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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2019

auf ewig

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Um es vorwegzusagen: dieses Buch ist ganz anders, als ich es erwartet habe. Es ist nämlich kein Agatha Christie Krimi in moderner Form, es ist kein rauschender Maskenball in altehrwürdigen Gemäuern, nein, ...

Um es vorwegzusagen: dieses Buch ist ganz anders, als ich es erwartet habe. Es ist nämlich kein Agatha Christie Krimi in moderner Form, es ist kein rauschender Maskenball in altehrwürdigen Gemäuern, nein, es ist ein surrealer, die Grenzen des logischen Denkens auslotender Fantasyroman, in dem sich die Hauptperson Aiden Bishop permanent im Körper einer anderen Person wiederfindet. Und jedes Mal beginnt der gleiche Tag von neuem und endet mit dem Tod der Tochter der Gastgeber. Ein geheimnisvoller Mann in der Maske eines Pestdoktors klärt ihn auf, dass dieser Spuk erst dann endet, wenn Aiden die Hintergründe dieses Mordes aufdeckt.
Für den Leser ist es sehr verwirrend, die unterschiedlichen Gastkörper auseinanderzuhalten. Wer welche Information gesammelt hat, wer was in die Wege leitet, wer durch wen gefährdet ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern scheinbar willkürlich in der Zeit vor und zurück springt.

Ich selbst habe mittendrin völlig den Überblick verloren, und fand es zugegebenermaßen auch ermüdend. Erst gegen Ende lebt der Spannungsbogen noch mal richtig auf, denn wenn man denkt, alles ist aufgeklärt, dreht sich alles noch einmal in eine andere Richtung.

Meiner Meinung nach hätte vieles straffer erzählt werden können und damit den Leser besser in den Bann gezogen.

Ich selbst habe die Hörbuchversion gehört, was bestimmt noch eine Spur verwirrender gewesen ist, weil man nicht mal eben ein paar Seiten zurückblättern kann, um alle Spuren für sich selbst noch mal neu zu sortieren. 

Der Sprecher Frank Stieren macht seine Sache gut, denn er liest spannend vor und hat eine sehr angenehme Sprechstimme.

Veröffentlicht am 13.09.2019

Nah an den Fakten

Die Dame hinter dem Vorhang
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Die Autorin hat sich mit dem Leben von Dame Edith Louisa Sitwell (1887-1964) befasst. Edith wurde in eine adlige Familie hineingeboren, aber bekam 1954 selbst wegen ihrer herausragenden literarischen Leistungen ...

Die Autorin hat sich mit dem Leben von Dame Edith Louisa Sitwell (1887-1964) befasst. Edith wurde in eine adlige Familie hineingeboren, aber bekam 1954 selbst wegen ihrer herausragenden literarischen Leistungen den Titel Dame Commander verliehen, wurde sozusagen ein weiblicher Ritter.
Ihr Elternhaus war schwierig, um es kurzzufassen. Umso beständiger hielten Edith und ihre zwei jüngeren Brüder zusammen. Sie hatten alle eine künstlerische Ader, aber besonders Edith wurde sehr, sehr exzentrisch.
Eine sehr skurrile Teezeremonie öffnet diese an wahre Begebenheiten angelehnte Biografie eines fiktiven Hausmädchens. Was die beiden Fräuleins sich aus der Teekanne anmutig in ihre Teetässchen giessen, ist nichts anderes als reinster Brandy. Mich hat diese Scharade neugierig auf das ganze Buch gemacht, aber leider ist das für mich auch das einzige Highlight geblieben. Sehr nahe an den Fakten, erlebt der Leser durch die Augen des Hausmädchens Jane Banister die Lebensgeschichte der berühmten Schriftstellerin, die auch durch ihren extrovertierten Kleidungsstil auffiel. Berühmte Persönlichkeiten tauchen in der Erzählung auf und verschwinden wieder. Genau genommen ist es eine unverbindliche Aneinanderreihung von Begebenheiten, die einem nicht im Gedächtnis haften bleiben. Eigentlich seltsam, denn Dame Edith scheint eine sehr leidenschaftliche, energische und emanzipierte Frau gewesen zu sein, was einen als Leser aber irgendwie nicht richtig erreicht. Schade, ich hatte mir viel mehr Unterhaltung versprochen, aber auf der anderen Seite ist diese Biografie, von Jane Banister mal abgesehen, sehr authentisch. 

Veröffentlicht am 10.09.2019

Ivy hat die Hosen an

Zwei für immer
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Andy Jones ist ein Mann und versucht sich in einem Liebesroman. Seine Protagonisten Fisher und Ivy lernen sich kennen und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. In erster Linie körperlich. Nach einigen ...

