ein tödliches Medikament zu sich und stirbt in Oregon, umringt von Familie und Freunden. In ihrem Buch erzählt Brittanys Mutter von dem unglaublichen Mut ihrer Tochter – und von ihrem beispiellosen Einsatz für einen würdevollen Tod. (Quelle: Verlag)

Anfang
Der erste Schritt aus der Welt, in der ich früher gelebt habe, glich eher einem heftigen Schubs. Ich konnte nicht erst vorsichtig die Zehen aus der Tür strecken. Ich wurde brutal in ein neues Leben gestoßen.

Meine Meinung
Zu mir sagte mal jemand: "Mein Güte, Franzy...du bist ja nicht nah am Wasser gebaut, sondern mittendrin!" - und derjenige hatte recht. Ich bin ein überaus emotionaler Mensch und manchmal vielleicht auch etwas zu sehr. Es gibt immer wieder Momente in meinem Leben, in denen ich mich selbst "quälen" muss und einen Film schaue, bei dem ich mir so richtig die Augen aus dem Kopf weinen kann oder auch eben mal ein Buch lese, bei dem Heulanfälle vorprogrammiert sind.

Die bewegende Geschichte einer jungen Frau, die für ihr selbstbestimmtes Sterben kämpfte (Quelle: Schutzumschlag) - schon bei der Beschreibung hatte ich einen Kloß im Hals. Auch wir hatten so einen Fall in der Familie, bei dem nicht gewartet werden wollte, bis der Tumor im Kopf dem Körper und Geist ein Ende setzt. Doch in Deutschland gibt es keine aktive Sterbehilfe. In diesen Fällen - so auch bei dem in unserer Familie - bleibt nur der Freitod auf die eigene Art und Weise, der niemals so "angenehm" ist, wie die von Ärzten begleitete Sterbehilfe.

Mit meiner Überemotionalität und dieser Familiengeschichte im Gepäck, machte ich mich auf den Weg in dieses Buch. Nach den ersten 55 Seiten dachte ich auch tatsächlich, dass dieses Buch sicher mein Untergang wird und ich ewig dafür brauche, da ich es wohl nur in kleinen Häppchen lesen können würde...doch es kam alles ganz anders und ich blieb nach dem Beenden etwas ratlos und zwiegespalten zurück.

"Es tut mir leid, Momma", flüsterte sie. "Ich werde nicht für dich sorgen können, wenn du alt bist, so wie du für Grandpa sorgst." Tränen traten ihr in die Augen und liefen über ihr Gesicht. "So lange werde ich nicht leben." (Seite 27)

Das Buch beginnt mit dem Moment vor der Diagnose. Brittanys Mann ruft seine Schwiegermutter aus dem Krankenwagen heraus an und teilt ihr mit, dass sie mit schweren Kopfschmerzen in die Klinik eingeliefert wird. Kurze Zeit später erfährt die Familie, dass seit etwa zehn Jahren ein Tumor in Brittanys Kopf heranwächst, der inoperabel zu sein scheint. Sie lässt einige Tests und auch kleinere Operationen über sich ergehen, hat aber eigentlich schon längst für sich beschlossen, dass sie nach Oregon ziehen will, um dort von der Sterbehilfe Gebrauch zu machen.

Was ich absolut verstehen kann, ist für ihre Mutter weder nachvollziehbar, noch akzeptabel. Und auch das kann ich verstehen. Es ist absolut unnatürlich und eigentlich nicht von Mutter Natur geplant, dass Eltern ihre Kinder beerdigen müssen. Aber manchmal kann man es nicht ändern. So wie in Brittanys Fall. Zwar sagt ihre Mutter, dass sie es verstehen kann, aber beweist das gesamte Buch über immer wieder das Gegenteil.

Brittanys Reaktion - Wut über die Diagnose und Angst vor der Zukunft - war absolut verständlich, aber ich begriff einfach nicht, warum sie direkt zur Akzeptanz übergegangen war. Was war mit den anderen Phasen der Trauer, dem Leugnen und Verhandeln? Ich wollte kämpfen. Ich wollte Hoffnung. Ich wollte ein Wunder. (Seite 79)

Mit diesem Zitat, kommt auch einer meiner "Kritikpunkte". Ich finde es immer schwer Biographien zu bewerten und zu kritisieren - immerhin geht es hier um ein Leben oder einen Abschnitt daraus und nicht um mangelnde Fantasie oder unlogische Verhaltensweisen des Protagonisten - weswegen ich das Wort in Anführungszeichen gesetzt habe.

