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Veröffentlicht am 12.10.2019

Das Lesen dieses Buches gleicht dem Tauchen ohne Sauerstoff

Über uns das Meer
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Bei den Büchern des Magellan Verlags muss ich einfach immer auch ein paar Worte zum Cover erwähnen, weil die Bücher des Verlagprogramms alle so wunderschön und liebevoll gestaltet sind. Auch hier ist das ...

Bei den Büchern des Magellan Verlags muss ich einfach immer auch ein paar Worte zum Cover erwähnen, weil die Bücher des Verlagprogramms alle so wunderschön und liebevoll gestaltet sind. Auch hier ist das Cover eine wahre Augenfreude. Und ganz ehrlich: Der Verlag (mit dem Wal) und auch das Cover könnten nicht besser gewählt sein. Sie passen thematisch so gut zum Buch und ich bin so froh darüber, diesen Schatz in meinem Regal stehen zu haben.

Aber nicht nur äußerlich ist dieses Buch ganz nach meinem Geschmack, auch inhaltlich konnte mich dieser Roman von Sabine Giebken total überzeugen. Der Prolog hat mich zunächst etwas ratlos zurückgelassen. Eine ziemlich beklemmende Situation wird da beschrieben, gleichzeitig wird die weibliche Hauptperson Lou eingeführt. Ich hatte ein paar Vermutungen, was der Prolog da andeutet, konnte aber noch nichts richtig greifen und war einfach nur gespannt darauf, wie sich die Handlung entwickeln würde.

Während der Prolog im Jahr 2004 auf Kuba spielt, spielt der Hauptteil des Buches im Jahr 2014 auf der Insel Elba. Von dem Extremsport des Apnoe-Tauchens, also des Tauchens mit einem einzigen Atemzug und ohne Hilfsgeräte, hatte ich vor dem Lesen des Buches schon gehört, aber ich hatte mich bislang nicht näher damit beschäftigt, geschweige denn ein Buch darüber gelesen. Nachdem ich mich nun auf diesem Weg näher mit diesem Sport auseinander gesetzt habe, muss ich sagen, dass ich extremen Respekt vor den Sportlern habe. Sabine Giebken beschreibt so eindringlich, was es für ein Gefühl ist, in das Meer abzutauchen, sich völlig frei zu fühlen. Die Tiefe und die Dunkelheit üben nicht nur einen unglaublichen Sog auf den Sportler aus, sondern haben auch mich als Leserin völlig fasziniert und gefangengenommen. Gleichzeitig wird aber auch deutlich, welche Gefahr von diesem Reiz, dieser Sucht, sich völlig dem Meer auszuliefern, ausgeht. Unfälle und böse Überraschungen sind dabei keine Seltenheit. Und auch “Über uns das Meer” wartet mit einigen gefährlichen Situationen auf. Aber dieser Wechsel zwischen Faszination und Gefahr schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Taucher testen ihre eigenen Grenzen aus und auch Sabine Giebken führt die Leser an ihre Grenzen. Sie schafft eine großartige Atmosphäre, die mich völlig gefangengenommen hat. Auch die Unterwasser-Welt beschreibt Sabine Giebken so bildhaft, dass ich mich völlig schwerelos wie in einer anderen Welt gefühlt habe. Die Meeresbewohner konnte ich förmlich vor mir sehen, und auch die ein oder andere Meerjungfrau… Sabine Giebken beschreibt einfach so intensiv und eindringlich, es war ein tolles Erlebnis, dieses Buch zu lesen.

Neben dem faszinierenden Sport des Apnoe-Tauchens stehen auch die Charaktere im Vordergrund des Buches. Lou und Angel bilden dabei die Hauptfiguren und ich fand sie großartig gezeichnet. Sie erleben auf der Insel Elba eine Zeit völlig frei von jeglichen Verpflichtungen. Dabei sind sie jedoch nur auf der Flucht und werden bald von ihrer Vergangenheit eingeholt. Und dann hilft nur noch die Flucht nach vorn.

Neben Angel und Lou sind auch die anderen Figuren so lebendig gezeichnet, dass ich zu jeder von ihnen eine Verbindung aufbauen konnte. Nicht immer war diese geprägt von Sympathie, denn es gibt auch einige anstrengende Charaktere in diesem Buch, die extrem für Konfliktpotential sorgen. Jede Figur dieses Buches ist sehr tiefsinnig angelegt, gibt aber nicht sofort alles von sich preis. Sie verbergen etwas, geben sich nicht komplett zu erkennen, geben sich geheimnisvoll. Das hat ebenfalls einen großen Reiz ausgemacht und als Leser versucht man ständig, hinter die Fassader der Charaktere zu blicken. Sie konnten mich dennoch allesamt überraschen und haben mich zeitweise ganz schön an der Nase herum geführt.

