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Veröffentlicht am 11.11.2021

Emotionale Berg- und Talfahrt

Bevor wir alles verlieren
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„Bevor wir alles verlieren“ ist mein erstes Buch von Heike Abidi. Das Thema ist alles andere als schön, im Gegenteil. Ein Hirntumor wünscht man niemandem, vor allem nicht jemand sympathischem wie Protagonistin ...

„Bevor wir alles verlieren“ ist mein erstes Buch von Heike Abidi. Das Thema ist alles andere als schön, im Gegenteil. Ein Hirntumor wünscht man niemandem, vor allem nicht jemand sympathischem wie Protagonistin Victoria. Und doch ist das Buch nicht bedrückend und hoffnungslos, wie man vielleicht zuerst annehmen würde, es trotzt nur so vor positiven Messages und Humor, ohne jedoch den Ernst der Lage zu schmälern.

Man begleitet Victoria direkt von Beginn an bei ihrer Diagnose, dem Krankenhausaufenthalt und muss mit ihr zusammen den Schock der Nachricht, die sie bekommt, verdauen. Dadurch, dass sie aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, ist man hautnah an ihr dran, man verfolgt ihre Gedanken und Gefühle, als seien es die eigenen, man leidet mit ihr, man ist mit ihr zusammen zunächst ungläubig, man verzweifelt, man hofft aber auch ein wenig. Ich fand es fantastisch, wie authentisch man ihre emotionale Berg-und Talfahrt geschildert bekommt, wie nahbar und menschlich sie das gemacht hat.

Ihr Kumpel Theo hatte mich schon direkt nach seinem ersten Auftritt in der Geschichte um den Finger gewickelt. Er ist der perfekte Begleiter für Victorias (vielleicht) letztes Abenteuer, aufmerksam, analytisch und dadurch unheimlich beruhigend. Er betrachtet die Dinge wenn nötig nüchtern und aus einer gewissen emotionalen Distanz heraus, aber ist dennoch unheimlich mitfühlend, er hilft Victoria, nicht den Kopf zu verlieren. Jeder braucht einen Theo, er ist absoluter ein Goldschatz!

Ich fand es sehr gut gemacht, wie trotz der unbestrittenen Ernsthaftigkeit des Themas die Hoffnung stets ganz oben steht. Victoria nimmt vieles mit Humor und ihre teils ironische Erzählweise verlieh der Geschichte eine Lockerheit, die man zunächst gar nicht erwarten würde. Es gefiel mir sehr, wie angenehm zu verfolgen das Geschehen dadurch wurde, wie es der Schwere eine gewisse Leichtigkeit verliehen hat. Und dennoch ist nie in Vergessenheit geraten, wie ernst es um die Protagonistin steht, dass es immer noch eine Frage von Leben und Tod ist.

Das Ende fand ich perfekt passend für die Geschichte. Natürlich fragen sich die Leser*innen im Laufe des Buches öfter, wie es am Ende um Victoria steht. Überlebt sie? Stirbt sie? Erfahren wir das überhaupt? Wie das Buch nun ausgeht, verrate ich selbstverständlich nicht. Aber auch wenn der/die ein oder andere eventuell unzufrieden mit dem Ende sein wird, in solchen Fällen kann man es gar nicht allen Recht machen, habe ich schnell meinen Frieden damit geschlossen.

Mein Fazit:
Ich habe das Buch trotz oder vielleicht gerade wegen seines ernsten Themas sehr genossen. Victoria und Theo waren unglaublich sympathische Protagonisten, die ich von Herzen gern auf ihrer Reise begleitet habe. Die Art, wie einem bedrückenden Ereignis hier Flügel verliehen wurden, fand ich sehr gut gelungen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

Veröffentlicht am 08.11.2021

Anders als erwartet

Reality Show
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Reality Show hätte mit seinem Klappentext und der Idee dahinter eigentlich 5 Sterne verdient. Ich war von Anfang an so sehr verliebt in diese spannende, originelle Idee und als bekennender Reality TV Fan ...

Reality Show hätte mit seinem Klappentext und der Idee dahinter eigentlich 5 Sterne verdient. Ich war von Anfang an so sehr verliebt in diese spannende, originelle Idee und als bekennender Reality TV Fan schwimme ich sowieso auf dieser Wellenlänge. Mein letztes Buch von Anne Freytag war ein eher mittelmäßiges Jugendbuch und so war ich gespannt, ob sie mich mit diesem Roman würde überzeugen können.

Doch leider flachte meine anfängliche Begeisterung schnell ab und wuchs auch nicht mehr so richtig trotz rasanterer zweiter Hälfte. Ich habe einfach irgendwie etwas anderes erwartet, als man hier bekommen hat. Der Fokus hätte für mich noch mehr auf der Show liegen können, auf den Vorgängen dahinter, stattdessen wurde viel über die Figuren und deren Hintergründe gesprochen, fast schon zu viel. All die Beteiligten habe ich sehr bald durcheinander bekommen, die Namen, deren Geschichten, wer ist wer, wer macht was. Das hat mich schnell überfordert und sich bis zum Ende ehrlich gesagt auch nicht gelegt. Finde ich sehr schade, da wäre weniger mehr gewesen.

