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Veröffentlicht am 22.09.2018

Pure Chemie

Winston Brothers
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„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die ...

„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die Einzige. […] Sie wird sein Anfang, deine Mitte und dein Ende sein.‘ “

Jeder im Ort kennt sie als „Bananenkuchenkönigin“, doch das hat Jennifer Sylvester sich nicht selbst ausgesucht. Ihre Eltern benutzen sie als Gesicht der Familienbäckerei und veranstalten einen Wirbel um sie als Marke, obwohl ihrer Tochter die Aufmerksamkeit mehr als unangenehm ist. Dazu kommt, dass es so für Jennifer quasi unmöglich ist, sich unter den Argusaugen ihrer Familie zu verlieben und gerät durch für sie günstige Zufälle in die Lage, sich die Hilfe von Cletus Winston erbitten zu können, der ihr Tipps geben und einen geeigneten Kandidaten für Jennifer auftreiben soll. Cletus brüstet sich stets damit, die Leute durchschauen zu können und sich nie zu irren, folglich verwundert es ihn, dass die junge Frau es immer wieder schafft, ihn zu überraschen, womit der Mechaniker nicht umzugehen weiß. Was also tun..?

„Whatever you need“ ist der dritte Teil der Reihe um die Brüder der Familie Winston. Leider habe ich die beiden Vorgängerteile nicht gelesen, doch das hat mein Verständnis der Abläufe und zwischenmenschlichen Verhältnisse in Green Valley nicht negativ beeinträchtigt, sodass man auch ruhig als Neu-Leser noch in die Reihe einsteigen könnte. Im Nachhinein ärgere ich mich sehr über das Versäumnis der ersten beiden Teile, da diese Geschichte mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.

Erzählt wird die Geschichte wechselnd aus der Ich-Perspektive von Jennifer und Cletus, wie es mir am liebsten ist. Ich liebes es, an allen Gedanken teilhaben zu können und vor allem die Gedankengänge von Cletus haben mich regelmäßig laut auflachen lassen.
Der Schreibstil ist locker und leicht, wie es sich für einen Liebesroman gehört, nicht kompliziert aber auch nicht zu seicht oder kitschig. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Buch verschlungen, da ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Jennifer wird von vielen im Ort auf ihren Titel als Bananenkuchenkönigin reduziert. Als das Mannequin ihrer Mutter trägt sie immer den gleichen Püppchenlook zur Schau und muss sich täglich von ihrem Vater sagen lassen, dass sie Glück habe, hübsch zu sein, da aus ihrem Mund selten was Gescheites herauskäme. Doch anstatt sich mit 22 Jahren endlich mal gegen die Bevormundung, Beleidigungen und spitzen Kommentare zu wehren, die ihr nicht nur zu Hause, sondern auch von anderen Dorfbewohnern entgegengeworfen werden, beißt sie die Zähne zusammen, versucht, in jedem gemeinen Kommentar etwas gutes zu sehen, nur weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen will. Dieses Durchhaltevermögen ist einerseits bewundernswert, andererseits hatte ich aber auch sehr häufig das Bedürfnis, sie zu packen und zu schütteln, wenn sie mal wieder den unsinnigen Anweisungen ihrer Eltern folge geleistet hat. Zum Glück macht sie im Laufe des Buches dank Cletus eine beeindruckende Entwicklung durch, für die man sie nur bewundern kann. Aus dem Käfig, in dem ihre Familie sie jahrelang gehalten hat, auszubrechen, erfordert einiges an Mut und der erste Schritt ist immer der schwerste.

Cletus hat mich etwas an Malcolm aus Kylie Scott‘s „Wer will schon einen Rockstar?“ erinnert. Er hat eine ziemlich ungewöhnliche Art zu denken und zu handeln, die man nur schwer beschreiben kann. Einerseits ist er sehr nüchtern und sachlich, sagt andererseits aber manchmal so unerwartete Dinge, dass ich dieses Buch zu großen Teilen lachend gelesen habe. Seine Familie bedeutet ihm alles und auf die Meinung anderer Leute gibt er entsprechend umso weniger. Außerdem ist er davon überzeugt, mit seiner einzigartigen Taktik einen Menschen in 10 Minuten beurteilen zu können und sein Urteil revidiert er nicht, denn ein Cletus Winston irrt sie nie, so dachte er zumindest bis er Jennifer näher kennenlernt.

