Selten habe ich ein Buch gelesen, in dem ich mich selbst so wiedergefunden habe. Beim Lesen liefen die Tränen immer mal wieder in Strömen.
„Dein Leben wird nicht mehr so werden, wie es früher einmal war, es wird anders sein, von Grund auf verändert. Das bedeutet aber nicht, dass es kein schönes Leben sein wird“.
Genau diese Worte der Autorin ...
„Dein Leben wird nicht mehr so werden, wie es früher einmal war, es wird anders sein, von Grund auf verändert. Das bedeutet aber nicht, dass es kein schönes Leben sein wird“.
Genau diese Worte der Autorin beschreiben, worum es in ihrem Buch geht: Um den Verlust eines geliebten Menschen. Den Schock, der einen nach seinem Tod trifft, die Fassungslosigkeit, die einen im Alltag lähmt. Die Angst, dass man keine Freude in seinem Leben mehr empfinden kann ohne die verstorbene Person. Den Wunsch, die Zeit zurückdrehen zu wollen, und all diese Gefühle, die auf einen einprasseln nicht fühlen zu müssen.
Aber es geht auch um die Wichtigkeit der Verarbeitung dieser Trauer, die hilft wieder ins Leben zurückzufinden und die kleinen Lichtblicke im Laufe der Trauerarbeit, die den Hinterbliebenen den Lebensmut wiederfinden lassen.
Hierbei erklärt sie in kurzen kindgerechten Kapiteln, welche Trauerphasen es gibt und was beim Schock, der Reaktionsphase, der Verarbeitung und der Neuorientierung erfahrungsgemäß in Trauernden vorgeht.
Sie erläutert, was der Tod und Sterben überhaupt ist, welche Arten es gibt und welche Gefühle auf einen einprasseln können, wenn man einen Verlust erleidet.
Die Gefühlswelt der Trauernden, wie Wut, Zorn und die Trauer fängt die Autorin dabei realistisch ein und beschreibt sie sehr sensibel.
Meiner Meinung nach ist dieses Buch für jeden geeignet, der einmal die Erfahrung machen musste, dass eine Person, die einem sehr am Herzen lag, verstorben ist, unabhängig vom Alter. Auch Erwachsene werden sich in diesen Zeilen wiederfinden, auch wenn sie nicht der Hauptadressat der Autorin sind. Diese wendet sich in sehr kindgerechter, leicht verständlicher Ansprache an Kinder ab 9 Jahren. Die im Buch vorherrschende bildliche Ausdrucksweise mit vielen Vergleichen hilft dem lesenden Kind, komplexe Emotionen einfach zu verstehen und sich selbst in den Beschreibungen wiederzufinden.
Die Autorin spricht feinfühlig, empathisch und nicht von oben herab. Sie erklärt auf Augenhöhe, ohne das Gefühl zu vermitteln, bevormundet zu werden.
Die Illustrationen und das detailverliebte Layout sind ebenfalls sehr kindgerecht und wunderschön und berührend gestaltet.
Die Autorin nimmt die Leser an die Hand, gibt lebensnahe Tipps, wie man mit seiner Trauer umgehen kann, etwa indem man Briefe oder Tagebuch schreibt oder einen „Ort der Erinnerung“ schafft.
Auch ermutigt sie die Kinder für sich und ihre Gefühle einzustehen, sagt mit Nachdruck, dass alle Emotionen richtig sind und ihre Legitimation haben. Sie macht deutlich, dass es beim Trauern kein richtig oder falsch gibt und es in Ordnung ist, wie man empfindet. Sie motiviert die Kinder in diesem Buch, über ihre Gefühle zu reden sich Unterstützung von Erwachsenen zu holen, wenn sie glauben alleine nicht mit dem Verlust klarzukommen.
„Wie lange dauert Traurigsein“ ist ein Buch, das dazu führt, dass beim Leser gewiss die eine oder andere Träne vergossen wird, weil man sich selbst so sehr in den Zeilen wiederfindet, das einem aber auch Hoffnung macht, dass irgendwann der Punkt kommen wird, an dem man besser mit dem Verlust und seiner Gefühlswelt umzugehen lernt und vielleicht sogar positiv und mit einem Lächeln in die eigene Zukunft schauen kann.