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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2017

Sehr empfehlenswert

Palast der Finsternis
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Anouk wird mit vier weiteren Jugendlichen nach Frankreich eingeladen. Die Fünf wurden ausgewählt, einen neu entdeckten unterirdischen Palast in der Nähe von Paris als erste betreten und erforschen zu dürfen. ...

Anouk wird mit vier weiteren Jugendlichen nach Frankreich eingeladen. Die Fünf wurden ausgewählt, einen neu entdeckten unterirdischen Palast in der Nähe von Paris als erste betreten und erforschen zu dürfen. Anouk ist froh, für eine Weile von ihrer Familie wegzukommen. Besonders zu ihrer Mutter scheint sie kein gutes Verhältnis zu haben. Überhaupt ist Anouk als Hauptfigur ebenso seltsam wie interessant. Ihr ist es egal, was andere von ihr denken, sie will niemandem gefallen und vor allem hat sie eine Weltsicht, die vor Sarkasmus trieft, womit ihr Umfeld ein Problem hat, wenn sie diese ausspricht.

Parallel dazu lernen wir Aurélie und ihre Familie kennen, die als Adlige in den Wirren der französischen Revolution 1789 um ihr Leben fürchten müssen. Einzige Rettung scheint die Flucht in den unterirdischen Palast zu verheißen ...

Warum ausgerechnet fünf unerfahrene Teenager einen historischen Fund als Erste untersuchen sollen und keine Profis, ist eine Frage, die sich die Jugendlichen erst stellen, als einige Dinge nicht wie erwartet laufen. Plötzlich scheinen sie in einer tödlichen Falle zu sitzen, in der die Bedrohung nicht nur von einer Seite kommt. Die Suche nach einem Ausweg ist sehr spannend beschrieben und voller gruseliger Überraschungen.

Interessant ist der Perspektivwechsel inklusive Zeitsprung, wenn wir abwechselnd Aurélies und Anouks Erlebnisse lesen. Beide Mädchen sind in etwa gleich alt und scheinen doch so unterschiedlich in ihrer Lebensweise und Weltsicht. Bis sich ihre Ziele auf dasselbe reduzieren: Überleben.

Mir hat vor allem die Figur der Anouk in ihrer Entwicklung gefallen. Ihre Widersprüchlichkeit aus Ablehnung und Aufbegehren sowie tief verborgener Sehnsucht nach menschlicher Wärme und Nähe machen sie trotz ihrer ruppigen Art sehr sympathisch. Irgendwann wollte ich sie einfach nur in den Arm nehmen.

Palast der Finsternis ist ein besonderes Jugendbuch. Ein bisschen History, etwas mehr Fantasy, viel vordergründige Action und Spannung, doch dahinter verborgen Fragen nach Sinn und Wert des Lebens und dem Umgang der Menschen miteinerander. Ich könnte mir eine Verfilmung dieses Werkes sehr gut vorstellen und weiß jetzt schon, an welchen Stellen ich lieber die Augen zukneifen würde.

Fazit: Sehr empfehlenswert. 5*****

Veröffentlicht am 19.09.2017

Abgebrochen, bevor ich brechen musste

Die Kunst, Elch-Urin frisch zu halten
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... ich habe das Buch nach knapp der Hälfte der Seiten abgebrochen. Es war ein K(r)ampf, ein verzweifelter Versuch, mich mit der Geschichte anzufreunden. Positiv möchte ich vorwegschicken, der Autor kann ...