Ich hatte das gesamte Buch über das Gefühl, dass es Deborah Ziegler nicht immer nur um ihre Tochter geht. Oftmals empfand ich manche Handlungen, Überlegungen oder Dialoge als ziemlich egoistisch. Da war der erste Gedanke dann nicht, dass Brittany weiterleben soll um zu leben, sondern damit ihre Mutter nicht auf sie verzichten muss. Und das finde ich einfach grundlegend falsch. Dass man versucht alles möglich zu machen und nach jedem Strohhalm zu greifen, auch wenn er noch so winzig und brüchig ist, kann ich wirklich nachvollziehen. Sicherlich würde es mir in dieser Situation nicht anders gehen. Aber wenn ein erwachsener Mensch für sich entschieden hat, dass er nicht warten will, bis das Hirn vom Krebs zerfressen ist, sich sein Wesen verändert und so Dinge wie das Halten von Ausscheidungen unmöglich wird, dann muss man das einfach akzeptieren! Deborah Ziegler hat ihrer Tochter das Leben geschenkt, aber Brittany muss selbst entscheiden, ob sie es weiterleben will oder nicht.

Die Kapitel wechseln immer zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit. So erfährt man viel über Britt als Kind und Teenager und die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Meiner Meinung nach, ist diese an vielen Stellen der Vergangenheit einfach absolut nicht gesund gewesen. Ich verurteile Deborah Ziegler nicht dafür - das soll und muss jeder so handhaben, wie er es für richtig empfindet - aber das hilft vielleicht bei der Erklärung, warum ich vieles kritisch betrachte, was sie und Britt betrifft. Das Band zwischen Elternteil und Kind ist oftmals stärker, wenn es sich um ein Einzelkind handelt, dass nur von einem Elternteil erzogen wird. Das war bei mir nicht anders, weswegen ich ein sehr gutes und inniges Verhältnis zu meiner Mutter habe. Allerdings war das bei uns nie so...ich weiß nicht mal genau welches Wort ich dafür nutzen soll...komisch? Absurd? Krankhaft?

Als Brittany darüber sprach, in Oregon zu sterben, überlegte ich sofort, ob es für mich eine Möglichkeit gab, sie zu begleiten - und ich meine nicht nach Oregon. (Seite 99)

Ich bekam in einigen Kapiteln aus der Gegenwart das Gefühl, dass es Brittany auch öfter mal zu viel wurde. Nachdem sie sich mit ihrem Tod abgefunden hatte und ihre Mutter immer wieder mit neuen Ideen und Lösungsansätzen auftrumpfte, ihr andauernd sagte, dass sie die Hoffnung nicht aufgeben solle und von Britts Plan in Oregon nichts hören wollte, wundert es mich wirklich, dass sie nicht irgendwann einfach explodiert ist - ich an ihrer Stelle wäre es vermutlich.

In den Kapiteln über die Vergangenheit beschreibt Deborah Ziegler auch, dass sie mehr als einmal darauf hingewiesen wurde, dass das Verhältnis der beiden und ihre extremen Helikoptermutter-Eigenschaften weder normal, noch gut für den jeweils anderen seien - doch verinnerlicht hatte sie es scheinbar nie. Selbst wenn ihre Tochter es ihr sagte, kam es nicht bei ihr an.

Was mir persönlich auch nicht gefallen hat, ist Brittanys Art an vielen Stellen. Ich kann nun nicht beurteilen, ob sie wirklich so gewesen ist, oder ob ihre Mutter sie vielleicht falsch beschrieben hat, aber besonders in den Kapiteln aus der Vergangenheit als Teenager, kommt Brittany nicht gut weg. Sie ist zickig, ungerecht, egoistisch und nur auf ihren eigenen Vorteil aus - und das, für mein Empfinden, weit über das normale Pubertätsding hinaus. Ihre Mutter lässt sich eigentlich alles gefallen und sagt auch noch nett danke dafür. Mit diesen Beschreibungen hat Deborah Ziegler weder sich selbst, noch ihrer Tochter einen Dienst erwiesen.