Im Laufe des Buches wird dann auch die Bedeutung des Prologs immer deutlicher. Ich muss zugeben, dass ich diesen in den ersten 150 Seiten vergessen hatte. Dann wird aber Bezug auf ihn genommen und es ließ sich erahnen, was die Bedeutung dieser ersten Seiten ist. Das Ende selbst kam mir etwas zu plötzlich beziehungsweise war mir auch zu schnell abgefertigt. Ich habe den beschreibenden und darstellenden Erzählton von Sabine Giebken vermischt, stattdessen hat sich für mich zu viel Action in das Buch gemischt und daher passt das Ende für mich nicht ganz zum Rest des Buches. Sehr gut gefallen hat mir aber, dass sich im Epilog der Kreis schließt und die Handlung wieder auf Kuba spielt.

Obwohl “Über uns das Meer” ein Jugendbuch ist, ist es doch recht anspruchsvoll und erwachsen geschrieben. Dazu hat Sabine Giebken Situationen geschaffen, die besonders und einzigartig sind. “Über uns das Meer” erzählt keine abgedroschene Geschichte, die man schon tausend mal gelesen hat. Das Setting ist besonders (die Insel Elba und das Meer), die Hintergrundidee ist besonders (das Apnoe-Tauchen) und der Schreibstil ist ebenfalls ganz besonders. Ein bisschen poetisch und ganz, ganz bildhaft und eindringlich. Es erinnert mich vom Erzälstil her ein wenig an die Bücher von Bettina Belitz und interessanterweise wird Bettina Belitz auch in der Danksagung von Sabine Giebken erwähnt. Sabine Giebken hat einen ähnlichen ausdrucksstarken Stil und malt mit ihren Worten tolle Bilder in meinem Kopf. Sie beschreibt so eindringlich, wie es sich anfühlt, unter Wasser schwerelos zu sein, beschreibt die Faszination, aber auch die Angst, die damit verbunden sein kann.

Mein Fazit

Das Lesen dieses Buches gleicht dem Tauchen ohne Sauerstoff: Man atmet tief ein, hält die Luft an, taucht ein in eine faszinierende Welt, und bleibt nach dem Auftauchen atemlos zurück, bevor man sich zwingen muss, sich wieder in der Realität zurecht zu finden.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Überzeugendes Debüt

LÚM - Zwei wie Licht und Dunkel
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Eigentlich dachte ich, ich hätte mich sattgelesen an Dystopien. Aber der Klappentext von “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” klang einfach zu gut, da konnte ich nicht widerstehen. :wink: Zum Glück! Denn dieses ...

Eigentlich dachte ich, ich hätte mich sattgelesen an Dystopien. Aber der Klappentext von “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” klang einfach zu gut, da konnte ich nicht widerstehen. :wink: Zum Glück! Denn dieses Debüt von Eva Siegmund hat mir sehr gut gefallen. Bis auf den Schluss, den ich etwas übereilt fand. Aber der Reihe nach …

Ich war von Anfang an gefangen in der Welt, in die Eva Siegmund ihre Leser entführt. Ich habe mich darin sofort zurecht gefunden, weil die Autorin die Trümmerstadt Adeva und auch Lúm, die Hauptstadt des Unionsstaats des Lichts, total anschaulich beschreibt. Man erfährt nicht sofort, was in dieser Welt, in der Meleike und Flynn leben, passiert ist. Aber ich konnte der Autorin einfach dahingehend vertrauen, dass sie mich nicht im Dunkeln lassen würde und sie mit der Zeit schon erklären würde, was die Hintergründe für die Handlung sind. Und so war es auch. Der Prolog, der das Vorwort eines Völkerauflösungsvertrags darstellt, führt schon mal gut in die Handlungshintergründe ein und immer wieder streut Eva Siegmund ein paar Informationen aus, die schließlich ein schlüssiges Gesamtbild ergeben. Dabei hat man weder das Gefühl, zu spärlich informiert zu werden, noch wird man mit Informationen erschlagen. Eva Siegmund hat da ein gutes Mittelmaß gefunden.

