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Veröffentlicht am 17.11.2019

Tiefsinnig

Der Junge mit dem Herz aus Holz
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Als typischer Boyne lässt sich „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ nur sehr schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Dafür ist das Buch einfach zu vielschichtig und inhaltsvoll.

Junge Leser werden ihre Freude ...

Als typischer Boyne lässt sich „Der Junge mit dem Herz aus Holz“ nur sehr schwer einem bestimmten Genre zuordnen. Dafür ist das Buch einfach zu vielschichtig und inhaltsvoll.

Junge Leser werden ihre Freude an den sprechenden Tieren und Gegenständen haben, die in diesem Buch lebendig werden. Sie werden sich begeistern können an den Türen, die ihren Platz wechseln, je nachdem, wo sie gerade gebraucht werden. Sie werden Spaß haben mit dem sprechenden Esel, der nie genug zu futtern hat und jeden Menschen, den er trifft, um etwas zu Fressen bittet. Sie werden Noah mit Spannung auf seinem Abenteuer begleiten und sich wahrscheinlich in ihm selbst wiedererkennen. Zudem eignet sich das Buch aufgrund seiner Kürze, der großen Schrift und dem für junge Leser angemessenen Schreibstil hervorragend als Bettlektüre, zum Selberlesen oder zum Vorlesen.

Erwachsene Leser werden jedoch den tieferen Sinn, der hinter der Geschichte steckt, schnell verstehen. Sie werden die Melancholie und Traurigkeit, die dieses Buch umgibt, spüren können. Sie werden hinter die Fassade blicken und erkennen, welche Aussage der Autor mit diesem Buch machen möchte. Denn es gibt einen Grund, warum Noah von zu Hause wegläuft. Auch wenn dieser lange verborgen bleibt, ergibt er sich am Ende des Buches doch umso gewaltiger und eindringlicher. Und auch die Geschichte des namenlosen Spielzeugmachers ist nur auf den ersten Blick aufregend und spannend. Auf den zweiten Blick ergibt sich jedoch die Tragik, die dahintersteckt.

Die Handlung des Buches ist sehr geradlinig und steuert konsequent auf die große Auflösung zu. Nichts Überflüssiges wird erzählt, jede Handlung und jede Aussage hat ihren Sinn, auch wenn dieser oft sehr tiefgründig ist.

Das Buch hat aufgrund seiner sprechenden Tiere und Gegenstände etwas Märchenhaftes und Bezauberndes an sich. Gleichzeitig ist es aber ein sehr bewegendes und berührendes Buch. Der besondere Schreibstil des Autors, der lebendig und fesselnd ist, bei dem sich aber hervorragend zwischen den Zeilen lesen lässt, sorgt für ein besonderes Leseerlebnis.

Mein Fazit:

Ein tiefsinniges Buch, das sich auch für junge Leser eignet, dessen Gehalt aber wohl nur für erwachsene Leser richtig greifbar wird.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Für Groß und Klein

Wildwood
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„Wildwood“ ist ein Buch für Groß und Klein und entführt seine Leser in ein fantastisches Reich mit sprechenden Tieren, magischen Wesen und großartigen Abenteuern. Der Roman besticht durch seine liebevoll ...

„Wildwood“ ist ein Buch für Groß und Klein und entführt seine Leser in ein fantastisches Reich mit sprechenden Tieren, magischen Wesen und großartigen Abenteuern. Der Roman besticht durch seine liebevoll gezeichneten Charaktere, die detailreiche Handlung und den bildhaften Schreibstil des Autors. Die tollen Zeichnungen geben dem Lesevergnügen das gewisse Etwas und untermalen die Handlung auf eine sehr gelungene Art und Weise.

Da „Wildwood“ auch ein Buch für junge Leser ist, darf man sich nicht daran stören, dass es manche Szenen gibt, in denen einfach alles zu perfekt ist. Da kommt Prue zum Beispiel vom Spielen nach Hause und hat den Kinderwagen ihres Bruders so präpariert, dass es aussieht, als würde er seelenruhig darin liegen und schlafen. In Wirklichkeit aber wurde Mac gerade von einem Schwarm Krähen entführt und Prue hat keine Ahnung, wie sie das ihren Eltern erklären soll. Sie schafft es aber, ihnen vorzuspielen, ihr Bruder sei vom Spielen so müde, dass sie ihn am besten selbst sofort ins Bett bringt. Und das schafft sie dann auch, ohne dass ihre Eltern sich Gedanken darüber machen würden. Doch so perfekt läuft nicht alles in diesem Buch. Im Gegenteil: Prue und ihr Freund Curtis, der sie auf ihren Abenteuern begleitet, kommen von einem Problem zum nächsten und oft scheint die Lage aussichtslos. Sie geraten mitten hinein in Machtkämpfe, Kriege, Intrigen, Lügen und Verrat.

