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Veröffentlicht am 15.12.2017

Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.

Vermählung
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Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der ...

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Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können … (Quelle: Verlag)

Anfang
Lange vor seiner Ankunft war in Cincinnati allgemein bekannt, dass Chip Bingley auf der Suche nach einer Ehefrau war.

Meine Meinung
Bevor ich anfange euch meine Meinung mitzuteilen, muss ich sagen, dass ich das Original von Jane Austen ("Stolz und Vorurteil") nie gelesen habe. Ich kenne nur die Verfilmung von 2005 mit u.a. Keira Knightley und Donald Sutherland. Ich habe auch "Im Hause Longbourn" von Jo Baker gelesen, in dem es sich um die Bediensteten der Bennets dreht. Allerdings ist das eine ganz eigene Geschichte.
Meine Rezension bezieht sich also lediglich auf Vergleiche mit dem Film und meine Meinung über "Vermählung".

Die Geschichte um die Bennets ist mittlerweile fast jedem bekannt. Vater und Mutter haben einen Stall voll Töchter, die sich mehr oder weniger abgenabelt haben (die eine Tochter mehr, die andere weniger), wie Kraut und Rüben selbstbestimmt aufwachsen und sich nach eigener Facon entfalten können. Während sich Mr. Bennet um das Familienvermögen kümmert und ewig so weiter machen könnte, gibt es für Mrs. Bennet keine höhere Priorität als die Kinderlein unter die Haube zu bekommen. Und während fast alle Bennet-Mädchen damit leben können, gibt es eine, die damit nicht einverstanden ist. Elizabeth Bennet. Die Älteste der Kinderschar.

Soweit so gut. Doch was hat es nun mit "Vermählung" auf sich?
Curtis Sittenfeld nahm sich dieser Geschichte von 1813 an und katapultierte sie in unsere Zeit. Noch eine kleine Prise Kaufsucht bei Mama Bennet dazu und den ein oder anderen Liebhaber für die Bennet-Töchter und fertig ist ein fast 600 Seiten dicker Roman, der mich kontinuierlich gut unterhalten hat. Auch in der Neuauflage sind alle Probleme aus dem Original vertreten. Aber eben ein bisschen moderner.

"Es gibt reichlich Männer, die keine Kinder wollen." Mr. Bennet trank einen Schluck Kaffee. "Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich welche will." (Seite 10)

So sucht Chip Bingley nicht auf Bällen nach seiner Traumfrau, sondern geht ins Fernsehen. Im Reality-TV rennen ihm als Bachelor 25 Frauen hinterher und es ist doch nicht die Richtige dabei. Im eigentlichen Leben ist er, ebenso wie sein Freund Darcy, Mediziner. Natürlich wäre er in den Augen von Mutter Bennet DIE Partie für eine ihrer Töchter. Aber in der modernen Welt tauchen Probleme auf, die es damals in der Form nicht gab. Und auch wenn man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht, ist es beim Lesen doch immer wieder unklar, ob sich die Autorin daran gehalten, oder ihr ganz eigenes Ende geschrieben hat.

Die Charakterzüge wurden allerdings sehr gut übernommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Darcy und Liz von Beginn an unsympathisch sind und daran auch eigentlich nichts ändern wollen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich über die überspitzte Darstellung von Mrs. Bennet beschwert wurde. Ich muss sagen, dass ich sie sehr gut fand. Auch hier ist sie eine Frau, die nicht nur aus purer Mutterliebe gute Partien für ihre Kinder will und an einer Stelle sogar eine ihrer Töchter ablehnt. Auch badet sie in Selbstmitleid, obwohl ihr persönlich nichts Schlimmes wiederfahren ist. Zumindest im Film wird das so ja auch sehr gut gezeigt.