Wenn man möchte, findet man sicherlich Gemeinsamkeiten zwischen “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” und anderen Dystopien. Ganz neu sind die Ideen von Eva Siegmund nicht. Es gibt bereits Bücher, in denen am Anfang eine Zeremonie beschrieben wird, die über das Schicksal der Heldin entscheidet. Und es gibt bereits Dystopien, in denen die Hauptfiguren besondere Fähigkeiten haben. Zum Glück bin ich eine Leserin, die nicht ständig Vergleiche zu anderen Büchern zieht und daher ganz unbefangen an Bücher herangehen kann. Und ja, auch wenn die Ideen der Autorin vielleicht nicht alle total neu und andersartig sind, konnte mich Eva Siegmund doch komplett überzeugen mit ihrer Geschichte.

Denn die Handlung dieses Debüts ist ganz wunderbar konstruiert und spannend. Abgesehen von dem Schluss, in dem sich die Ereignisse für meinen Geschmack zu sehr überschlagen, ist “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” ein eher ruhiges und angenehm zu lesendes Buch. Das heißt nicht, dass nicht viel passieren würde. Im Gegegenteil: Das Buch ist sehr ereignisreich. Aber es steht nicht die Action im Vordergrund, sondern die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander machen das Buch aus. Meleikes Beziehung zu ihrer Mutter, zu ihrem Großvater, zu ihrer Großmutter, zu ihren besten Freunden, zu Flynn, den sie erst später kennenlernt – all diese Dinge nehmen ganz viel Raum ein in diesem Buch und geben ihm das gewisse Etwas. Überhaupt sind mir die Charaktere total ans Herz gewachsen. Die guten, natürlich. :wink: Es gab auch einige echt fiese Figuren, die aber ebenso ihre Daseinsberechtigung haben und toll gezeichnet waren.

Der wunderbar beschreibende und detaillierte Stil der Autorin hat mich völlig für sich eingenommen und ich habe es total genossen, dieses Buch zu lesen. Schön ausführlich beschreibt Eva Siegmund die Handlungsumgebung und die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonisten. Dabei war für mich kein Wort zu viel oder überflüssig. Geschrieben ist “LÚM. Zwei wie Licht und Dunkel” aus der Sicht eines allwissenden Erzählers, der von Zeit zu Zeit den Standpunkt wechselt und mal Meleike begleitet, mal Flynn, mal Meleikes Großvater, mal zu einem Handlungsstrang wechselt, dessen Bedeutung erst im späteren Verlauf des Buches wichtig wird.

Tja, und damit kommen wir nach den vielen positiven Dingen zu meinem kleinen Kritikpunkt – dem Ende. Nachdem sich auf fast 500 Seiten alles in einem so angenehmen Tempo entwickelt, geht am Ende alles viel zu schnell. Außerdem waren mir da ein paar zu viele Zufälle eingebaut und die Handlung wirkte auf mich am Ende dann doch zu konstruiert und manipuliert. Das kannte ich von dem Buch bis zu diesem Punkt gar nicht und umso mehr ist es schade, dass meine Begeisterung für dieses Debüt nicht bis zum Schluss aufrecht erhalten blieb.

Mein Fazit

Ein überzeugendes Debüt mit tollen Charakteren und einem tollen Handlungshintergrund – allein der Schluss kommt etwas zu plötzlich.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Leider kein Buch für mich

Der ungewöhnliche Held aus Zimmer 13 B
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Leider bin ich mit diesem Buch nicht richtig warm geworden. Den Anfang fand ich noch ganz amüsant. Wie Teresa Toten die Charaktere des Buches vorstellt und wie sie die Idee hinter dem Buch einführt, hat ...

Leider bin ich mit diesem Buch nicht richtig warm geworden. Den Anfang fand ich noch ganz amüsant. Wie Teresa Toten die Charaktere des Buches vorstellt und wie sie die Idee hinter dem Buch einführt, hat mir wirklich gut gefallen. Die Gruppe junger Menschen, die sich regelmäßig in Zimmer 13B trifft, ist einzigartig. Es war interessant, sie alle kennenzulernen und von ihren Problemem zu erfahren. Insgesamt ist die Handlung wirklich gut durchdacht und originell angelegt. Aber ich kam einfach nicht richtig rein in das Buch, konnte mich nicht in der Handlung verlieren.