Doch das Buch ist nicht nur düster und gefährlich. Es gibt auch sehr warme und schöne Szenen, wie zum Beispiel die Beschreibung des Familienlebens von Prue, ihrem Bruder und ihren Eltern oder die Szenen, in denen sich zwischen Prue und Curtis eine besondere Freundschaft entwickelt. Auch der Zusammenhalt der Wesen von Wildwald, die gemeinsam gegen das Böse kämpfen, ist sehr schön beschrieben. Besonders lebendig wirken diese Szenen durch die lebhaften Charaktere, die anschaulich und greifbar beschrieben werden. Jede der Figuren hat seine besonderen Eigenheiten, die ihn liebenswert machen und die es ermöglichen, dass der Leser eine gewisse Nähe und Beziehung zu ihnen aufbaut. Das Verhalten der Charaktere ist durchweg nachvollziehbar und realistisch, die Figuren bleiben sich selbst treu und handeln ihrem Wesen entsprechend.

Die Handlungsumgebung des Romans verbreitet eine besondere Atmosphäre. Zu Beginn des Buches wird der Leser darauf hingewiesen, dass die Bewohner von St. Johns, Portland, im US-Bundesstaat Oregon einen Bogen um die Undurchdringliche Wildnis machen, weil dort nichts ist außer Wäldern, Gebüschen und Bergen. Eine Wildnis eben, durch die kein Durchkommen ist. Der Name „Undurchdringliche Wildnis“ strahlt dadurch etwas Besonderes aus und dann zusammen mit Prue und Curtis zu entdecken, wer sich alles in der Undurchdringlichen Wildnis aufhält, was für Wesen und Kreaturen dort hausen und wie diese es schaffen, vor den Menschen verborgen zu bleiben, macht einfach nur Spaß. Auch, wenn es nicht immer ganz ungefährlich ist. Aber das lest ihr am besten selbst.

Der Stil des Autors ist sehr angenehm, leicht verständlich und dem Niveau jüngerer Leser angemessen. Colin Meloy schafft es, den Leser durch seine bildhaften und lebendigen Beschreibungen ein Teil des Buches werden zu lassen und ihn unmittelbar in die Ereignisse einzubeziehen.

Das Ende des Buches schließt mit vielen offenen Fragen ab und ist dadurch kein echter Cliffhanger, lässt aber genug Raum für eine Fortsetzung.

Mein Fazit:

„Wildwood“ bietet ein spannendes Lesevergnügen für Groß und Klein und besticht durch seine ideenreiche Handlung und deren besondere Umgebung.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Hat mir gut gefallen

Kyria & Reb - Bis ans Ende der Welt
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Es fällt recht schwer, einen Zugang zum Buch und zu dessen Handlung zu finden, da der Leser zu Beginn des Romans mit einem völlig neuen Gesellschaftssystem konfrontiert wird, zu dem es nur sehr wenige ...

Es fällt recht schwer, einen Zugang zum Buch und zu dessen Handlung zu finden, da der Leser zu Beginn des Romans mit einem völlig neuen Gesellschaftssystem konfrontiert wird, zu dem es nur sehr wenige Erklärungen gibt. Mit Begriffen wie Civitas, Electi, Id oder Duenna weiß der Leser nur wenig anzufangen und leider werden auch nicht alle Begriffe erklärt. Manche Bedeutungen ergeben sich aus dem Sinnzusammenhang, andere Verbindungen muss der Leser selbst herstellen. So bleibt einiges im Unklaren und offene Fragen bleiben unbeantwortet. Insbesondere wird nur angedeutet, wie sich das Gesellschaftssystem in mehr als 100 Jahren zu einem solchen Überwachungsstaat entwickeln konnte oder was genau dazu geführt hat, dass Frauen nun die Männer auf der Karriereleiter überholt haben und die wichtigsten Ämter bekleiden, während Männer nur noch unbedeutende Aufgaben wahrnehmen. Die Entwicklungen und Zusammenhänge des neuen Gesellschaftssystems, die erklärt werden, sind aber allesamt nachvollziehbar und plausibel.