Ich finde, Cletus und Jennifer geben ein herrliches Paar ab. Es ist schon eine Weile her, dass ein Buch mich zuletzt so gut unterhalten hat, was zu großen Teilen an Cletus liegt, aber die Charaktere in diesem Buch sind mir alle sehr sympathisch, insbesondere die Familie Winston mit all ihren dazugehörigen Partnern. In dieser Familie würde sich wohl jeder wohl und willkommen fühlen, so etwas liebe ich immer in Büchern.

Die Anfänge von Cletus und Jennifers Beziehung sind mehr als ungewöhnlich. Zu Beginn gilt es für Cletus, Jennifer auf die Sprünge zu helfen, was das Thema Beziehungen angeht, was er nicht ganz freiwillig tut. Für Jennifer ist er die perfekte Möglichkeit, an einen Partner zu gelangen und der Gedanke, dass sie irgendwann zusammenfinden könnten, erscheint ihnen schlichtweg abwegig. Doch wie bei jeder Liebesgeschichte gibt es auch hier irgendwann den Punkt, an dem beide Parteien merken, dass sie mehr Gefühle füreinander haben, als sie zunächst für möglich gehalten haben, damit spoilere ich ja wohl niemanden.
Zudem war es nie kitschig, was ich persönlich bei New Adult Geschichten sehr wichtig finde, und auch nicht übertrieben vulgär.

Mein Fazit:
Ich habe mich in Green Valley pudelwohl gefühlt. Der Schauplatz, die Charaktere, alles hat in meinen Augen gepasst. Dieses Buch hat mich großartig unterhalten und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.
Die Lektüre der ersten zwei Bände werde ich garantiert auch noch nachholen, ich möchte mir keine Geschichte über die Winstons entgehen lassen!

Veröffentlicht am 22.09.2018

Engel können leider nicht alles retten

Awaking
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„So genau wusste ich nicht mehr, wann ich vergessen hatte, was das Wort Glück bedeutete. Es erschien mir wie eine vage Erinnerung. Eine Erinnerung aus einem anderen Leben...“

Rose wusste schon immer, ...

„So genau wusste ich nicht mehr, wann ich vergessen hatte, was das Wort Glück bedeutete. Es erschien mir wie eine vage Erinnerung. Eine Erinnerung aus einem anderen Leben...“

Rose wusste schon immer, dass sie anders ist, als die meisten Menschen. Sie hat es sich nie so richtig eingestehen wollen, bis sie einen Autounfall verursacht und dabei von einem Engel namens Chulo gerettet wird. Nach dieser Begegnung können sie einander nicht vergessen und schon bald verlieben sie sich. Doch diese Liebe hat keine Zukunft, denn Beziehungen zwischen Engeln und Menschen sind verboten und zudem fordern die Gefallenen, dunkle Engel, die Seele der jungen Frau, die ihnen zusteht und durch Chulos Eingreifen in den Unfall verwehrt geblieben ist.
Das Paar muss ihre Beziehung vor Chulos Gefährten geheim halten und zugleich versuchen, Roses Leben zu retten, doch schon bald wird der Engel ein Opfer bringen müssen, vor dem nur die Menschenfrau mit ihren besonderen Kräften ihn bewahren kann.

Das Buch besteht beginnt mit einem Epilog aus Chulos Sicht, gefolgt von drei großen Teilen, in denen sich die Erzählweise sich zwischen Chulo und der Ich-Perskeptive von Rose abwechselt und endet mit einem Epilog von Rose. Die unterschiedlichen Erzählperspektiven haben es dem Leser möglich gemacht, ohne Probleme zu erkennen, wer gerade im Vordergrund der Geschichte steht, obwohl es keine richtigen Kapitel in dem Sinne gab, sondern nur einzelne Abschnitte, die durch Sternchen getrennt waren.
Der Schreibstil war leider nicht meins, muss ich gestehen. Zu viele Ausrufe, sodass ich das Gefühl hatte, die Personen schreien sich permanent an, mit der geschwollenen, altbackenen Art zu reden, die die Engel innehatten, konnte ich mich nicht anfreunden, auch wenn sie aufgrund des Alter dieser Wesen gewiss passend ist, und irgendwie war mir oft ein Funken zu viel Drama dabei (was an den Ausrufen liegen mag).