"Ich glaube nicht, dass sich eine von euch vorstellen kann, was für ein Albtraum es für einen Mann ist, allein unter so vielen Frauen zu sein", sagte Mr. Bennet. "Ich weine auch oft, und ihr seid bloß sechs." (Seite 12)

Ganz wunderbar lustig und sympathisch fand ich Mr. Bennet. Das ging mir im Film schon so. Diese stoische Gelassenheit, die man bei so einem "Weiber-Haufen" auch haben muss, gepaart mit gut platziertem Humor. Stellenweise musste ich bei seinen Aussagen wirklich lachen. Doch auch die Dialoge zwischen Darcy und Liz waren lohnenswert.

"Fred!", sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich noch nie begegnet waren. "Wie geht es uns heute?"
Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter: "Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?" (Seite 81)

Leider haben einige Leser dieses Buch abgebrochen und ihm gar nicht die Chance gegeben sich zu beweisen. Vielleicht haben einige Austen-Fans auch Probleme damit, dass die Geschichte und die Personen satirisch etwas aufs Korn genommen wurden. Manchmal gibt es für einen selbst eben keine bessere Version, als das Original. Mich persönlich hat die Geschichte ganz hervorragend unterhalten!

Mit Freuden erklärte Mrs. Bennet: "Sein Ururgroßvater war es, der Bingley Manufacturing gründete, die schon seit etlichen Jahren Armaturen und so was machen."
"Und mit Armaturen meint Mom Klos", sagte Lydia. "Wir alle drücken die Daumen, dass Jane zur Königin der Scheißhäuser wird." (Seite 114)

Fazit
Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.
Mir persönlich hat es wirklich sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der sich die Originalgeschichte mal mit einem Augenzwinkern betrachten möchte. Die Autorin hat wirklich viel Liebe in die Modernisierung eines geliebten Klassikers gesteckt und ihn mit etwas Witz und Moderne gewürzt. Auf ganzer Linie gelungen!

Veröffentlicht am 03.12.2017

Ein Buch für alle Generationen, das zu Tränen rührt

Als unsere Herzen fliegen lernten
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Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge ...

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Er versprach, sie ewig zu lieben. Doch selbst die Ewigkeit kennt manchmal ein Ende...

1943, London: In der Ruine einer zerbombten Kirche trifft der amerikanische Pilot Dan Rosinski die junge Engländerin Stella Thorne. Es ist der Beginn einer unaufhaltbaren, aber unmöglichen Liebe, denn Stella ist verheiratet, und Dans Chancen, den Krieg zu überleben, sind mehr als gering. In einer Zeit, in der alles ungewiss ist, schreiben sie sich Briefe, um an dem festzuhalten, woran sie glauben: ihre Liebe. Viele Jahrzehnte später rettet sich eine junge Frau in ein leerstehendes Haus in einem Londoner Vorort. Da erreicht sie ein Brief, der sie in die Geschichte einer Liebe hineinzieht, die ein halbes Jahrhundert überlebt hat… (Quelle: Verlag)

Anfang
Am Morgen erstrahlt das Haus in voller Pracht. Er hat es eigens so entworfen, mit großen, breiten Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichen, um den Sand und das Meer und den endlos weiten Himmel hereinzulassen.

Meine Meinung
Was haben eine junge Frau aus den 40er Jahren und eine aus dem Jahre 2011 gemeinsam? Nicht viel, werdet ihr vermutlich denken und habt gar nicht so Unrecht damit. Auf den ersten Blick verbindet Stella und Jess überhaupt nichts miteinander - und doch können beide froh sein, dass es die jeweils andere gibt.

Jess flüchtet vor ihrem Exfreund und steht plötzlich mittellos auf der Straße. Sie bricht in ein unbewohntes Haus ein, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Durch Zufall findet sie einen Schuhkarton mit Briefen aus einer längst vergangenen Zeit. Es sind Liebesbriefe aus den 40er Jahren. Geschrieben von einem amerikanischen Soldaten, an eine englische Hausfrau. Eine Liebe, die mit Kriegsende ebenfalls vorbei war. Oder nicht?

