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Veröffentlicht am 02.11.2019

überzeugende Fortsetzung

Winter der Welt
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Zwischen Ende des ersten Bandes "Sturz der Titanen" und dem Beginn von "Winter der Welt" liegen gut neun Jahre. Was in der Zwischenzeit passiert ist, erfährt der Leser in Rückblenden. Aber auch nur in ...

Zwischen Ende des ersten Bandes "Sturz der Titanen" und dem Beginn von "Winter der Welt" liegen gut neun Jahre. Was in der Zwischenzeit passiert ist, erfährt der Leser in Rückblenden. Aber auch nur in Form eines groben Überblicks, denn Ken Follett konzentriert sich lieber auf das Hier und Jetzt.

Denn da hat er über genügend Ereignisse zu berichten. Den Schwerpunkt des Buches nimmt die Machtergreifung Adolf Hitlers mit all seinen Folgen ein. Ken Follett nimmt sich Zeit für seine Charaktere und die Handlung und beschreibt in aller Eindringlichkeit das Schicksal von Juden, behinderten Kindern, Anti-Faschisten, Soldaten. Er verfolgt einzelne Figuren auf ihrem Lebensweg und berichtet von Freud und Leid. "Winter der Welt" ist aber zugleich ein sehr politischer Roman. Hervorragend recherchiert gibt Ken Follett wieder, wie zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Intrigen gesponnen wurden und Spionage-Agenten ihr Leben riskiert haben, um an wichtige Informationen heranzukommen. Bedeutende historische Ereignisse wie den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor oder den Abwurf der Atombombe über Hiroshima und Nagasaki greift er auf, um daran die Schrecken des Krieges zu verdeutlichen und rundherum ein Gefüge aus Einzelschicksalen, die mit diesen Ereignissen verknüpft sind, zu spinnen.

Es ist nicht unbedingt notwendig, auch den ersten Band der Reihe gelesen zu haben, bevor man sich an "Winter der Welt" heranwagt. Die Figuren aus "Sturz der Titanen", die auch hier in der Fortsetzung auftauchen, werden kurz vorgestellt und ihr bisheriges Leben in knappen Worten zusammengefasst. Aber es macht natürlich einfach mehr Freude, wenn man alte Bekannte aus dem ersten Band auch in der Fortsetzung wiedertrifft und dabei weiß, welcher Weg bereits hinter ihnen liegt. Auch sie spielen in diesem zweiten Band oft eine besondere Rolle, wenngleich das Hauptaugenmerk auf der Folgegeneration liegt. Mit ihr wird eine Vielzahl an neuen Charakteren in die Trilogie eingeführt.

"Winter der Welt" ist ein bewegendes Buch. Es ist stellenweise sehr blutig, brutal und erschreckend, in anderen Szenen sehr rührend und überwältigend. Aufgrund des lebendigen Schreibstils des Autors fühlt man sich als Leser vollkommen in der Geschichte gefangen. Und auch die einzelnen Charaktere sind allesamt so bildhaft gezeichnet, dass es eine wahre Freude ist, an ihrem Leben Anteil zu haben und sie durch das Buch hindurch zu begleiten. Ken Follett versteht es einfach, fesselnde und authentische Handlungsstränge zu zeichnen. Er schafft es mühelos, seine Leser für das Schicksal der Figuren zu begeistern. Und so liest sich dieser dicke Wälzer leicht und flüssig und ist nur schwer aus der Hand zu legen.

Mein Fazit:

Eine überaus gelungene und überzeugende Fortsetzung - Ken Follett versteht es einfach, seine Leser zu begeistern.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein sehr mystisches und intelligentes Buch, das von seinen Lesern höchste Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt.

Der letzte Engel
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Zu dem Inhalt des Buches lässt sich gar nicht mehr sagen, als der Klappentext schon verrät. Denn dafür ist "Der letzte Engel" einfach ein zu dichter Roman, bei dem alles mit allem zusammenhängt und sich ...

Zu dem Inhalt des Buches lässt sich gar nicht mehr sagen, als der Klappentext schon verrät. Denn dafür ist "Der letzte Engel" einfach ein zu dichter Roman, bei dem alles mit allem zusammenhängt und sich nichts so richtig erklären lässt. Die Tatsache, dass Motte plötzlich mit Flügeln auf dem Rücken aufwacht und keinen Herzschlag mehr spürt, ist nur ein winzig kleiner Teil dieses komplexen Buches, das sich kaum beschreiben lässt. Man muss es einfach erleben.

