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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2023

Schräge Freundinnen

Tea Time
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Nina und Franzi sind nicht befreundet, sondern auch Wohnungsnachbarn. Beide haben etwas merkwürdige Angewohnheiten und zusammen mit vier anderen Frauen, die ebenfalls etwas ungewöhnliche Eigenschaften ...

Nina und Franzi sind nicht befreundet, sondern auch Wohnungsnachbarn. Beide haben etwas merkwürdige Angewohnheiten und zusammen mit vier anderen Frauen, die ebenfalls etwas ungewöhnliche Eigenschaften haben, bilden sie den Klub der Spinnerinnen, der absolut männerfrei bleiben soll, weswegen der schrullige bibliophile Nachbar mit französischen Wurzeln leider nicht beitreten kann.
Nina verliert ihre Handtasche im Park. Zwar gibt es einen ehrlichen Finder, aber dieser tritt mit unehrlichen Absichten an sie heran. 
Schwupps hat er eine Beule am Kopf, und auch weitere Begegnungen zwischen ihm und dem Duo Nina/Franzi tun ihm körperlich nicht gut.
Es gibt auch einige Nebenschauplätze, aber wenn eine Deutschlehrerin mich fragen würde: Was will der Autor damit sagen?
Dann müsste ich ehrlich antworten: Ich weiß es nicht!
Die Handlung plätschert still vor sich hin, hat keinen rechten Anfang und kein definiertes Ende, und ist meilenweit von Ingrid Nolls normalem schriftstellerischen Können entfernt.
Immerhin hat die Autorin ihren munteren Schreibstil beibehalten und die Beschreibung des Städtchens macht Lust auf eine Städtereise nach Weinheim. Allerdings finde ich den Preis für diese dünne Geschichte eindeutig zu hoch.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Explodierende Emotionen

Meine Mutter sagt
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Die Hauptperson ist von ihrer Liebsten verlassen worden. 
Namen werden von der Autorin nicht vergeben, aber sie wuchert mit den Emotionen ihrer Protagonistin, einer Frau, die mir von Herzen unsympathisch ...

Die Hauptperson ist von ihrer Liebsten verlassen worden. 
Namen werden von der Autorin nicht vergeben, aber sie wuchert mit den Emotionen ihrer Protagonistin, einer Frau, die mir von Herzen unsympathisch ist. Altersmäßig ist sie eine junge Frau kurz vor dem Studienabschluss, wenn sie tatsächlich studieren würde. Emotional ist sie auf der Stufe eines Trotzkindes. Weil sie ihre große Liebe verloren hat, wütet sie, betrinkt sich, stalkt ihre Ex und stößt Leute vor den Kopf, die es gut mit ihr meinen. Ihre Mutter meint es natürlich auch gut, allerdings ist sie wirklich eine Person, die sich sehr autoritär in das Leben anderer einbringt und auch vor Flunkereien nicht zurückschreckt, um ihren Willen durchzusetzen.
Inhaltlich hat mir der Roman überhaupt nicht gefallen, aber ich liebe es, wie die Autorin mit Sprache spielt, wie sie Wortwitz und Sarkasmus platziert, ohne zu übertreiben. Und zwischen den rasanten und wütenden Szenen gibt es die zarten Seepferdchenmonologe, die in humorvollen Metaphern sehr intensiv die verletzte Seele der Ich-Erzählerin porträtieren.
Aber das absolute Highlight gibt mir die Sprecherin Caroline Peters. Sie liest ihre Rolle überzeugend und humorvoll mit einer reifen, warmen Stimme. Einfach nur perfekt.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Lebensretterin

Ein Kind namens Hoffnung
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Elly ist Köchin aus Leidenschaft. Gelernt hat sie im noblen Adlon und im Anschluss daran wurde sie in einem jüdischen Arzthaushalt angestellt. Elly vergöttert die Hausherrin Sarah Sternberg, aber total ...

