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Veröffentlicht am 03.01.2018

Eine ruhige Geschichte über eine Familie...und sehr viel Hintergrundwissen über Äpfel

Der Ruf der Bäume
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Buchinfo
Amerika, Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Goodenoughs träumen von fruchtbarem Ackerland im Westen, bleiben aber mit ihrem Planwagen kläglich im Sumpfland von Ohio stecken. Der verzweifelte Versuch, ...

Buchinfo
Amerika, Mitte des 19. Jahrhunderts: Die Goodenoughs träumen von fruchtbarem Ackerland im Westen, bleiben aber mit ihrem Planwagen kläglich im Sumpfland von Ohio stecken. Der verzweifelte Versuch, hier eine Apfelplantage anzulegen, endet tragisch. Fasziniert von Erzählungen über Bäume, die angeblich in den Himmel wachsen, zieht der jüngste Sohn Robert weiter westwärts, bis nach Kalifornien. Doch am Ziel seiner Träume wird er von seiner tragischen Familiengeschichte eingeholt. (Quelle: Verlag)

Anfang
Wieder stritten sie sich über Äpfel. Er wollte mehr Tafeläpfel anbauen, zum Essen; sie mehr Mostäpfel, zum Trinken. Ihr Streiten war so eingeübt, dass sie beide ihre Rollen inzwischen perfekt beherrschten und ihre Worte glatt und monoton einander umflossen; sie hatten sie ja oft genug gehört, mussten nicht mehr genau hinhorchen.

Meine Meinung
Ich muss gestehen, dass das Cover der ausschlaggebende Punkt für mich war, weshalb das Buch mein Interesse weckte. So einfach gehalten und doch so schön gestaltet - es ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Was macht eine Familie zu einer Familie? Ist es Liebe, Zuneigung und Geborgenheit? Das Wissen, dass deine Eltern dich immer beschützen werden und deine Geschwister für dich da sind? Dann sind die Goodenoughs keine Familie. Geht es bei Familie aber um gemeinsame Aufgaben und den Zusammenhalt diese zu lösen und zu erreichen...ja dann, aber auch nur dann, handelt es sich in dieser Geschichte um eine Familie.

Das Buch spielt zu einer sehr harten Zeit. Siedler überlaufen die USA, ziehen von Ort zu Ort und Acker zu Acker. Stellenweise kommen Menschen aus Europa dazu. Alle auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Träume und Ziele. Doch was so malerisch und märchenhaft klingt, war ein sehr hartes Leben, in dem gebuckelt und auf vieles verzichtet werden musste.

So haben die Goodenoughs bei jedem Sumpffieber ein Kind verloren - haben aber trotzdem noch einen ganzen Stall voll - und in diesem Gebiet einfach kaum Glück mit ihren Apfelbäumen. Das bisschen Ernte reicht kaum zum Leben, Mutter Sadie würde sowieso lieber alles zu Apple Jack verarbeiten und literweise trinken. In ihrem Mann James steigen die Aggressionen ins Unendliche, die er dann sowohl an seiner Frau, als auch seinen Kindern auslässt. Doch eines Tages kommt es zu einer Wendung, die ihren Sohn Robert dazu veranlasst den Black Swamp zu verlassen und in die große weite Welt zu reisen.

Diese Zeit ist ganz wunderbar in Briefen festgehalten, die er seinen Geschwistern schreibt. So ist es der Autorin möglich große Zeitsprünge zu machen, ohne diese in endlosen Seiten niederschreiben zu müssen. Trotzdem bekommt man aber nicht das Gefühl, dass man als Leser zu wenige Informationen erhält. Die Zeit danach ist dann wieder ganz "normal" im Stile eines Romans geschrieben. Es handelt sich also nicht um ein Briefroman.

