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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2019

Psychoterror

Der Kastanienmann
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Dieser Thriller spielt in Kopenhagen und sorgt am laufenden Band für Gruselmomente. Ein Serienmörder geht um, der es auf Frauen abgesehen hat, die er vor dem Töten grausam foltert. Die Mordkommission ist ...

Dieser Thriller spielt in Kopenhagen und sorgt am laufenden Band für Gruselmomente. Ein Serienmörder geht um, der es auf Frauen abgesehen hat, die er vor dem Töten grausam foltert. Die Mordkommission ist mal wieder chronisch unterbesetzt und die ermittelnde Kommissarin Naia Thulin ist schon im Absprung zum Kommissariat für Cyberkriminalität. Der Neuzugang Mark Hess soll ihr zur Seite stehen, aber eigentlich bremst er nur die Ermittlungen. Er ist von Europol strafversetzt worden und seine ganze Energien steckt er in eine Rückkehr zu seinem alten Arbeitsplatz. Erst als er selbst eine heiße Spur entdeckt, kommt sein scharfer analytischer Verstand zum tragen und bringt die Lösung des Falls näher.

Bei jeder Leiche findet sich eine Kinderbastelei aus Kastanien, und auf diesen Kastanien befindet sich der Fingerabdruck eines entführten Mädchens, das schon lange für tot gehalten wird. Der Täter hat ein Geständnis abgelegt, nur die Leiche wurde nie gefunden. Durch diese neuen Spuren schöpfen die Eltern wieder Hoffnung und die Printmedien schlachten den Fall mit Begeisterung aus, was den Druck auf die Polizei nochmal steigert.

Der Täter jedenfalls ist mit der Arbeitsweise der Polizei bestens vertraut und ihr immer eine Nasenlänge voraus. Es dauert, bis man die Gemeinsamkeiten zwischen den Opfern herausfiltern kann und dann ist es fast zu spät, bis man die Zusammenhänge mit dem alten Entführungsfall versteht.

608 Seiten sind schon eine stattliche Anzahl, aber der Autor hält den Leser in atemloser Spannung. Die verschiedenen Protagonisten gewinnen schnell an persönlichem Profil, wobei ich sagen muss, dass mir beide Ermittler sehr, sehr unsympathisch sind. Thulin agiert ziemlich selbstherrlich. Ihre Zeugenbefragungen sind regelrecht unverschämt, so kann man nicht mit Leuten umgehen. Hess ist ein ignoranter Typ, der sehr von sich eingenommen ist, der sich nicht an Regeln halten will und nur sein eigenes Wohl im Sinn hat.

Nein, ich mag solche unsozialen Typen nicht als Helden der Geschichte, aber dennoch führt das hier nicht zum Punkteabzug, denn "Der Kastanienmann" hat mich rundum überzeugt.

Veröffentlicht am 23.08.2019

Signe Munch, die unbekannte Malerin

Die Malerin des Nordlichts
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In dem Buch "Die Malerin des Nordlichts" geht es um das Leben der wenig bekannten Nichte von Edvard Munch, um Signe Munch. Die Biografie setzt spät ein. Die Künstlerin geht schon auf die Vierzig zu, hat ...

In dem Buch "Die Malerin des Nordlichts" geht es um das Leben der wenig bekannten Nichte von Edvard Munch, um Signe Munch. Die Biografie setzt spät ein. Die Künstlerin geht schon auf die Vierzig zu, hat sich gerade aus den Zwängen einer lieblosen Ehe befreit und kann sich endlich ungehindert ihren künstlerischen Ambitionen widmen. Man lernt eine sehr schüchterne und introvertierte Frau kennen. Kaum zu glauben, dass sie in der damaligen Zeit Mut zur Trennung von ihrem Mann gefunden hat, da so etwas immer einen gesellschaftlichen Skandal bedeutete. Neben ihrem Malunterricht bei Pola Gauguin engagiert sie sich sehr für den Zusammenschluss junger Künstler. Doch wenn man der Erzählung Glauben schenken darf, dann fühlt sie sich nicht richtig wohl in der zumeist oberflächlichen Gesellschaft. Leider suchen auch viele Künstler nur ihre Bekanntschaft, um so in die Nähe der berühmten Edvard Munch zu kommen.

Neben Signes persönlicher Geschichte erfährt man einiges über die Lebensumstände des frühen 20. Jahrhunderts, vor allem über die Stellung der Frau. Erst mit Einar Siebke kommt allmählich etwas Bewegung in die für mich etwas zu langatmige Erzählung. Signe erfährt ein spätes Liebesglück, heiratet sogar und verliert doch am Ende durch die deutschen Nationalsozialisten alles: Der Ehemann wird im Widerstand verhaftet und verliert sein Leben, ihre Werke werden als entartete Kunst zerstört.

Erst gegen Ende konnte ich mich mit dieser Biografie anfreunden. Erst da geschieht etwas. Die Personen werden mehr zu eigenständigen Charakteren, vorher waren es einfach Menschen, die ihren Lebensweg kreuzen. Weil sich die Autorin aber über weite Strecken hinweg sehr mit der Gedanken- und Gefühlswelt von Signe befasst, und das leider nicht spannend vermitteln kann, bin ich leider etwas enttäuscht von diesem Buch.