Der Schreibstil war kurz und knackig, passend zum direkten, gesellschaftskritischen Ton der Geschichte, daran gab es nichts auszusetzen. Ich bin relativ flüssig durch das Buch gekommen, nur wirklich hängengeblieben ist vom Gelesenen nicht viel, was gerade bei so einem aktuellen, eindringlichen Inhalt sehr schade ist. Das Potenzial der Idee wurde in meinen Augen nicht voll genutzt und so entstand für mich auch nicht das Highlight, was ich anhand des Klappentextes erwartet hätte.

Mein Fazit:
Ich bin leider etwas enttäuscht und vergebe 3 von 5 Sternen. Der Grundbaustein war gut und sehr gelungen, die zweite Hälfte des Buches zudem recht rasant. Aber ich hatte keine Bindung zu den Figuren und war mit der schieren Menge oft einfach überfordert.

Veröffentlicht am 08.11.2021

Klingt schlechter als es gemeint ist

Der letzte Rabe des Empire
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Der letzte Rabe des Empire ist optisch ein absoluter Hingucker. Die bunte, aber dunkel gehaltene Gestaltung des Covers mit der Person und der Stadt im Hintergrund wirkt wunderbar atmosphärisch und würde ...

Der letzte Rabe des Empire ist optisch ein absoluter Hingucker. Die bunte, aber dunkel gehaltene Gestaltung des Covers mit der Person und der Stadt im Hintergrund wirkt wunderbar atmosphärisch und würde mich in der Buchhandlung direkt anziehen. Ich war auch aufgrund des Klappentextes Feuer und Flamme, und konnte es kaum erwarten, loszulegen.

Leider muss ich sagen, dass ich dann relativ viel Mühe hatte, in die Geschichte reinzukommen. Ich wurde nicht direkt abgeholt, wie ich es mir erhofft hatte, sondern dümpelte unbeteiligt am Rand des Geschehens vor mich hin. Das wurde im Laufe der Zeit besser, aber der Funke, der übergesprungen ist, blieb nur ein Funke und entwickelte sich nicht zu einem Feuer.

Vielleicht lag es an der etwas unpersönlichen Erzählperspektive. Ich bin ein großer und bekennender Fan davon, wenn Geschichten aus der Ich-Perspektive geschrieben sind, das ermöglicht einem das perfekte Eintauchen in die Gedankenwelt der Figuren. Hier jedoch wird das nicht genutzt, sondern von einem übergeordneten Erzähler berichtet, der auf viele verschiedene Personen schaut und immer wieder zwischen ihnen hin und her springt. Das hat teils für etwas Unordnung gesorgt, ich musste mich oft neu sortieren und bin dadurch nicht so schnell vorangekommen. Umso schneller war dafür meine Motivation erschöpft, sodass ich leider sehr lange für das Buch gebraucht habe.. zu lange.

Was mir auch ein wenig aufgestoßen ist, war die Tatsache, dass die Geschichte zwar oft unterteilt wird, aber kaum mal eine „richtige“ Kapitelunterbrechung hat, was das Weglegen für mich immer schwer gestaltet hat. Ich mag kurze Kapitel, die es mir ermöglichen, einen klaren Cut zu ziehen, wenn ich eine Pause brauche, das war hier kaum möglich.

Ich habe sehr geliebt, mit Melvin zusammen zu rätseln und zu grübeln, was es mit dieser Mordserie auf sich hat. Ich fand den Fall unglaublich spannend und auch sehr aufregend aufgebaut, es hätte für mich eine echt fesselnde Geschichte werden können, wenn die ständigen Perspektivwechseln nicht wären. Ich mochte die Vielfalt der Figuren, auch wenn viele mir recht fremd blieben und ich keine innige emotionale Beziehung zu ihnen aufbauen konnte. Es gab einfach so viele, die man im Auge behalten musste und über die man nachdenken konnte.

Mein Fazit:
Insgesamt klingt das alles sehr negativ, aber das war es nicht. Ich mochte das Buch im Großen und Ganzen, nur war es durch Erzählstil und Layout mühsamer zu lesen, als ich es mir gewünscht hätte. Ich bin nur langsam vorangekommen und vergebe daher immer noch gute 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.11.2021

Guter Einstieg

THE MAGPIE SOCIETY - Die Nächste bist du
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Meine Lektüre der Magpie Society begann mit einem ordentlichen Fauxpas meinerseits. Ich war schlichtweg zu doof, den Titel richtig zu lesen, und dann ganz erstaunt, als ich mir das Cover mal bewusst angeschaut ...

Meine Lektüre der Magpie Society begann mit einem ordentlichen Fauxpas meinerseits. Ich war schlichtweg zu doof, den Titel richtig zu lesen, und dann ganz erstaunt, als ich mir das Cover mal bewusst angeschaut habe und feststellen musste, dass mein Kopf etwas ganz anderes produziert hatte, als dort eigentlich steht. Dabei sieht das Cover nicht so unscheinbar aus, dass man darauf etwas hätte übersehen können, im Gegenteil. Ich finde es super, schlichter Hintergrund mit auffälligem, mysteriösen Bild in der Mitte. Das fängt die Aufmerksamkeit und in der Buchhandlung würde ich definitiv zugreifen.