Mit sechzehn gelang es Britt, mir ein Auto abzuschwatzen. In diesem Punkt hätte ich wirklich hart bleiben müssen, aber ein Nein hätte Krieg bedeutet. Mit dem Auto fing der Ärger erst richtig an. (Seite 160)

Fazit
Ein Buch, das mich leider nicht erreichen und berühren konnte. Im einen Moment viel zu sachlich und im nächsten zu kitschig und gezwungen emotional, traf mich die Geschichte nicht so wie erwartet. Oft bekam ich das Gefühl, dass Deborah Ziegler aus Egoismus wollte, das ihre Tochter überlebt und sie sie nicht gehen lassen muss, während mir Brittany absolut gefestigt, klar und mutig erschien.

Hier ist eine Mutter, die ihre Tochter vegöttert hat (vielleicht manchmal etwas zu sehr) und anderen mit ihrer gemeinsamen Geschichte helfen und Mut machen will. Und das klappt, wie ich in anderen Rezensionen lesen konnte. Nur mich hat es leider eher "kalt gelassen" und nicht mitgenommen. Deswegen würde ich weder vom Kauf abraten, noch es uneingeschränkt empfehlen wollen.

Veröffentlicht am 15.02.2018

Ich habe dieses Buch zum ersten, aber garantiert nicht zum letzten Mal gelesen!

Die Prinzen
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Buchinfo
Eigentlich ist der Kriegerprinz Damen der rechtmäßige Erbe von Akielos, doch dann gerät er in Gefangenschaft und wird in die Sklaverei verkauft – ausgerechnet an Laurent, den Kronprinzen des verfeindeten ...

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Eigentlich ist der Kriegerprinz Damen der rechtmäßige Erbe von Akielos, doch dann gerät er in Gefangenschaft und wird in die Sklaverei verkauft – ausgerechnet an Laurent, den Kronprinzen des verfeindeten Königreiches Vere. Laurent ist eitel, arrogant und grausam, und er steht für alles, was Damen hasst. Doch noch während er Fluchtpläne schmiedet, lernt Damen Laurent besser kennen, und schon bald weiß er nicht mehr, was wichtiger für ihn ist: seinen eigenen Thron zurückzugewinnen oder Laurents scheinbar so eiskaltes Herz zu erobern... (Quelle: Verlag)

Anfang
"Es heißt, Euer Prinz habe einen eigenen Harem", sagte Lady Jokaste. "Ein traditionsbewusster Mann wie er wird an den Sklaven gewiss seine Freude haben. Doch ich habe Adrastus noch etwas ganz Besonderes vorbereiten lassen – ein persönliches Geschenk des Königs an Euren Prinzen. Einen Rohdiamanten, wenn Ihr so wollt."

Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass ich bei diesem Buch gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Soll ich damit beginnen über die tolle Geschichte zu sprechen? Oder über Laurent und Damen? Soll ich euch sagen, dass ich heulen könnte, dass es vorbei ist? Oder, dass ich bedaure, dass ich dieses Buch zwar nochmal lesen kann, aber nie wieder zum ersten Mal?

"Wem soll ich danken?", stieß Damen mühevoll hervor, dabei kannte er die Antwort. Er kannte sie längst.
"Damianos, dem toten Prinzen von Akielos", sagte Laurent. "Dem Mörder meines Bruders." (Seite 73)

Da dies ein Sammelband ist, in dem sich die komplette Trilogie befindet, könnte ich nun wahnsinnig viel zur Geschichte sagen. Da ich aber weder spoilern, noch die Spannung rauben will, möchte ich auf keinen Fall zu viel verraten.

Bei Damen handelt es sich um Damianos, den Kronprinzen von Akielos, bei Laurent um den Kronprinzen von Vere. Beide Männer sind also dazu bestimmt, der nächste König über ihr Land zu sein. Doch durch eine List seines Bruders, wird Damen für tot gehalten und als Sklave an Laurent übergeben. Dieser weiß nicht wen er vor sich hat - was auch absolut von Vorteil ist. Denn Damen hat Laurents großen Bruder auf dem Schlachtfeld getötet, was in der momentanen Situation sein eigenes Todesurteil wäre.