... ich habe das Buch nach knapp der Hälfte der Seiten abgebrochen. Es war ein K(r)ampf, ein verzweifelter Versuch, mich mit der Geschichte anzufreunden. Positiv möchte ich vorwegschicken, der Autor kann schreiben! Rochus Hahn ist kein Unbekannter, das Drehbuch zu "Das Wunder von Bern" stammt von ihm, "Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken" ebenso. "Die Kunst, Elchurin frisch zu halten", liest sich streckenweise so, dass man fast glaubt, in einem Film zu sein. Kopfkino vom Feinsten, zum Beispiel bei der Beschreibung von Bullwinkels "Arschklöppeln", seiner Bude, oder der Bibliothekarin. ABER: Der Autor, Jahrgang um 1962, versucht ständig, cool, witzig, angesagt und abgefahren daher zu kommen, so wie er glaubt, dass junge Männer drauf sind, die nicht einmal halb so alt sind wie er. Stellenweise gelingt das sogar, die oben genannten Szenen und Beschreibungen haben mich sehr amüsiert. Im Großen und Ganzen ist die Story aber schon von der Idee her komplett daneben. Ganz ehrlich - welcher halbwegs intelligente, durchschnittlich aussehende 25-jährige junge Mann in Frankfurt am Main, sollte nicht in der Lage sein, ein Mädel ins Bett zu kriegen? Verzweifelte Vertreter beiderlei Geschlechts, denen das "f.ck mich" quasi auf die Stirn geschrieben steht, laufen in jeder Disco rum. Und statt 4.000 Euro auf eine Stute zu sparen oder 1.800 für einen Finnlandtrip auszugeben, kann man davon die nette Nachbarin von gegenüber, die freundliche Bäckereifachverkäuferinazubine oder die schüchterne Kollegin mal eben zum Essen einladen, hinterher in eine angesagte Bar ausführen und gucken, was sich daraus ergibt. Nee, diese Verzweiflung und die daraus resultierenden kruden Ideen nehme ich den beiden Hauptfiguren Tim und Bullwinkel nicht ab.

Kurz gefasst haben die beiden 25-jährigen Jungmänner durch ein wenig Prahlerei ein Date mit zwei angeblichen Stewardessen ausgemacht. Termin in 14 Tagen und sie wollen eine super Droge mitbringen, denn darauf stehen die beiden Mädels. Nach umfangreicher Recherche kommen sie auf den Urin von Elchen, die vorher psychogene Pilze gefressen haben. Dafür fliegen die beiden Jungmänner mal eben nach Finnland, um dort 1. einen Elch zu finden, 2. diese Pilze zu finden, 3. den Elch damit zu füttern, 4. ihm den Urin irgendwie abzuzapfen und 5. den »Elch-Nektar« frisch zum Date nach Frankfurt mitzubringen. So zumindest der Plan. Komplizierter geht's nicht, oder?

Dabei wechseln die Beiden in ihrer Gemütslage immer wieder von hochmotiviert zu abgrundtief verzweifelt, bauen sich wiederholt gegenseitig auf und würzen das Ganze mit der ach so authentischen Jugendsprache. Als die Zoophilie das erste Mal von Bullwinkel angesprochen wurde, schüttelte es mich bereits. Bei Astrids Versuch, das Ganze als weniger schlimm zu rechtfertigen, als mit dem Fallschirm von Hochhäusern zu springen oder an der Börse Milliarden zu verzocken, drehte sich mir der Magen um. Alles klar, der Mini-Hengst und der Dobermann wollen ihre Frauchen f.cken, immerhin locken die mit lecker Erdnussbutter an der Mumu.

Es gibt für mich Grenzen, und hier waren sie erreicht. Nicht witzig, Herr Hahn, denn ich bevorzuge eine andere Art von Humor.

Fazit: 1* und lasst es lieber.

Veröffentlicht am 19.09.2017

Leseempfehlung und Vorfreude auf Teil 3

Küstenbrut
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Der zweite Krimi um den Kunsthistoriker Richard Gruben hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Allein schon die Tatsache, dass eine ermordete Galeristin, die Richard Gruben nicht persönlich kannte, ...

Der zweite Krimi um den Kunsthistoriker Richard Gruben hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Allein schon die Tatsache, dass eine ermordete Galeristin, die Richard Gruben nicht persönlich kannte, seine Visitenkarte mit einer sehr persönlichen Nachricht von ihm in ihrem Kalender liegen hatte. Genau aus diesem Grund bittet der Polizist Bert Muslow Richard um Hilfe. Was als Flucht Richards vor eigenen privaten Problemen und kleine Gefälligkeit unter Freunden beginnt, weitet sich schnell zu einer gemeinsamen Suche nach dem Mörder der Galeristin aus.

