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Veröffentlicht am 15.05.2022

Roman über die Entstehung des Oxford English Dictionary

Die Sammlerin der verlorenen Wörter
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Die Geschichte des Oxford English Dictionary verwoben mit dem Kampf der Suffragetten für das Frauenwahlrecht und mit dem Ersten Weltkrieg: in ihrem Buch „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ bietet Pip ...

Die Geschichte des Oxford English Dictionary verwoben mit dem Kampf der Suffragetten für das Frauenwahlrecht und mit dem Ersten Weltkrieg: in ihrem Buch „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ bietet Pip Williams all dies.

Kann man ein Buch über die Entstehung eines Wörterbuchs schreiben? Ja, zumindest wenn dieses Wörterbuch über Jahrzehnte entstanden ist. Und, wenn man sich ein wenig dichterische Freiheit herausnimmt.

Zur dichterischen Freiheit gehört die Hauptfigur des Romans, Esme. Ihr Leben zwischen den Jahren 1887 und 1928 bildet den Kern des Romans.

Bereits als Kind spielt Esme im so genannten Skriptorium, wo Lexikgraphen die Wörterbucheinträge zusammenstellen. Im Gegensatz zum Duden gehört zu den Wörterbucheinträgen des Oxford English Dictionary auch eine Erklärung der Bedeutungsvarianten und Beispielsätze aus der (gehobenen) Literatur. Versteckt unter dem Sortiertisch beobachtet Esme die Arbeit – bis sie selbst zur Mitarbeiterin wird.

Bald schon geht Esmes Interesse über das an Bedeutungsvarianten hinaus: sie fragt sich, weshalb manche Wörter es nicht ins Wörterbuch schaffen, sammelt die „verlorenen“ Wörter in einer Kiste. So drängt sich die Frage nach dem Umgang mit Sprache immer wieder sanft in den Vordergrund. Ob obszöne Wörter, negativ konnotierte oder umgangssprachlich verwendete: Wörter: Esme sammelt all das, was es nicht ins Wörterbuch schafft. So entsteht nach und nach ein alternatives Wörterbuch. So wie die Gebrüder Grimm von Ort zu Ort zogen, um Volksmärchen zu sammeln, begibt sich Esme auf den Markt und schaut den einfachen Leuten aufs Maul (so hätte es Martin Luther ausgedrückt). Etliche der gesammelten Einträge sind im Buch abgedruckt (da das Buch nach den Bänden des Wörterbuchs aufgebaut ist, zunächst auf Englisch und dann in deutscher Übersetzung).

Dem Nachwort der Autorin ist es zu verdanken, dass man noch erfährt, was in „Die Sammlerin der verlorenen Wörter“ einen historischen Bezug hat – und das ist mehr, als man beim Lesen denkt. Allerdings muss ich sagen: Richtige Spannung entsteht selten im Buch, das Sammeln der Wörter bleibt im Zentrum des Erzählens, was manchmal zulasten des Erzählflusses geht. Oft genug werden Ereignisse nicht erzählt, sondern allenfalls erwähnt. Und auch das Thema des Umgangs mit der Sprache ist eher vorsichtig eingewoben, anklagend ist das Buch nie. Mich hat weder die Geschichte Esmes noch die Entstehung des Wörterbuchs besonders in ihren Bann ziehen können.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Jesus im Schnelldurchlauf

Jesus für Eilige
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Mit seinem Büchlein „Jesus für Eilige“ will Fabian Vogt kurz und knackig, wie der Untertitel verspricht, das vermitteln, was an Jesus wichtig ist.

Zunächst stellt Vogt vor, was man über Jesu Biographie ...

Mit seinem Büchlein „Jesus für Eilige“ will Fabian Vogt kurz und knackig, wie der Untertitel verspricht, das vermitteln, was an Jesus wichtig ist.

Zunächst stellt Vogt vor, was man über Jesu Biographie weiß, anschließend berichtet er, was über Jesu Handeln aus den Evangelien berichtet wird. Diesen Teil bezeichnet Vogt selbst als „Charakterstudie“. Erst im folgenden Kapitel geht es um Jesu Kernbotschaften. Vogt legt also Wert darauf, dass man aus Jesu Verhalten letztlich auch seine Botschaft ableiten kann. Schließlich geht Vogt noch auf zentrale Inhalte ein: Gleichnisse, Wunder, Bergpredigt, Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung und Demut.

