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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2019

Einst in Köln

Frevel im Beinhaus
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"Frevel im Beinhaus" von Petra Schier ist ein historischer Kriminalroman, dem schon einige Bände vorausgehen. Dennoch kommt man ohne Hintergrundwissen wunderbar mit der Geschichte klar. Adelina betreibt ...

"Frevel im Beinhaus" von Petra Schier ist ein historischer Kriminalroman, dem schon einige Bände vorausgehen. Dennoch kommt man ohne Hintergrundwissen wunderbar mit der Geschichte klar. Adelina betreibt die Apotheke ihres verstorbene Vaters. Sie erwartet ihr zweites Kind von ihrem Mann Neklas, einem fähigen und angesehenen Medicus. Dessen geheime Leidenschaft ist die Alchemie, die er im Verborgenen betreibt. Seine leibliche Tochter Griet, Adelinas liebenswerter, doch leider schwachsinnige Bruder Vitus, und das adlige Lehrmädchen Mira sowie eine zuverlässige Dienerschaft vervollkommnen den Haushalt.
Als in seinem Abort die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ermordet und das noch ungeborene Kind aus dem Leib geschnitten, nimmt das Unheil seinen Lauf. Neklas kommt ins Gefängnis, und die Beweise seiner Schuld häufen sich, auch soll dieser das Beinhaus geschändet haben, Teufelsanbetung wird ihm nachgesagt. Adelina sowie der ganze Haushalt wird unter Arrest gesetzt. Doch unerschrocken, ja fast leichtsinnig, begibt sie sich auf Spurensuche, um ihren geliebten Mann zu retten.....
Es handelt sich hier um einen ausgezeichnet recherchierten historischen Roman. Ich liebe es, geschichtliches Wissen quasi im Vorbeigehen aufzusaugen, so wie es hier geschieht. Der Kriminalfall wird bis zur letzten Seite spannend geschildert und bis zur tatsächlichen Auflösung tappt man im Dunkeln. Die Charaktere sind sorgfältig ausgearbeitet, haben Ecken und Kanten, sind in sich stimmig und sehr sympathisch. Ein durch und durch empfehlenswertes Buch, dem hoffentlich bald ein weiteres Adelina-Abenteuer folgen wird.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Irisches Politszenario

Der katholische Bulle
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Sean Duffy war Zeit seines jungen Lebens immer Musterschüler und Einserkandidat, sowohl während seiner Schulzeit als auch im Psychologiestudium. Er entschließt sich, die Polizeilaufbahn zu ergreifen und ...

Sean Duffy war Zeit seines jungen Lebens immer Musterschüler und Einserkandidat, sowohl während seiner Schulzeit als auch im Psychologiestudium. Er entschließt sich, die Polizeilaufbahn zu ergreifen und wird als erstem Einsatzort dem Revier Carrickfergus zugeteilt, einem "sicheren" Vorort von Belfast. Sicher ist in diesem Fall ein dehnbarer Begriff, denn als Katholik, gar als katholischer Polizist, ist er im Prinzip eine lebende Zielscheibe für alle um ihn herum. Normalerweise müssen sich seine Kollegen fast ausschließlich um Terroranschläge kümmern, doch Duffy wird auf zwei voneinander unabhängige Tötungsdelikte angesetzt: eine junge Frau, deren Tod nicht einwandfrei als Selbstmord eingestuft werden kann, und der Mord an einem Schwulen, der weitere Morde nach sich zieht. Ich habe mich auf eine spannende Kriminalermittlung mit irischem Lokalkolorit gefreut. Vor allem. weil einige Indizien (Notenblätter am Tatort zum Beispiel) eine mysteriöse Spur verhießen.
Doch insgesamt bin ich enttäuscht. Sean Duffy entpuppt sich als saufendes, sexgieriges Rauhbein, das seinen eigenen heroischen Weg geht. Das Lokalkolorit, nun ja, ich hätte es besser wissen sollen, denn was kann man von einem Belfast im Jahr 1981 schon anderes erwarten als dumpfbackige Gewalt auf beiden Seiten. Im Klartext: betrunkene Iren, brennende Busse und Bombendrohungen en masse. Milchtüten als beliebte Wurfgeschosse waren neu für mich. Es wird sehr viel erzählt von den paramilitärischen Gruppen und deren Absplitterungen, Verflechtungen und Verfeindungen. Das ist mir einfach zu viel und zu trocken, und sicherlich empfindet jeder andere Leser, der einfach nur einen Krimi will, genauso.Gegen Ende verliert sich der anfänglich noch spannende Schreibstil öfter mal in leere pathetische Worthülsen. Es war zeitweilig sehr mühselig, der langatmigen Geschichte zu folgen und ich würde den Roman nur denjenigen empfehlen, die sowohl Kenntnis als auch Interesse an der politischen Situation Irlands haben.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Weisheit in schlichter Gestalt

Der große Nick
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Rene Goscinny und sein kleinen Nick sind nicht nur den Lesern in Frankreich bekannt, sondern auch hier gibt es viele Fans. Einer von ihnen, Jochen Till, hat sich von dem niedlich frechen Nick inspirieren ...