Mit den Charakteren konnte ich mich ebenfalls nur schwer anfreunden. Rose lebt seit dem Tod ihrer Mutter mehr oder weniger allein, ihr Vater flüchtet sich in Arbeit, während seine Tochter ihren Kummer nur schwer verarbeiten kann und häufig von sogar körperlich schmerzhaften Erinnerungen heimgesucht wird.
Auf den ersten Blick wirkt Rose wie ein hübsches, nettes aber trauriges Mädchen von nebenan, ist aber auf den zweiten Blick oft ziemlich manipulativ und egoistisch, wobei ersteres auch mit ihren Fähigkeiten zusammenhängt, von denen sie schon immer irgendwie geahnt hat, dass sie sie besitzt. Im Auf und Ab der Gefühle mit Chulo vergisst sie alles um sich herum, vernachlässigt in (für mich) erstaunlich großem Maße Schule und ihre beste Freundin Julia, die ihr aber natürlich alles verzeiht. Dass Rose passend zu ihrem zarten Vornamen auch noch „Adore“ mit Nachnamen heißt, finde ich persönlich etwas zu klischeehaft, denn anbetungswürdig ist sie meiner Meinung nach nun wirklich nicht, da hätte es auch ein normaler Name getan.
Zu Chulo konnte ich leider überhaupt keine Beziehung aufbauen, was wahrscheinlich am wenig persönlichen Erzählstil wirkt. Zwar waren einige Stellen im Buch, wo er mit Gegenständen und Sprichwörtern der heutigen Zeit konfrontiert wird, schon recht witzig, aber dennoch habe ich nicht mit ihm mitfiebern können, ebenso wenig wie mit Rose.

Dass unsere weibliche Protagonistin ihre Fähigkeiten in keinem Maße hinterfragt, finde ich wiederum mehr als fragwürdig. Wenn man allerdings häufiger Leute gedanklich um den Finger wickelt und bei jedem Wutausbruch Dinge zu Bruch gehen, ohne dass sie berührt werden, bemerkt man das mit der Zeit vielleicht selbst mich mehr, wer weiß das schon so genau.
Die Idee der Engel und Gefallenen, die nebeneinander her leben, und die Beziehung zwischen Engel und Mensch finde ich als Grundgedanke wirklich gut, nur leider hatte ich meine Schwierigkeiten damit, wie es umgesetzt wurde.

Mein Fazit:
Gute Grundidee – verbesserungswürdige Umsetzung.
Leider entsprach das Buch nicht meinen Erwartungen, mit den Charakteren habe ich mich nur schwer anfreunden können und auch die Art der Personen miteinander zu reden empfand ich mit der Zeit als anstrengend.
Als „Romantasy vom Feinsten“, so wie das Buch angepriesen wurde, würde ich es deshalb nicht unbedingt bezeichnen, doch das ist allein meine Meinung. Die vielen positiven Rezensionen anderer Leser sprechen eindeutig dafür, dass es zum Glück für jedes Buch seine Fans gibt!

Veröffentlicht am 20.09.2018

"Ab jetzt bist du mein Leben."

I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich
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„ 'Ist doch der Klassiker', sagte er. 'In allen romantischen Komödien können sie sich am Anfang nicht ausstehen.' “

Eigentlich ist Lilly angehende Schauspielerin mit Hoffnung auf die große Liebe, doch ...

„ 'Ist doch der Klassiker', sagte er. 'In allen romantischen Komödien können sie sich am Anfang nicht ausstehen.' “

Eigentlich ist Lilly angehende Schauspielerin mit Hoffnung auf die große Liebe, doch als sich die Gelegenheit ergibt, die Synchronstimme der weiblichen Hauptperson eines Hollywood-Blockbusters zu werden, zögert sie nicht lange. Leider ist ihr Synchronpartner Ben alles andere als romantisch veranlagt und entsprechend schwierig ist es, die vielen Szenen einzusprechen, in denen es zwischen den Schauspielern des Films gewaltig knistert. So lange, bis es anfängt, auch zwischen Lilly und Ben zu funken...