Vielleicht wäre auch eine lebendigere Sprecherin die bessere Wahl für dieses Hörbuch gewesen. Christina Puciata hat zwar eine sehr angenehme Stimmlage, aber sie liest leider etwas ausdrucksarm.

Veröffentlicht am 19.08.2019

zähe Story

Die Hebamme von Sylt
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Der Roman spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Insel Sylt. Die Insel und ihre historischen Ereignisse werden, soweit ich das beurteilen kann, detailgetreu erzählt.
Nur mit den Personen habe ich ...

Der Roman spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf der Insel Sylt. Die Insel und ihre historischen Ereignisse werden, soweit ich das beurteilen kann, detailgetreu erzählt.
Nur mit den Personen habe ich so meine Schwierigkeiten.
Geesche Jensen ist eine fähige Hebamme, doch sie macht den folgenschweren Fehler, Schicksal zu spielen und darum dreht sich die ganze Handlung. Weil die Menschen um Geesche herum sehr einfach strukturierte Charaktere sind, auch in ihrem Denken ihre gesellschaftlichen Bahnen nie verlassen können, bleibt alles ziemlich an der Oberfläche und vorhersehbar.
Mich konnte die Autorin leider nicht packen, weil der Erzählstil für mich einfach zu langatmig ist. Schade, denn die Grundidee hat durchaus Potenzial.

Veröffentlicht am 16.08.2019

Ziemlich überraschend

Alexander bricht aus
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Dr. Alexander Breitner ist auf der Karriereleiter immer weiter aufgestiegen, doch sein langjähriger bester Freund Jürgen erpresst ihn plötzlich mit einem dunklen Punkt in seiner Vergangenheit. Breitner ...

Dr. Alexander Breitner ist auf der Karriereleiter immer weiter aufgestiegen, doch sein langjähriger bester Freund Jürgen erpresst ihn plötzlich mit einem dunklen Punkt in seiner Vergangenheit. Breitner liebt sein Singledasein (mit Linda als Dauerfreundin), mit gemütlichen Abenden bei teurem Wein und erlesenen Delikatessen als Ausgleich zu seinem anstrengenden Krankenhausalltag. Nun sieht er sich gezwungen, auf unbestimmte Zeit Jürgens Hausarztpraxis in einem Kaff an der Ostsee zu vertreten. Manches erscheint ihm seltsam dort und allmählich kommt es ans Licht: Hinter allem steckt ein geheimer Plan!
Das Cover fand ich wenig einladend und auch die ersten Kapitel versetzten mich eher in eine Trivialgeschichte. Doch als sich die beiden Autorinnen erst mal eingeschrieben hatten, kam langsam Spannung auf.
Ich will nicht zu viel verraten, aber der Schein trügt und es gibt ein sehr überraschendes Ende. Letztendlich habe ich das Buch doch gern gelesen.

Veröffentlicht am 15.08.2019

Der dicke Profiler

Kinderspiel - Die Fesseln der Vergangenheit
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Das "Kinderspiel" von Michael Seitz ist kein 0815-Krimi, es ist auch keine gewöhnliche Ermittlung. Tobi Miller leidet noch immer unter dem Verlust seiner Kindheitsfreundin, die damals für immer spurlos ...

Das "Kinderspiel" von Michael Seitz ist kein 0815-Krimi, es ist auch keine gewöhnliche Ermittlung. Tobi Miller leidet noch immer unter dem Verlust seiner Kindheitsfreundin, die damals für immer spurlos verschwand. Auch die langen Jahre als Gefängnispsychiater in einem amerikanischen Gefängnis haben sein Trauma nicht lindern können. Nun kehrt er nach Wien zurück, denn die Mordkommission möchte ihn gern als neuen Profiler gewinnen. Doch genau zu diesem Zeitpunkt trifft es wieder die Familie seiner Freundin, denn wieder verschwindet ein kleines Mädchen spurlos. Tobi kann nicht seine gewohnte Leistung bringen, er ist emotional zu nah an der Opferfamilie dran, sein übergewichtiger Körper und seine Psyche sind der Belastung nicht gewachsen. Die Handlung verdichtet sich immer mehr, denn es werden Querverbindungen zu lange zurückliegenden Ereignissen in Ostpreußen bekannt. Außerdem verschweigen Opfer und Zeugen und Verdächtige ihre Beziehungen untereinander, sodass man es als Leser schwer hat, die Informationen einzuordnen.
Das gefällt mir nicht so gut an diesem Thriller und ein weiterer Kritikpunkt ist, dass mir die einzelnen Personen fremd geblieben sind. Emotional konnte ich ihnen nicht immer folgen.
Da der Autor jedoch spannend zu schreiben weiß, dazu die Kapitel sehr geschickt einteilt, hat mich das Buch doch sehr gut unterhalten können.