"Der letzte Engel" ist ein sehr anspruchsvolles Jugendbuch. Es entführt seine Leser auf sehr intelligente Art und Weise in die Welt der Engel und Mythen. Dabei springt der Leser regelmäßig nicht nur zwischen den Zeiten - der Gegenwart und der Vergangenheit - sondern vor allem auch von Charakter zu Charakter. Motte, sein Vater, sein bester Freund, tote Mädchen, Söldner, die Gebrüder Grimm, jeder hat hier seine Rolle zu spielen und trägt zu dem Gesamtwerk bei.

Nicht jede der Figuren wird greifbar. Zwar erfährt man als Leser sehr viel über ihr Leben, insbesondere ihre Vergangenheit. Doch es bleibt eine Distanz, die vor allem durch unbeantwortete Fragen bestehen bleibt. Es wird stellenweise einfach nicht klar, was die Figuren antreibt, wie sie in das Gesamtgefüge passen und was ihre Aufgabe ist.

Man muss sich definitiv auf dieses Buch einlassen können. Und vor allem muss man sehr aufmerksam und konzentriert lesen. Denn Zoran Drvenkar nimmt seine Leser nicht an die Hand und führt sie erklärend durch das Buch. Das kennt man von ihm so ja auch gar nicht. Sondern er lässt seine Charaktere einfach los, lässt sie leben und handeln. Was der Leser daraus macht, ist am Ende sein ganz eigenes Problem. Das Buch kann schnell überfordern und verwirren, schnell kann es an hilfreichen Erklärungen mangeln. Aber so ist Zoran Drvenkar eben.

Realität und Fantasie vermischen sich in diesem Buch auf eine sehr gekonnte Art und Weise - der Übergang ist oft fließend. Gerade noch befand man sich zusammen mit Motte in der Gegenwart, schon kämpft man plötzlich Seite an Seite mit einer mächtigen Königin. "Der letzte Engel" lebt von den Sprüngen in die Vergangenheit, bei denen der Leser von einer Sekunde auf die andere an den Erinnerungen der Charaktere teilhat, sie ausfüllt und erlebt.

Die Engel in diesem Buch haben nichts mit den biblischen Figuren gemein. Im Gegenteil: Sie kämpfen mit Schwertern und lassen Blut fließen. An ihnen ist nichts Kitschiges oder Erhabenes zu finden. Und nicht alle von ihnen haben Flügel.

Bei aller Dramatik und Ernsthaftigkeit mangelt es dem Buch jedoch nicht an einem gesunden Humor. Zum Gück, denn der führt an so mancher Stelle aus der bedrückenden Düsternis, die das Buch umgibt. Zoran Drvenkar spielt nicht nur mit Worten, sondern auch mit seinen Lesern. Als solcher bleibt man nach Beenden des Buches etwas hilflos und überfordert zurück und kann nur hoffen, dass sich in einem nächsten Band endlich Antworten finden lassen.

Mein Fazit:

Ein sehr mystisches und intelligentes Buch, das von seinen Lesern höchste Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein Buch für Erwachsene

Ein plötzlicher Todesfall
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"Ein plötzlicher Todesfall" ist der erste Roman, den J.K. Rowling für Erwachsene geschrieben hat. Und nach Lesen des Buches steht fest, dass es sich tatsächlich auch nur für erwachsene Leser eignet. Während ...

"Ein plötzlicher Todesfall" ist der erste Roman, den J.K. Rowling für Erwachsene geschrieben hat. Und nach Lesen des Buches steht fest, dass es sich tatsächlich auch nur für erwachsene Leser eignet. Während die Bücher rund um den Zauberlehrling Harry Potter Jung und Alt zu begeistern vermochten, ist das neueste Werk der Autorin so offensichtlich "erwachsen", das es ihm fast auf die Stirn geschrieben steht. Das fängt bei dem sehr erwachsenen Klappentext an und hört bei dem ebenso erwachsenen Schreibstil auf. Vergeblich sucht man hier nach zauberhaften Details, nach einem verträumten Schloss oder niedlichen Kinderscherzen. In "Ein plötzlicher Todesfall" geht es ernst zu. Todernst. Und es wird geflucht, mit Schimpfwörtern um sich geschmissen und Beleidigungen ausgeteilt.