Man muss sich schon auf diese Geschichte einlassen, denn sie ist doch anders, als andere Bücher aus diesem Genre. Und man erfährt wirklich viel - also echt sehr, sehr viel! - über Apfelbäume. Mich persönlich hat das überhaupt nicht gestört, aber man sollte sich vor dem Lesen überlegen, ob man so viel darüber wissen möchte

Fazit
Eine sehr ruhige, aber schöne Geschichte über das harte Leben in den Sümpfen, die Frage, was Familie ist und ob nicht jeder ein kleines Stückchen Glück verdient hat.
Es ist eine ganz andere Art historischer Roman und bietet viel Wissen über den Anbau von Apfelbäumen. Wer da nicht so sehr dran interessiert ist, sollte die Finger von dem Buch lassen, um nicht enttäuscht zu werden.

Mir persönlich hat dieses Buch wirklich gut gefallen!

Veröffentlicht am 03.01.2018

Wahnsinnig spannend!

Die Schule der Nacht
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Buchinfo
»Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.« Diese Nachricht erhält die Amerikanerin Cassandra Blackwell in einem mysteriösen ...

Buchinfo
»Du kannst dich nicht für immer vor der Wahrheit verstecken. Bitte komm zurück, und bring alles zu einem guten Ende.« Diese Nachricht erhält die Amerikanerin Cassandra Blackwell in einem mysteriösen Päckchen, zusammen mit einem alten Foto ihrer verstorbenen Mutter, gekleidet in die schwarze Robe der Oxford Universität. Kurzerhand beschließt sie, nach England zu reisen, um mehr über die geheimnisvolle Vergangenheit ihrer Mutter zu erfahren. Dort entdeckt Cassie eine Welt voller Traditionen und Privilegien und merkt schnell, dass hier eine dunkle Macht am Werk ist – verbunden mit einer geheimen Gesellschaft, die sich Die Schule der Nacht nennt… (Quelle: Verlag)

Anfang
Sie rannte.
Durch die Tunnel, barfuß über den Steinboden. An den Hauptwegen leuchteten blakende Fackeln, darum tauchte sie tiefer ins Labyrinth ab, stolperte verborgene Treppen hinunter und die dunklen, verschlungenen Gänge entlang, bis stickiger Modergeruch in der Luft lag und die Türen protestierend aufstöhnten, wenn sie sie aufstemmte. Und immer noch rannte sie weiter.

Meine Meinung
Dank einer Challenge, an der ich Teilnehme, habe ich dieses Buch jetzt zu dieser Zeit gelesen. Dort ist nämlich die Aufgabe für das Monatsbuch das schönste Cover von meinem SuB gewesen. Da ich natürlich den Rezensionsexemplaren den Vortritt gebe (und dieses Buch schon gefühlt ewig hier im Regal stand) entschied ich mich kurzerhand für diese Geschichte. Das Cover ist aber auch toll
Hätte ich gewusst, dass mir der Inhalt so gut gefällt, hätte ich das Buch schon viel früher in die Hand genommen!

Der Leser begleitet Cassie. Eine junge Austauschstudentin aus den USA, die für ihr Studium nach England - genauer: Oxford - kommt. Doch dies ist nicht ihrem Wissensdurst und dem Ansehen der Universität geschuldet, sondern einer Suche. Einer Suche nach dem Leben ihrer Mutter, ihrem eigenen Ich und ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hat. Doch wer Staub aufwirbelt rückt auch immer in den Fokus von Menschen, die es gerne schön sauber haben. So bringt Cassie nicht nur sich selbst in Gefahr...

Normalerweise lese ich im Vorfeld eigentlich keine Rezensionen. Das kommt wirklich nur ganz selten mal vor. Ich weiß gar nicht, warum ich es hier gemacht habe - ich hätte es lassen sollen. Mit einer Rezension habe ich mich indirekt selbst gespoilert. Dort wurde die Geschichte mit einer bestimmten Fernsehserie verglichen. Auch wenn weder die Serie, noch das Buch in einem Zusammenhang stehen, hat man das dann doch im Kopf und es nimmt einem beim Lesen an einer Stelle so ein bisschen die Spannung. Das ist nicht dramatisch, war aber doch schade.
Neben diesem Vergleich gab es noch andere Meinungen, die ich nicht teilen kann. Es sei ein langweiliges Buch, unspannend, vorhersehbar und hätte einige Längen im Mittelteil. Ich habe eine völlig andere Meinung.