In beiden Königreichen werden Sklaven oder Günstlinge vom selben Geschlecht gehalten, um sich sexuell zu vergnügen. Das hat den Vorteil, dass keine unehelichen Kinder entstehen können, die Erbfolgen oder das weitere Leben verkomplizieren würden. Damen ist allerdings mehr den Frauen zugeneigt, über Laurent kursieren die Gerüchte, dass er eine Jungfrau sei und sich aus keinem Geschlecht etwas mache. Doch das ändrt sich, als Damen sein Sklave wird. Plötzlich tuscheln alle hinter vorgehaltener Hand, dass Laurent sein Bett mit dem Feind teile und auch seine Handlungen dadurch beeinflusst werden würden.
Damen allerdings hat ganz andere Sorgen. Er möchte seinen Herren nicht durch die Laken ziehen, sondern nur frei gelassen werden und nach Hause reisen um seinen Platz auf dem Thron einzunehmen. Zumindest ist das für die erste Zeit sein Plan...

"Manchmal ficke ich Männer", sagte Damen.
"Wenn keine Frauen zur Hand sind?"
"Wenn ich will."
"Hätte ich das gewusst, ich wäre nachts neben dir im Zelt mehr auf der Hut gewesen."
"Ihr habt es gewusst", sagte Damen nur. (Seite 469)

Ich bin mittlerweile richtiger Fan vom Genre der Gayromance. Ich finde diese Liebesgeschichten oftmals viel schöner und einfühlsamer geschrieben, als die Hetero-Liebesschnulzen. Diese sind meist voller Klischees und Situationen, die so im realen Leben eher nicht passieren würden. Doch auch diese Geschichten werden gelesen und ich freue mich für jeden, der Spaß daran hat. Ich habe dafür mehr Spaß daran über die Liebe unter Männern zu lesen.
Doch kann man bei diesem Buch von Gayromance sprechen? Von mir gibt es dafür ein ganz klares Jein. Es gibt unzählige Stellen, bei denen sich der Herzschlag beschleunigt und man denkt: 'Ja! Jetzt endlich! Das wird aber auch Zeit!' - und es kommt doch anders als gedacht. Ich hätte oft gern in die Seiten gegriffen und einen der beiden mal kräftig geschüttelt. Stellenweise kann und will man das nicht mehr mit ansehen. Ob sie zueinander finden oder doch wieder alles anders kommt, möchte ich hier nicht verraten. Wer allerdings auf eine kitschige Liebesgeschichte mit viel Sex hofft, dem kann ich definitiv von diesem Buch abraten...denn genau das ist diese Geschichte nicht.

Laurent schloss die Tür hinter sich und trat ein paar Schritte in den Raum. Auch er musste versuchen, irgendwie damit umzugehen. Er versuchte, sich zu sammeln.
"Ich bin nicht hier, um...", begann er und brach ab. "Ich bin einfach nur hier." (Seite 724)

Sicherlich wird sich der ein oder andere nun fragen, ob 855 Seiten nicht irgendwann langweilig werden. Besonders, wenn die Geschichte nicht mit erotischen Szenen gespickt ist. Ich habe eine Rezension gelesen, bei der jemand von Längen und Langeweile sprach, weswegen das Buch dann abgebrochen wurde. Natürlich hat jeder einen anderen Geschmack und was mir gefällt, muss nicht dein Ding sein...aber ich kann das gar nicht verstehen.
Man muss sich einfach bewusst machen, dass dies kein Liebesroman ist, sondern es um Intrigen (viele, viele, sehr viele Intrigen), Beherrschung, Unterwerfung und Loyalität geht. Alles was in diesem Buch mit Liebe und Sex zu tun hat, ist mehr als spärlich gesät. Nicht nur was Laurent und Damen betrifft, sondern ganz allgemein bei allen Charakteren.

Mir hat die Idee und auch die Umsetzung wahnsinnig gut gefallen, weswegen dieses Buch auch absolut zu meinen Lieblingen gehört und definitiv nochmal (oder auch öfter) gelesen wird!