Ich mag es, wie Anja Behn erzählt. Viele Dialoge lassen die Geschichte lebendig wirken. Immer wieder glaubte ich beim Lesen, ein wichtiges Detail entdeckt zu haben, einen Faden in der Hand zu halten, der mich der Lösung des Falls näher bringt. Bis das nächste Detail alles noch verwirrender aussehen ließ. Erzählt wird größtenteils aus der Sicht von Richard Gruben, aber nicht nur. Dadurch hat der Leser stellenweise einen kleinen Wissensvorsprung gegenüber dem Kunsthistoriker, was die Hintergründe aber nicht durchschaubarer macht, im Gegenteil. Vieles scheint einfach nicht zusammenzupassen und die Geschichte von Seite zu Seite spannender.

Mit dem kleinen fiktiven Ort Niederwiek an der Ostsee zaubert die Autorin reichlich frühsommerliche Ostseeatmosphäre zwischen die Zeilen. Allerdings geht es dem Leser ähnlich wie Richard - Zeit, die Idylle zu genießen, bleibt kaum, denn immer wieder tauchen neue Fragezeichen auf. Wir lernen eine überschaubare Anzahl von Personen kennen, die in ihren Eigenheiten unverwechselbar beschrieben sind. Teilweise erinnern sie mich an reale Menschen, die ich selbst dort oben an der Küste kennengelernt habe. Einige sind sehr sympathisch, Mund und Herz auf dem rechten Fleck. Anderen möchte man im wahren Leben lieber nicht begegnen. Trotzdem schafft es die Autorin, dass man auch ihnen ein gewisses Mitgefühl entgegenbringt, zumindest teilweise.

Mehrere Personen spielen ein falsches Spiel, manche schon seit vielen Jahren. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wozu Menschen fähig sind, wenn Gier und Feigheit die Oberhand gewinnen. Der Autorin gelingt es, am Ende alle offenen Fragen logisch zu beantworten. Na ja, fast alle. Was ist mit Johanna aus Anja Behns erstem Krimi "Stumme Wasser"? Das werden wir wohl frühestens im nächsten Küstenkrimi erfahren.


Fazit: 5*****, Lesempfehlung und Vorfreude auf Teil 3

Veröffentlicht am 19.09.2017

Empfehlenswerter Cosy-Krimi

Die Schnitzel-Jagd
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Carine Bernards dritten Cosy-Krimi um die clevere und schöne Ermittlerin Molly Preston musste ich natürlich lesen, nachdem mir "Lavendel-Coup" und "Schaf-Komplott" bereits gut gefallen hatten. Bei diesem ...

Carine Bernards dritten Cosy-Krimi um die clevere und schöne Ermittlerin Molly Preston musste ich natürlich lesen, nachdem mir "Lavendel-Coup" und "Schaf-Komplott" bereits gut gefallen hatten. Bei diesem Teil finde ich das Cover besonders gelungen. Schnitzel-Jagd in der Stadt des Wiener Schnitzels und dann vor so einem schaurig schönen Hintergrund. Wenn man sich dann noch bewusst mach, dass Schnitzeljagd ein Synonym für das abenteuerliche Hobby Geocachen ist, mit dem auch Molly Preston wieder in Berührung kommt, dann sind Titel und Cover sehr passend gewählt.

Ich teile die Begeisterung der Autorin fürs Geocachen und suche in ihren Krimis nicht nur die Spannung, sondern lerne auch gern daraus, wie man knifflige Rätsel-Caches löst. Allerdings glaube ich, dass für Leser, die nicht demselben Hobby nachgehen, die (technische) Ausführlichkeit der Ermittlungen vielleicht zu weit gehen könnte. Kritik an Carine Bernards Krimis bedeutet Jammern auf hohem Niveau. Wie seine Vorgänger ist auch "Schnitzel-Jagd" ein solide gestrickter, sprachlich ausgefeilter, logisch durchdachter und am Ende aufgelöster Krimi. Dem aufmerksamen Leser der anderen Bücher von Carine Bernard könnte aber langsam das bewährte Muster auffallen: Junge, kluge Frau wird mehr oder weniger zufällig in die Ermittlungen hineingezogen. In einer so nett beschriebenen Gegend, dass man am liebsten selbst dort Urlaub machen möchte, sind knifflige Rätsel zu lösen, um dem Mörder auf die Spur zu kommen. Zur Abwechslung und Entspannung wird zwischendurch immer wieder lecker gegessen und getrunken, sodass ich meine Lektüre schon des Öfteren für einen Gang zum Kühlschrank unterbrechen musste. Kurz vor der Lösung des Falls wird es noch einmal so richtig gefährlich für die Ermittlerin ... Falls ich mir etwas wünschen dürfte, könnte der nächste Molly Preston Krim gern mit Abweichungen von diesem Muster überraschen. Ich bin gespannt und werde Molly auf jeden Fall treu bleiben.