Das Cover ist nicht gerade auffällig. Abgesehen vom Titel sieht man nichts weiter, aber durch diesen Minimalismus wirkt es modern und so ähnlich wie die Leuchtreklame vor manchen Bars oder Clubs. Mir gefällt es, weniger ist manchmal mehr.

Ben und Lilly erzählen abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive, als Leser nimmt man direkt am Geschehen, den Gedanken und den Gefühlen des jeweiligen Protagonisten teil. Gerade mit Lilly habe ich wirklich gelitten, ich habe sie voll und ganz verstehen können.
Der jugendliche Schreibstil war dem Alter der Protagonisten nach angemessen und ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt. Die einfache Sprache hat dafür gesorgt, dass sich das Buch flüssig lesen und schnell beenden lässt.
Die Kapitel waren beim Perspektivwechsel so ähnlich wie eine Serie oder ein Film nach der Werbung aufgebaut, erst wurde das letzte, was im vorigen Kapitel passierte, teilweise wiederholt, nur eben in der anderen Perspektive, bevor die Geschichte weiterging, Das hat bei mir zu leichterem Verständnis und besserer Verknüpfung der einzelnen Abschnitte geführt, und es war auch interessant zu lesen, wie der jeweils andere die gleiche Situation gesehen und aufgenommen hat.

Lilly ist mit ihren Eltern aufgrund des Jobs ihres Vaters immer viel umgezogen von Land zu Land und hat es daher immer nicht leicht, sich zuhause zu fühlen. Vieles wird über ihren Kopf hinweg entschieden, da ihre Eltern zu wissen meinen, was das Beste für ihre Tochter ist. Die Schauspielerei ist das Einzige, bei dem Lilly zeigen kann, was sie wirklich drauf hat, und das kostet sie voll aus. Als sie die Stelle als Synchronsprecherin bekommt, verliert sie dadurch eine wichtige Freundschaft, ihre Mutter versucht ständig, sie zu verkuppeln, und Ben verhält sich ihr gegenüber zynisch und genervt. Trotz alldem bewahrt Lilly aber die Ruhe, was ich sehr bewundernswert finde, und lässt sich nicht unterkriegen, im Gegenteil. Im Laufe des Buches steht sie immer mehr für sich selbst ein, und hört auf ihr Herz, anstatt sich von allen herumschubsen zu lassen.
Ben wirkt zunächst mürrisch und extrem unorganisiert, er hat Geld-Probleme und seine Familie hält seinen Job als Synchronsprecher sowieso nur für ein Hobby. Doch wie durch ein Wunder schafft er es, sich über Wasser zu halten, auch wenn er von einer Katastrophe in die nächste stolpert. Ich habe mich stets gefragt, womit er als nächstes durchkommt, und es war wirklich lustig zu lesen, wie einfallsreich er mit seinen Problemen umgeht. Für einen 18-Jährigen hat er manchmal sehr kindische Züge, im Großen und Ganzen ist er aber einfach nur ein Kerl, der dringend eine Freundin braucht, das aber selbst noch nicht kapiert hat.
Das Zitat von Ben am Anfang der Rezension spiegelt genau die Beziehung der beiden wider. Anfangs noch voller Vorurteile, im Laufe der Zeit kommen sie sich aber näher und ich finde, sie geben ein tolles Paar ab.

Die Idee hinter der Geschichte hat mich von Anfang an fasziniert. Über das Synchronisieren von Filmen oder Serien erfährt man sehr selten was, da meist die Schauspieler und nicht die Stimmen im Vordergrund stehen, umso spannender war es, mal hinter die Kulissen blicken und erfahren zu können, wie sie Arbeit in so einem Studio abläuft. Ich konnte mir dank der detailgenauen Beschreibungen alles prima vorstellen und hätte am liebsten selbst mal bei der Synchronisation eines Films vorbeigschaut.
Lillys und Bens Verhältnis ist relativ typisch für einen Liebesroman, genau wie Ben schon gesagt hat. Doch ich finde es immer wieder schön, mit anzusehen, wie die Protagonisten sich einander annähern und am Schluss feststellen, dass sie gar nicht mehr ohne den anderen können.

