Entfaltet sein dystopisches Potenzial
QualityLandIn diesen Zeiten, wo die Diskussion über die KI und ihre Möglichkeiten am Beginn ist, ist es sicher kein Fehler, wieder einmal auf Marc-Uwe Klings Buch "QualityLand" zu greifen. "QualityLand" zeigt, was ...
In diesen Zeiten, wo die Diskussion über die KI und ihre Möglichkeiten am Beginn ist, ist es sicher kein Fehler, wieder einmal auf Marc-Uwe Klings Buch "QualityLand" zu greifen. "QualityLand" zeigt, was passieren kann, wenn gesetzliche Regeln zur KI und zur Verwendung von Algorithmen ausbleiben.
"QualityLand" ist ein Roman, der etwas langsam in Schwung kommt, dann aber sein dystopisches Potenzial voll entfaltet. Der Schrecken einer KI-gesteuerten Zukunft ist dabei so gut wie durchweg im Alltäglichen angesiedelt. Menschen, die in sich selbst gefangen sind, von der die KI alles weiß, sind die Protagonisten.
Nein zu sagen ist in dieser Welt nicht mehr vorgesehen - bei relevanten Entscheidungen drückt man einfach nur auf okay. Die KI weiß schließlich, was man will. Auch, was man wählen will - allerdings hat man da noch die Möglichkeit, sich die anderen Kandidaten, die einem nicht empfohlen werden, anzeigen zu lassen.
Dass es eine Kampftruppe gegen eine robotergesteuerte Zukunft im Untergrund gibt, erfährt der Leser. Durchgespielt wird der Kampf aber nur im kleinen Rahmen. Peter Arbeitsloser ist der Protagonist, der erkennen muss, dass der Protest gegen das Geschäftsgebaren von TheShop zwecklos ist - der Algorithmus macht keine Fehler, genauer: er darf keine Fehler machen. Und doch will Peter Arbeitsloser etwas an TheShop zurückschicken - was nicht vorgesehen ist, da die Firma weiß, was sich ihre Kunden wünschen.
Gerade weil es vor allem um den kleinen Mann geht, entfaltet der Roman sein dystopisches Potenzial. Nur am Rande geht es um die Frage, was es heißt, dass Menschen mit Punkten in Gruppen eingeteilt werden, es genügt die Darstellung wie TheShop arbeitet, um eine Zukunft zu projizieren, die alles andere als wünschenswert ist - auch wenn die TheShop den Menschen die Wünsche von ihren Profilen ablesen kann.
Was Peter Arbeitsloser erlebt, ist deutlich eindrucksvoller als etwa die diskutierte Frage, ob ein KI-Roboter Präsident werden darf. "QualityLand" zeigt eindrücklich, wie die KI die Frage nach der Würde des Menschen und nach einem gelingenden Leben stellt.