Fazit
Ein Buch, das nicht klischeebeladen ein Liebes- oder Sexding nach dem anderen "abarbeitet", sondern mit einer Story voller Intrigen und Betrügereien punkten kann. Die Spannung wird kontinuierlich oben gehalten und auch wenn man am Anfang gar nicht verstehen kann, warum die eine oder andere Person so handelt, ergibt das große Ganze zum Schluss immer Sinn.

Ich konnte gar nicht genug von Laurent und Damen bekommen, weswegen ich das Buch zwar zum ersten, aber garantiert nicht zum letzten Mal gelesen habe!

Veröffentlicht am 04.02.2018

Hochgradig wundervolles Buch!

Hochgradig unlogisches Verhalten
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Solomon muss nie aus dem Haus. Er hat zu essen. Er kann von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Schulaufgaben macht er online, mit ungekämmten Haaren und im Schlafanzug. Ernsthafte Probleme ...

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Solomon muss nie aus dem Haus. Er hat zu essen. Er kann von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Schulaufgaben macht er online, mit ungekämmten Haaren und im Schlafanzug. Ernsthafte Probleme hat er eigentlich nicht. Und er hat auch keine schwere Krankheit. Er ist bloß ein neurotisches Vorstadtkind, das da draußen Panikattacken erleidet. Als seine ehemalige Mitschülerin Lisa für einen Psychologie-Aufsatz ein Studienobjekt benötigt, drängelt sie sich in sein Leben. Gemeinsam mit ihrem Freund Clark werden sie zu einem eingeschworenen Trio. Solomon lernt, was Freundschaft ist, und stellt fest, die Welt ist voller guter Gründe, sich aus dem Versteck zu wagen. (Quelle: Verlag)

Anfang
Solomon musste sowieso nie aus dem Haus gehen. Er hatte zu essen. Er hatte zu trinken. Er konnte von seinem Fenster die Berge sehen, und seine Eltern waren immer so beschäftigt, dass er das Haus fast ganz für sich allein hatte.

Meine Meinung
Solomon Reed hat an seinem sechzehnten Geburtstag seit genau drei Jahren, zwei Monaten und einem Tag das Haus nicht mehr verlassen. Er ist nicht bis zum Briefkasten und hat auch keinen Fuß mehr in den Garten gesetzt. Seine komplette Welt ist seit über drei Jahren das Haus und die Garage, die er im Star Trek-Stil mit schwarzer Farbe und gelbem Klebeband in ein Holodeck verwandelt hat. Und im Gegensatz zu seinen Eltern und seiner Großmutter hat Solomon auch absolut kein Problem damit. Angefangen hat dies mit Panikattacken, die ihn begleiten, seit er elf Jahre alt ist. Gegipfelt ist alles in eine Aktion, die in der ganzen Stadt noch immer in den Köpfen der Bewohner verankert ist. Solomon zog sich während einer Attacke mitten in der Schule aus und legte sich in einen Brunnen, da das Wasser ihn beruhigte. Seit diesem Tag hat ihn niemand mehr gesehen.

Lisa Praytor war damals dabei und hat Solomon im Brunnen liegen sehen. Sie möchte Psychologie studieren und soll für die Aufnahme an ein College einen Aufsatz schreiben, der ihre Erfahrungen mit psychisch Erkrankten beinhaltet. Während sie allen erzählt, dass sie über ihren Cousin schreiben will, der sich in einer Klinik befindet, schmiedet sie den heimlichen Plan Kontakt zu Solomon Reed aufzunehmen, sich mit ihm anzufreunden und dann über ihn zu schreiben.

Doch kann es gut gehen, wenn man einen Menschen zu seinem eigenen Vorteil nutzt?