Stella ist frisch verheiratet und lebt mit ihrem Ehemann in einem kleinen Pfarrhaus. Die Ehe ist sehr unglücklich und Charles scheint ein Geheimnis vor ihr zu haben. Als sie eines Abends aus dem Trott und dem Alltag während des zweiten Weltkrieges ausbricht, lernt sie den amerikanischen Soldaten Dan kennen. Es kommt wie es kommen muss, die beiden verlieben sich ineinander. Eine geheime Liebe ist zu dieser Zeit gar nicht so leicht, denn Stella kann sich nicht so ohne weiteres scheiden lassen. Und dann erreicht sie eines Tages die Nachricht, dass Dans Flieger abgeschossen wurde und sie schwanger ist...

Ich nehme es ihm übel, dass er mich wie ein kleines Kind behandelt und mir rein gar nichts zutraut. Aber vor allem nehme ich es ihm übel, dass er mich von dem Mann fernhält, mit dem ich wirklich zusammen sein will. (Seite 232)

Iona Grey hat es geschafft, zwei Geschichten in zwei Zeitzonen spielen zu lassen, die unmittelbar miteinander verbunden sind und somit zu einer werden. Dabei ist es ihr gelungen beide Protagonisten-Paare wirklich sympathisch zu beschreiben und ihnen allen Tiefe zu geben. Keine Figur wird oberflächlich abgehandelt und es gibt keine schwarz-weiß Beschreibungen. Selbst wenn man Charles für einen Unmenschen hält, tut er einem ein paar Sätze weiter schon wieder leid, weil auch er selbst durch seine ganz persönliche Hölle geht.

Die Geschichte um Stella und Dan fand ich persönlich noch etwas interessanter und emotionaler, als die um Jess und Will. Vielleicht einfach weil man schon von vornherein weiß, dass es für die beiden kein Happy End gab. Und obwohl man das weiß fiebert und hofft man als Leser mit, dass doch noch alles gut wird.

"Manchmal glaube ich, wir hatten einfach nur Pech, weil wir zur falschen Zeit geboren wurden." (Seite 600)

In diesem Buch geht es nicht nur um zwei Liebesgeschichten, sondern auch um die jeweils äußeren Umstände, die die Personen durchleben müssen. So muss Stella eine unglückliche Ehe führen, einen Haushalt zwischen Hunger und Rationierungsbuch bestreiten und sich selbst über all dem nicht vergessen. Jess steht ebenfalls vor dem Problem, dass sie Hunger leiden muss. Allerdings nicht weil die Lebensmittel knapp werden, sondern sie einfach kein Geld hat. Noch dazu ist sie krank und lebt in einem kalten Haus, das nicht ihr eigenes ist. Sie braucht also zwingend Geld und das bekommt man durch einen Job. Doch leider ist es gar nicht so einfach einen Job zu bekommen, wenn man mehr tot als lebendig und ohne ansprechende Kleidung in einem schimmeligen Bett liegt und sich kaum rühren kann.

Auch die Geschichten um Charles, Dan, Will, Stellas Freundin Nancy und generell über Stellas kleines Heimatörtchen kommen nicht zu kurz. Dabei hat man als Leser allerdings nie das Gefühl, dass es in irgendeiner Form unnötig wäre - auch wenn man natürlich lieber wissen will, wie es mit Stella und Dan beziehungsweise Will und Jess weitergeht.

Der Schreibstil ist wirklich ganz wundervoll und die Seiten fliegen nur so dahin. Einmal angefangen will man gar nicht mehr aufhören zu lesen. Ich hoffe, dass noch einiges aus der Feder der Autorin seinen Weg in die Buchhandlungen finden wird. Ich perönlich würde sofort zuschlagen! Außerdem könnte ich mir eine (gute) Buchverfilmung in diesem Fall wirklich gut vorstellen. Es sind Geschichten wie diese, die wir Mädels nicht nur lesen sondern auch sehen wollen!

Fazit
Du suchst ein Geschenk für deine beste Freundin, deine Mutti, Schwiegermutti oder Oma? Dann ist dieses Buch genau richtig! Natürlich kannst du es dir damit aber auch selbst gemütlich machen.