Ebenso sind die Charaktere allesamt authentisch und lebendig gezeichnet. Kyria überzeugt von Anfang an mit ihrer lebendigen und offenen Art. Sie ist einfach ein sympathisches junges Mädchen. Sie ist zwar wohlbehütet und umsorgt aufgewacht, mit ihrer eigenen Dienerin, macht aber nicht den Eindruck einer verwöhnten Prinzessin, sondern hat durchaus ihren eigenen Kopf und ihren eigenen Willen. Reb ist hingegen ein Typ, an den man sich erst einmal gewöhnen muss. Er hat ein loses Mundwerk, redet munter drauf los, ohne sich seine Worte zu überlegen und trifft nicht immer den richtigen Ton. Man gewöhnt sich aber an ihn und die Dialoge zwischen ihm und Kyria, die zu Beginn des Buches noch sehr gestellt wirken, werden mehr und mehr lebendig und überzeugend. Insbesondere kommt der feine Humor von Reb zum Tragen und so sorgt er für einige Schmunzler. Auch die Nebencharaktere sind lebendig und greifbar gezeichnet. Aber Vorsicht: Genauso wenig wie Kyria weiß auch der Leser nicht, wem er trauen kann und wem nicht!

Die Handlung des Buches ist sehr abwechslungsreich, was aber auch den Spannungsbogen betrifft. Es gibt Szenen, in denen sich die Ereignisse überschlagen und es gibt Momente, in denen es sehr ruhig zugeht. Diese Szenen kann der Leser nutzen, um ein wenig zu Atem zu kommen und sich auf neue, temporeiche Ereignisse vorzubereiten. Das Buch macht aufgrund der Stichworte „22. Jahrhundert“ und „Überwachungsstaat“ den Eindruck einer Dystopie, aber es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Großteil des Buches innerhalb einer Gemeinschaft spielt, die mit den Gesellschaftsentwicklungen nichts zu tun haben will.

Natürlich entwickelt sich zwischen Kyria und Reb etwas, was schon fast an eine Liebesbeziehung erinnert. Diese Entwicklungen gehen aber sehr langsam voran und der Leser darf keine tiefgründige Romantik erwarten. Die Beziehung zwischen den beiden beschränkt sich eher auf liebevolle Neckereien und Zickereien.

Der Schreibstil der Autorin bzw. der Erzählstil von Kyria ist sehr ansprechend, das Buch liest sich angenehm und flüssig. Allein die Dialoge sorgen zu Beginn des Buches für ein etwas befremdliches Gefühl, da sie konstruiert wirken. Aber wie bereits erwähnt, legt sich das im Verlauf des Buches.

Der Roman endet mit einem sehr gemeinen Cliffhanger, der neugierig auf die Fortsetzung macht.

Mein Fazit:

Ein Roman mit lebendigen Charakteren und einer abwechslungsreichen Handlung, dessen Zukunftsvisionen jedoch nicht alle nachvollziehbar bzw. erklärt sind.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Sorgt für Gänsehaut

Als die schwarzen Feen kamen
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Der Einstieg in das Buch fällt recht schwer, da der Leser im Prolog mit Ereignissen konfrontiert wird, die nicht wirklich erklärt werden und die nur schwer verständlich sind. Sie scheinen in einer Art ...

Der Einstieg in das Buch fällt recht schwer, da der Leser im Prolog mit Ereignissen konfrontiert wird, die nicht wirklich erklärt werden und die nur schwer verständlich sind. Sie scheinen in einer Art Parallelwelt zu spielen, es ist immer wieder die Rede von einem Maskierten und es wird nicht wirklich deutlich, was da eigentlich vor sich geht. Auch in den Zwischenspielen wechselt die Handlung immer wieder in diese Zwischenwelt, die anfangs sehr verwirrend ist. Aber nach und nach lüften sich viele Geheimnisse und die Geschehnisse zu Beginn des Buches bzw. in den Zwischenspielen lassen sich schließlich auch erklären.