Rene Goscinny und sein kleinen Nick sind nicht nur den Lesern in Frankreich bekannt, sondern auch hier gibt es viele Fans. Einer von ihnen, Jochen Till, hat sich von dem niedlich frechen Nick inspirieren lassen und die Geschichte in ähnlicher Manier weitergesponnen.
In 16 kleinen Stories laufen wir mit einem grossen Nick durch die Gegend. Naiv ist er immer noch, aber er weist auch deutlich männliche Attribute auf, wie uns sein sensibler Umgang mit Frauen und Mädchen zeigt. Wir dürfen ihn in den verschiedensten Lebenslagen begleiten, vom Schuhkauf bis zum Fussballspiel, von Opas Beerdigung bis in die virtuellen sozialen Netzwerke. Immer zeigt uns seine kindliche Ader Schwachstellen im System, und mit seinem arbeitsscheuen besten Freund Uwe bekommt das Ganze einen Hauch von Anarchie.
Es sind humorvolle Geschichten, die ich persönlich häppchenweise genossen habe. Es sind auch kommunikative Geschichten, denn eigentlich entfalten sie ihren vollen Charme erst beim Vorlesen, oder wie in meinem Fall, beim Nacherzählen. Jochen Till arbeitet nicht mit plattem Witz, im Gegenteil, so manche Hintergründigkeit tut sich in einfachen Sätzen kund. Rundum ein empfehlenswertes Buch.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Spannung pur

Das Nebelhaus
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Dora Kagel ist Journalistin. An ihrem derzeitigen Auftrag scheint sie sich die Zähne auszubeissen, denn sie findet einfach nicht den richtigen Ansatz, um eine Reportage über einen zwei Jahre zurückliegenden ...

Dora Kagel ist Journalistin. An ihrem derzeitigen Auftrag scheint sie sich die Zähne auszubeissen, denn sie findet einfach nicht den richtigen Ansatz, um eine Reportage über einen zwei Jahre zurückliegenden blutigen Mehrfachmord im sogenannten Nebelhaus auf der idyllischen Insel Hiddensee zu verfassen. Sie interviewt einige der Überlebenden, und fährt schliesslich mit einem der Beteiligten an den Ort des Geschehens. In eingeschobenen Rückblenden erlebt der Leser die Tage und Stunden vor dem Verbrechen mit, lernt alle Bewohner und Gäste des Nebelhauses kennen. Der Roman handelt also in zwei Zeitebenen, dennoch bleibt alles übersichtlich und klar strukturiert. Die eigenwilligen Charaktere werden dem Leser sofort vertraut und auch in den wildesten Actionszenen verliert er nicht den Überblick, was nicht zuletzt dem sowohl lebendigen als auch äußerst eleganten Erzählstil des Autors zu verdanken ist.Das Nebelhaus von Eric Berg ist ein sehr, sehr spannender und beklemmender Psychothriller, der unter die Haut geht.

Veröffentlicht am 22.03.2019

Jeder Mensch braucht Wurzeln

Hier könnte ich zur Welt kommen
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Wenn Kinder Kinder kriegen.....in diesem Fall ist Yula die blutjunge Mutter, die aus großer Fürsorge und Liebe ihr neugeborenes Mädchen vor den Türen des YMCA in Vancouver aussetzt. Das Baby durchläuft ...

Wenn Kinder Kinder kriegen.....in diesem Fall ist Yula die blutjunge Mutter, die aus großer Fürsorge und Liebe ihr neugeborenes Mädchen vor den Türen des YMCA in Vancouver aussetzt. Das Baby durchläuft eine Reihe von Pflegestationen, wird laufend umgetauft und hat es oft nicht gut. Als Shannon landet sie endlich bei Miranda und deren Tochter Lydia-Rose. Dort hat sie es zwar gut, aber ist eben immer "nur" die Pflegetochter, was sie immer unterschwellig spürt, dabei sehnt sie sich so sehr nach einer eigenen Familie, nach eigenen Wurzeln und einer eigenen Identität. Shannon kann dann tatsächlich Kontakt mit ihrer Mutter und ihrem Vater aufnehmen. Ein zarter, spannender Prozess der Annäherung. Insgesamt ist es ein sehr schöner, poetischer Roman, der zum Nachdenken anregt. Ich kann ihn jedem weiterempfehlen.