Mein Fazit:
Sympathische Charaktere, interessante Geschichte, wenn auch gepaart mit etwas klischeehaften zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch das stört mich nicht im geringsten, dafür war das Drumherum viel zu aufregend, also eine klare Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 19.09.2018

Flinna Chtigall

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: ...

„Zu einer Zeit, als die Märchen zu Metall wurden und Fabriken sich übers Land erhoben, lebte ein kleiner, aber außergewöhnlicher Junge in sehr, sehr armen Verhältnissen. Zu seinem Glück besaß er drei Dinge: Tapferkeit, Tatendrang und Talent.“

Flinn lebt mit ihrer Mutter und ihren drei Brüdern weit abgeschieden in einem einsam stehenden Haus im Norden Deutschlands, muss sich Tag für Tag durch die Quälereien ihrer Mitschüler kämpfen, weil sie anders ist, und will eigentlich nur eins: Ihren vierten Bruder wiederhaben. Jonte verschwand eines Nachts nahezu spurlos und bis auf eine seltsame Postkarte, die er Flinn geschickt hat, gibt es keine Anhaltspunkte, wo er sich aufhalten könnte. Doch auf dieser Postkarte ist ein Zug zu sehen, und so wartet Flinn jeden Abend am Bahnhof von Weidenborstel, der eigentlich schon jahrelang stillliegt, und hofft auf Jontes Rückkehr oder wenigstens ein Zeichen von ihm.
Und eines Abends fährt wider aller Wahrscheinlichkeiten ein Zug ein, der Zug von Jontes Postkarte. Flinn fackelt nicht lang und geht an Bord des Express', der, wie sie bald herausfindet, ein magisches, fahrendes Internat für besondere Kinder darstellt. Doch wird sie die Geheimnisse dieses Zuges entschlüsseln und auch Jonte finden können?

Das Cover ist gut gelungen, finde ich. Man sieht eine kleine Gruppe Personen, die ich für Flinn, ihre drei Freunde im Zug und die strenge Madame Florett, Zugbegleiterin und Lehrerin, halte, im Hintergrund den fahrenden Zug und drei geisterhafte Tiere, die noch eine wichtige Rolle spielen werden. Es sind sozusagen alle wichtigen Elemente der Geschichte vereint und so etwas gefällt mir immer sehr gut, vor allem da man die wahre Bedeutung meist erst nach dem Lesen so richtig versteht.

Erzählt wird aus der Sicht auf Flinn, und dass sie mit ihren 13-Jahren noch relativ jung ist, macht sich auch bei der Erzählung bemerkbar. Oft möchte man ihr einen kleinen gedanklichen Schubs geben, damit sie mal laut wird und sich durchsetzt.
Die Schreibweise ist sehr bildlich, alle Details sind ausführlich beschrieben und man kann sich die Umgebung und Geschehnisse immer perfekt vorstellen. Das hat beim Lesen unglaublich geholfen und dafür gesorgt, dass man das Buch sehr schnell und flüssig durch bekommt.

Flinn ist schüchtern und spricht in vielen Fällen nicht das aus, was sie sagt. Ihre Unsicherheit hat sowohl mit ihrem Namen als auch mit ihrem Aussehen zu tun und führt dazu, dass das stille Mädchen von direkteren Charakteren einfach untergebuttert wird, doch im Laufe der Geschichte wird sie immer selbstsicherer, was wirklich schön zu erleben war. Mit der Hilfe von Fedor, dem Kohlejungen, und den beiden Schülern Kasim und Pegs geht sie auf die Suche nach Hinweisen zu Jontes Verschwinden und blüht langsam immer mehr auf. Flinn ist ein starkes Mädchen, das es zuhause weiß Gott nicht leicht hatte, umso mehr freue ich mich, dass sie so treue Gefährten für ihren Weg gefunden hat, wie ihre drei Freunde.

