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Veröffentlicht am 12.10.2019

Interessantes Debüt

Liebe passiert einfach
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“Liebe passiert einfach” hat es mir nicht leicht gemacht, denn den Einstieg in das Buch empfand ich als sehr holprig. Das Buch beginnt damit, dass Eve ihren zukünftigen Ex-Freund mit einer anderen erwischt, ...

“Liebe passiert einfach” hat es mir nicht leicht gemacht, denn den Einstieg in das Buch empfand ich als sehr holprig. Das Buch beginnt damit, dass Eve ihren zukünftigen Ex-Freund mit einer anderen erwischt, und ihre Ausdrucksweise und damit den Schreibstil der Autorin empfand ich vor allem in diesem Moment als recht derb. Worte wie “Arsch” oder “blöde Kuh” fallen hier zwar zu Recht, aber auch im weiteren Verlauf des Buches drückt sich die Protagonisten häufiger auf diese Weise aus. Ich habe grundsätzlich kein Problem damit, wenn Protagonisten reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Aber gleich auf den ersten Seiten mit dieser derben Ausdrucksweise konfrontiert zu werden, hat mich doch etwas abgeschreckt. Mit der Zeit gewöhnt man sich aber daran. Ebenso wie an die Floskeln, mit denen Sophie Cole häufiger um sich wirft. Immer wieder tauchen diese lückenfüllenden Sprichworte auf, die die Handlung nicht wirklich vorantreiben und auch in Dialogen keinen wirklich Inhalt beisteuern. Am Anfang habe ich hier teilweise noch genervt die Augen verdreht, aber entweder lässt die Häufigkeit dieser Redewendungen im Laufe des Buches nach, oder ich habe mich wirklich einfach nur daran gewöhnt. Durchweg fällt jedoch auf, dass das Buch so geschrieben wurde, wie man die Geschichte auch erzählt hätte. Dadurch sind ein paar umgangssprachliche Schlenker dabei, über die man beim Lesen etwas stolpert.

Das Buch ist nicht nur aus der Sicht der weiblichen Hauptperson Eve geschrieben, sondern auch Finn, die männliche Hauptfigur, kommt zu Wort. Dabei wechseln sich die Charaktere mit jedem Kapitel ab. Die Seiten, die aus Finns Perspektive geschrieben sind, haben mir richtig gut gefallen. Sophie Cole schafft es hervorragend, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer männlichen Hauptperson hineinzuversetzen und lässt Finn auf realistisch männliche Art und Weise zu Wort kommen. Das hat mich wirklich überzeugt, denn man merkt einen Unterschied in der Erzählweise der beiden Hauptfiguren und das macht dieses Debüt authentisch.

Die Handlung selbst empfand ich als wenig überraschend. Die Entwicklung der Beziehung zwischen Eve und Finn lässt sich vorausahnen, natürlich fehlt es dabei nicht an den üblichen Missverständnissen, und am Ende übertreibt es die Autorin meiner Meinung nach etwas zu sehr. Einen überzeugenden Part erhält die Handlung aber wiederum durch Finn, der aufgrund einer schrecklichen Erfahrung, die er in der Vergangenheit machen musste, eine gewisse Ernsthaftigkeit in das Buch bringt. Dieser Teil der Handlung tut dem Buch trotz seiner Dramatik wirklich gut, denn er sorgt für Abwechslung und bringt andere Seiten der Charaktere zum Vorschein, die ihnen mehr Tiefgang verleihen. Würde dieser ernste Teil fehlen, wäre das Buch einfach zu eintönig und würde zu sehr nach Schema F verlaufen.

Wichtig zu wissen ist, dass “Liebe passiert einfach” viele erotische Szenen beinhaltet. Das hatte ich so anhand des Klappentextes nicht unbedingt erwartet. Mir war es anfangs etwas zu viel, denn fast in jedem Kapitel wird zwar sehr niveauvoll, aber meiner Meinung nach etwas zu ausschweifend, vom Liebesleben der Protagonisten berichtet. Das lässt in der zweiten Hälfte des Buches aber nach und die erotischen Szenen weichen den oben genannten ernsteren Szenen, die dem Buch so gut tun.