Das Buch ist insgesamt sehr dialog-lastig. Teresa Toten gibt sich Mühe, sich in ihre jugendlichen Charaktere und somit letztlich auch in die Zielgruppe des Buches hineinzuversetzen, aber ich konnte aus diesen Dialogen nicht viel mitnehmen. Sie konnten mich einfach nicht begeistern und ich habe keine Freude daran empfunden, den Figuren bei ihren Gesprächen zu lauschen.

Die Charaktere sind sehr speziell gezeichnet, aber stellenweise waren sie mir einfach etwas zu skurril. Ich finde es toll, was die Autorin mit diesem Buch aussagen möchte, aber den Weg dahin fand ich zu holprig und mühsam. Ich konnte mich nicht richtig reinlesen in das Buch, bin mit den Charakteren nicht warm geworden und der Erzählstil der Autorin konnte mich nicht ganz erreichen.

Die Autorin hat in den witzigen Stellen meinen Humor nicht getroffen, konnte mich dafür aber bei einigen bewegenden Szenen doch berühren. Vielleicht hätte mich das Buch mehr überzeugt, wenn die leiseren Töne vorherrschender gewesen waren. Aber im Gegensatz dazu war mir dieses Debüt zu wirr und zu laut.

Irgendwie hat die Chemie einfach nicht gestimmt, dabei klang das Buch so vielversprechend.

Mein Fazit

… Leider kein Buch für mich …

Veröffentlicht am 12.10.2019

Schöne Hintergrundidee

Windmädchen
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Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, denen eine neue und einzigartige Idee zugrunde liegt. Und der Klappentext von “Windmädchen” hat mich extrem neugierig gemacht. Neben den vielen dystopischen ...

Ich bin ja immer auf der Suche nach Büchern, denen eine neue und einzigartige Idee zugrunde liegt. Und der Klappentext von “Windmädchen” hat mich extrem neugierig gemacht. Neben den vielen dystopischen oder sonst fantasylastigen Jugendbüchern ist dieses Debüt ein sehr bodenständiger Roman, bei dem es zur Abwechslung mal nicht um Zukunftsvisionen, Rebellen oder die erste große Liebe geht. Stattdessen beschäftigt sich “Windmädchen” mit der Suche nach der eigenen Identität und der Tatsache, dass irgendwann im Leben der Moment kommt, wo man merkt, dass man etwas ändern muss. Oder vielmehr: dass man sich selbst ändern muss.

Denn besonders eindringlich beschreibt die Autorin, wie sehr sich Kara wünscht, endlich wieder von ihrer Familie wahrgenommen zu werden, endlich wieder sichtbar zu sein, nachdem sie gerade erschrocken feststellen musste, weder gesehen noch gehört zu werden. Kara verspricht sich selbst, dann ganz viele Dinge anders zu machen. Mehr Zeit mit dem Familienhund zu verbringen, zum Beispiel. Oder endlich mal offen und ehrlich mit ihrem Bruder über ihre feste Freundschaft mit Yannik zu sprechen. Mir hat sehr gut gefallen, wie Kai Aline Hula die Kernaussage ihres Buches vermittelt. Ganz feinfühlig geht sie dabei vor, fast nur nebenbei erwähnt sie diese Punkte, sodass sie sich fast unbemerkt in den Kopf des Lesers einschleichen.

Dementsprechend war auch die Auflösung der Geschichte stimmig für mich. Natürlich fragt man sich als Leser die ganze Zeit, warum Kara plötzlich unsichtbar wurde und ob es ihr gelingt, wieder sichtbar zu werden. Ich bin froh, dass die Autorin eine Erklärung dafür gefunden hat, die rational zu erklären ist keine übersinnlichen Ursachen hat. Wobei man darüber vermutlich auch streiten könnte, aber dazu verrate ich an dieser Stelle nicht mehr.

Der Schreibstil von Kai Aline Hula ist sehr angenehm und passend für die Zielgruppe. Sie schreibt anschaulich und das Buch lässt sich leicht lesen, teilweise ist der Schreibstil umgangssprachlich, was aber durchaus zur Geschichte passt. Junge Leser sollten gut damit klarkommen, allerdings würde ich das Buch vom inhaltlichen Verständnis her nicht für zu junge Leser empfehlen. Ich denke, für Leser ab 14 Jahren ist das Buch durchaus geeignet.

