Großartgi!
“Neun Tage” – neun Kapitel, neun Ich-Erzähler – mehr braucht es nicht, um dem Leser des neuesten Werkes von Toni Jordan ein großartiges Leseerlebnis zu bescheren. Die Autorin entführt ihre Leser nach Australien, ...
“Neun Tage” – neun Kapitel, neun Ich-Erzähler – mehr braucht es nicht, um dem Leser des neuesten Werkes von Toni Jordan ein großartiges Leseerlebnis zu bescheren. Die Autorin entführt ihre Leser nach Australien, nach Melbourne, in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in die Zeit des 21. Jahrhunderts und die Jahre dazwischen. Nicht immer geht sie dabei chronologisch vor, wenn sie mit jedem neuen Kapitel einen weiteren Ich-Erzähler einführt.
Es ist großartig, wie Toni Jordan die Fäden zu einem großen Netz zusammenspinnt. Mit Beginn jedes neuen Kapitels muss man sich als Leser erst einmal orientieren. Man muss herauslesen, in welcher Zeit man sich gerade zusammen mit den Charakteren befindet, man muss verstehen, welche Figuren man gerade kennenlernt und in welcher Beziehung sie zu den bereits vorgestellten Personen stehen. Oft lassen sich die Zusammenhänge erst in einem späteren Kapitel erkennen und rückblickend wird dann klar, was das bereits Gelesene für die Gesamthandlung zu bedeuten hatte. Umso größer ist oft der Aha-Effekt und die Überraschung, wenn man dann erkennt, wie großartig konstruiert dieser Roman ist.
“Neun Tage” erzählt von entbehrungsreichen Kriegsjahren, von heimlicher Liebe, von Dingen, an denen schöne und traurige Erinnerungen hängen. Vor allem erzählt “Neun Tage” aber von einer Familie, in der Glück und Leid oft nah beieinander liegen. Mehr lässt sich zur Handlung wirklich nicht sagen, denn die Gefahr, hier mit der kleinsten Andeutung zu viel zu verraten, ist sehr groß. Deshalb mein ganz klarer Tipp: Lest dieses Buch einfach selbst!
Toni Jordan schreibt anspruchsvoll, aber nichtsdestotrotz sehr unterhaltsam. Als Leser muss man einen Blick hinter die Kulissen und zwischen die Zeilen werfen, man muss herauslesen, was Toni Jordan in ihren Sätzen versteckt. Oft ist es mehr als die bloßen Worte. Besonders gut gelungen ist es der Autorin, ihre Figuren sich selbst charakterisieren zu lassen. Toni Jordan verschwendet nicht viel Zeit darauf, ihre Protagonisten umfangreich vorzustellen und zu beschreiben. Stattdessen erlebt der Leser sie einen Tag lang, was vollkommen ausreicht, um sich ein Bild von ihnen zu machen, indem er ihre Handlungen beobachtet und ihren Gesprächen lauscht. Ja, ich schreibe von “beobachten” und “lauschen”, denn obwohl man dieses Buch liest, ist man doch mitten drin im Geschehen und sieht die Handlung wie einen Film vor seinem geistigen Auge ablaufen.
Mein Fazit
Großartig! Unbedingt lesen!