“Liebe passiert einfach” bietet gute Unterhaltung für zwischendurch und lässt sich leicht an einem verregneten Sonntagnachmittag weglesen. Wer Geschichten über das Liebes-Wirrwarr junger Menschen gespickt mit Erotik mag, wird hier fündig. :)

Mein Fazit

Besonders überzeugend schafft es Sophie Cole mit ihrem Debüt “Liebe passiert einfach”, sich sowohl in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer weiblichen als auch ihrer männlichen Hauptfigur hineinzuversetzen. Die Handlung ist dagegen wenig überraschend, lediglich der dramatische Teil bezüglich Finns Vergangenheit sorgt für positive Abwechslung.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Passt in keine Schublade

Wo ein bisschen Zeit ist ...
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Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser ...

Meine Rezension zu “Wo ein bisschen Zeit ist…” fällt vergleichsweise kurz und knapp aus, denn dieses Debüt lässt sich schwer beschreiben, man muss es einfach selbst erleben. Oder vielmehr erlesen. Dieser Roman passt in keine Schublade, er ist weder ein klassisches Buch über einen Road-Trip noch ein typisches Jugendbuch. Dafür ist Jack Polovsky als Ich-Erzähler einfach ein zu spezieller Charakter. Ein zu echtes Unikat. Dazu kommt, dass dem Klappentext inhaltlich kaum etwas hinzuzufügen ist. Klar, das ein oder andere Abenteuer erlebt Jack zusammen mit seinem Sohn, der Kindesmutter und seinem besten Freund. Aber im Wesentlichen sagt der Klappentext aus, was es über den Inhalt des Buches zu sagen gibt.

Vorbereitet sein sollte man jedoch darauf, dass dieses Buch neben dem erzählenden und unterhaltsamen Teil auch einen großen philosphischen Teil enthält. Der Klappentext verrät es schon: Jack ist der geborene Philosoph und führt in Gedanken philosophische Gespräche mit seinem neugeborenen Sohn, dem er den Namen Sokrates verpasst. Wirklich begeistern konnten mich diese gedanklichen Dialoge nicht, auch wenn sie absolut zum Buch und zu Jack passen. Aber wie so häufig führen diese Gespräche zu keinem Ziel, drehen sich größtenteils im Kreis. Leider fehlte mir dafür das nötige Interesse, aber ich kann mir vorstellen, dass andere Leser gerade in diesen Grundthemen den Pluspunkt des Buches sehen.

Die Geschichte, wie Jacks Sohn zu seinem vorläufigen Namen Sokrates kommt, ist so dramatisch wie berührend. Hier steckt viel mehr dahinter als Jacks Neigung zum Philosophieren. Überhaupt ist “Wo ein bisschen Zeit ist…” neben all der Situationskomik ein unterschwellig ernstes Buch. Besonders überzeugen konnte mich dabei, wie verantwortungsvoll Jack sich trotz der offensichtlichen Verantwortungslosigkeit, seinen neugeborenen Sohn aus dem Krankenhaus zu entführen, verhält.

“Wo ein bisschen Zeit ist…” erzählt von den wirklich wichtigen Dingen im Leben: Liebe, Familie, Zusammenhalt, gemeinsame Zeit. Zwar trifft der Autor mit seiner Umsetzung dieser Grundidee nicht ganz meinen Geschmack, dennoch bietet dieses Debüt ein locker-luftiges Lesevergnügen. Und vor allem Philosophie-Fans kommen hier voll auf ihre Kosten.

Mein Fazit

“Wo ein bisschen Zeit ist…” passt in keine Schublade und enthält neben all den philosphischen Ansätzen die wichtige Erkenntnis, dass es nie schaden kann, sich ein bisschen Zeit zu nehmen für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Toller Ideenreichtum!

Der Wald der träumenden Geschichten
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Optisch ist „Der Wald der träumenden Geschichten“ ein wahrer Hingucker. Beim Stöbern im Buchladen wäre mir das Buch auch als Kind – denn im Kinderbuch-Programm des Fischer Verlages ist dieses Debüt schließlich ...