Emotionen zwischen 'Wie wundervoll' und 'Das kann doch nicht wahr sein' geben sich die Klinke in die Hand. Der Leser lacht und leidet mit den Protagonisten. Auf jeden Fall Taschentücher bereithalten!

Veröffentlicht am 26.11.2017

Eine ganz wundervolle Liebesgeschichte!

Im Hause Longbourn
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Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ...

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Ein Millionenpublikum liebt Jane Austens Stolz und Vorurteil. Doch keiner weiß, was sich in Küche und Stall des Hauses Longbourn abspielt: Hier müht sich die junge Sarah mit Wäsche und Töpfen ab, immer noch hoffend, dass das Leben mehr für sie bereithält. Ist die Ankunft des neuen Butlers James ein Zeichen? Während Elizabeth und Mr. Darcy von einem Missverständnis ins nächste stolpern, nimmt in Longbourn noch ein anderes Liebesdrama seinen Lauf – denn James hütet ein großes Geheimnis. (Quelle: Penguin Verlag - Neuauflage)

Anfang
Ohne Waschatg keine Kleidung, das Verstand sich von selbst, und ohne Kleidung ging es nun einmal nicht, jedenfalls nicht in Hertfordshire, und schon gar nicht im September.

Meine Meinung
Oh ich fand dieses Buch wundervoll ♥
Wer allerdings auf ein großes Wiedersehen mit der Familie Bennet aus "Stolz und Vorurteil" hofft, wird enttäuscht. Dem Leser muss klar sein, dass es hier nicht um die Familie, sondern um ihre Dienerschaft geht. Natürlich kommen die Bennets auch in der Geschichte vor, doch lediglich als Randfiguren.

Protagonistin Sarah ist Hausmädchen und träumt von der großen weiten Welt. Allein das 20 Meilen entfernte London wäre für sie schon die Erfüllung ihrer Träume. Als plötzlich der Hausdiener James auftaucht, der schon viel rumgekommen zu sein scheint, sieht sie ihre Chance, nun endlich doch etwas mehr Luft außerhalb von Longbourn schnuppern zu können. Doch James ist sehr abweisend ihr gegenüber und scheint sie nicht zu beachten. Was Sarah nicht weiß ist, dass er dies nur zu ihrem Schutz macht. Doch als Sarah drauf und dran ist abzuhauen und dem Diener der Nachbarn zu folgen, ist es James, der sie zurückhält.

Die Geschichte um Sarah und James ist so wundervoll und tragisch zugleich. Denn James trägt ein Geheimnis mit sich, dass ihr beider Leben bedroht.

Eigentlich wollte ich das Buch mit einem anderen Buchwurm zusammen lesen, allerdings brach sie es nach 100 Seiten ab. Zu Beginn passiert nicht sonderlich viel, außer dass die Hausarbeit wirklich sehr ausführlich über viele Seiten beschrieben wird. Das kann etwas nervig sein, aber wer am Ball bleibt bekommt zum Dank eine ganz ganz wundervolle und spannende Liebesgeschichte.

Ich fand es schön zu lesen, wie aus der kindlich naiven Sarah eine gestandene Frau wurde, die bereit ist alles für James zu tun und jeden Weg zu gehen. Sie wird im Laufe der Geschichte erwachsen und weiß instinktiv wie sie handeln und wann sie etwas riskieren muss.

"Wirst du gehen?", fragte er nach einer Weile. Seine Hand lag immer noch in ihrem Nacken und ihre Haut fühlte sich dort warm an, die Haare kühl.
Ein langer Moment, in dem sie sich weder bewegte noch etwas sagte. Dann spürte er es an seiner Brust: Sie schüttelte den Kopf. (Seite 207)

Die Geschichte läuft in dem Zeitrahmen ab, in dem sich auch "Stolz und Vorurteil" befindet. Auch das Leben der Familie Bennet läuft nebenbei ab (und wer das Buch kennt, weiß auch immer in welchem Teil man sich gerade befindet), wird aber selbstverständlich nicht bis ins Detail beleuchtet.

