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Veröffentlicht am 12.10.2019

Hat mir gut gefallen!

Secrets - Ich fühle
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Der Klappentext mag euch vielleicht an Bücher mit ähnlichem Inhalt erinnern, und auch inhaltlich lassen sich durchaus Ähnlichkeiten dieses Buches zu anderen Dystopien finden: Ein schrecklicher Atomkrieg ...

Der Klappentext mag euch vielleicht an Bücher mit ähnlichem Inhalt erinnern, und auch inhaltlich lassen sich durchaus Ähnlichkeiten dieses Buches zu anderen Dystopien finden: Ein schrecklicher Atomkrieg hat die Erdoberfläche zerstört und verseucht, weshalb die wenigen Überlebenden ein Leben unter der Erde führen müssen. Gegen die Regierung, die jegliche Individualität zu unterdrücken versucht, baut sich ein Widerstand auf ...

Das hat man alles irgendwie irgendwo schon mal gelesen, und doch ist "Secrets. Ich fühle" gar kein Roman, den ich mit anderen Dystopien vergleichen möchte. Wenn man will, findet man immer Ähnlichkeiten, aber dieses Debüt von Heather Anastasiu konnte mich dennoch total mit der weiblichen Hauptperson, die als Ich-Erzählerin auftritt, den weiteren Charakteren und nicht zuletzt der Handlung überzeugen. Wer also befürchtet, nur einen Abklatsch von schon früher veröffentlichten Büchern zu lesen, den kann ich beruhigen: "Secrets. Ich fühle" ist trotz oder gerade wegen der Grundidee einzigartig.

Den Einstieg in das Buch emfpand ich als etwas mühsam. Auf den ersten 50 Seiten wird der Leser durch die Ich-Erzählerin in die Handlungswelt eingeführt, wodurch man viele Informationen geliefert bekommt, die sich in einem einzigen Monolog von Zoe ausbreiten. Es gibt auf diesen ersten Seiten kaum Gespräche mit anderen Charakteren, was das Leseerlebnis etwas einseitig macht. Zwar ist Zoe eine sehr talentierte Erzählerin, die es versteht, ihre Leser an ihre Lippen zu fesseln, aber es war doch stellenweise mühsam, ihr die nötige Aufmerksamkeit zu widmen, um alle Informationen aufzunehmen und sich daraus den Handlungshintergrund zu basteln.

Später gibt es dann umso ausschweiferendere Dialoge, die die Eintönigkeit der ersten Seiten wettmachen. Dennoch gab es für mich immer wieder Längen, da die Autorin dazu neigt, die Umgebung und auch die Handlungen der Charaktere sehr ausführlich und Schritt für Schritt zu beschreiben. Das waren mir stellenweise einfach zu viele und auch überflüssige Details, die zwar ein umfassendes Gesamtbild ergeben haben, aber letztlich nichts zur Handlung beigesteuert haben.

Zoe war ein sehr authentischer Charakter, den ich von Anfang an in mein Herz geschlossen habe. Besonders nachvollziehbar war für mich, in was für einem Zwiespalt sie sich befindet: Auf der einen Seite ist sie total in die Gemeinschaft unter der Erde integriert, akzeptiert, dass Ordnung an oberster Stelle steht und ebenso wie die Gemeinschaft die Pflicht aller Menschen ist, was sie dazu bringen müsste, sich selbst anzuzeigen, da sie nicht mehr der Ordnung entspricht. Auf der anderen Seite genießt sie es aber so sehr, Farben und Gerüche wahrzunehmen und Emotionen zu spüren. Das war für mich der bewegendste Teil in diesem Buch, wenn Zoe zum Beispiel zum ersten Mal Schokolade isst, nur um gleich darauf wieder daran erinnert zu werden, dass sie "anormal" ist und nicht den Grundsätzen der Gemeinschaft entspricht.