Optisch ist „Der Wald der träumenden Geschichten“ ein wahrer Hingucker. Beim Stöbern im Buchladen wäre mir das Buch auch als Kind – denn im Kinderbuch-Programm des Fischer Verlages ist dieses Debüt schließlich erschienen – definitiv aufgefallen. Es ist so ein schöner dicker Schmöker, solche Bücher haben mich schon immer magisch angezogen. Und die Aufmachung des Covers und des Buchrückens fällt einfach sofort ins Auge und macht neugierig. Auch im Inneren des Buches setzt sich die wunderschöne Gestaltung fort: Das Vorsatzpapier zeigt die Abbildung des Covers erneut, jedoch in schlichtem Grau-Weiß; jedes Kapitel wird durch die Abbildung einer auf einem Ast sitzenden Eule eingeleitet, die übrigens auch auf dem Cover zu finden ist; im laufenden Text finden sich Abbildungen von Zetteln oder Schildern, die für die Handlung von Bedeutung sind; lautmalerisch werden Geräusche in Fettdruck, Kursivschrift oder einer größeren Schrift verdeutlicht. Dadurch wird das Buch interaktiv, und ich liebe so etwas einfach.

Inhaltlich überzeugt „Der Wald der träumenden Geschichten“ durch ein sehr hohes Maß an Fantasie. Nicht nur ist die Handlung an sich wunderbar durchdacht und besticht durch ihre Vielseitigkeit, ihren Abwechslungsreichtum und ihre Ideenvielfalt. Auch ist den einzelnen Charakteren des Buches anzumerken, wie viel Liebe der Autor ihnen bei der Entwicklung und Zeichnung gewidmet hat. Vor allem die fantastischen Kreaturen sind einzigartig und mit so viel Blick fürs Detail gezeichnet, dass es eine wahre Freude ist. Neben bereits bekannten Figuren wie Drachen oder Kobolden – die hier jedoch besondere Eigenschaften haben, die sie von den Fantasy-Wesen anderer Bücher unterscheiden – begegnet man zusätzlich einer Wespenhexe, einem Dutzendwolf oder einem Weltler. Malcolm McNeill hat mit seinen kreativen Ideen wirklich eine ganz eigene Welt gesponnen.

Wir Bücherwürmer kommen in dem Buch voll auf unsere Kosten, denn sehr umfassend wird die Liebe zu den Büchern thematisiert. Der Waisenjunge Max nutzt die Macht der Geschichten, um der Realität zu entfliehen und in den Büchern seinen leiblichen Eltern näher zu kommen. Und es gibt einen ganz wunderbaren Buchladen, in dem ich selbst gerne einmal stöbern würde. Doch auch ernste Themen werden angesprochen, wenn die Regierung zum Beispiel das Lesen verbietet, um die Macht der Fantasie einzugrenzen, und dabei Bücherberge anzündet.

Allgemein ist „Der Wald der träumenden Geschichte“ ein teilweise brutales und ernstes Buch. Das zeigt sich nicht nur im Verbrennen von Büchern, sondern zum Beispiel auch in Max’ Umgang mit seinen Adoptiveltern, die er im Laufe des Heranwachsens nicht mehr akzeptiert und ihnen dementsprechend schlimme Dinge an den Kopf wirft. Neben all den fantastischen Elementen geben diese Szenen dem Buch eine gewisse Bodenständigkeit und Authentizität.

Der Schreibstil von Malcolm McNeill erinnert an die Bücher von Lemony Snicket oder Colin Meloys „Wildwood“. Ich würde ihn als nicht gerade anspruchslos bezeichnen. Es gibt einige Wortspielereien, Dinge, die sich zwischen den Zeilen nur herauslesen lassen, der Ausdruck von Malcolm McNeill ist sehr ausgefeilt, dadurch an manchen Stellen aber auch etwas umständlich, wenn der Autor sich zu sehr verheddert und die Sätze dadurch etwas länger werden. Ich kann mir vorstellen, dass dies gerade jüngeren Lesern Schwierigkeiten bereiten könnte. Dazu kommt, dass die Handlung zu einem Teil in Frankreich spielt und dementsprechend die Charaktere auch Französisch sprechen. Zwar findet sich sofort auch die deutsche Übersetzung dazu, aber als Leser, der die französische Sprache nicht beherrscht, stolpert man beim Lesen doch darüber.