Elly ist Köchin aus Leidenschaft. Gelernt hat sie im noblen Adlon und im Anschluss daran wurde sie in einem jüdischen Arzthaushalt angestellt. Elly vergöttert die Hausherrin Sarah Sternberg, aber total vernarrt ist sie in deren kleinen Sohn Leon. Als die Sternbergs von den Nazis verschleppt werden, kann Elly mit Leon fliehen. Auch in ihrem Elternhaus finden die beiden nicht dauerhaft Unterschlupf. Erst ein verwitweter Bauer aus der Eifel gibt den beiden ein neues Zuhause bis zum Kriegsende. Danach hoffen Elly, Leon und Ellys jüngste Tochter Mathilda in der Sternbergschen Villa auf die Rückkehr von Sarah Sternberg.
Dies ist ganz grob zusammengefasst der Inhalt des Romans. Er liest sich gut und behandelt ein wichtiges Thema: das Leid der Juden unter dem Nazi-Regime. Leider bin ich mit Elly und den anderen Protagonisten nicht warm geworden. Vor allem Elly, die ja eigentlich als heroische Lebensretterin dargestellt wird, ist mir zutiefst unsympathisch. Ja, es ist ihr Verdienst, dass ein kleiner Jude unbeschadet überleben konnte, und ja, sie hat ihr ganzes Leben dieser Aufgabe gewidmet. Dabei hat sie alle Menschen in ihrem Umfeld manipuliert und ausgenutzt. Sie ist eine Zweckehe eingegangen, hat sich auf dem Eifler Hof fast zu Tode geackert, aber eigentlich war das nur der Gegenwert für das Dach über Leons Kopf. Zu dem Bauern und seinen Kindern baut sie keine persönliche Bindung auf. Ellys Gedanken kreisen nur um Leon und sein Wohlergehen. Selbst als Mathilda geboren wird, entwickelt sie keine Gefühle für ihr eigenes Baby. Tief im Innern ist Elly verblendet und das Ende ist insofern schrecklich, dass sich diese Fixierung auf ein Kind zu wiederholen droht, wenn man das Buchende richtig deutet. 
Wie gesagt, das Buch ist flüssig und spannend geschrieben, deswegen kann ich es empfehlen, aber ich persönlich brauche eine Hauptfigur mit sympathischer Ausstrahlung, um mich in einem Roman wohlzufühlen.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Ein Briefkochbuch

Kochbuch für meine liebste Freundin
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Gräfin Schönfeld besucht ihre Freundin Janne, die vor Hitler nach London geflohen ist, und stellt fest, dass diese weder grosses Talent noch geeignete Möglichkeiten zum Kochen hat. Von da an schickt sie ...

Gräfin Schönfeld besucht ihre Freundin Janne, die vor Hitler nach London geflohen ist, und stellt fest, dass diese weder grosses Talent noch geeignete Möglichkeiten zum Kochen hat. Von da an schickt sie Janne Briefe mit einfachen Gerichten, die schnell unkompliziert zubereitet werden können und wenig Zutaten benötigen. Mit jedem Rezept ist eine nette Anekdote verbunden.
Wer also auf Rezepte aus ist, der ist hier fehl am Platz. Es ist mehr ein kulinarisches Schwätzchen, aus dem man sich die ein oder andere Idee rauspicken kann. Manches Rezept kommt ganz schlicht daher, birgt aber dennoch eine gewisse Raffinesse. Dennoch sollte man wissen, dass es hier mehr um Geplauder als ums Kochen geht. Das Buch liest sich wirklich nett, aber für meine Küche ist es nicht so sehr geeignet.

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Veröffentlicht am 15.01.2023

Schlimme Kindheit

Verschwiegen
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Aus persönlichen Gründen lässt sich Elma aus der Hauptstadt in ihre alte Heimatgemeinde Akranes versetzen. Hier erwartet sie bei der Polizei ein nettes, aufgeschlossenes Team, mit dem sie schon sehr bald ...

Aus persönlichen Gründen lässt sich Elma aus der Hauptstadt in ihre alte Heimatgemeinde Akranes versetzen. Hier erwartet sie bei der Polizei ein nettes, aufgeschlossenes Team, mit dem sie schon sehr bald einen Leichenfund aufklären muss. Die Tote, Elisabet, hatte eine schlimme Kindheit, wie die Polizei nach und nach herausfindet. Der Leser erfährt es selbst durch kursiv gedruckte Abschnitte, die Episoden aus der Sicht des Mädchens schildern. Nach Aufklärung der Tat erfährt man auch endlich den Grund von Elmas Flucht vor der Vergangenheit.
Die Kriminalhandlung an sich ist etwas dünn gestrickt. Der Plot lebt durch die Beschreibung der Personen, die keineswegs ausschweifend, sondern eher kurz und prägnant ausfällt. Zum Beispiel gibt es nur wenige kurze Zusammentreffen Elmas mit ihrer Schwester, dennoch erschließt sich dem Leser allein dadurch, wie angespannt das Verhältnis zwischen den beiden ist.
Isländische Krimis sind oft sehr düster und schwermütig. Im Vergleich dazu erscheint "Verschwiegen" deutlich leichter, auch wenn über allem ein Hauch von Tristesse liegt. Kein Wunder bei den dunklen isländischen Wintern. 
Jedenfalls ließ sich der Krimi gut lesen und ich gebe ihm gerne vier von fünf Lesesternen mit auf den Weg.

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