So richtig in Fahrt kommt die Handlung, als Zoe auf weitere "Anormale" trifft, bei denen wie bei ihr von Zeit zu Zeit Störungen auftreten, sodass sie Gefühle empfinden können. Die Handlung war stellenweise so spannend, dass ich das Buch gar nicht zur Seite legen konnte. Es gibt so viele Wendungen, die mich überrascht haben, so viele Fragen, die sich mir beim Lesen gestellt haben. Ebenso wie Zoe weiß man als Leser auch nie so recht, wie man sich am besten verhält, wem man trauen kann und wem nicht. Das Buch war einfach enorm spannend. Nicht zuletzt auch wegen der Nebenfiguren, die allesamt so toll und einzigartig gezeichnet waren, dass sie dem Buch noch mehr Leben eingehaucht haben.

Es gibt in diesem Buch eine Dreiecks-Beziehung, die sich aber dadurch von den "üblichen" Dreiecks-Beziehungen unterscheidet, dass Zoe zwar zwischen zwei Männern steht, aber nur einen von ihnen will. Der andere ist total vernarrt in Zoe, sie erwidert seine Gefühle aber nicht. Dadurch bekommt das Buch noch eine ganz andere Wendung, die mir gut gefallen hat.

Am Ende gibt es dann die große Auflösung, die alle Fragen beantwortet und zeigt, wie genial dieses Buch konstruiert ist. "Secrets. Ich fühle" endet zum Glück nicht mit einem fiesen Cliffhanger, macht aber deutlich, dass es eine Fortsetzung geben wird. Soweit ich weiß, ist diese Reihe als Trilogie angelegt. Über eine Übersetzung des zweiten Teils weiß ich momentan aber noch nichts.

Falls ihr euch so wie ich während des Lesens über den Namen der weiblichen Hauptperson wundern solltet, der zunächst nicht mit dem Namen im Klappentext übereinstimmt, so kann ich euch beruhigen, dass sich das im Verlauf des Buches klärt. Ich war hier am Anfang auch sehr verwirrt und dachte, es läge ein Druckfehler vor. Aber wie gesagt - es gibt hierfür eine Erklärung.

Mein Fazit

Ich hätte nicht gedacht, dass mir dieses Buch so gut gefallen würde, aber Heather Anastasiu hat mich total überrascht und, von einigen Längen abgesehen, auch enorm begeistert. Ich hoffe, dass es eine deutsche Übersetzung der beiden weiteren Teile geben wird.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Liebe ich!

Ein Sommer und vier Tage
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Einen Tag vor dem Erscheinungstermin, am 26. Juli 2015, bin ich in den Urlaub gefahren. Und ich habe sooo gehofft, dass das Rezi-Exemplar vom Verlag pünktlich ankommt, denn ich wollte "Ein Sommer und vier ...

Einen Tag vor dem Erscheinungstermin, am 26. Juli 2015, bin ich in den Urlaub gefahren. Und ich habe sooo gehofft, dass das Rezi-Exemplar vom Verlag pünktlich ankommt, denn ich wollte "Ein Sommer und vier Tage" unbedingt mitnehmen in den Sommerurlaub. Meine Gebete wurden zum Glück erhört und einen Tag vor der Abreise brachte mir meine Postfrau dieses Schätzchen an die Haustür. Und so hat Adriana Popescu mir mit ihrem ersten Jugendbuch den Sommerurlaub mehr als versüßt. Und ich hoffe, dass noch viele weitere (Jugend)-Bücher von ihr folgen werden, denn sie hat es einfach drauf. Sie kann erzählen, sie kann Charaktere erschaffen, die mir sofort ans Herz wachsen, sie kann mich zum Weinen bringen mit ihren wundervollen Worten, die mich gefangennehmen, mich berühren, mich manchmal völlig fertig zurücklassen. Liebe Adriana, falls du das liest: Hör bitte nie auf zu schreiben.