Mein Fazit

„Der Wald der träumenden Geschichten“ besticht durch den Ideenreichtum des Autors und die Vielseitigkeit der Handlung, ist für jüngere Leser aber eine doch eher anspruchsvolle Lektüre.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Konnte mich leider nicht ganz begeistern

Ein Buchladen zum Verlieben
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Ich liebe Bücher – und ich liebe Bücher über Bücher, über Autoren, über Leser, über Buchhandlungen. Klar, dass ich daher auch nicht an “Ein Buchladen zum Verlieben” vorbei kam. Jedoch dient der Buchladen, ...

Ich liebe Bücher – und ich liebe Bücher über Bücher, über Autoren, über Leser, über Buchhandlungen. Klar, dass ich daher auch nicht an “Ein Buchladen zum Verlieben” vorbei kam. Jedoch dient der Buchladen, den die weibliche Hauptperson Sara im Laufe der Handlung eröffnet, hier nur als Aufhänger. Denn nur auf den ersten Blick geht es in diesem Debüt von Katarina Bivald um die Liebe zu den Büchern. Es werden viele Autoren und Buchtitel erwähnt und es hat immer wieder ein Lächeln auf meine Lippen gebracht, wenn ein Roman genannt und kurz vorgestellt wurde, den ich bereits gelesen habe. Und meine Neugier wurde geweckt auf Bücher, die ich noch nicht kenne, die jedoch von Sara in Kategorien wie “Warnung: Trauriges Ende” oder “Kein überflüssiges Wort” eingeordnet wurden. Und manchmal habe ich mich ein bisschen geärgert, wenn die Autorin den Inhalt oder sogar das Ende einiger Bücher verrät.

Aber viel wichtiger und auch die Handlung dominierender sind in diesem Roman die Figuren und ihre Beziehungen zueinander. Denn Sara wird von und in Broken Wheel nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Die Läden in diesem kleinen Örtchen stehen leer, Sara als Neuankömmling präsentieren sich zerbrochene Scheiben und mit Brettern zugenagelte Fenster. In Broken Wheel gab es noch nie einen Buchladen. Zwar besaß das Örtchen mal eine Bücherei, aber die hat nicht lange überlebt. Wie soll Sara, die Bücher den Menschen vorzieht und mit Geselligkeit nicht viel anfangen kann, sich hier wohlfühlen?

Und noch dazu wird sie von den Bewohnern des Örtchens kritisch beäugt und die Nachricht über ihre Ankunft verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Es gibt die Klatschtanten, es gibt die mürrischen Einzelgänger, es gibt die hilfsbereiten Kellnerinnen. So ziemlich jedes Klischee wird bedient. Die Figuren sind teilweise sehr skurril und überspitzt gezeichnet und ich habe keinen richtigen Zugang zu ihnen gefunden. Auch Sara hat bis auf ihrer Liebe zu den Büchern wegen nur wenige Sympathiepunkte bei mir gesammelt. Ich kann nicht genau sagen, woran es lag. Irgendwie blieb einfach immer eine gewisse Distanz zu ihr und auch den anderen Charakteren.

Neben dem allgemeinen erzählenden Teil des Buches, der aus der Sicht eines allwissenden Erzählers geschrieben ist, finden sich zwischen den Kapiteln Briefe, die Amy an Sara geschrieben hat. Diese ergänzen die Handlung und geben Hintergrundinformationen zu dem kleinen Örtchen Broken Wheel und dessen Bewohnern. Denn in den gut zwei Jahren von April 2009 bis August 2011, in denen Amy und Sara ihre Brieffreundschaft gepflegt haben, hat Amy viel über das Alltagsleben in Iowa berichtet. Die Handlung selbst spielt nun nach Amys letztem Brief im August 2011, die Briefe werden dennoch chronologisch zwischen die Kapitel eingefügt. Dadurch ist Amy trotz ihres Todes ein nachwievor aktiver Charakter in diesem Buch.

Grundsätzlich und vom Stil her war “Ein Buchladen zum Verlieben” ein angenehm zu lesendes Debüt, aber es hat einfach das gewisse Etwas gefehlt, das Begeisterung beim Lesen auslöst und dafür sorgt, dass man das Buch am liebsten nicht weglegen möchte, bis nicht die letzte Seite umgeblättert ist. Es gab vereinzelte Szenen, die ich wirklich schön fand, aber insgesamt blieb das Buch doch eher oberflächlich.