Sie musste Solomon finden, einen Draht zu ihm bekommen und ihn wieder gesund machen. Dann würde sie alles in ihrem College-Aufsatz verarbeiten und wäre auf dem besten Weg, bald zu den größten Psychologen des 21.Jahrhunderts zu zählen. (Seite 26)

Ich habe etwas gegen "Rezensionen", die lediglich eine Inhaltsangabe sind und den Leser komplett spoilern. Wer diese Niederschriften liest, kann sich das Buch dann auch sparen und die Vorfreude und Spannung sind dahin. Solch eine "Rezension" habe ich gelesen - glücklicherweise erst, nachdem ich das Buch gelesen habe. Das ist auch ein Grund, warum ich Rezensionen für gewöhnlich erst lese, wenn ich ein Buch beendet habe. Viele verraten einfach viel zu viel und kennzeichnen die Spoiler nicht, so dass man gar keine Chance hat sie zu umgehen.

Genau aus diesem Grund, möchte ich persönlich auch nicht weiter auf die Geschichte eingehen, sondern mich nur noch darauf konzentrieren wie mir das Buch gefallen hat.

"Aber warum ausgerechnet mich? Ich meine, warum will sie mit mir befreundet sein?"
"Sieh dich an. Wenn ich nicht schon mit einem Bein im Grab stehen würde, wäre ich aber so was von mit dir befreundet."
"Du bist doch mit mir befreundet, Grandma."
"Ja da kannst du mal sehen." (Seite 45)

Könnte ich mir vorstellen drei Jahre das Haus nicht zu verlassen? Nein, eigentlich nicht. Ich bin zwar mehr so der "Drinni" und muss nicht ständig draußen rumturnen, gehöre auch zu den Menschen, die lieber online shoppen als stundenlang durch die Läden zu hechten, aber die wärmende Sonne auf dem Gesicht nicht spüren zu können, nicht das Knacken des Schnees zu hören, wenn man drüber läuft oder auch kein Herbstwind mehr, der das Haar zerzaust - ich würde das ziemlich vermissen.
Generell ist es vermutlich auch gar nicht zu verstehen, wie jemand über Jahre zu Hause bleiben kann, wenn man selbst nicht betroffen ist. Wenn ich drin bleibe und das Haus nicht verlasse, dann passiert das, weil ich mich aktiv dafür entscheide. Aber Menschen wie Solomon haben diese Möglichkeit nicht. Sie werden von ihrem eigenen Geist dazu verdammt dies zu tun - ob sie wollen oder nicht.

Whaley beschreibt Solomons Leben mit Witz, Leichtigkeit und Humor, was ich so nicht erwartet hätte. Ich hatte mich darauf eingestellt die Geschichte über jemanden zu lesen, der absolut introvertiert und psychisch labil in seinem dunklen Zimmer sitzt und niemanden an sich heranlässt. Doch so ist Sol nicht. Er ist ziemlich witzig, stellenweise recht zynisch und sarkastisch, erstaunlich offen und ein wirklich guter Freund, wenn man ihm die Chance dazu gibt.

"Du bist ziemlich anders, als ich erwartet hätte, Solomon Reed."
"Ich hoffe, das ist positiv gemeint."
"Absolut." (Seite 61)

Mir persönlich hat das Buch wahnsinnig gut gefallen und ich kann mir vorstellen, dass diese Geschichte eine sehr gute Möglichkeit ist, um junge Menschen an Themen wie Angststörungen und Panikattacken heranzuführen.
Sicherlich ist die Geschichte um Solomon ein wenig "geschönt" und auch der Krankheitsverlauf im Normalfall ein etwas anderer, aber hierbei handelt es sich um einen guten Einstieg in die Materie.

Fazit
John Corey Whaley nimmt den (jungen) Leser mit auf die Reise von Solomon, Lisa und Clark und führt durch alle Emotionen, die das Alter Heranwachsender zu bieten hat. Gewürtzt mit einer Prise Warmherzigkeit, Einfühlungsvermögen und einer witzigen Großmutter, wird diese Geschichte zu etwas ganz Besonderem und hebt sich ganz klar von anderen Jugendbüchern ab.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung, die sich nicht nur an die junge Leserschaft richtet!

Veröffentlicht am 04.01.2018

Ein wunderbar-schreckliches Buch!

Unsere verlorenen Herzen
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Kann es mehr als eine große Liebe geben?

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: ...

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Kann es mehr als eine große Liebe geben?