"Über Sir Walter Raleigh und seine Gefährten wurde damals viel spekuliert. Selbst Shakespeare bezeichnete die Gruppe ironisch als Die Schule der Nacht, eine Anspielung auf die dunklen Roben, die sie angeblich bei ihren Treffen trugen." (Seite 19)

Mir hat dieses Buch außerordentlich gut gefallen! Die Ideen fand ich gut und das Potenzial wurde eindeutig genutzt. Damit und mit dem tollen Schribstil wurde immer wieder Spannung aufgebaut. Gepaart mit etwas ruhigeren Momenten, in denen der Leser einiges über die Spielregeln an solch einer Uni erfahren hat, wurde eine runde Geschichte daraus.

Es ist mir unverständlich, wieso jemand dieses Buch als öde und langweilig bezeichnen kann. Ich habe mich mehr als unterhalten gefühlt und auf jeder Seite mit Cassie mitgefiebert. Auch ich wollte wissen, was es mit Die Schule der Nacht auf sich hat, warum ihre Mutter damals geflohen ist und ob der heiße Doktorand nicht vielleicht doch ein paar Leichen im Keller liegen hat.

"Ich ziehe mir nur noch schnell was an, dann können wir los."
"Meinetwegen brauchst du dir nichts anzuziehen." Es war eine Männerstimme, und Heiterkeit sprach aus ihr. Cassie erstarrte, zwei Schritte jenseits der Badezimmertür, und blickte unversehens in zwei stechende dunkle Augen.
Das war er. (Seite 111)

Auch die Protagonistin Cassie hat mir gefallen. Endlich mal eine weibliche Hauptfigur, die nicht von einem Kerl gerettet werden muss. Natürlich braucht sie dann und wann mal Hilfe - ohne Elliot oder Charlie wäre sie nie soweit gekommen, oder hätte bestimmte Dinge nicht erfahren - aber sie muss nicht "gerettet" werden. Dies ist leider allzu oft der Fall. Da ist dann die berühmte Jungfrau in Nöten, die vom Held in strahlender Rüstung gerettet wird. Hier nicht. Cassie ist eine junge starke Frau, die in der Vergangenheit viel ertragen musste und deswegen nun ganz genau weiß was sie will und was nicht. Die Buchwelt braucht mehr solch weibliche Hauptcharaktere!

Fazit
Ein wunderbar spannendes, mysteriöses und minimal gruseliges Buch, dass mit gut durchdachten Spannungsbögen und einem tollen Schreibstil aufwarten kann.
Die Handlung ist zu jeder Zeit schlüssig und verständlich. Auch wenn manch ein Charakter etwas blass bleibt, konnte ich mich sofort mit der Protagonistin "anfreunden", mit ihr durch die Geschichte ziehen und mitfiebern. Ich hatte das Buch in drei Tagen verschlungen. Hätte ich die Zeit gehabt, hätte ich es in einem Rutsch durchgelesen - ohne zu merken wie die Zeit vergeht.

Veröffentlicht am 26.12.2017

Zu wenig Thrill und zu kitschige Liebesgeschichte - aber insgesamt keine schlechte Idee

Blutpsalm
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Buchinfo
Sommerburg – eine verschlafene 800 Seelengemeinde, irgendwo im Norden Deutschlands. Ein Dorf, dessen Bewohner so akkurat und tadellos wie aus einer Reklame zu sein scheinen. Bis zu dem Tag, an ...

