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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2019

Hölle mal witzig

Höllenjob für einen Dämon
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Der Roman "Höllenjob für einen Dämon" von Helen B. Kraft ist ein amüsantes Buch, das unser gesamtes religiöses Weltbild aufs Korn nimmt. Luzifer, die mannstolle Fürstin der Hölle, schickt Shatan, das ...


Der Roman "Höllenjob für einen Dämon" von Helen B. Kraft ist ein amüsantes Buch, das unser gesamtes religiöses Weltbild aufs Korn nimmt. Luzifer, die mannstolle Fürstin der Hölle, schickt Shatan, das unerreichbare Objekt ihrer eigenen Begierde, auf die Erde, um ihre Tochter Evangelina (Lina) endlich in die Unterwelt zu holen. Linas Vater, kein geringere als Gott höchstpersönlich, schickt seinen starken, leider tumben Erzengel Gavarel, um eben dies zu verhindern. Manche Kämpfe müssen gefochten und manche Listen geschmiedet werden, bis es zum grossen Showdown kommt.
Diese Geschichte läßt sich schmunzelnd verschlingen, es gibt viele nette Gags und sympathische Protagonisten. Die Kampfszenen sind spannend, zum Glück jedoch nicht ausufernd geschildert und durch die Beziehung zwischen Shatan und Lina kommt eine feine Prise Erotik ins Spiel. Romantik, Abenteuer und Humor finden sich hier in einer ausgewogenen Mischung.
Einen kleinen Punkteabzug gibt es, weil es sich um einen leichten Unterhaltungsroman handelt, keine grossen Ansprüche an Plot und Schreibstil erfüllen kann, und in meinen Augen mitunter zu einfache Lösungen wählt und gegen Ende dann mit einer sehr verdrehten Logik aufwartet.
Daran sollte man sich nicht stören. Es macht einfach Freude, diesen Roman zu lesen und man darf auf eine Fortsetzung gespannt sein.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Jugenderinnerungen

Klack
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Das Buch KLACK von Klaus Modick bereitet vor allem Lesern, die in den 50er Jahren geboren wurden, höchstes Lesevergnügen. Mehrmals pro Seite macht es Klack bzw. "Aha", wenn wieder ein neuer Erinnerungsfunken ...

Das Buch KLACK von Klaus Modick bereitet vor allem Lesern, die in den 50er Jahren geboren wurden, höchstes Lesevergnügen. Mehrmals pro Seite macht es Klack bzw. "Aha", wenn wieder ein neuer Erinnerungsfunken an die Jugend aufblitzt.
Ein Gewitter hat das Dach des Autors beschädigt und bevor die Arbeiter kommen, muss er den Dachboden freiräumen. Dabei fällt ihm sein erster Fotoapparat in die Finger und gleichzeitig ein Sammelsurium der ersten Aufnahmen, Sinnbilder seiner und im Prinzip auch unserer Jugend.

Zitat: "Bis eben hast du gar nicht gewußt, daß du so etwas noch weißt." So geht es wohl allen dieser Generation, denen bei der Erwähnung von "Diercke Weltatlas" und
"Lurchi ,der Feuersalamander" sofort der eigene alte Bücherschrank mit seinen Schätzen vor Augen steht.
Anhand dieser verblichenen Fotos erzählt Markus von einem wichtigen Jahr auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Da ist einerseits die große Schwester Hanna mit ihren heimlichen Liebschaften, die Oma mit ihren gefestigten Vorurteilen, der erfolgreiche Vater, der aus der russischen Kriegsgefangenschaft ein paar liebenswerte Schrullen zurückbehalten hat und die Mutter, die, wenn sie nicht unauffällig Familienstreitigkeiten umschifft, schmissige Schlager im Radio mitsingt.
Vor allem der eine von Rocco Granata zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Markus ersetzt für sich den Namen Marina durch Clarissa, dem hübschen italienischen Mädchen, das mit Vater und Bruder in das heruntergekommene Nachbarhaus einzieht, zum äußersten Missfallen von Oma, die durch gezielten Gartenmauerbau klare Abgrenzungen schafft und keine Gelegenheit zum Lästern ungenutzt verstreichen läßt. Zeitgleich wird übrigens auch die Mauer in Berlin hochgezogen. Überhaupt fließen immer wieder geschickt tagespolitische Nachrichten in den Romanverlauf mit hinein und tauchen genauso aus der Tiefe der Jugenderinnerungen auf, wie die geschmetterten Melodien oder der unverzichtbare Mettigel zum Francis Durbridge Krimi.
Irgendwann hat Markus seine unerfüllte Sehnsucht nach Clarissa überwunden, und zeitgleich mit dem letzten Foto -es zeigt das mittlerweile geräumte und ausgeschachtete Nachbargrundstück-endet der Roman als eine in sich runde Geschichte, in der Oma zu meinem grossen Vergnügen ganz zum Schluss auch noch ihr Fett weg kriegt....