Das Buch wird aus mehreren Sichten aus der Ich-Perspektive erzählt und ermöglicht dem Leser, direkt am Geschehen teilzuhaben. Ivy und Audrey waren mir zwar recht sympathisch, aber ich habe keinen engen Draht zu ihnen gefunden, sodass ich trotz der einladenden Erzählweise eher Zaungast der Geschichte war. Das fand ich schade, denn Potenzial war durchaus da, doch eine emotionale Bindung blieb aus. Zudem hatte ich ab und an Probleme, mich in die Motive der Figuren hineinzuversetzen und ihre Handlungen nachzuvollziehen.

Durch einen spannenden Prolog ist man direkt mittendrin und einem bleibt auch in den folgenden Kapiteln nicht viel Zeit zum Verschnaufen. Ich mag es, wenn man ein wenig unvorbereitet in die Menge geworfen wird und erst einmal zusehen muss, dass man alle Fakten, Namen und Orte sortiert bekommt. Das Gefühl, wenn sich das Chaos langsam lichtet und man einen Überblick bekommt, liebe ich einfach, sofern man nicht zu lange über entscheidende Dinge im Dunkeln gelassen wird.

Einige Dinge an der Handlung waren zwar etwas vorhersehbar, aber im Großen und Ganzen hatte ich dennoch Spaß am rätseln, grübeln und mitdenken, was da abgeht, wer zu den Bösen und wer zu den Guten gehört. Als Auftakt der Reihe enthält das Buch noch nicht alle Antworten auf alle Fragen, aber das ist vollkommen okay. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich vom Ende enttäuscht bin, es ist einfach nur noch nicht abgeschlossen.

Mein Fazit:
Abgesehen von der Distanz zu den Figuren hatte ich Spaß mit der Geschichte. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und spreche eine Leseempfehlung für Jugendbuchfans aus, die gern ein wenig zu Rätseln haben. Von mir gibt es 3,5 und gerundet 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 05.11.2021

Mochte ich

Wie ein Schatten im Sommer
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Von Adriana Popescus Buch habe ich im Vorfeld viel Gutes gehört, umso gespannter war ich dann darauf, wie mir persönlich die Geschichte gefallen würde. Ich hatte aufgrund der Bewertungen bekannter Blogger*innen ...

Von Adriana Popescus Buch habe ich im Vorfeld viel Gutes gehört, umso gespannter war ich dann darauf, wie mir persönlich die Geschichte gefallen würde. Ich hatte aufgrund der Bewertungen bekannter Blogger*innen auch hohe Erwartungen, was in letzter Zeit selten gut für einen Titel ausgegangen ist. In diesem Fall ist das Buch aber zum Glück nicht auf die Nase gefallen, sondern hat sich bewährt, sehr zu meiner Freude, muss ich sagen. Ich wollte das Buch echt mögen und zum Glück hat sich das leicht gestaltet.

Für mich war es das erste Buch der Autorin und ich war direkt begeistert vom figurennahen Schreibstil. Man ist direkt an den Protagonisten dran, man lebt mit ihnen zusammen, schaut ihnen nicht bloß über die Schulter, sondern fühlt ihre Gefühle, denkt ihre Gedanken. Vio war mir sofort sympathisch, sie ist eine tolle Figur. Ich mochte ihre Art einfach total, mit Konstantin dagegen habe ich mich ein wenig schwergetan. Wir schwammen irgendwie nicht auf der selben Welle, er hat mich nicht so begeistert, wie es bei Vio der Fall war.

Generell fand ich die Figurenvielfalt in diesem Buch sehr beeindruckend. Manche Figuren hasst man, manche liebt man, für manche hat man Verständnis und manche verurteilt man. Allesamt hatten aber eine Sache gemeinsam, sie waren alle (teils erschreckend) authentisch. Besonders Konstantins innerer Zwiespalt war nachvollziehbar dargestellt, auch wenn ich die Sichtweise seines Bruders auf keinen Fall gutheiße.

Ich mochte es, wie sensible Themen wie Rassismus und Fremdenhass hier angepackt wurden. Einfühlsam und dennoch eindringlich wird aufgearbeitet, was es mit Menschen macht, wenn sie solchem Hass ausgesetzt werden, dass man nicht schweigen darf, wenn einem solche Ungerechtigkeiten begegnen.

Mein Fazit:
Ein Buch, das aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Gefiel mir im Großen und Ganzen sehr gut, allerdings hatte ich mit Konstantin trotz seiner Authentizität so meine kleinen Probleme. Da mir die Beziehung zu den Protagonisten sehr wichtig ist, reicht es „nur“ für 4 von 5 Sternen, aber ich hatte dennoch eine schöne Lesezeit mit der Geschichte.