Das Ende kam recht schnell und ich hätte mir gewünscht, dass James' Zeit in Spanien etwas kürzer gehalten worden wäre, aber dafür das Ende ein paar mehr Seiten bekommen hätte. Ich hätte einige Reaktionen auf das Ende im Buch einfach gerne noch miterleben wollen Dieser Roman hat mein Interesse an ähnlichen historischen Romanen geweckt, so dass dies sicherlich nicht mein letzter dieser Art war.

Fazit
Ein historischer Roman, der mich fesseln und begeistern konnte. Eine wundervolle Liebesgeschichte zu einer Zeit, in der das alltägliche Leben hart und gemein war. Die Geschichte hätte nicht in der Familie Bennet spielen müssen, da diese nur am Rande wichtig sind.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Endlich mal wieder ein klasse Verwirrspiel!

Die Gerechte
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Nur sie entscheidet, wer den Tod verdient

Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz ...

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Nur sie entscheidet, wer den Tod verdient

Eine Flughafenbar in London. Es ist Abend, und Ted Severson wartet auf seinen Rückflug nach Boston, als eine attraktive Frau sich neben ihn setzt. Kurz darauf vertraut er der geheimnisvollen Fremden an, dass seine Frau ihn betrogen hat. Mit ihrer Reaktion jedoch hat er nicht gerechnet: Sie bietet ihm Hilfe an – beim Mord an seiner Ehefrau. Ein Trick? Ein morbider Scherz? Oder ein finsteres Rachespiel, das nur ein böses Ende nehmen kann? (Quelle: Verlag)

Anfang
"Ja hallo", sagte sie.
Ich blickte auf die blasse, sommersprossige Hand an der Lehne des freien Barstuhls neben mir in der Business Lounge von Heathrow Airport.

Meine Meinung
Wie der ein oder andere vielleicht weiß, bin ich oft ein Coverkäufer - beziehungsweise eher ein Cover-Interessierer Ein Cover muss auf mich wirken, damit ich mich überhaupt erstmal für ein Buch interessiere. Sollte mich das Buch aber nicht interessieren, würde ich es nur aufgrund des Covers nicht kaufen. Dieses Cover aber hatte mich sofort ♥ Ich liebeliebeliebe rote Haare! Und da das Rot auf dem Cover meinem sehr ähnelt (zumindest frisch nach dem Färben ^^) las ich mir den Klappentext durch und wusste, dass ich es lesen wollen würde.

Eine Frau, die einem völlig Fremden ihre Hilfe an einem Mord anbietet? Was hat sie denn davon? Und was soll der Satz: "Nur sie entscheidet, wer den Tod verdient"? Wer glaubt sie zu sein um solche Entscheidungen treffen zu können?

Karma hat kein Verfallsdatum!

Ich möchte nicht sonderlich - also eigentlich gar nicht - auf den Inhalt eingehen. Jedes gesagte Wort ist eines zu viel. Dieses Buch wirkt nur so richtig, wenn man vorher nicht gespoilert wird. Ich weiß, dass es nicht wenige Menschen gibt, die das Ende eines Buchs lesen, bevor sie überhaupt damit beginnen. Ein Tipp an euch: Lasst es sein! Bei diesem Buch versaut ihr es euch sonst komplett! Diese Geschichte lebt von ihren Wendungen, die immer genau dann kommen, wenn man am wenigsten damit gerechnet hat. Immer wenn man denkt: 'Na das geht jetzt so und so weiter...was soll da denn auf X Seiten noch kommen? Das wird sicher öde!' haut es nochmal komplett rum und entlockt ein "Ach was?!".

Ich bin ein absoluter Fan von Geschichten, die aus unterschiedlichen Sichtweisen geschrieben sind. Nur so bekommt man die volle Ladung Gefühle und unausgesprochene Gedanken. Es gibt viele Leser, die genau so etwas stört. In diesem Buch wäre es aber gar nicht anders möglich. Die Geschichte ist so in sich verstrickt, verknotet und verzwirbelt, dass es nur aus einer Sicht nicht funktionieren würde. Lasst euch also bitte nicht davon abschrecken, wenn es eigentlich nicht so euer Ding ist.