Dem Buch liegt die Idee zugrunde, dass aus jedem bösen oder traurigen Gedanken eine schwarze Fee schlüpft, die die glücklichen Erinnerungen frisst. So hat man Marie zumindest jahrelang ihre schlechten Träume, ihre merkwürdigen Anfälle und ihre Ängste erklärt. Dass viel mehr dahinter steckt, muss Marie auf sehr schmerzvolle Weise erfahren: Ihre Mutter liegt von einem Tag auf den anderen völlig apathisch auf dem Sofa, ist zu schwach, um sich zu bewegen und möchte am liebsten nur noch schlafen. Um sie herum sieht Marie einen Schwarm geflügelter Wesen, schwarze Feen, die ihrer Mutter die Kraft zu rauben scheinen. Die schwarzen Feen tauchen in vielen Szenen immer wieder auf und sorgen für eine düstere und unheimliche Stimmung, die von der Autorin sehr gut eingefangen wurde. Die geflügelten Kreaturen verursachen Gänsehaut und sind einfach gruselig. Überhaupt sind sie völlig neue Wesen, über die im Bereich der Jugend-Fantasy noch nicht viel geschrieben wurde.

Marie ist natürlich völlig verzweifelt und panisch und bekommt unerwartet Hilfe von Gabriel, einem jungen Typen von ihrer Schule, der Marie zur Seite steht und zusammen mit ihr ein unerwartetes Abenteuer erlebt. Sowohl Marie als auch Gabriel sind sehr sympathisch und bildhaft gezeichnet. Marie ist ein freundliches junges Mädchen, das durch ihren Charme und ihre Offenherzigkeit besticht. Sie wirkt authentisch dadurch, dass die Autorin auch ihre Freundschaft zu Klassenkameradinnen beleuchtet, die im Verlauf des Buches eine große Wandlung durchmacht. Gabriel dagegen ist ein sehr geheimnisvoller Charakter. In einem zweiten Erzählstrang neben dem um Marie erfährt der Leser einige interessante Informationen über ihn, auf die sich aber zu Beginn des Buches nur schwer ein Reim machen lässt. Die Rede ist von einer Bestie und merkwürdigen Gemälden, die Gabriel in einer Art von Anfall malt und die merkwürdige Wesen zeigen. Die Nebenfiguren, wie zum Beispiel Maries Psychiater oder ihre Klassenkameradinnen sind weniger bildhaft gezeichnet. Ihre Beschreibungen reichen aber aus, um sich ein Bild von ihnen zu machen.

In der ersten Hälfte des Buches entwickelt sich die Geschichte nur sehr langsam. Der Leser erfährt viel über Maries Leben, über ihre Anfälle und begleitet sie zu Therapiegesprächen mit ihrem Psychologen. Die Bekanntschaft mit Gabriel entwickelt sich weiter und schnell wird daraus mehr als nur Freundschaft. Aber keine Angst: Es ist keine kitschige Liebesbeziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt. Es ist mehr ein Prickeln bzw. eine gewisse Spannung, die zwischen den beiden spürbar wird. Es ist einfach schön, zu verfolgen, wie die beiden jungen Leute Gefühle für einander aufbauen, die sie wahrscheinlich selbst noch nicht richtig begreifen bzw. wahrhaben wollen. In der zweiten Hälfte legt die Handlung ein enormes Tempo vor. Hier passiert plötzlich sehr, sehr viel und stellenweise überschlagen sich die Ereignisse auch. Die Handlung wird nun immer fantastischer, worauf man sich als Leser einlassen können muss, aber es werden auch viele Erklärungen geliefert. Vor allem auf den letzten 50 Seiten passiert sehr viel und das Ende kommt etwas plötzlich. Hier könnte das Buch ruhig noch ein paar Seiten mehr vertragen, auf denen sich die Autorin noch etwas mehr Zeit für die Entwicklungen nimmt. Dafür gibt es im Ergebnis einen Stern Abzug.

Mein Fazit:

Ein fantastischer Roman, der zu Beginn etwas verwirrt, der letztlich aber keine offenen Fragen hinterlässt und mit seinen unheimlichen geflügelten Wesen für Gänsehaut sorgt.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Ein wahrer Pageturner!

Die Bestimmung
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„Die Bestimmung“ spielt im Chicago der Zukunft. Ein völlig neues Gesellschaftssystem hat sich entwickelt – wie es dazu kam, erfährt der Leser in einem kurzen Überblick. Ausführlichere Erklärungen folgen ...