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ein Öko-Regio-Krimi

Lämmerweid
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Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, ...

Vögel überfliegen eine Viehzaun, ein Szenario in graugrünem Dunst, so bietet sich das Cover als erster Eindruck dem Leser dar.
Aktuell taumelt Deutschland von einem Lebensmittelskandal zum nächsten. "Nein, überhaupt kein Risiko für den Endverbraucher!" wird abgewiegelt
und so paßt der neueste Krimi LÄMMERWEID von Joachim Rangnick perfekt ins Zeitgeschehen.
Auch hier geht es um die weltumspannenden Machenschaften eines amerikanischen Multikonzerns, der seine Finger international in der Chemie-/Pharma-/Nahrungsmittelbranche hat, ein perfides Netz aus Korruption bis in die höchsten Ebenen spinnt und für den ein Menschenleben nichts gilt.
Der Journalist Robert Walcher wird unfreiwillig involviert durch einen Kollegen, der Undercover jahrelang im Konzern gearbeitet hat, um fundiertes Beweismaterial zusammenzustellen. Es beginnt eine Reihe von Todesfällen im nahen Umfeld Walchers, Freunde und Familie werden bedrängt, verletzt und entführt und auch sein eigenes Leben wird attakiert.
Erwartet hatte ich einen Krimi mit kauzigem Lokalkolorit, ein wahrer Thriller tat sich dagegen auf mit einem Horrorszenario, das dermaßen realistisch ist,
daß ich nicht weiß wo die Fiktion aufhört und die Wahrheit beginnt. Nie wieder wage ich zu sagen: sollen die doch Genmais anbauen, wenn sie wollen...
insofern hat dieser Roman eine erzieherische Wirkung, die ein Tatsachenbericht nie erreichen könnte. An Action mangelt es dennoch nicht, und das ausgefeilte Hightech- Equipment der guten Seite kann mit einem amerikanischen Thriller durchaus mithalten.
Wenn ich könnte, würde ich Lämmerweid zehn Sterne geben.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Ein ewig dummer Junge

Adieu, Sir Merivel
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Am 9.November 1683 steigt der Leser in das Leben von Sir Robert Merivel ein. Merivel kam als Kind eines Kurzwarenhändlers zur Welt und machte dank seines scharfen Verstandes eine beachtliche Karriere als ...

