Pure Chemie
Winston Brothers„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die ...
„ ‚Weißt du, Cletus, eines Tages wirst du selbst erleben, wie es ist, wenn man den Teil von sich selbst findet, der einem immer gefehlt hat. Dann wirst du wissen, dass sie die Richtige für sich ist, die Einzige. […] Sie wird sein Anfang, deine Mitte und dein Ende sein.‘ “
Jeder im Ort kennt sie als „Bananenkuchenkönigin“, doch das hat Jennifer Sylvester sich nicht selbst ausgesucht. Ihre Eltern benutzen sie als Gesicht der Familienbäckerei und veranstalten einen Wirbel um sie als Marke, obwohl ihrer Tochter die Aufmerksamkeit mehr als unangenehm ist. Dazu kommt, dass es so für Jennifer quasi unmöglich ist, sich unter den Argusaugen ihrer Familie zu verlieben und gerät durch für sie günstige Zufälle in die Lage, sich die Hilfe von Cletus Winston erbitten zu können, der ihr Tipps geben und einen geeigneten Kandidaten für Jennifer auftreiben soll. Cletus brüstet sich stets damit, die Leute durchschauen zu können und sich nie zu irren, folglich verwundert es ihn, dass die junge Frau es immer wieder schafft, ihn zu überraschen, womit der Mechaniker nicht umzugehen weiß. Was also tun..?
„Whatever you need“ ist der dritte Teil der Reihe um die Brüder der Familie Winston. Leider habe ich die beiden Vorgängerteile nicht gelesen, doch das hat mein Verständnis der Abläufe und zwischenmenschlichen Verhältnisse in Green Valley nicht negativ beeinträchtigt, sodass man auch ruhig als Neu-Leser noch in die Reihe einsteigen könnte. Im Nachhinein ärgere ich mich sehr über das Versäumnis der ersten beiden Teile, da diese Geschichte mir wirklich ausgesprochen gut gefallen hat.
Erzählt wird die Geschichte wechselnd aus der Ich-Perspektive von Jennifer und Cletus, wie es mir am liebsten ist. Ich liebes es, an allen Gedanken teilhaben zu können und vor allem die Gedankengänge von Cletus haben mich regelmäßig laut auflachen lassen.
Der Schreibstil ist locker und leicht, wie es sich für einen Liebesroman gehört, nicht kompliziert aber auch nicht zu seicht oder kitschig. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich das Buch verschlungen, da ich gar nicht mehr aufhören konnte zu lesen.
Jennifer wird von vielen im Ort auf ihren Titel als Bananenkuchenkönigin reduziert. Als das Mannequin ihrer Mutter trägt sie immer den gleichen Püppchenlook zur Schau und muss sich täglich von ihrem Vater sagen lassen, dass sie Glück habe, hübsch zu sein, da aus ihrem Mund selten was Gescheites herauskäme. Doch anstatt sich mit 22 Jahren endlich mal gegen die Bevormundung, Beleidigungen und spitzen Kommentare zu wehren, die ihr nicht nur zu Hause, sondern auch von anderen Dorfbewohnern entgegengeworfen werden, beißt sie die Zähne zusammen, versucht, in jedem gemeinen Kommentar etwas gutes zu sehen, nur weil sie ihre Eltern nicht enttäuschen will. Dieses Durchhaltevermögen ist einerseits bewundernswert, andererseits hatte ich aber auch sehr häufig das Bedürfnis, sie zu packen und zu schütteln, wenn sie mal wieder den unsinnigen Anweisungen ihrer Eltern folge geleistet hat. Zum Glück macht sie im Laufe des Buches dank Cletus eine beeindruckende Entwicklung durch, für die man sie nur bewundern kann. Aus dem Käfig, in dem ihre Familie sie jahrelang gehalten hat, auszubrechen, erfordert einiges an Mut und der erste Schritt ist immer der schwerste.
Cletus hat mich etwas an Malcolm aus Kylie Scott‘s „Wer will schon einen Rockstar?“ erinnert. Er hat eine ziemlich ungewöhnliche Art zu denken und zu handeln, die man nur schwer beschreiben kann. Einerseits ist er sehr nüchtern und sachlich, sagt andererseits aber manchmal so unerwartete Dinge, dass ich dieses Buch zu großen Teilen lachend gelesen habe. Seine Familie bedeutet ihm alles und auf die Meinung anderer Leute gibt er entsprechend umso weniger. Außerdem ist er davon überzeugt, mit seiner einzigartigen Taktik einen Menschen in 10 Minuten beurteilen zu können und sein Urteil revidiert er nicht, denn ein Cletus Winston irrt sie nie, so dachte er zumindest bis er Jennifer näher kennenlernt.
Ich finde, Cletus und Jennifer geben ein herrliches Paar ab. Es ist schon eine Weile her, dass ein Buch mich zuletzt so gut unterhalten hat, was zu großen Teilen an Cletus liegt, aber die Charaktere in diesem Buch sind mir alle sehr sympathisch, insbesondere die Familie Winston mit all ihren dazugehörigen Partnern. In dieser Familie würde sich wohl jeder wohl und willkommen fühlen, so etwas liebe ich immer in Büchern.
Die Anfänge von Cletus und Jennifers Beziehung sind mehr als ungewöhnlich. Zu Beginn gilt es für Cletus, Jennifer auf die Sprünge zu helfen, was das Thema Beziehungen angeht, was er nicht ganz freiwillig tut. Für Jennifer ist er die perfekte Möglichkeit, an einen Partner zu gelangen und der Gedanke, dass sie irgendwann zusammenfinden könnten, erscheint ihnen schlichtweg abwegig. Doch wie bei jeder Liebesgeschichte gibt es auch hier irgendwann den Punkt, an dem beide Parteien merken, dass sie mehr Gefühle füreinander haben, als sie zunächst für möglich gehalten haben, damit spoilere ich ja wohl niemanden.
Zudem war es nie kitschig, was ich persönlich bei New Adult Geschichten sehr wichtig finde, und auch nicht übertrieben vulgär.
Mein Fazit:
Ich habe mich in Green Valley pudelwohl gefühlt. Der Schauplatz, die Charaktere, alles hat in meinen Augen gepasst. Dieses Buch hat mich großartig unterhalten und ich kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.
Die Lektüre der ersten zwei Bände werde ich garantiert auch noch nachholen, ich möchte mir keine Geschichte über die Winstons entgehen lassen!