Kleiner Nebeneffekt: Mit den enthaltenen Beschreibungen Wiener Sehenswürdigkeiten wurde meine Sehnsucht verstärkt, dieser schönen Stadt endlich einen Besuch abzustatten.

Fazit: Empfehlenswerter Krimi, der ohne Gemetzel und große Grausamkeiten auskommt. 4****

Veröffentlicht am 19.09.2017

Kann man gut wegschmökern

Kontrolle. Macht. Tod.
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Der Autor des Buches war Polizeibeamter, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er weiß also, wovon er schreibt, wenn es um polizeiliche Ermittlungsarbeit geht. Das ist sicher ein Vorteil, wenn man ...

Der Autor des Buches war Polizeibeamter, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er weiß also, wovon er schreibt, wenn es um polizeiliche Ermittlungsarbeit geht. Das ist sicher ein Vorteil, wenn man es mit einem Täter zu tun hat, der Frauen entführt, um sie unter seine Kontrolle zu bringen, wie wir im ersten Kapitel erfahren. Trotzdem ist die Hauptfigur dieses Thrillers kein Polizist, sondern der 54-jährige Privatdetektiv Molden, der das Klischee vom einsamen Schnüffler voll auslebt. Wäre da nicht Greta, die im wahrsten Sinne des Wortes in sein Leben stolpert. Was die junge, schöne Frau an dem wortkargen, fast doppelt so alten, unattraktiven Eigenbrötler findet, habe ich bis zum Schluss des Buches nicht begriffen.

Das Buch ist in einer sehr einfachen, sachlichen, teilweise etwas hölzernen Sprache geschrieben und erinnert ein wenig an Polizeiprotokolle. Viele Dialoge lockern die solide konstruierte Story glücklicherweise auf, wirken aber auch manchmal etwas steif und nicht aus dem Leben gegriffen. Als geübtem Krimileser war mir recht schnell klar, wer hinter den Entführungen und Morden stecken muss, das Motiv war unübersehbar. Verwirrend fand ich die Einteilung der Kapitel in Tag 1, 2 usw., da diese Lücken enthielten und ganze Tage nicht mitgezählt wurden. Alles in allem erweckte das Buch bei mir zu Beginn Erwartungen, die nicht ganz erfüllt wurden. Die Story flachte ab, auch wenn es am Ende noch zum gefährlichen Show Down kam.

Ich würde das Buch eher ins Genre Krimi einordnen, da er fast ausschließlich von der Ermittlungsarbeit Moldens berichtet - bis auf kurzen Schwenks auf die Entführungen / Morde. Für einen Thriller fehlt mir die psychologische Tiefe.

Sehr positiv fiel mir die optische Gestaltung des Buches auf. Das Cover, der Titel und die roten Schnittkanten der Seiten mit den abgerundeten Ecken - so ein Buch nimmt man gern in die Hand, da hat der Fabulus-Verlag gute Arbeit geleistet. Um so erschrockener war ich, gleich auf der ersten Seite (S. 7) über einen schwerwiegenden Grammatikfehler zu stolpern: "...trug Jeans ... mit einer zu kurz geratener schwarzer Lederjacke darüber." Zum Glück blieb dies der einzige dicke Stolperstein, was die Sprache anging.

Fazit: Ein Krimi, den man gut zwischendurch wegschmökern kann 3***