Andy Jones ist ein Mann und versucht sich in einem Liebesroman. Seine Protagonisten Fisher und Ivy lernen sich kennen und fühlen sich sofort zueinander hingezogen. In erster Linie körperlich. Nach einigen Tagen im Liebesrausch geht Ivy plötzlich und unerklärlich auf Distanz. Nun, sie ist schwanger mit Zwillingen geworden. Das Paar zieht zusammen und hat einen dornigen Weg vor sich. Nein, es ist kein kitschiger Liebesroman geworden, sondern die Geschichte einer unsympathischen werdenden Mutter, die ihren Liebhaber am langen Arm verhungern lässt, die bestimmt, wo es lang geht, und der die eigene Verwandtschaft wichtiger ist als ihre Paarbeziehung. Etwas aufgelockert wird die Story von Fishers bestem Freund El, der langsam aber sicher an Chorea Huntington zugrunde geht, dabei aber glücklicherweise zwar den Verstand, aber nicht seinen Humor verliert.
Als Leser kann man keine echte Beziehung zu einem der Protagonisten aufbauen. Man kann ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen und auch die Handlung hat keinen rechten Spannungsbogen. Das Ende ist ganz nett und friedlich, aber generell habe ich für diese ungleiche Paarbeziehung keine gute Zukunftsprognose.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Es geht immer weiter bergab

Wir gegen euch
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Schon Fredrik Backmans erster Band über die schwedische Kleinstadt Björnstadt (Stadt der großen Träume) hat mich fasziniert. Auch hier schafft er es wieder, aus vielen Einzelporträts das Abbild einer Gemeinschaft ...

Schon Fredrik Backmans erster Band über die schwedische Kleinstadt Björnstadt (Stadt der großen Träume) hat mich fasziniert. Auch hier schafft er es wieder, aus vielen Einzelporträts das Abbild einer Gemeinschaft zu zeichnen, in der jedes einzelne Schicksal den Leser berührt. Backmans Sprache ist poetisch und philosophisch zugleich, dabei treffend, verständlich und eindringlich. Das bewirkt, dass von Anfang an ein innerer Spannungsbogen geschlagen wird, der den Leser bis zum Schluss an die Seiten fesselt. In klaren Sätzen werden die Konflikte der Björnstädter erzählt, aber dabei sind viele Aussagen so allgemeingültig, dass man innehält, um noch mal über den tieferen Sinn nachzudenken.

Es werden soviel unterschiedliche Probleme angerissen: Eheprobleme, Homosexualität, politische Mauscheleien, Gewalt... um nur einige zu nennen. Trotzdem konzentriert sich alles auf das tägliche Leben in einer abgelegenen Kleinstadt. Man fiebert mit den Bewohnern, ob wieder eine gute Eishockeymannschaft aufgestellt werden kann, man erschrickt vor der immer weiter ausufernden Gewalt, man leidet mit bei den persönlichen Problemen.

"Wir gegen euch" ist ein Buch, das noch lange nachhallt, auch wenn man den letzten Satz schon längst gelesen hat.

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Veröffentlicht am 03.09.2019

HinterList

Der Stalker von List
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"Der Stalker von List" ist absolut die richtige Lektüre für den Strandkorb, oder für den heimischen Balkon, um sich aufs schöne Sylt zu träumen. Die Autorin scheint sich dort auszukennen und weckt mit ...

"Der Stalker von List" ist absolut die richtige Lektüre für den Strandkorb, oder für den heimischen Balkon, um sich aufs schöne Sylt zu träumen. Die Autorin scheint sich dort auszukennen und weckt mit ihrem Regio-Krimi Wünsche nach einem Inselurlaub.

Leider ist nicht alles friedlich im Inselparadies. Ein Insulaner liegt ermordet am Strand. Bei den Einheimischen ist er gut bekannt, denn er hat vor Jahren schon negativ auf sich aufmerksam gemacht, weil er einer bekannten lokalen Romanschriftstellerin übelst nachgestellt hat, bis er wegen eines gerichtlichen Näherungsverbots ganz von Sylt wegzog. Doch nun liegt dieser Lennard Feddersen erschlagen im Sand und das Rätselraten um Motiv und Mörder kann beginnen. Liebenswerte Ermittler treffen auf knurrige Ureinwohner, nette Wortgefechte wechseln sich ab mit schönen Landschaftsmotiven.

Besonders gut gefällt mir der elegante Schreibstil von Ulrike Busch und außerdem die übersichtliche Anzahl der Tatverdächtigen, die es dem Leser dennoch nicht einfach machen, bei der Mördersuche erfolgreich mitzuraten. Die Auflösung birgt eben doch noch ihre Überraschung.