Was mich an "Ein Sommer und vier Tage" so begeistert hat, ist, dass man merkt, dass es von Adriana Popescu geschrieben wurde, und es gleichzeitig doch nicht merkt. Man erkennt ihren Humor wieder, ihren Erzählstil. Und doch ist es ihr total gelungen, sich in ihre jugendlichen Charaktere hineinzuversetzen, die genau das widerspiegeln, was die Jugend heutzutage bewegen könnte. Ganz mitreden kann ich da zwar auch nicht mehr, aber ich kaufe Adriana ihre Geschichte und ihre Charaktere total ab. So, wie in diesem Buch beschrieben, könnten sich in meinen Augen ein Sommer und vier Tage zweier 16-jähriger abspielen und anfühlen.

Adriana macht es ihren Lesern aber auch echt leicht, sich in die Story und das Buch insgesamt zu verlieben. Paula mochte ich auf Anhieb. Ich mochte ihre pflichtbewusste Art, aber ich mochte vor allem, wie sie mehr und mehr aufblüht, wie sie sich traut, spontan zu sein und einfach mal verrückte Sachen zu machen. Ich mochte Merle, Paulas beste Freundin, die ihr Stärke und Vertrauen in sich selbst gibt, die sie anfeuert und einfach nur großartig dabei ist. Und Lewis mit W, hach ja. Ich glaube, als 16-jähriges Mädel hätte ich mich auch in ihn verknallt. Es waren kleine Gesten, wie ein liebevolles Nasestupsen oder einfach nur wenige Worte, mit denen er nicht nur Paula, sondern auch mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Ganz großartig fand ich auch, wie es Adriana Popescu gelungen ist, mich als Leserin mit auf eine Reise nach Italien zu nehmen. Ich war noch nie dort. Und doch hatte ich während des Lesens die verschiedensten Sehenswürdigkeiten und Plätze, die im Buch erwähnt werden, vor Augen. Das Buch ist mit seinen 320 Seiten eigentlich viel zu dünn, und doch ist während des Lesens ein ganzer Film vor meinen Augen abgelaufen, in dem so viel passiert ist, weil Adriana es schafft, mit wenigen Worten Plätze und Figuren lebendig werden zu lassen.

"Ein Sommer und vier Tage" ist für mich ein Wohlfühl-Buch, bei dem alles passt. Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen, bei dem ich auf 320 Seiten, die viel zu schnell gelesen waren, die ganze Zeit ein Lächeln auf den Lippen trug. Und noch viel länger habe ich kein Buch mehr gelesen, bei dem am Ende Tränen zu diesem Lächeln dazu kamen, weil ich so erfüllt war mit Freude, mit positiven Emotionen, mit Wärme und Liebe und völliger Zufriedenheit.

Ich glaube, "Ein Sommer und vier Tage" ist ein Buch, das mich von nun an in jedem Sommerurlaub begleiten wird. Ich glaube, ich möchte Paula und Lewis mit W nicht mehr missen und ich glaube, ich könnte mir vorstellen, sie ab sofort regelmäßig nach Italien zu begleiten.

Diese Rezi ist ganz schön sentimental und gefühlvoll geworden, oder? Aber wenn ich mir diesen Bücherschatz, der gerade neben mir liegt, während ich diese Rezension schreibe, so anschaue, dann sind es genau diese Gedanken und Gefühle, die mich durchfluten. Ich bin der Autorin sehr dankbar für dieses Buch und ich bin mir sicher, dass ich mich immer an meinen Urlaub zurückerinnern werde, in dem ich es zum ersten Mal gelesen habe: Wie ich im Gartenstuhl sitze, die Sonne wärmt meine nackten Füße, und glückselig dieses Buch lese.

Mein Fazit

Ich bin einfach Fan von Adriana Popescu, ganz egal, in welchem Genre sie schreibt.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ein unfassbares Buch!