Buchinfo
Sommerburg – eine verschlafene 800 Seelengemeinde, irgendwo im Norden Deutschlands. Ein Dorf, dessen Bewohner so akkurat und tadellos wie aus einer Reklame zu sein scheinen. Bis zu dem Tag, an dem eine brutale Mordserie den Ort erschüttert und Jonathan, der junge Pastor, sich in eine Prostituierte verliebt. Während die männlichen Bewohner nach und nach tot mit einem Fleischermesser in der Brust aufgefunden werden, zeigen die Einwohner allmählich ihr wahres Gesicht. Und auch Jonathan muss vor seiner Gemeinde zugeben, dass er bei Weitem nicht so fromm ist, wie alle bisher geglaubt haben ... (Quelle: Amazon)

Anfang
Der förmliche weiße Kragen seines dunklen Pastorengewandes saß mal wieder viel zu eng. So eng, als wolle Gott ihm die Luft abschnüren.

Meine Meinung
Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war mir klar, dass ich das Buch lesen wollen würde. Ein Pastor, der sich in eine Prostituierte verliebt - das klingt ja schon spannend. Dann kommen auch noch ein paar Morde dazu - noch besser. Aber wie gehört das jetzt zusammen? Oder sind es zwei getrennte Geschichten in einem Buch?

Sowohl Jonathan, der Pastor, als auch Marlene, die Prostituierte, waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Natürlich haben auch beide so ihre Macken, aber man gewöhnt sich an die zwei und fiebert das gesamte Buch über mit ihnen mit.

Was mir zu Beginn sehr gut gefallen hat, war das Miteinander der beiden. Als Leser hat man deutlich gemerkt, wie sich eine sexuelle Spannung und Zuneigung zwischen ihnen aufbaut. Diese Szenen waren wirklich großartig beschrieben! Marlene, die Femme Fatale, und Jonathan, der fromme jungfräuliche Pastor, der oft in einen Konflikt mit sich und seiner Männlichkeit gerät. Doch warum hat es mir nur zu Beginn gefallen? Ich mochte dieses Hin und Her zwischen den beiden wirklich. Immer ein bisschen sexy und verrucht auf der einen, aber zurückhaltend und fromm (aber schwitzend und kaum noch durchhaltend) auf der anderen Seite. Das ändert sich ab dem Punkt, als es nicht nur körperlich, sondern auch emotional wird. Ich bin kein Freund von frühen Liebesschwüren und Kitsch im Sinne von "Ich kann nicht mehr ohne dich sein und würde mein Leben für dich geben". Aber genau das passiert - und hört dann nicht mehr auf.

Das ist jetzt sehr subjektiv. Sicher gibt es tausende Frauen, denen genau das gefällt - mir aber leider nicht. Ab dem Zeitpunkt haben mich diese zuckrigen Zusammentreffen und triefenden Schwüre genervt und mir nur noch Augenrollen, statt wie vorher ein Schmunzeln auf den Lippen entlockt. Schade!
Meredith Winter lässt relativ früh die Bombe platzen, wer die Morde begeht. Das finde ich persönlich ein wenig schade, weil mir besonders das Rätselraten und die Spurensuche immer sehr viel Spaß macht. Allerdings wäre die Geschichte nicht aufgegangen, wenn man es nicht so früh erfahren hätte. Ich muss gestehen, dass ich die Person bis zu dem Zeitpunkt gar nicht wirklich auf dem Schirm hatte. Insofern hat es mich wirklich überrascht!

Bei dieser einen Überraschung bleibt es nicht. Die Autorin hat einige unvorhergesehene Momente und Wendungen eingebaut, die Spannung versprechen. Zum Ende hin schwächelt das Buch allerdings eine Weile, bis es zum interessanten Finale ansetzt.

Fazit
Ein Buch, das sich für alle Leser eignet, die sich nicht so wirklich an Thriller rantrauen, aber Spannung gemixt mit Liebesgeschichte suchen. Wer allerdings auf ein Buch mit Hauptaugenmerk auf (blutige) Morde hofft, der sollte sich nach einer anderen Geschichte umschauen.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, hatte mir aber etwas anderes darunter vorgestellt. Die Liebesgeschichte war mir zu präsent und die Morde zu sehr in den Hintergrund gerückt. Außerdem konnte ich nicht immer jede Handlung der wirklich sympathischen Protagonisten nachvollziehen. Ein paar Seiten mehr, mit etwas mehr Erklärung, hätten hier geholfen. Statt mehr Seiten hätten alternativ die ausschweifenden kitschigen Liebesschwüre gekürzt werden können, ohne dass es der Geschichte geschadet hätte.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.

