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Veröffentlicht am 24.06.2022

Eltern und Geschwister im Fokus

Wie lange dauert Traurigsein?
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Wie lange dauert Traurigsein? Das ist eine Frage, die sich wahrscheinlich alle, die schon mal einen Verlust erlitten haben, stellen werden, mich eingeschlossen. Besonders für Kinder, die bereits in jungen ...

Wie lange dauert Traurigsein? Das ist eine Frage, die sich wahrscheinlich alle, die schon mal einen Verlust erlitten haben, stellen werden, mich eingeschlossen. Besonders für Kinder, die bereits in jungen Jahren geliebte Personen an den Tod verlieren, ist es schwer, damit umzugehen, und genau hier greift das Buch von Maria Farm.

In verschiedenen Abschnitten wird aufgeschlüsselt, was Trauer eigentlich ist, was der Tod eigentlich ist, wie genau Trauer funktioniert, wie und wann es besser wird, und was man tun kann, wenn es nicht besser werden sollte.
Kindgerecht und die Lesenden immer wieder adressierend arbeitet die Autorin sich langsam durch diese Themen und dabei steht stets im Fokus, dass den Kindern vermittelt wird, ihre Gefühle seien richtig und nachvollziehbar. Es wird wieder und wieder betont, wie du dich fühlst, ist okay. Du darfst dich so fühlen, das ist ganz normal. Das fand ich einen der wichtigsten Aspekte des Buches, dass den Lesenden vermittelt wird, sie sind erstens nicht allein und zweitens ganz normal.

Dann mochte ich, dass zur Stützung des Textes viel mit dem Layout und Illustrationen gespielt wurde. Das verleiht dem Buch wesentlich mehr Lebendigkeit als nur ein stumpfer Fließtext und hat dafür gesorgt, dass ich auch mal ein paar Seiten mehr gelesen habe, als eigentlich geplant war. Anschauliche Metaphern und Bildnisse komplettieren den perfekt für Kinder geeigneten Stil. Aber nicht nur die Jüngeren, auch Eltern können hier noch was lernen, sei es entweder über den besseren Umgang mit der Trauer des Kindes, oder sogar über die eigene.

Was mich trotz all dieser schönen, positiven Aspekte leider massiv gestört hat, war, dass, obwohl das Buch in Titel und Klappentext als allgemein vermarktet wird, hier sehr stark auf den Tod von Eltern und Geschwistern gepocht wird. Immer wieder wird dem Kind gesagt „Wenn deine Mutter oder dein Vater..“, „Wenn deine Geschwister..“, und das fand ich unschön gelöst.
Mit Sicherheit ist der Tod eines so direkten Familienmitgliedes stark traumatisierend für ein Kind. Aber rein von der natürlichen Gegebenheit her wäre es wahrscheinlicher, dass ein Kind zuerst einen Großelternteil verliert, und das wird hier zwei-, vielleicht dreimal erwähnt. Es wird nie direkt Bezug auf einem solchen Todesfall genommen, und das finde ich zum einen aus emotionalen, ganz persönlichen Gründen schade, aber auch, weil ich annahm, dies sei eine übergreifende „Traueranleitung“, ohne so spezielle Bezugnahmen.

Meiner Meinung (und Erwartung) nach, hätte man entweder allgemeiner formulieren oder aber mehr Fälle bearbeiten sollen, wobei letzteres beinahe unmöglich ist. Jede*r hat andere Beziehungen, manche stehen vielleicht engen Freunden viel näher als einem Elternteil, manche einer Tante siebten Grades näher als der eigenen Schwester, überspitzt gesagt.

Ebenso wie mit den Verstorbenen verhält es sich mit den Todesfällen. Es werden viele Arten von Tod thematisiert, doch ich habe mich in dieser Auflistung nicht wiedergefunden. Gerade spezielle Fälle wie Suizid sind hier gut und richtig aufgehoben, für Kinder sicherlich sehr schwer zu verstehen und zu verarbeiten. Aber einen überraschenden, schnellen Tod, der nicht mit Gewalt oder Unfällen zu tun hat, sondern vielleicht einem Herzinfarkt oder einer anderen gesundheitlichen Ursache, sucht man hier vergeblich. Das vermittelte mir ein wenig das Bild, wenn jemand nicht umgebracht wird oder Teil eines Unfalls ist, bleibt nur noch das Dahinsiechen im Krankenhaus. Auch hier bin ich wahrscheinlich zu persönlich unterwegs, aber damit müsst ihr jetzt bitte einfach mal leben.

Alles in allem ist das Buch sicherlich wichtig und hilfreich, schließlich funktionieren Trauer und deren Verarbeitung in ihren Grundzügen immer ähnlich. Aber ich finde die ständige, spezielle Bezugnahme auf den Tod von Eltern und Geschwistern einfach nicht gut. Meiner Meinung nach hätte man dann die Zielgruppe genauer formulieren können und sollen.

Veröffentlicht am 22.06.2022

Herzensbuch!