"Ein plötzlicher Todesfall" erzählt von einer Vielzahl an Einzelschicksalen, deren Leben durch den plötzlichen Tod von Gemeinderatsmitglied Barry Fairbrother völlig auf den Kopf gestellt wird. Das Buch erzählt von Konflikten, die schon lange unterschwellig schwelten und nun voller Wucht an die Oberfläche dringen. Es gibt Einblicke in das Seelenleben von Teenagern, die völlig auf sich allein gestellt sind und schon viel zu früh Verantwortung übernehmen müssen. Langjährige Ehen werden auf den Prüfstand gestellt und Gewalt wird ebenso thematisiert wie Drogenprobleme. J.K. Rowling wirft einen Blick hinter die Fassade eines idyllischen Kleinstadtlebens und holt dabei so manche Intrige und Gemeinheit ans Tageslicht. Dabei beweist sie ein scharfsinniges Gespür für Details und baut ein feines Netz an Verbindungen zwischen den einzelnen Protagonisten auf.

"Ein plötzlicher Todesfall" ist kein Buch, dessen Handlung als schön zu bezeichnen wäre. Im Gegenteil: Diese ist erschreckend und stellenweise einfach nur grausam. Es gibt keine freudigen oder liebevollen Momente. Die Autorin konzentriert sich völlig darauf, die Abgründe der Gesellschaft darzustellen. Und das gelingt ihr auch. Aber wirkliches Vergnügen bereitet sie ihren Lesern damit nicht. Es ist höchstens die Faszination am Schrecklichen, die dazu bringt, das Buch weiterzulesen. Irgendwie schafft es J.K. Rowling doch, eine gewisse Faszination für die Charaktere zu erschaffen. So schlimm das Buch auch ist, man will doch wissen, wie es endet.

Mein Fazit:

"Ein plötzlicher Todesfall" ist definitiv ein Buch für Erwachsene!

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein lockerer Jugendroman, der auf humorvolle Weise die Probleme des Erwachsenwerdens verdeutlicht.

Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan hätten
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"Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan hätten" ist ein Buch über das Erwachsenwerden. Am Anfang klingt alles noch total aufregend für April und Vi: Ein ganzes Schuljahr lang werden sie zusammen wohnen ...

"Zehn Dinge, die wir lieber nicht getan hätten" ist ein Buch über das Erwachsenwerden. Am Anfang klingt alles noch total aufregend für April und Vi: Ein ganzes Schuljahr lang werden sie zusammen wohnen - in einem Haus, ohne Eltern. Das schlechte Gewissen, ihre Familie anzulügen, ist nach der ersten Party schnell vergessen. Doch was zunächst nach einem völlig unbeschwerten Leben klang, entwickelt sich schnell zu kleineren und größeren Katastrophen.

Die Autorin behandelt in diesem Roman so manches typische Problem eines heranwachsenden Jugendlichen: erste Liebe, erster Sex, Stress mit der besten Freundin, Ärger mit den Eltern. Auf lockere Art und Weise und vor allem ohne den erhobenen Zeigefinger macht Sarah Mlynowski deutlich, was es heißt, auf eigenen Füßen zu stehen.

Die Handlung ist größtenteils vorhersehbar und wenig überraschend. Zudem spielt die Autorin ganz offensichtlich mit einigen Klischees. Aber dennoch macht es Spaß, die Jugendlichen zu beobachten, mit ihnen zusammen zu lachen oder den Kopf einzuziehen, wenn es plötzlich Ärger gibt. Der spritzige und humorvolle Schreibstil der Autorin sorgt dafür, dass sich das Buch schnell und leicht lesen lässt.

Die Charaktere in diesem Buch sind allesamt authentisch gezeichnet. Sie verhalten sich so, wie man es einfach von Jugendlichen in ihrem Alter erwartet. Stellenweise bleiben sie allerdings etwas zu blass.

Besonders an diesem Buch ist der episodenhafte Erzählstil. April ist eine Erzählerin, die munter drauflos plappert. Teilweise macht sie dabei nur Andeutungen oder berichtet von Dingen, die vor Jahren passiert sind und von denen der Leser eindeutig nichts wissen kann. Hier kommt dann aber immer ein Absatz, der eingeleitet durch eine entsprechende Überschrift genau von diesen Dingen berichtet und so die Lücke schließt. Dadurch springt die Handlung stellenweise zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Dabei lässt sich aber immer der Überblick behalten.

