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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2019

Schicksalsort

Im Freibad
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Bevor ich das Buch las, habe ich mir per Google Bilder vom Brockwell Lido angeschaut. Dieses Freibad scheint ein reines Schwimmbad zu sein mit einem hohen Sprungturm, aber ohne jeglichen Spaßfaktor wie ...

Bevor ich das Buch las, habe ich mir per Google Bilder vom Brockwell Lido angeschaut. Dieses Freibad scheint ein reines Schwimmbad zu sein mit einem hohen Sprungturm, aber ohne jeglichen Spaßfaktor wie zum Beispiel einer Wasserrutsche. Die Leute kommen also in erster Linie zum Schwimmen und zur Abkühlung hier her. Doch wenn man der Autorin Libby Page glauben darf, dann hat dieser Ort für manche noch eine darüber hinausgehende Bedeutung. 

In ihrer fiktiven Erzählung soll das Bad einem Tennisplatz für eine privilegierte Gruppe von Wohnungseigentümern weichen, weil die Stadt sich den Badebetrieb nicht mehr leisten kann. Für Rosemary zum Beispiel wäre das ein grosser persönlicher Verlust, weil quasi ihre ganze 86-jährige Lebensgeschichte eng mit dem Freibad verknüpft ist.  Sie hat schon vor langer Zeit ihren Arbeitsplatz verloren, als die Bibliothek geschlossen wurde. Erst viel später wurden ihr und den anderen klar, dass sie nicht nur eine Bücherei, sondern einen Platz der Kommunikation unwiederbringlich verloren haben. Jetzt soll sich das gleiche nicht mit dem Freibad wiederholen.
Eine junge Nachwuchsjournalistin will und soll sie in ihrem Widerstand  begleiten. Noch hat Kate nicht Fuß gefasst in ihrem Berufsleben fern vom Elternhaus. Genaugenommen drohen sogar Einsamkeit und Depression über ihr zusammenzuschlagen, bis sie sich mit Rosemary anfreundet. Schnell findet sich eine kleine Schar Unterstützer, deren Schicksale von der Autorin kurz skizziert werden. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf den beiden unterschiedlichen Freundinnen. Episodenhaft wird Rosemarys Leben, vor allem die große Liebe zu ihrem Ehemann, ausgeleuchtet, wohingegen bei Kate die schrittweise Entwicklung ihres Selbstbewusstseins, den Aufbau eines Freundeskreises und der sich allmählich einsetzende berufliche Erfolg beschrieben wird.

Das Buch lebt nicht von Aktivitäten, sondern von der Charakterisierung eines Londoner Stadtteils und seiner Bewohner. Wenn man sich darauf einlässt, hat man das Gefühl, mittendrin zu sein. Deswegen kann ich sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Ein alter Feind

Jagd auf die Bestie (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 10)
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Robert Hunter war nicht immer der durchtrainierte Profiler, sondern als Kind eher dünn und schüchtern. Dass sich das änderte, hat er seinem Zimmergenossen auf der Uni, Lucien Folter, zu verdanken, der ...

Robert Hunter war nicht immer der durchtrainierte Profiler, sondern als Kind eher dünn und schüchtern. Dass sich das änderte, hat er seinem Zimmergenossen auf der Uni, Lucien Folter, zu verdanken, der ihn unter seine Fittiche nahm, ihm Kampfkünste schmackhaft machte und sein Selbstbewusstsein aufbaute.

Doch Lucien mit seinem Superhirn entschied sich für die dunkle Seite. Er wollte eine Enzyklopädie der Psychopathie schreiben und zog systematisch mordend durchs Land. Alle Taten hat er dabei akribisch notiert.

Robert Hunter ist seine Ergreifung zu verdanken, aber Lucien blieb nur weniger als 4 Jahre hinter Gittern. Nun ist er wieder auf freiem Fuß und fordert Hunter zu einem nervenzerreißenden Kräftemessen heraus, das viele Menschen das Leben kostet.
Es ist beeindruckend, welche Finten und Geistesblitze der Autor Chris Carter diesem Psychopathen zuschreibt und ebenso fantastisch reagiert Hunter, doch leider hinkt er seinem ehemaligen Freund immer einen winzigen Moment hinterher.

Als Leser hält man praktisch die ganze Zeit die Luft an, so spannend sind die Abläufe, so unvorstellbar die Gedankenwelt eines irren Mörders.

Das Finale hält, was der Spannungsbogen all die Seiten schon versprochen hat, doch leider ist es in meinen Augen etwas an der Realität vorbei konstruiert. Trotzdem volle Punktzahl und klare Leseempfehlung an alle Thrillerfreunde mit starken Nerven.

Veröffentlicht am 05.08.2019

Viel Inhalt

10 Stunden tot
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"10 Stunden tot" ist mein erster "Anhem". Direkt zu Anfang überwältigt mich die Vielzahl der Schauplätze und Handlungen. Im weiteren Verlauf merke ich, dass es zwar für das Verständnis nicht zwingend notwendig, ...

"10 Stunden tot" ist mein erster "Anhem". Direkt zu Anfang überwältigt mich die Vielzahl der Schauplätze und Handlungen. Im weiteren Verlauf merke ich, dass es zwar für das Verständnis nicht zwingend notwendig, aber wesentlich angenehmer wäre, wenn ich die Vorgängerbände gelesen hätte.