Mein Fazit

Die Liebe zu den Büchern dient leider nur als Aufhänger. Den größten Teil der Handlung macht doch das Kleinstadtleben im Örtchen Broken Wheel aus, das mich leider nicht begeistern konnte.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein echtes Wohlfühl-Buch!

Bevor die Nacht geht
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Ein Satz reicht aus, und ich weiß, dass ich ein Buch von Patrycja Spychalski in den Händen halte. Es fühlt sich an wie Nach-Hause-Kommen, ich fühle mich sofort wohl und prickelnde Vorfreude erfasst mich. ...

Ein Satz reicht aus, und ich weiß, dass ich ein Buch von Patrycja Spychalski in den Händen halte. Es fühlt sich an wie Nach-Hause-Kommen, ich fühle mich sofort wohl und prickelnde Vorfreude erfasst mich. Viel zu lange ist es her, seit ich “Der eine Kuss von dir” beendet habe. Und so habe ich Patrycja Spychalskis neuestes Buch mit großer Freude und Spannung erwartet. Und schon der erste Satz gibt mir die Gewissheit: Dieses Buch kann nur gut werden!

Und das wurde es auch! Mal aus Kims, mal aus Jacobs Perspektive erzählt, folge ich den beiden Jugendlichen kreuz und quer durch Berlin, lerne durch ihre Augen die Lieblingsplätze der Autorin kennen und verfolge die mal komische, mal ernste, mal berührende und mal anstrengende Geschichte der beiden Protagonisten, die ich einfach sofort in mein Herz schließen musste, weil sie so echt und lebendig und einfach sympathisch gezeichnet sind.

“Bevor die Nacht geht” ist ein absolutes Wohlfühlbuch, das ich mit einem Lächeln auf den Lippen gelesen habe. Patrycja Spychalski trifft einfach den Ton der jungen Generation, ihr Erzählstil ist extrem authentisch, auch wenn sie vielleicht gar nichts anderes macht, als ihre beiden Ich-Erzähler einfach drauflos plaudern zu lassen. Patrycja Spychalski hat einfach den besonderen Blick für Details und schreibt mit viel Leidenschaft, auch wenn es gerade nur ein Hundehaufen ist, über den sie berichtet.

“Bevor die Nacht geht” ist eine Liebeserklärung an Berlin, aber gleichzeitig schafft die Autorin es auf den nur knapp 300 Seiten des Buches, ihren beiden Protagonisten Kim und Jacob jeweils eine Lebensgeschichte zu verpassen, die nicht auf Dramatik setzt, aber dennoch berührt. Dadurch ist das Buch kein reiner persönlicher Reiseführer, sondern die Schicksale von Kim und Jacob sorgen für Tiefgang. Schnell stellt sich in den Gesprächen heraus, dass beide kein unbeschwertes Teenager-Leben führen. Und so sind es teilweise sehr erwachsene und fast philosophische Gedanken, die Kim und Jacob austauschen. Es geht um Selbstwahrnehmung und die damit verbundenen Selbstzweifel, es geht um zwischenmenschliche Beziehungen. Es geht um Verantwortung und darum, einfach mal keine Verantwortung tragen zu wollen. Und man kauft den beiden total ab, dass sie sich mit diesen erwachsenen Gedanken beschäftigen.

Einige Lieblingsplätze von Patrycja Spychalski kannte ich bereits, andere werde ich beim nächsten Berlin-Besuch genauer unter die Lupe nehmen. Und das Besondere ist: Auf den letzten zwei Seiten des Buches ist ein hübsch gezeichneter Stadtplan von Berlin zu finden, der alle Orte des Buches aufzeigt.

Am Ende findet Jacob Berlin nachwievor nicht besonders toll, aber mit Kim an seiner Seite wird die Großstadt erträglich. :love: Das Ende hätte ich mir nicht anders gewüscht, es ist so richtig, wie es da steht. Und die Tränen, die mir beim Lesen der letzten Zeilen über die Wangen laufen, sind zum Teil Freudentränen, zum Teil aber auch Tränen aufgrund dieser melancholischen Stimmung, die mich unweigerlich beim Beenden des Buches erfasst.

Mein Fazit

“Bevor die Nacht geht” ist nicht nur für Berlin-Fans ein echtes Wohlfühl-Buch. :)