Inhaltlich wie auch stilistisch hat mich das Büchlein nicht durchgängig überzeugt. Auf der sprachlichen Ebene schwankt das Buch teilweise zwischen umgangssprachlichen Formulierungen und dem Nachahmen von Jugendsprache (Jesus als Influencer mit seinen Followern …) auf der einen Seite und seriösem wissenschaftlichem Text auf der anderen, wo der Leser gesiezt wird. Manchmal gelingt dieser Balanceakt, zum Teil aber auch nicht.

Inhaltlich fand ich den persönlicheren Zugang zu Jesus durch die sogenannte „Charakterstudie“ sehr angenehm. Die zentralen Inhalte sind zwar entsprechend kurz angerissen, aber hier erweist sich Fabian Vogt als Reiseführer durch den theologischen Dschungel, der eigene Akzente setzt. Nicht überzeugt hat haben mich die Nacherzählungen der Gleichnisse am Schluss des Buches – im Original sind sie doch viel lebendiger. Weshalb die Gleichnisse Jesu hier so überrepräsentiert sind, hat sich mir nicht erschlossen. Auch der kurze geschichtliche Schnelldurchlauf durch 2000 Jahre Kirchengeschichte ist wenig gewinnbringend.

Etwas unschlüssig bin ich, wer dieses Büchlein gewinnbringend liest. Sicherlich der Konfirmand, für den manche Kapitel aber doch etwas zu abgehoben sein dürften, etwa die Rede vom Mythos beim Abendmahl. Sicherlich der Interessierte und noch nicht allzu Belesene, der einiges Neues über Jesus erfahren dürfte.

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Veröffentlicht am 25.01.2022

1000 Gefahren für Erstleser

1000 Gefahren junior - Das Geheimnis der Pirateninsel (Erstlesebuch mit "Entscheide selbst"-Prinzip für Kinder ab 7 Jahren)
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"Das Geheimnis der Pirateninsel" ist der dritte Band der Junior-Reihe 1000 Gefahren. 

Nick arbeitet in der Piratenkneipe "Fliegender Fisch". Die liegt in einem Kaff namens Black Horn. Eines Tages bekommt ...

"Das Geheimnis der Pirateninsel" ist der dritte Band der Junior-Reihe 1000 Gefahren. 

Nick arbeitet in der Piratenkneipe "Fliegender Fisch". Die liegt in einem Kaff namens Black Horn. Eines Tages bekommt er das Angebot, Käpt'n Perkin als Schiffsjunge aufs Meer zu begleiten. Nimmt er dieses Angebot an? 

Hier darf der Leser selbst entscheiden, wie das Buch weitergeht. Wie bei allen 1000-Gefahren-Büchern ist am Ende der Seite angegeben, auf welcher Seite die Geschichte weitergeht und immer wieder kann man selbst den Lauf der Handlung beeinflussen. 

Auch wenn das Buch für Leseanfänger beworben wird: man muss schon einigermaßen flüssig lesen können und vor allem die Zahlen bis 100 können, um dem Buch zu folgen. Die Sätze selbst sind eher knapp gehalten, viel wörtliche Rede sorgt für Spannung. Die Rätsel im Buch fand ich nicht immer gelungen, so ist zum Beispiel eine geöffnete Tür kaum zu erkennen. 

Je nachdem für welche Version man sich entscheidet, kommt der Schluss außerdem zum Teil sehr abrupt. Da freut man sich, wenn man den Rat bekommt, sich auf S. XY doch umzuentscheiden... 

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Veröffentlicht am 25.01.2022

Anrührende Liebesgeschichte

Heartstopper Volume 1 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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„Heartstopper“ von Alice Oseman ist der erste Band einer Graphic Novel-Serie, die Charlie und Nick auf ihrem Weg begleitet. „Heartstopper“ erweist sich dabei als eine anrührende Liebesgeschichte, die glücklicherweise ...

„Heartstopper“ von Alice Oseman ist der erste Band einer Graphic Novel-Serie, die Charlie und Nick auf ihrem Weg begleitet. „Heartstopper“ erweist sich dabei als eine anrührende Liebesgeschichte, die glücklicherweise nur selten ins Kitschige abgleitet. Allerdings sind Problembereiche wie Mobbing und Identitätsfindung eher am Rande thematisiert.