Vermählung
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Buchinfo
Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der ...

Buchinfo
Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können … (Quelle: Verlag)

Anfang
Lange vor seiner Ankunft war in Cincinnati allgemein bekannt, dass Chip Bingley auf der Suche nach einer Ehefrau war.

Meine Meinung
Bevor ich anfange euch meine Meinung mitzuteilen, muss ich sagen, dass ich das Original von Jane Austen ("Stolz und Vorurteil") nie gelesen habe. Ich kenne nur die Verfilmung von 2005 mit u.a. Keira Knightley und Donald Sutherland. Ich habe auch "Im Hause Longbourn" von Jo Baker gelesen, in dem es sich um die Bediensteten der Bennets dreht. Allerdings ist das eine ganz eigene Geschichte.
Meine Rezension bezieht sich also lediglich auf Vergleiche mit dem Film und meine Meinung über "Vermählung".

Die Geschichte um die Bennets ist mittlerweile fast jedem bekannt. Vater und Mutter haben einen Stall voll Töchter, die sich mehr oder weniger abgenabelt haben (die eine Tochter mehr, die andere weniger), wie Kraut und Rüben selbstbestimmt aufwachsen und sich nach eigener Facon entfalten können. Während sich Mr. Bennet um das Familienvermögen kümmert und ewig so weiter machen könnte, gibt es für Mrs. Bennet keine höhere Priorität als die Kinderlein unter die Haube zu bekommen. Und während fast alle Bennet-Mädchen damit leben können, gibt es eine, die damit nicht einverstanden ist. Elizabeth Bennet. Die Älteste der Kinderschar.

Soweit so gut. Doch was hat es nun mit "Vermählung" auf sich?
Curtis Sittenfeld nahm sich dieser Geschichte von 1813 an und katapultierte sie in unsere Zeit. Noch eine kleine Prise Kaufsucht bei Mama Bennet dazu und den ein oder anderen Liebhaber für die Bennet-Töchter und fertig ist ein fast 600 Seiten dicker Roman, der mich kontinuierlich gut unterhalten hat. Auch in der Neuauflage sind alle Probleme aus dem Original vertreten. Aber eben ein bisschen moderner.

"Es gibt reichlich Männer, die keine Kinder wollen." Mr. Bennet trank einen Schluck Kaffee. "Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich welche will." (Seite 10)

So sucht Chip Bingley nicht auf Bällen nach seiner Traumfrau, sondern geht ins Fernsehen. Im Reality-TV rennen ihm als Bachelor 25 Frauen hinterher und es ist doch nicht die Richtige dabei. Im eigentlichen Leben ist er, ebenso wie sein Freund Darcy, Mediziner. Natürlich wäre er in den Augen von Mutter Bennet DIE Partie für eine ihrer Töchter. Aber in der modernen Welt tauchen Probleme auf, die es damals in der Form nicht gab. Und auch wenn man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht, ist es beim Lesen doch immer wieder unklar, ob sich die Autorin daran gehalten, oder ihr ganz eigenes Ende geschrieben hat.

Die Charakterzüge wurden allerdings sehr gut übernommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Darcy und Liz von Beginn an unsympathisch sind und daran auch eigentlich nichts ändern wollen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich über die überspitzte Darstellung von Mrs. Bennet beschwert wurde. Ich muss sagen, dass ich sie sehr gut fand. Auch hier ist sie eine Frau, die nicht nur aus purer Mutterliebe gute Partien für ihre Kinder will und an einer Stelle sogar eine ihrer Töchter ablehnt. Auch badet sie in Selbstmitleid, obwohl ihr persönlich nichts Schlimmes wiederfahren ist. Zumindest im Film wird das so ja auch sehr gut gezeigt.