Camp - Queerfeldein führt auch ein Weg
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Camp ist ein wunderbares Buch. Ich habe noch nirgends so eine herrliche Vielfalt gesehen, so eine natürliche Diversität, so viele selbstbewusste und sympathische Figuren. Hier weiß fast jeder, wer er ist, ...

Camp ist ein wunderbares Buch. Ich habe noch nirgends so eine herrliche Vielfalt gesehen, so eine natürliche Diversität, so viele selbstbewusste und sympathische Figuren. Hier weiß fast jeder, wer er ist, was er will und wie er sein möchte, und das Camp gibt allen die Rückendeckung, die sie brauchen, um sich zu zeigen, wie sie sich selbst sehen. Das funktioniert für Randy alias Del gleich in mehrere Richtungen. Er erfindet sich neu und gibt sich einen anderen Namen, um einen Jungen für sich zu gewinnen, und allein die Tatsache, wie natürlich das von allen hingenommen wurde, hat mich nachhaltig beeindruckt. Diese Offenheit, diese Selbstverständlichkeit, das war einfach beispiellos.

Randy beziehungsweise Del ist ein herzlicher junger Mann, ein fantastischer Protagonist, den ich von der obersten Haarspitze bis in seinen kleinen Zeh bewundere. Seine Entwicklung zu begleiten war eine intensive Reise, auf der er mit den Lesenden zusammen lernt, dass es sich lohnt, anderen sein wahres Selbst zu zeigen, dass Ehrlichkeit honoriert wird und jeder genauso, wie er ist, perfekt ist.

Die lockere, sommerliche Camp-Atmosphäre hat mich auf der ersten Seite direkt gefangen und mit dem unkomplizierten Schreibstil durch alle Situationen des Ferien-Alltags geführt. Dadurch, dass hier Diversität großgeschrieben wird, habe ich besonders im Bereich Pronomen dazulernen können, denn so selbstverständlich, wie sie hier verwendet werden, habe ich sie tatsächlich vorher noch nicht gesehen. Das fand ich eine wirklich wichtige Sache, viele Lesenden sind vielleicht zum Beispiel mit den Pronomen von non-binären Personen noch unsicher, mich leider mit eingeschlossen.

Dieses Buch ist unheimlich wertvoll für die heutige Zeit und ich bin mehr als dankbar, dass der Second Chances Verlag sich der Geschichte angenommen hat. Hier lernen die Lesenden, wie wichtig der richtige Umgang mit der queeren Community ist, und für die queere Community ist das Buch sicherlich ein großartiges Statement. Hier wird bewiesen, dass Toleranz keine Arbeit, sondern eine natürliche Sache ist.

Veröffentlicht am 18.06.2022

Kindheit pur

Die Wilden Hühner Folge 1
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Die Wilden Hühner sind eine Bande, die mich durch meine komplette Kindheit begleitet und nachhaltig geprägt hat. Ich kann meine Freude darüber, dass die Geschichten der Mädchen noch einmal neu inszeniert ...

Die Wilden Hühner sind eine Bande, die mich durch meine komplette Kindheit begleitet und nachhaltig geprägt hat. Ich kann meine Freude darüber, dass die Geschichten der Mädchen noch einmal neu inszeniert werden, gar nicht angemessen ausdrücken, ich empfinde einfach nur pures Glück und unendliche Dankbarkeit.

Der erste Teil war der, den ich am wenigsten oft gehört habe. Mein Liebling ist und bleibt „Die wilden Hühner und das Glück der Erde“, daher war mir die Geschichte dieses Bandes nur noch in Grundzügen bekannt. Aber als das Hörbuch anlief, erwachten plötzlich alte Erinnerungen wieder zum Leben und ich fühlte mich wieder wie das kleine Mädchen, was verzaubert zuhause zwischen seinen Spielzeugen sitzt und vergisst, womit es gerade beschäftigt war, so sehr wird es in den Bann der Geschichte gezogen.

Die Neuauflage als Hörspiel fand ich eine geniale Sache. Lesungen von Büchern haben ihren Charme, aber inszenierte Hörspiele haben für mich oft einen viel höheren Unterhaltungswert. So war es auch hier. Ich muss zwar gestehen, dass ich die einzelnen Sprecher*innen der Hühner und Pygmäen nicht immer fehlerfrei auseinanderhalten konnte, aber das hat mich nicht im geringsten gestört. Meine Aufmerksamkeit lag jederzeit ungebrochen bei den Sprechenden, den Hintergrundgeräuschen, der ganzen Geschichte. Die Atmosphäre hat mich absolut gefesselt und ich hätte am liebsten direkt die nächste Folge hinterhergeschoben.

Dies hier ist eine der wenigen Rezensionen, die ich zu selbstgekauften oder ausgeliehenen Büchern und Hörbüchern schreibe, meistens mache ich das nur, wenn es tatsächlich zum „Auftrag“ dazugehört. Aber es ist mir eine Herzensangelegenheit, diese wunderbare Geschichte zu bewerben und weiter in die Welt hinauszutragen.

Junge und alte Hühner-Fans, Newbies und Wiederholungstäter, fühlt euch hiermit angesprochen, dieser neu aufpolierten Reihe etwas eurer Zeit zu schenken, und ich verspreche, ihr werdet es nicht bereuen.