Der 17-jährige Henry war noch nie verliebt. Kein Herzklopfen, keine Schlaflosigkeit, keine großen Gefühle. Bis seine neue Mitschülerin Grace vor ihm steht: in schlabbrige Jungsklamotten gehüllt, mit einem kaputten Bein und einer kaputten Seele. Ihre Zerbrechlichkeit macht sie in Henrys Augen nur noch schöner. Aber Grace lässt Henry kaum an sich heran – bis sie ihn eines Tages völlig unvermittelt küsst. Henry wagt es, zu hoffen. Doch irgendein ungreifbares Geheimnis scheint zwischen ihnen zu stehen... (Quelle: Verlag)

Anfang
Ich habe mir den Moment, in dem man zum ersten Mal seine große Liebe trifft, immer wie eine Filmszene vorgestellt. Vielleicht nicht ganz wie im Film, mit Slow Motion, im Wind wehenden Haaren, anschwellenden Instrumentalklängen und so weiter. Aber zumindest würde er irgendwie besonders sein.

Meine Meinung
Eines Tages kam dieses Buch bei mir an. Ich fragte nicht danach, sondern der Verlag sendete es mir einfach so zu. Ich war eine "Auserwählte", wie ich bei Instagram herausfand, die diese Überraschung erhielt. Ins Auge gesprungen war mir das Buch bereits, aber ich hätte es mir wohl nicht besorgt. Zu viel "Angst" hatte ich, eine von diesen typischen Highschool-Teenager-first love-but 4 ever and ever-Geschichten zu bekommen. Als es mir dann zugeschickt wurde, las ich es. Einem geschenkten Gaul...und so weiter ^^ Was soll ich sagen...ich bin wahnsinnig froh, dass ich es gelesen habe!

Der Leser begleitet Henry durch sein Abschlussjahr und seine erste Liebe, die eines Tages, eingehüllt und müffelnd in Jungsklamotten, angehumpelt kommt. Grace Town. Sie spricht nicht, sie lächelt nicht und bricht durch ihr Äußeres auch keine Männerherzen, doch Henry verliebt sich schlagartig und Hals über Kopf in sie.
In einer Rezension wurde genau das angekreidet. Sinngemäß lautete die Kernaussage dabei, dass sich ein Teenager nicht in einen hässlichen Menschen verlieben würde. Ich kann bei solch einer Äußerung wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Es gibt da diesen alten (aber wahren) Spruch "Schönheit liegt im Auge des Betrachters". Auch wenn dieser Satz langsam durchgenudelt ist, lässt es sich einfach nicht von der Hand weisen. Was der eine fürchterlich findet, ist für einen anderen genau das, wonach er sucht.
Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die einen Menschen besonders und dadurch automatisch "schön" machen. Das kann eine Zahnlücke sein, ein Grübchen, ein ganz bestimmter Blick. Oder aber auch das ständig zerzauste Haar, welches so eine Wildheit ausstrahlt, oder ein Grunzer beim Lachen, der einem ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Wir müssen nicht alle wie Supermodels aussehen um schön zu sein! Das ist meine Meinung dazu.
Und auch wenn Henrys Beschreibungen wirklich erst nicht darauf schließen lassen, dass er sich in sie verlieben könnte, tut er es eben doch. Warum? Weil er in dem Moment etwas in oder an ihr sieht, was ausreicht um sein Herz zu berühren. Da geht es Teenagern wie Erwachsenen...wenn es passiert, dann passiert es eben.

Am Fußballfeld angelangt, wurde sie schneller, wodurch ihr Hinken noch stärker zutage trat als sonst und ihre Bewegungen leicht abgehackt wirkten. Ihr Gang ließ sich nur als Mad-Eye-Moody-esk beschreiben. (Seite 49, f.)

Doch der Leser begleitet natürlich nicht nur Henry und Grace, sondern auch seinen Freundes- und Bekanntenkreis. Allen voran Lola, beste Freundin/Ex-Freundin/Lesbe, und Murray, die beide ständig in Henrys Zimmer rumhängen und ihm damit so manches Mal gehörig auf die Nerven gehen. Aber Henry weiß, was er an ihnen hat und erträgt sie deswegen auch dann, wenn er lieber alleine wäre.