Was mir außerdem wirklich gefallen hat ist, dass ein Großteil dieses Buchs ohne Polizeiarbeit auskommt. Oft ist es in Thrillern ja so, dass man als Leser jeden Schritt eines Ermittlers/Ermittlerteams begleiten muss, was recht zügig langweilig und langatmig werden kann. So weit möglich hat der Autor hierbei darauf verzichtet, wofür ich ihm dankbar bin

Prinzipiell bin ich nicht so der Freund von offenen Enden. Ich würde nicht sagen, dass ich ein Ordnungs- oder Kontrollfreak bin, aber ich mag es lieber, wenn ich ein Ende vorgesetzt bekomme. Das macht es für mich oftmals runder. Selbst wenn das Ende nicht nach meinem Geschmack ist, ist mir das trotzdem meist lieber. Hier gibt es ein offenes Ende - und es gefällt mir! Ich weiß nicht, ob Platz für einen eventuellen zweiten Teil gelassen werden wollte oder es ganz bewusst so abschließen sollte, aber passender hätte es eigentlich kaum sein können.

Textstellen
Warum hielt man es für so furchtbar, ein Leben auszulöschen? [...] Der wahre Grund, warum man Mord als eine solche Grenzüberschreitung ansah, waren die Menschen, die zurückblieben. Die Angehörigen. Aber was, wenn jemand im Grunde nicht geliebt wurde?
(Seite 49, f.)

Töten war ein bisschen wie eine juckende Stelle, an der ich mich seit vielen Jahren nicht gekratzt hatte.
(Seite 197)

Fazit
Ein Buch, bei dem man sich nicht spoilern (lassen) sollte, da die Geschichte von ihren Wendungen lebt und sonst nur noch das halbe Vergnügen bereitet. Der Autor schafft es den Leser immer mal wieder auf eine falsche Fährte zu locken und an der Nase herumzuführen - ganz großes Kino!

Ich spreche eine ganz klare Leseempfehlung für die unter euch aus, die gerne verwirrt da sitzen und nicht fassen können, warum es nun doch nicht so kommt wie man dachte.

Veröffentlicht am 09.10.2017

Dieses Buch zeigt, dass der gleiche Weg nicht immer dieselben Geschichten beinhaltet

Love & Gelato
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Das Land von Gelato und Amore! Doch Lina ist nicht in Urlaubsstimmung. Sie ist nur in die Toskana gereist, um ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen. Aber dann findet sie das alte Tagebuch ...

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Das Land von Gelato und Amore! Doch Lina ist nicht in Urlaubsstimmung. Sie ist nur in die Toskana gereist, um ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen. Aber dann findet sie das alte Tagebuch ihrer Mom, das von deren Zeit in Italien erzählt. Plötzlich erschließt sich Lina eine Welt aus romantischen Kunstwerken, magischen Konditoreien – und heimlichen Affären. Dabei stößt sie auf eine tragische Liebesgeschichte und ein Geheimnis, das nicht nur ihr Leben verändern wird …(Verlag)

Anfang
Ihr hattet doch auch schon mal schlechte Tage, oder? Ihr wisst schon, solche, an denen der Wecker nicht funktioniert, der Toast praktisch Feuer fängt und euch viel zu spät einfällt, dass eue Klamotten alle triefnass in der Waschmaschine liegen.

Meine Meinung
Lina steht vor einem Scherbenhaufen, der sich ihr Leben nennt. Ihre Mutter ist schwer krank und beide wissen: Sie wird bald sterben. Plötzlich beginnt sie von einem ominösen Freund aus der Vergangenheit zu erzählen, von dem Lina noch nie gehört hat. Howard. Ein Amerikaner, der seit Ewigkeiten in Italien lebt und mit dem Linas Mutter scheinbar den schönsten Sommer ihres Lebens verbracht hat. Bevor Linas Mutter stirbt, nimmt sie ihrer Tochter noch ein Versprechen ab. Sie wird zu Howard fahren um ebenfalls die Chance auf einen ganz besonderen Sommer mit Love & Gelato zu bekommen.