"Ich glaube nicht, dass sich eine von euch vorstellen kann, was für ein Albtraum es für einen Mann ist, allein unter so vielen Frauen zu sein", sagte Mr. Bennet. "Ich weine auch oft, und ihr seid bloß sechs." (Seite 12)

Ganz wunderbar lustig und sympathisch fand ich Mr. Bennet. Das ging mir im Film schon so. Diese stoische Gelassenheit, die man bei so einem "Weiber-Haufen" auch haben muss, gepaart mit gut platziertem Humor. Stellenweise musste ich bei seinen Aussagen wirklich lachen. Doch auch die Dialoge zwischen Darcy und Liz waren lohnenswert.

"Fred!", sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich noch nie begegnet waren. "Wie geht es uns heute?"
Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter: "Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?" (Seite 81)

Leider haben einige Leser dieses Buch abgebrochen und ihm gar nicht die Chance gegeben sich zu beweisen. Vielleicht haben einige Austen-Fans auch Probleme damit, dass die Geschichte und die Personen satirisch etwas aufs Korn genommen wurden. Manchmal gibt es für einen selbst eben keine bessere Version, als das Original. Mich persönlich hat die Geschichte ganz hervorragend unterhalten!

Mit Freuden erklärte Mrs. Bennet: "Sein Ururgroßvater war es, der Bingley Manufacturing gründete, die schon seit etlichen Jahren Armaturen und so was machen."
"Und mit Armaturen meint Mom Klos", sagte Lydia. "Wir alle drücken die Daumen, dass Jane zur Königin der Scheißhäuser wird." (Seite 114)

Fazit
Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.
Mir persönlich hat es wirklich sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der sich die Originalgeschichte mal mit einem Augenzwinkern betrachten möchte. Die Autorin hat wirklich viel Liebe in die Modernisierung eines geliebten Klassikers gesteckt und ihn mit etwas Witz und Moderne gewürzt. Auf ganzer Linie gelungen!

Veröffentlicht am 03.12.2017

Ein Buch für alle Generationen, das zu Tränen rührt

Als unsere Herzen fliegen lernten
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Buchinfo
Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge ...

Buchinfo
Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge Engländerin Stella Thorne. Es ist der Beginn einer unaufhaltbaren, aber unmöglichen Liebe, denn Stella ist verheiratet, und Dans Chancen, den Krieg zu überleben, sind mehr als gering. In einer Zeit, in der alles ungewiss ist, schreiben sie sich Briefe, um an dem festzuhalten, woran sie glauben: ihre Liebe. Viele Jahrzehnte später rettet sich eine junge Frau in ein leerstehendes Haus in einem Londoner Vorort. Da erreicht sie ein Brief, der sie in die Geschichte einer Liebe hineinzieht, die ein halbes Jahrhundert überlebt hat… (Quelle: Verlag)

Anfang
Am Morgen erstrahlt das Haus in voller Pracht. Er hat es eigens so entworfen, mit großen, breiten Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichen, um den Sand und das Meer und den endlos weiten Himmel hereinzulassen.

Meine Meinung
Was haben eine junge Frau aus den 40er Jahren und eine aus dem Jahre 2011 gemeinsam? Nicht viel, werdet ihr vermutlich denken und habt gar nicht so Unrecht damit. Auf den ersten Blick verbindet Stella und Jess überhaupt nichts miteinander - und doch können beide froh sein, dass es die jeweils andere gibt.

Jess flüchtet vor ihrem Exfreund und steht plötzlich mittellos auf der Straße. Sie bricht in ein unbewohntes Haus ein, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Durch Zufall findet sie einen Schuhkarton mit Briefen aus einer längst vergangenen Zeit. Es sind Liebesbriefe aus den 40er Jahren. Geschrieben von einem amerikanischen Soldaten, an eine englische Hausfrau. Eine Liebe, die mit Kriegsende ebenfalls vorbei war. Oder nicht?