Der Welten-Express ist von einem Magier erschaffen worden. Sein Ziel war es damals, die besonderen und begabtesten Kinder dieser Welt angemessen zu fördern, da ihr Potenzial in der „normalen“ Welt übersehen werden könnte. Dieser Express kann nur von denen gesehen werden, die ebenfalls magisches Potenzial besitzen und ist so vor den Normalsterblichen geschützt, damit die Schüler in Sicherheit lernen können. Diese Idee finde ich großartig, ich hatte stets das Gefühl, in einer Mischung aus Hogwarts- und Polarexpress zu leben. Die Kinder, die sich hier befinden, kommen aus aller Welt und können sich durch Magie trotzdem problemlos miteinander verständigen.
Die Mischung der Charaktere ist auch perfekt. Es gibt schrullige Vögel wie den ein oder anderen Lehrer, eingebildete und hochnäsige Mädels wie Madame Florett und die Schülerin Garabina, besonnene und ruhige Gesellen wie den bordeigenen Koch, und Menschen, die einem einfach sympathisch sein müssen, wie zum Beispiel der Schulleiter Daniel.

Mein Fazit:
Ich habe mich beim Lesen zu jeder Zeit unfassbar wohl gefühlt und mit Flinn und ihren Freunden mitgefiebert, und wenn mir jetzt jemand ein Ticket für den Welten-Express anbieten würde, wäre ich definitiv beim nächsten Abenteuer dabei, schade dass es bis zum zweiten Teil noch bis nächstes Jahr dauert.
Eine klasse Idee gut umgesetzt, grandioser Schauplatz mit tollen Charakteren, einfach herrlich zu lesen für Kleine, aber definitiv auch junggebliebene Große, wie mich. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.09.2018

Bitter(süß)es Leseerlebnis

Bittersüße Leidenschaft
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„Es geht zu schnell, ich komme überhaupt nicht mehr mit. Ich habe das Gefühl, mein Leben ist mir um die Ohren geflogen, entzweigebrochen und hat sich jetzt wieder neu zusammengesetzt.“

Summer will einfach ...

„Es geht zu schnell, ich komme überhaupt nicht mehr mit. Ich habe das Gefühl, mein Leben ist mir um die Ohren geflogen, entzweigebrochen und hat sich jetzt wieder neu zusammengesetzt.“

Summer will einfach nur mit ihrer Vergangenheit abschließen. Aus diesem Grund zieht sie aus England nach Australien zu ihrer Tante Jane und startet einen Neunfang. Alles scheint gut zu laufen, denn Jane nimmt sie herzlich bei sich auf, in der Schule findet sie Anschluss und endlich kann sie ihre Altlast abwerfen. Doch Mitch, der Sohn von Tante Janes Lebenspartner, hat scheinbar ein Problem mit der Engländerin und macht Summer das Leben schwer, wo er nur kann. Für sie eigentlich kein Grund, sich einschüchtern zu lassen, doch leider weckt der Bad Boy unerwartete Gefühle in der jungen Frau, die ihr so gar nicht in den Kram passen..

Das Cover war ein netter Blickfang, der mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die Blümchen und der schwarze Hintergrund passen gut zusammen und der Titel ist ansprechend in der Mitte drapiert. Dass man keine Gesichter oder Personen generell sieht, gefällt mir sehr gut, so sind mir New Adult-Cover am liebsten, nicht zu überladen, sondern es besticht mit Schlichtheit.

Summer und Mitch erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Summer wirkt zunächst wie das nette Mädchen von nebenan, entsprechend vorsichtig und schüchtern reagiert sie, doch ihre Gedanken sind oft voller Humor und Sarkasmus. Bei Mitch hingegen wechselt der Schreibstil zwischen kleinlautem Bubi und großkotzigem Macho und driftet oft ins ungehobelte und vulgäre ab, was ich zmindest in den Bettszenen dieses Genres gar nicht mal so schlimm finde. Die alltäglichen Gedanken dieses 19-Jährigen haben mich aber nicht nur schockiert, sondern manchmal regelrecht angeekelt. Im Laufe des Buches hat sich das zwar gebessert, aber gleich die ersten paar Seiten aus Mitch's Sicht haben es für mich unmöglich gemacht, Sympathie zu ihm aufzubauen.