Das Kennenlernen von Charlie und Nick ist liebevoll von Alice Oseman erzählt und in Bilder gefasst. Mit Text geht Oseman eher spärlich um: die Bilder sollen die Geschichte erzählen.

Bei so einer Liebesgeschichte darf natürlich auch manches konstruiert wirken, wie etwa dass der recht schmächtige Charlie in Nicks Rugby-Mannschaft aushelfen soll. Ganz wundervoll erzählt sind dann die folgenden Seiten, auf denen Nick Charlie erklärt, wie Rugby überhaupt funktioniert. Außerdem gibt es da noch den Nicks Hund Nellie, den man sofort in sein Herz schließt und der beim ersten Treffen von Nick und Charlie schnell das Eis brechen lässt. Allerdings ist Nick sich seiner Gefühle nicht ganz so sicher wie Charlie.

Ganz gemein ist freilich, dass der erste „Heartstopper„-Band genau dann endet, wenn die beiden Jungs über ihre Gefühle reden – ob sie sich finden, bleibt erst einmal offen. Aber immerhin soll Band 2 der „Heartstopper„-Reihe schon im Herbst dieses Jahres erscheinen.

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Veröffentlicht am 03.01.2022

Das eigentliche Thema ist aus dem Blick geraten

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen
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Gerhard Maier beleuchtet in seinem neuen Buch die Jahreslosung 2022: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Maier verortet sie an einer „Bruchstelle des (Johannes-)Evangeliums“, als Jünger ...

Gerhard Maier beleuchtet in seinem neuen Buch die Jahreslosung 2022: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Maier verortet sie an einer „Bruchstelle des (Johannes-)Evangeliums“, als Jünger sich von Jesus lossagten, die Jesus-Bewegung also in einer ersten ernsten Krise steckte.

Nach einer kurzen Ausführung zur Bedeutung von Losungen fragt Maier, wer Jesus war. Anschließend greift er auf, was es heißt, zu Jesus zu kommen. Ausführlich geht Maier dabei auch auf Hindernisse auf dem Weg zu Jesus ein. Im letzten Teil steht die Frage nach der Antwort auf Jesu Einladung bzw. Versprechen im Zentrum.

Dass Maier konservativ-pietistisch geprägt ist, wird spätestens dann deutlich, wenn er auf das wörtliche Bibelverständnis beharrt. Zudem legt Maier wert darauf, dass in der Jahreslosung auch das göttliche Gericht anklingt: für alle die, die den Weg zu Jesus nicht finden. Daher betont Maier auch, dass es nicht allein genügt, zu Jesus zu kommen, sondern dass man auch bei ihm bleiben müsse.

Ich muss zugeben: ich bin enttäuscht von dem Büchlein. Sehr viel, was so gar nichts mit der Jahreslosung zu tun hat, ist hier zu finden. Die außerbiblischen Quellen, die Jesu Existenz beweisen, sind – ohne Grund – sehr ausführlich wiedergegeben. Ebenso Gedanken zur Einheit der Christen, zur historisch-kritischen Methode und zur Evangelisation sowie zu der Rolle von Jesus im Islam, um nur ein paar Stichworte zu nennen.

Die vielen Anekdoten, die Maier eingebaut hat, verstärken sehr oft den Eindruck, dass das eigentliche Thema, die Jahreslosung, aus dem Blick geraten ist. Maier beschließt sein Buch sogar mit einer Art Anekdotensammlung. Hilfreich ist das nicht.

In vielen Teilen seines Büchleins schreibt Maier stark abgrenzend und abwertend, vor allem was die Antwort der Gesellschaft auf Jesu Einladung angeht. Das empfand ich als sehr störend. Ich will ja nicht wissen, was für eine Position Maier gegenüber liberalen Christen hat, gegenüber der modernen Gesellschaft, gegenüber dem Suizid, dem Islam usw.

Für mich nehme ich aus dem Buch mit, dass die Jahreslosung an einem krisenhaften Punkt zwischen Jesus und den Jüngern, wo sich einige von Jesus abkehrten, anzusiedeln ist. Ebenso, dass es wichtig ist, sich selbst auf den Weg zu machen – ggf. auch als dauerhafte Einladung, die man immer wieder annehmen kann bzw. der man treu bleiben muss, indem man bei Jesus bleibt.

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