Mein Fazit:

Ein lockerer Jugendroman, der auf humorvolle Weise die Probleme des Erwachsenwerdens verdeutlicht.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Ein fantasievoller Roman, dem es leider an Spannung mangelt.

Hüter der Worte
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Tom ist verzweifelt. Der Abgabetermin für sein neuestes Buch rückt immer näher, die Verlage warten sehnsüchtig auf sein neuestes Werk, und ihm fehlt einfach die zündende Idee. Irgendwie ist sein Buch einfallslos ...

Tom ist verzweifelt. Der Abgabetermin für sein neuestes Buch rückt immer näher, die Verlage warten sehnsüchtig auf sein neuestes Werk, und ihm fehlt einfach die zündende Idee. Irgendwie ist sein Buch einfallslos geworden, fad, es mangelt an Spannung.

Doch dann lernt Tom Mellie kennen, die sich für seine Buchreihe um die Welt Willerin interessiert, mit der er über seine Figuren reden kann, die ihm Tipps gibt. Aber manchmal benimmt sich Mellie komisch. Vor allem, wenn es darum geht, die Charaktere der Buchreihe in den Kampf zu schicken oder sie ähnlichen Gefahren auszusetzen. Dann wird Mellie immer ganz wütend und wirft Tom vor, mit dem Leben seiner Figuren zu spielen. Dabei existieren diese doch nur in Toms Fantasie...

Parallel dazu sieht Laryon seine Heimat Willerin in Gefahr, denn gefährliche Schwarzkunstmagier bedrohen die Insel und haben zudem auch noch einen Jungen entführt, der für die Zukunft des Landes von großer Wichtigkeit ist. Und merkwürdige Ereignisse nehmen ihren Lauf, die sich Laryon nicht erklären kann.

Liegt das daran, dass Tom gerade an seinem Manuskript bastelt und herumexperimentiert?

Das Buch braucht eine Weile, bis es in Fahrt kommt. Die Ereignisse, die im Klappentext erwähnt werden - nämlich, dass Tom in seine Fantasie-Welt Willerin reist - passieren erst nach fast 300 Seiten. Bis es so weit ist, beschreibt die Autorin zwar anschaulich das Leben von Tom und Laryon, aber wirkliche Spannung kommt hier nicht auf.

Dazu wird der Leser zu lange mit seinen Vermutungen und Spekulationen alleine gelassen. "Worthüter", "Wortgestalten" - das sind Begriffe, zu denen man sich zwar einiges einfallen lassen kann. Aber solange von der Autorin keine Erklärungen dazu kommen, bleibt es eben nur bei Vermutungen. Kurzum: Es mangelt an Erläuterungen. Die Zusammenhänge werden überhaupt nicht deutlich. Der Leser wechselt ständig zwischen der "normalen" Welt und der Welt von Willerin hin und her, begleitet dabei Tom und Laryon auf ihren Wegen. Aber es wird einfach nicht klar, was die Autorin sagen will. Es gibt immer wieder Szenen, mit denen man als Leser einfach nichts anfangen kann. Klar, im letzten Drittel werden die Zusammenhänge deutlich. Aber bis dahin bleibt alles ein großes Rätsel und man verliert als Leser den Mut, es zu lösen, weil einfach keine brauchbaren Hinweise erteilt werden.

Die Grundidee hinter dem Buch ist sicherlich nicht neu. Autoren, die in die Fantasiewelt ihrer Bücher schlüpfen, hat es schon gegeben. Diana Menschig hat um diesen Grundgedanken eine Geschichte gewoben, die authentisch und schlüssig ist, die sicherlich auch sehr fantasievoll und fantastisch ist. Aber dem Buch mangelt es einfach an echten Höhepunkten. Packende Spannung, die den Leser antreibt, kommt einfach nicht auf. Dazu bleiben die Charaktere einfach zu blass. Es fällt schwer, einen echten Zugang zu ihnen zu finden, da man einfach nicht weiß, welche Rolle sie spielen und was die Beweggründe für ihr Handeln sind.

Mein Fazit:

Ein fantasievoller Roman, dem es leider an Spannung mangelt.