Murray finde ich irgendwie etwas merkwürdig. Er wäre der Typ, über dessen Äußerungen ich ständig nur mit den Augen rollen würde, wenn er sich in meinem Bekanntenkreis aufhalten würde. Allerdings immer mit einem Lächeln auf den Lippen, weil er einem manchmal fast ein bisschen leid tun kann. Lola allerdings gefällt mir wahnsinnig gut. Große Klappe, aber auch ein mindestens so großes Herz. Das sind Freunde, wie Henry sie braucht - und glücklicherweise ja auch hat.

"Wo wir gerade davon reden, ich muss dir noch was erzählen. Madison Carlson hat mich kürzlich allen Ernstes gefragt, wie mies du küsst, wenn einem Mädchen danach für alle Zeiten die Lust auf Männer vergeht."
"Ich hoffe, du hast ihr höflich erklärt, dass sexuelle Orientierung vorbestimmt ist und dass du bereits eine Lesbe warst, als du mich geküsst hast."
"Oh nein, ich habe ihr anvertraut, dass du einen schiefen Penis hast und dass ich, nachdem ich ihn gesehen hatte, niemals wieder einen sehen wollte." (Seite 47, f.)

In eben angesprochener Rezension befanden sich noch ein paar "Klopper". Zum Beispiel wird sich beschwert, dass dieses Buch zu düster für einen Jugendroman sei. Diese Aussage kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ja, dieses Buch hat seine düsteren Stellen und ist kein rosaroter-Zuckerwatte-wir sind alle happy-08/15-Teenie-Liebesroman - das geht aber von der Thematik her auch gar nicht. Auch wenn Henry ein ziemlich ruhiges Leben führt, in dem er nicht viel Schlimmes erleben musste, gilt das nicht für Grace. Sie trägt ein Päckchen mit sich rum, das manch ein Erwachsener nicht verkraften könnte. Dass eine 17-jährige dann fast daran zerbricht, leuchtet mir absolut ein.

Genau diese Vergangenheit ist es, die Grace so wankelmütig erscheinen lässt. Mal lässt sie Henry ganz nah an sich heran und im nächsten Moment stößt sie ihn von sich und ignoriert ihn. Das hat nichts damit zu tun, dass Grace ein bösartiges Mädchen ist, die ihn absichtlich verletzt oder ausnutzt. Man kann nicht abstreiten, dass sie ihm mehr schadet als nutzt, aber das alles macht sie nicht vorsätzlich. Es ist ihre Art mit ihrem eigenen Leben klar zu kommen, worunter Henry dann leider leiden muss.

All diese Dinge sind düster und traurig, aber sie sind real. Sie passieren so jeden Tag überall auf der Welt und lassen kein Alter aus. Viele Jugendliche haben Dinge erlebt, die ihre Psyche kaputt gemacht, oder ihr Weltbild zum Einsturz gebracht haben. Warum sollen ihre Geschichten nicht auch beschrieben werden? Warum sollte ein Jugendlicher nicht auch mit solchen Themen konfrontiert werden? Laut der Deutschen Depressionshilfe leiden 3-10% der 12 bis 17-jährigen an Depressionen (Quelle) - diese Krankheit ist allgegenwärtig und es wird Zeit, dass Betroffene jeden Alters wahrgenommen werden und sich trauen offen damit umzugehen.

Meiner Meinung nach ist Krystal Sutherland genau das ganz hervorragend gelungen. Sie zeigt auf was ein möglicher Auslöser sein kann und wie es sich für jemanden anfühlt, solch einen Menschen zu lieben, aber nicht verstehen zu können.

Fazit
Ich würde es jedem empfehlen, der mal eine etwas andere Liebesgeschichte lesen möchte. Es zieht den Leser in seinen Bann, geht tief unter die Haut, regt zum Nachdenken an und bleibt noch lange im Gedächtnis.

Ein ganz wundervolles Buch, das sowohl Liebesroman als auch Selbstfindungstrip ist und Selbstzerstörung sowie -erhaltung beinhaltet. Meiner Meinung nach eignet es sich gut um Jugendliche an die Themen Trauma und Depression heranzuführen. Möglicherweise kann man es als Eltern mit seinen Kindern zusammen lesen und danach darüber sprechen.