Am 9.November 1683 steigt der Leser in das Leben von Sir Robert Merivel ein. Merivel kam als Kind eines Kurzwarenhändlers zur Welt und machte dank seines scharfen Verstandes eine beachtliche Karriere als Arzt. Der König Charles II. wurde auf ihn aufmerksam, nicht wegen seiner Heilkünste, sondern eher wegen seines freundlichen, manchmal kauzigen Wesens, das den König oft zum Lachen brachte. Auf Merivels weiteren Lebensweg ist sein Schicksal eng mit dem des Königs verknüpft. Er erhält als Gunstbeweis und zugleich als Lohn für erwiesene Dienste das Landgut Bidnold Manor, verliert es wieder, gewinnt es zurück....sein impulsives Verhalten bringt Merivel mehr als einmal in große Bedrängnis. Er ist wie ein großes Kind: was er will, das will er augenblicklich haben, und an Konsequenzen seines Handelns denkt er erst, wenn es zu spät ist. Er hat aber auch ein großes Herz, wie ein unschuldiges Kind, und diesem Herzen am nächsten stehen seine bildhübsche Tochter Margaret, sein König und nicht zuletzt sein getreuer, alternder Diener Will.
Mit seinen 57 Jahren will Sir Merivel noch etwas erleben. Er macht sich mit einem Empfehlungsschreiben von König Charles auf nach Versailles, um am dortigen Hof eine Anstellung zu finden. Das Schicksal hat andere Pläne und so landet er in den Armen, im Herzen und im Bett der leidenschaftlichen, leider verheirateten, Louise de Flamanville. Das Ende des Romans macht mich dann doch traurig. Es ist zwar in seiner Entwicklung konsequent, denn Merivel ist nicht unschuldiger Verlierer sondern einfach nur ein dummer ewiger Junge, doch ich hab ihn in all seinen Lebenslagen liebgewonnen. Deswegen kann ich den Roman dennoch guten Gewissens weiterempfehlen. Er ist wie ein großes Gemälde der damaligen Zeit, und Merivels Charakterfehler sind im Zusammenhang mit den damals gängigen Sitten und Gebräuchen absolut entschuldbar.

Veröffentlicht am 07.03.2019

Superagenten

Biest
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Jenk Saborowski ist mit "Biest" ein Wurf gelungen, der ihn auf eine Stufe stellt mit den ganz Großen des Agententhriller-Genres. Man kann ihn in einem Atemzug nennen mit Frederick Forsyth und John le Carré.

Das ...

Jenk Saborowski ist mit "Biest" ein Wurf gelungen, der ihn auf eine Stufe stellt mit den ganz Großen des Agententhriller-Genres. Man kann ihn in einem Atemzug nennen mit Frederick Forsyth und John le Carré.

Das Biest ist ein geheimnisvoller russischer Oligarch, der es trotz größter Raffinesse nie so ganz in die allerfeinste Riege der Moskauer High Society geschafft hat. Das will er nun mit seinem letzten grandiosen Coup erzwingen: insgeheim hat er sich durch verschleierte Finanztransaktionen große Anteile russischer Gasversorger angeeignet, und mit Hilfe eines Computervirus, das gezielt die Steuerung von Kernkraftwerke angreift, gepaart mit terroristischen Anschlägen, will er die europäische Atomstromversorgung dermaßen in die Knie zwingen, daß man, um die Wirtschaft nicht zu gefährden, den Import von russischem Gas drastisch erhöhen müßte. Was natürlich die Gaspreise ins Unermessliche schiessen lassen würde.
Das Biest hat eine ebenbürtige Gegenspielerin: die Spezialagentin "Slang" vom ECSB, einer kleinen, aber äußerst effizienten Organisation mit weitreichenden Befugnissen, um grenzüberschreitend die europäische Schwerkriminalität niederzuschlagen.
Der Leser folgt mit "Slang" und ihren genialen Mitstreiter und Kollegen der Spur des absolut skrupellosen und tödlichen Biests quer durch Europa. Ständig wechselnde Schauplätze und atemberaubende Action halten permanent die Spannung auf dem gleichbleibend hohen Level. Es passiert einfach zu viel in diesem Thriller, um auf alles genau einzugehen, ganz davon abgesehen, daß anderen Lesern nicht vorab die Spannung geraubt werden darf. Sowohl die internationalen Schauplätze als auch die komplexe Materie an sich ist bemerkenswert gut recherchiert und mit einer Leichtigkeit in den Plot einflochten, so daß der Leser nie an seine Grenzen stößt und sich überfordert fühlt. Im Gegenteil, ich finde, daß unbemerkt der Horizont erweitert wird, in dem man so ganz nebenbei reale Anwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnung erfährt oder sich in die Atmosphäre eine U-Bootes einschnuppern kann.
"Biest" ist ein Agententhriller, den ich uneingeschränkt empfehlen kann.