„Die Bestimmung“ spielt im Chicago der Zukunft. Ein völlig neues Gesellschaftssystem hat sich entwickelt – wie es dazu kam, erfährt der Leser in einem kurzen Überblick. Ausführlichere Erklärungen folgen vielleicht in der Fortsetzung der Reihe – vorerst muss sich der Leser mit wenigen Informationen zufrieden geben. Welche Entwicklungen die Menschheit und die Technik mitgemacht haben, erfährt der Leser auch nur ansatzweise. Fest steht, dass elektrische Geräte wie Computer dem Menschen nach wie vor das Leben erleichtern und er sogar mehr oder weniger darauf angewiesen ist.

Von der ersten Seite an vermag „Die Bestimmung“ zu fesseln, was zu einem Großteil der Erzählkunst der Autorin bzw. der Ich-Erzählerin geschuldet ist. Beatrice ist eine sehr sympathische Figur, die mit ihrer offenherzigen und leicht ironischen Art schnell das Herz des Lesers gewinnt. Sie ist ein aufgewecktes junges Mädchen, das im Verlauf des Buches eine enorme Entwicklung durchmacht. Sie hat viele Prüfungen zu bestehen und wächst mit ihren Aufgaben.

Aber auch die Handlung selbst nimmt schnell an Fahrt auf. Nach der Zeremonie der Bestimmung, in der Beatrice sich für die Fraktion der Ferox entscheidet, folgt ein Aufnahmetest, denn die Fraktion nimmt nicht alle neuen Mitglieder endgültig in ihre Gemeinschaft auf. Die „Neuen“ müssen sich verschiedenen Tests stellen, bei denen die Autorin einen enormen Ideenreichtum bewiesen hat und sich kreative Aufgaben ausgedacht hat. Die Tests sind sehr umfangreich und sehr unterschiedlich – oft aber vor allem sehr brutal. Es ist erschreckend zu sehen, wie Jugendliche sich verhalten, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. In vielen Szenen fließt Blut und Gewalt bestimmt die Geschehnisse, wobei die Autorin nicht davor zurückschreckt, detaillierte Beschreibungen zu liefern. Der Leser muss sich auf einige grausame Ereignisse einstellen. Vor allem muss er damit rechnen, dass nicht jeder Charakter durchschaubar ist. Es gibt einige überraschende Wendungen in diesem Buch, die oft auf dem Verhalten der Figuren begründet sind.

Aber es gibt auch sehr schöne und berührende Szenen in diesem Buch. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich und schafft es besonders dadurch, zu überzeugen. Das Buch erzählt von Vertrauen, von Freundschaft, von Liebe. So erschreckend manche Szenen sind, so herzerwärmend sind andere Szenen wiederum. Die Autorin beweist ein Feingefühl für die Bedürfnisse ihrer Leser und sorgt für eine Berg- und Talfahrt der Gefühle.

Der Autorin ist sehr gut gelungen, die Unterschiedlichkeiten der Fraktionen herauszuarbeiten und darzustellen, wie sich das Leben innerhalb der Fraktionen unterscheidet. Die Differenzen beginnen bei der Kleidung und setzen sich über die Ernährung bis hin zur Wahl eines Berufes fort.

Die Aufnahmeprüfungen nehmen rund zwei Drittel des Buches ein. Im letzten Drittel konzentriert sich die Handlung auf einen anderen Schwerpunkt, der nicht mehr hundertprozentig zu überzeugen vermochte. Auf den letzten 100 Seiten überschlagen sich die Ereignisse derart, dass die Autorin sich nur noch wenig Zeit für Beschreibungen nehmen kann. Während auf den ersten gut 350 Seiten die Lebendigkeit der Figuren und der Ideenreichtum bezüglich der Handlung überzeugt hat, kommen diese Punkte im letzten Drittel leider etwas zu kurz.

Das Buch endet relativ offen, aber nicht mit einem zu fiesen Cliffhanger. Die Fortsetzung darf natürlich trotzdem gespannt erwartet werden.

Mein Fazit:

Ein wahrer Pageturner, der durch seine abwechslungsreiche Handlung und den Ideenreichtum der Autorin überzeugt – bei dem sich die Ereignisse auf den letzten 100 Seiten aber zu sehr überschlagen, wodurch der Autorin die Gelegenheit genommen wird, sich Zeit für die Beschreibungen der Handlung und der Figuren zu nehmen.