Laut Klappentext geht es um einen Mörder, der seine Opfer und seine Taten per Würfel auslost. Doch damit ist der Inhalt nur unvollständig erfasst. Es gibt noch andere Untaten, und da die Helsingborger Mordkommission chronisch unterbesetzt ist, muss die Hauptperson, Fabian Risk, seinen Sonderurlaub abbrechen, obwohl er und die Seinen nach einem Mordanschlag auf seine Familie noch lange nicht zur Normalität zurückgefunden haben.

Scheinbar zieht sich ein roter Faden durch die Anhem-Bücher: Risk hat den begründeten Verdacht, dass sein Kollege ein verkappter Serienmörder ist. Dieser Ermittlungsstrang bleibt als heftiger Cliffhanger am Ende des Buches übrig, was ich mehr ärgerlich als spannend finde.

Auch die anderen Fälle, die ich doch atemlos verfolgt habe, einfach weil der Autor ein talentierter Erzähler mit einem Händchen für gelungenen Spannungsaufbau ist, werden nicht alle gelöst.

Schade. Dennoch ist "10 Stunden tot" ein richtig dicker, superspannender Schwedenthriller, den ich gerne weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Mit Esprit, aber zu elitär

Die Kuh kennt keinen Feiertag
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Dieser Regionalkrimi ist im Hohenloher Land, also rund um Schwäbisch Hall angesiedelt. Der Autor nimmt oft Bezug auf die schönen landschaftlichen und architektonischen Gegebenheiten, und auch so manch ...

Dieser Regionalkrimi ist im Hohenloher Land, also rund um Schwäbisch Hall angesiedelt. Der Autor nimmt oft Bezug auf die schönen landschaftlichen und architektonischen Gegebenheiten, und auch so manch real existierender Gasthof findet positive Erwähnung.
In dieses Idyll platzt der Unfalltod eines Ultraleichtfliegers, der sich auf Insistieren einer guten Freundin des Toten, Milka Mayr, ziemlich schnell als perfider Mord herausstellt.
Milka ist eine sehr intelligente willensstarke Jungbäuerin, die mal eben so die Hofarbeit auf die restliche Familie abwälzt, um der Polizei (der Kommissar ist praktischerweise ihr Gspusi) massiv ins Handwerk zu pfuschen. Sie ist präsent bei Durchsuchungen und Befragungen, und sie kommt mir vor wie eine weibliche Dampflok, die alles plattwalzt, was sich ihrem Willen entgegenstellt.
Kurz gesagt, die Hauptperson ist für mich nicht zur Sympathieträgerin geworden und der ganze Ablauf der kriminalistischen Untersuchung mit diesen persönlichen Einmischungen ist total unrealistisch.
Davon abgesehen ist der Plot durchaus reizvoll. Es ergeben sich nämlich zwei Ermittlungsansätze: einmal läuft da unter der Hand eine Kungelei um nachbarliche Agrarflächen, zum anderen ist der Tote ein anerkannter Kunstsachverständiger, der eventuell der Kunstmafia in die Quere gekommen ist.
Leider läßt der Spannungsbogen zu wünschen übrig. Der Autor hat zuviel Freude an ausufernden Satzkonstruktionen, an Fremdworten, an Produktnamen und an Bonmots, die dem "gemeinen" Krimipublikum das flüssige Lesen und Mitraten erschweren.
Böse gesagt: wenn man keine Abitur hat, sollte man zu einem anderen Buch greifen oder eben permanent googeln.
Deswegen bekommt dieser eigentlich pfiffige Krimi einen fetten Stern von mir abgezogen, aber es bleiben immer noch 4 für die Bewertung übrig.

Veröffentlicht am 25.07.2019

Tolle Fortsetzung

Am Ende der Schmerz
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Mit "Keiner hört dein Schweigen" bin ich in die Reihe um die Profilerin Andrea eingestiegen. Im Vergleich dazu bietet diese Folge "Am Ende der Schmerz" weniger Action und insgesamt auch weniger Grausamkeiten, ...

Mit "Keiner hört dein Schweigen" bin ich in die Reihe um die Profilerin Andrea eingestiegen. Im Vergleich dazu bietet diese Folge "Am Ende der Schmerz" weniger Action und insgesamt auch weniger Grausamkeiten, wenn man von dem schockierenden Familienmord einmal absieht. Es ist auch kein Buch, bei dem der Leser mit auf Mördersuche geht, denn der Täter kristallisiert sich schon recht bald heraus. Es ist vielmehr eine Reise durch die Untiefen eines kranken Hirns, eines Mannes mit einem übergroßen Ego ohne jegliches Mitgefühl. Andrea begibt sich auch diesmal in Lebensgefahr, weil das für sie die einzige Möglichkeit darstellt, der Wahrheit ans Licht zu helfen. Auch diese Art einen Thriller zu schreiben,sorgt für Gänsehautmomente, und durch viele familiäre Momente kommt man schnell zu einer persönlichen Beziehung zu den Akteuren. Für mich war dieses Buch feinste Thrillerunterhaltung!