Unsere weibliche Protagonistin habe ich im Vorfeld auch etwas falsch eingeschätzt. Ich nahm an, man bekäme es mit einer schüchternen Protagonistin zu tun, gehemmt von den neuen Eindrücken in Down Under und dem Erlebnis eines Umzugs aus dem alten Leben. Allerdings kann sie auch austeilen und hat oft Humor bewiesen, so weit so gut. Dann wäre da natürlich auch noch ihre schwere Vergangenheit, die es umso bewundernswerter macht, dass Summer zu so einer starken 17-Jährigen herangewachsen ist.
Mitch ist wie gesagt absolut nicht mein Fall. In einem Moment lässt er den großen Macker raushängen und benimmt sich ekelhaft wie sonst was und im nächsten ist er zerknirscht, beleidigt wegen irgendwas oder wird auf einmal ganz weich und emotional. In einem gewissen Maße mag das ja typisch für diese Romane sein, aber bisher war jeder, wirklich JEDER Bad Boy, der mir in den zahlreichen Bücher, die ich verschlinge, über den Weg gelaufen ist, sympathischer als Mitch.

Und nun zu meinem zweiten großen Problem neben Mitch. Summer hat in England einiges durchmachen müssen, was sich insofern bemerkbar macht, dass sie sich unsicher mit körperlichen Beziehungen ist. Alles schön und gut, und vor allem als sie Mitch zurückweist, weil ihr alles zu schnell geht, habe ich ihr innerlich für diese Entscheidung applaudiert. Doch wer nun denkt, die beiden nehmen sich Zeit, um Summer langsam ihre Angst zu nehmen, denkt falsch. Schon am nächsten Tag ist ihr Trauma wie durch Zauberhand einfach verschwunden und es geht zur Sache. Damit war jeder Respekt und jede Glaubwürdigkeit für mich leider dahin, gerade weil all dies gefühlt schon in der ersten Woche nach Summers Ankunft geschehen ist. Das von mir gewählte Zitat am Anfang der Rezi zeigt, dass Summer das Geschehene ebenfalls sehr fix vorkommt, aber langsam machen? Nee, das kommt trotzdem nicht in Frage, denn man ist ja verliebt, da darf man die Dinge überstürzen.
Im Verlauf der Geschichte kam es noch zu einigen weiteren Vorfällen, die Auswirkungen auf die Beziehung der Quasi-Cousins haben, allerdings konnten die mich nicht schockieren oder sonst wie emotional packen, da jegliche Sympathie zu den Charakteren abhanden gekommen war, sodass ich das Geschehen mehr oder weniger belächelt und einfach hingenommen habe.

Fairerweise muss ich sagen, dass das Buch mir gegen Ende wieder besser gefiel, als sich die dramatischen Ereignisse überschlagen haben. Summer leidet, und das ist natürlich, wie sollte es auch anders sein, Mitch's Schuld. Gerade der Schluss hat der Dummheit dieses Jungen die Krönung verpasst, denn er hätte solche Folgen verhindern können. Gut, vielleicht erwarte ich auch zu viel. An Summers Stelle hätte ich diesen Kerl nicht mal mit der Kneifzange angefasst, aber Liebe macht bekanntlich blind.

Mein Fazit:
Erwartet hatte ich New Adult, wie ich sie gern habe, mit Bad Boy, Mauerblümchen, vorsichtigen Annäherungen und jeder Menge Komplikationen und Missverständnissen. Letzteres bekam ich, alles andere aber leider nicht. Statt eines sexy Bad Boys bekommt man einen verzogenen, rotzigen 19-Jährigen, eine Kleine aus England mit schwieriger Vergangenheit, die aber scheinbar nicht so tiefe Wunden hinterlassen hat, wie zunächst gedacht, und eine Beziehung, die am besten schon gestern beginnt.
Leider kann ich mich den vielen positiven Meinungen nicht anschließen, und werde die Reihe vermutlich nicht weiter verfolgen, selbst wenn ich gern wüsste, wie es Summer weiterhin ergeht, und ob jemand Mitch mal An- und Verstand einprügelt.