Erwachsene Leser können durchaus auch etwas aus diesem Buch mitnehmen, aber man merkt schon, dass die Zielgruppe woanders liegt. Das Buch liest sich angenehm, aber die Autorin konnte mich nicht ganz packen. Mir hat etwas die Begeisterung für die Geschichte und die Charaktere gefehlt. Ich habe beim Lesen eine gewisse Distanz zu ihnen gespürt, konnte keinen richtigen Zugang zu ihnen aufbauen.

Schade fand ich, dass sich die Autorin im Hauptteil des Buches auf einen Handlungsstrang versteift, der am Ende nicht wirklich viel auslöst oder zu bedeuten hat. Er führt nur über Umwegen zum Ziel. Auch wenn dabei eine sehr liebenswerte Figur eine sehr große Rolle spielt, bleiben dadurch doch die Hauptcharaktere zu sehr im Hintergrund und die Handlung wird nicht nennenswert vorangetrieben. Ich hatte das Gefühl, dass sich Kai Aline Hula zu sehr mit Nebensächlichkeiten beschäftigt. Umso schneller kam dann dagegen die Auflösung. Der Schwerpunkt wurde hier für mich falsch gesetzt.

Mein Fazit

“Windmädchen” konnte mich durch die Hintergrundidee der Autorin sehr begeistern, richtet sich aber wohl doch eher an jüngere Leser ab 14 Jahren.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Großartgi!

Neun Tage
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“Neun Tage” – neun Kapitel, neun Ich-Erzähler – mehr braucht es nicht, um dem Leser des neuesten Werkes von Toni Jordan ein großartiges Leseerlebnis zu bescheren. Die Autorin entführt ihre Leser nach Australien, ...

“Neun Tage” – neun Kapitel, neun Ich-Erzähler – mehr braucht es nicht, um dem Leser des neuesten Werkes von Toni Jordan ein großartiges Leseerlebnis zu bescheren. Die Autorin entführt ihre Leser nach Australien, nach Melbourne, in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in die Zeit des 21. Jahrhunderts und die Jahre dazwischen. Nicht immer geht sie dabei chronologisch vor, wenn sie mit jedem neuen Kapitel einen weiteren Ich-Erzähler einführt.

Es ist großartig, wie Toni Jordan die Fäden zu einem großen Netz zusammenspinnt. Mit Beginn jedes neuen Kapitels muss man sich als Leser erst einmal orientieren. Man muss herauslesen, in welcher Zeit man sich gerade zusammen mit den Charakteren befindet, man muss verstehen, welche Figuren man gerade kennenlernt und in welcher Beziehung sie zu den bereits vorgestellten Personen stehen. Oft lassen sich die Zusammenhänge erst in einem späteren Kapitel erkennen und rückblickend wird dann klar, was das bereits Gelesene für die Gesamthandlung zu bedeuten hatte. Umso größer ist oft der Aha-Effekt und die Überraschung, wenn man dann erkennt, wie großartig konstruiert dieser Roman ist.

“Neun Tage” erzählt von entbehrungsreichen Kriegsjahren, von heimlicher Liebe, von Dingen, an denen schöne und traurige Erinnerungen hängen. Vor allem erzählt “Neun Tage” aber von einer Familie, in der Glück und Leid oft nah beieinander liegen. Mehr lässt sich zur Handlung wirklich nicht sagen, denn die Gefahr, hier mit der kleinsten Andeutung zu viel zu verraten, ist sehr groß. Deshalb mein ganz klarer Tipp: Lest dieses Buch einfach selbst!

Toni Jordan schreibt anspruchsvoll, aber nichtsdestotrotz sehr unterhaltsam. Als Leser muss man einen Blick hinter die Kulissen und zwischen die Zeilen werfen, man muss herauslesen, was Toni Jordan in ihren Sätzen versteckt. Oft ist es mehr als die bloßen Worte. Besonders gut gelungen ist es der Autorin, ihre Figuren sich selbst charakterisieren zu lassen. Toni Jordan verschwendet nicht viel Zeit darauf, ihre Protagonisten umfangreich vorzustellen und zu beschreiben. Stattdessen erlebt der Leser sie einen Tag lang, was vollkommen ausreicht, um sich ein Bild von ihnen zu machen, indem er ihre Handlungen beobachtet und ihren Gesprächen lauscht. Ja, ich schreibe von “beobachten” und “lauschen”, denn obwohl man dieses Buch liest, ist man doch mitten drin im Geschehen und sieht die Handlung wie einen Film vor seinem geistigen Auge ablaufen.

Mein Fazit

Großartig! Unbedingt lesen!