Stella ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in einem kleinen Pfarrhaus. Die Ehe ist sehr unglücklich und Charles scheint ein Geheimnis vor ihr zu haben. Als sie eines Abends aus dem Trott und dem Alltag während des zweiten Weltkrieges ausbricht, lernt sie den amerikanischen Soldaten Dan kennen. Es kommt wie es kommen muss, die beiden verlieben sich ineinander. Eine geheime Liebe ist zu dieser Zeit gar nicht so leicht, denn Stella kann sich nicht so ohne weiteres scheiden lassen. Und dann erreicht sie eines Tages die Nachricht, dass Dans Flieger abgeschossen wurde und sie schwanger ist...

Ich nehme es ihm übel, dass er mich wie ein kleines Kind behandelt und mir rein gar nichts zutraut. Aber vor allem nehme ich es ihm übel, dass er mich von dem Mann fernhält, mit dem ich wirklich zusammen sein will. (Seite 232)

Iona Grey hat es geschafft, zwei Geschichten in zwei Zeitzonen spielen zu lassen, die unmittelbar miteinander verbunden sind und somit zu einer werden. Dabei ist es ihr gelungen beide Protagonisten-Paare wirklich sympathisch zu beschreiben und ihnen allen Tiefe zu geben. Keine Figur wird oberflächlich abgehandelt und es gibt keine schwarz-weiß Beschreibungen. Selbst wenn man Charles für einen Unmenschen hält, tut er einem ein paar Sätze weiter schon wieder leid, weil auch er selbst durch seine ganz persönliche Hölle geht.

Die Geschichte um Stella und Dan fand ich persönlich noch etwas interessanter und emotionaler, als die um Jess und Will. Vielleicht einfach weil man schon von vornherein weiß, dass es für die beiden kein Happy End gab. Und obwohl man das weiß fiebert und hofft man als Leser mit, dass doch noch alles gut wird.

"Manchmal glaube ich, wir hatten einfach nur Pech, weil wir zur falschen Zeit geboren wurden." (Seite 600)

In diesem Buch geht es nicht nur um zwei Liebesgeschichten, sondern auch um die jeweils äußeren Umstände, die die Personen durchleben müssen. So muss Stella eine unglückliche Ehe führen, einen Haushalt zwischen Hunger und Rationierungsbuch bestreiten und sich selbst über all dem nicht vergessen. Jess steht ebenfalls vor dem Problem, dass sie Hunger leiden muss. Allerdings nicht weil die Lebensmittel knapp werden, sondern sie einfach kein Geld hat. Noch dazu ist sie krank und lebt in einem kalten Haus, das nicht ihr eigenes ist. Sie braucht also zwingend Geld und das bekommt man durch einen Job. Doch leider ist es gar nicht so einfach einen Job zu bekommen, wenn man mehr tot als lebendig und ohne ansprechende Kleidung in einem schimmeligen Bett liegt und sich kaum rühren kann.

Auch die Geschichten um Charles, Dan, Will, Stellas Freundin Nancy und generell über Stellas kleines Heimatörtchen kommen nicht zu kurz. Dabei hat man als Leser allerdings nie das Gefühl, dass es in irgendeiner Form unnötig wäre - auch wenn man natürlich lieber wissen will, wie es mit Stella und Dan beziehungsweise Will und Jess weitergeht.

Der Schreibstil ist wirklich ganz wundervoll und die Seiten fliegen nur so dahin. Einmal angefangen will man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich hoffe, dass noch einiges aus der Feder der Autorin seinen Weg in die Buchhandlungen finden wird. Ich perönlich würde sofort zuschlagen! Außerdem könnte ich mir eine (gute) Buchverfilmung in diesem Fall wirklich gut vorstellen. Es sind Geschichten wie diese, die wir Mädels nicht nur lesen sondern auch sehen wollen!

Fazit
Du suchst ein Geschenk für deine beste Freundin, deine Mutti, Schwiegermutti oder Oma? Dann ist dieses Buch genau richtig! Natürlich kannst du es dir damit aber auch selbst gemütlich machen.

Emotionen zwischen 'Wie wundervoll' und 'Das kann doch nicht wahr sein' geben sich die Klinke in die Hand. Der Leser lacht und leidet mit den Protagonisten. Auf jeden Fall Taschentücher bereithalten!