Veröffentlicht am 14.06.2022

Mochte ich sehr

Im Dschungel um acht, bis einer lacht
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Im Dschungel um acht, bis einer lacht, schafft es, ein schweres Thema wie toxische Beziehungen mit Humor und Comedy zu vereinen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut funktionieren würde, aber Isabels ...

Im Dschungel um acht, bis einer lacht, schafft es, ein schweres Thema wie toxische Beziehungen mit Humor und Comedy zu vereinen. Ich hätte nicht gedacht, dass das so gut funktionieren würde, aber Isabels Geschichte hat mich nicht nur überzeugt, sondern auch mitgenommen und berührt.

Dadurch, dass die junge Frau aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, kann man sich wunderbar in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einlesen. Und was man ebenfalls bestens mitverfolgen kann, ist ihre Entwicklung. Anfangs war sie noch schüchtern, hat sich über den Mund fahren und einiges über sich ergehen lassen. So oft wollte ich ihr sagen, Isabel, steh doch bitte für dich ein. Und je weiter das Buch fortschritt, desto stolzer wurde ich auf sie. Sie gewinnt Selbstbewusstsein, wird offener, stärker, es war einfach wundervoll mit anzusehen.

Isabel ist ziemlich witzig. Stand-Up-Comedy ist nicht zu 100% mein Ding, meistens finde ich die Witze nur semi-komisch, zu konstruiert. Aber Isabel reißt nicht nur Jokes bei ihren Auftritten, sondern auch in Gesprächen außerhalb, bzw. viel mehr in ihrem Kopf. Mir gefiel das, es verlieh dem Buch eine gewisse Leichtigkeit, wenngleich es der Beziehung zu Isabels Freund trotzdem nicht immer das volle Gewicht nehmen konnte.
Toxische Beziehungen sollten immer umsichtig thematisiert und vernünftig aufgearbeitet werden, wenn sie denn angesprochen werden, und das hat hier meiner Meinung nach gut geklappt. Es wurde nichts unter den Tisch gekehrt, das ist mir immer sehr wichtig.

Für mich war dieses Buch eine wertvolle Leseerfahrung. Den Kontrast zwischen der anfänglichen Isabel, die sich noch unterbuttern lässt und der selbstsicheren, mutigen jungen Frau, zu der sie sich entwickelt, war gewaltig und hat mich sehr beeindruckt. Es ermutigt die Lesenden, selbst auf sich achtzugeben, und sich nicht unter Wert zu verkaufen, wenngleich der Weg dahin manchmal nicht leicht und gespickt mit Stolpersteinen ist. Ich kann das Buch allen Jugendbuch-Liebhabenden nur weiterempfehlen und vergebe alle 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 14.06.2022

Nicht was ich erwartete

Die magischen Buchhändler von London
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Garth Nix war mir auch vor diesem Buch bereits ein Begriff, jedenfalls theoretisch. Ich habe noch kein Buch aus seiner Feder gelesen, lediglich davon gehört, doch als ich dann sah, dass es hier um Buchhändler ...

Garth Nix war mir auch vor diesem Buch bereits ein Begriff, jedenfalls theoretisch. Ich habe noch kein Buch aus seiner Feder gelesen, lediglich davon gehört, doch als ich dann sah, dass es hier um Buchhändler und Bücher geht, war ich sofort Feuer und Flamme. Ich finde kaum etwas cooler als Bücher über Bücher, und damit, dachte ich, wäre ich hier goldrichtig.

In dieser Geschichte geht es dann doch etwas anders zu, als ich vermutet hätte. Es wird verrückter, bunter, rasanter als ich mir ausgemalt habe, jede Figur hat ihre speziellen Eigenarten und teilweise konnte ich mich nur mit offenem Mund fragen, was genau da gerade passiert ist. Ich wurde überrascht, positiv wie leider auch negativ.

Die Figurenbindung zum Beispiel fiel nicht so intensiv aus, wie ich mir das erhofft hatte. Mit Susan wurde ich leider nicht 100%ig warm und auch wenn ich Merlin cool fand, glich das nicht das Loch aus, in dem ich normalerweise während der Lektüre meine Liebe zu den Figuren aufbewahren würde.

Dann hatte ich leichte Einstiegsprobleme, anfangs machte mir der Schreibstil noch etwas das Leben schwer. Ich musste mich dran gewöhnen, ebenso auch an das Setting. Alles war etwas viel, neu, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe mich stellenweise wie ein Lämmchen gefühlt, das in den australischen Dschungel geführt wird, dezent überfordert. Dadurch, dass die Geschichte eine gute Portion Spannung mit sich bringt, wird es eigentlich nicht langweilig, aber wenn man wie ich nicht richtig Schritthalten kann, kann man das Tempo auch nicht genießen.

Insgesamt bekam ich einfach nicht so richtig das, was ich erwartet hatte. Das Buch war okay, aber ich war kein Teil davon, habe es nicht geliebt und gelebt, wie ich hoffte, dass ich es tun würde.
Von mir gibt es daher mittelmäßige 3 von 5 Sternen.