Dieses Buch ist einfach nur wunderschön!

Aufgrund des Covers und des Titels habe ich eine kleine, feine Teenager-First Love-Schnulze erwartet, die etwas zu zuckrig, aber genau richtig für den Sommer ist. Bekommen habe ich etwas völlig anderes, was aber absolut von Vorteil war! Dieses Buch hat viel mehr Tiefe, als ich ihm zu Beginn zugetraut hätte.

Lina ist kein typisches US-Cheerleader-Highschool-Mädchen, das nach Italien reist, sich Hals über Kopf verliebt und dann den halben Tag Eis schleckt. Sie kommt in Italien an und bringt ein großes Päckchen an Emotionen mit. Auch wenn sie nicht introvertiert oder schüchtern ist, verschließt sie sich und will zu Beginn nicht zu viel preisgeben. Und obwohl sie sich vornimmt Italien doof zu finden und so schnell wie möglich wieder in die USA zu reisen, findet sie Freunde und einen Vater, den sie nie gekannt hat.

Die Idee, das Tagebuch der Mutter in die Geschichte einzubauen, hat mir sehr gut gefallen. Durch diese kleinen Flashbacks erhält der Leser einen guten Eindruck davon, was vor so vielen Jahren in Italien passiert ist. Die Erlebnisse ihrer Mutter sind es auch, die Lina immer weiter vorantreiben. Auch sie will die geheime Bäckerei finden oder dem Porcellino an der Schnauze reiben.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und man kommt schnell und gut voran. Was man auf jeden Fall auch will! Die Dialoge zwischen Lina und Ren sind oftmals zum Schießen, dann und wann aber auch melancholisch und wirklich gehaltvoll.

Textstellen
"Du siehst toll aus. Wir tragen die gleichen Sachen."
"Schon, aber du siehst..."
"Was denn?"
"Cooler aus."
Er neigte den Kopf ein bisschen zu mir, sodass unsere Helme aneinanderstießen. "Danke."
(Seite 116)

Also...italienisches Gelato. Man nehme die Köstlichkeit von normalem Eis in einer Waffel, potenziere sie mit einer Million und streue noch etwas Einhornstaub darüber.
(Seite 169)

"Weißt du, die Leute kommen aus allen möglichen Gründen nach Italien. Aber wenn sie bleiben, dann sind es immer die gleichen zwei."
"Und zwar?"
"Love and Gelato."
(Seite 319)

Anscheinend gibt es einen guten Grund dafür, warum "sich verlieben" auf Englisch to fall in love heißt. Nämlich weil es sich, wenn es passiert - wenn es wirklich passiert - genauso anfühlt. Da gibt es kein Machen oder Versuchen, man lässt sich einfach fallen und hofft, dass da jemand ist und einen aufängt. Wenn nicht, tut man sich ganz schön weh. Ich weiß, wovon ich rede.
(Seite 371)

Fazit
Dieses Buch ist so viel mehr als "nur" ein schöner Sommerroman!
Es behandelt Liebe und Eifersucht, Geborgenheit und Einsamkeit, große Fehler und tolle Entscheidungen. Es zeigt, dass der gleiche Weg nicht immer dieselben Geschichten beinhaltet, sich Mutter und Tochter aber ähnlicher sein können, als vielleicht vermutet.

Wahrscheinlich werde ich dieses Buch nun jedes Jahr im Sommer erneut lesen um in diese ganz besondere Stimmung zu kommen, die die Geschichte vermittelt. Sollten euch die Orte und Sehenswürdigkeiten aus dem Buch nichts sagen, empfehle ich sie auf jeden Fall zu googlen! Das erhöht einfach dieses La dolce vita-Gefühl ♥