Bis ans Ende der Geschichte
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Jodi Picoult gehört für mich schon lange zu meinen Lieblings-Autorinnen. Nie vergessen und immer wieder lesen werde ich "Bis ans Ende aller Tage", das mein absolutes Lieblingsbuch von ihr ist. Ich weiß ...

Jodi Picoult gehört für mich schon lange zu meinen Lieblings-Autorinnen. Nie vergessen und immer wieder lesen werde ich "Bis ans Ende aller Tage", das mein absolutes Lieblingsbuch von ihr ist. Ich weiß nicht mal, warum, aber irgendwie habe ich ihren neueren Werken nicht mehr viel Beachtung geschenkt. Vielleicht habe ich mich etwas an ihr überlesen, vielleicht stehe ich zur Zeit aber auch einfach auf Bücher anderer Genres. Nachdem ich in der letzten Zeit jedoch einige begeisterte Besprechungen zu "Bis ans Ende der Geschichte" gelesen habe und der Klappentext gut klang, kam ich an dem Buch nicht mehr vorbei und habe die letzten Tage damit verbracht, es zu lesen. Stellenweise kam ich dabei nur langsam voran, aber vor allem die letzten 150 Seiten habe ich förmlich inhaliert.

Es gibt in diesem Buch mehrere Erzählebenen, das heißt mehrere Zeitebenen sowie mehrere personelle Erzähler.

Wir lernen Sage kennen, die in der Gegenwart die weibliche Hauptperson und Ich-Erzählerin ist. Sage hat vor drei Jahren ihre Mutter bei einem Unfall verloren und besucht seitdem regelmäßig eine Trauergruppe. Sie geht den Menschen aus dem Weg, arbeitet als Bäckerin, weil sie nachts weniger Menschen begegnet als tags. Ihr Liebesleben spielt sich im Verborgenen ab, denn Sage hat eine Affäre mit einem verheirateten Mann. (Dieses Handlungsdetail ist für mich rückblickend überflüssig gewesen. Ja, es spiegelt Sages Drang danach wider, sich vor ihren Mitmenschen zu verstecken. Aber letztlich nimmt die Affäre im Vergleich zum Rest des Buches eine völlig unbedeutende Rolle ein. Warum also den Charakter noch mit so etwas belasten ... Zumal Adam, Sages Affäre, einfach nur ein lächerlicher Charakter war.)

Während des Besuchs der Trauergruppe lernt Sage den 96-jährigen Josef Weber kennen, der auch Kunde in ihrer Bäckerei ist. Herr Weber ist sehr beliebt im Ort, ist als freundlicher Herr bekannt, der immer Trinkgeld gibt, sein Brötchen immer mit seinem Dackel teilt und dem sogar von der Handelskammer der Preis als Guter Samariter verliehen wurde. Doch eines Tages bittet er Sage um einen unfassbaren Gefallen, dessen Auslöser so gar nicht in das Erscheinungsbild dieses beliebten Menschen passt.

Die Geschichte von Josef Weber wird rückblickend aus seiner Perspektive erzählt und bringt den Leser zurück in die dunkelste Zeit, die Deutschland wohl jemals erlebt hat. Wir werden Zeuge, wie Josef Weber zusammen mit seinem Bruder Franz in einem kleinen Ort in der Nähe von Paderborn aufwächst und schon als Schuljunge immer wieder in Prügeleien gerät. Ganz im Gegensatz dazu ist sein Bruder der brave Musterschüler, der von einem Studium der Literaturwissenschaft träumt. In der Hitlerjugend wird Josef Weber schnell das Vorbild aller Jungs, da er sportlich und stark und der perfekte Befehlsempfänger ist. So entfernt sich Josef charakterlich immer mehr von seinem Bruder und seine Karriere nimmt ihren Lauf, die ihn schließlich nach Auschwitz führt, wo er Ursache und Verantwortlicher für Leid, Elend und Tod wird.

Wir lernen Sages Großmutter Minka kennen, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit, denn auch sie erzählt den Lesern ihre Geschichte. Und die ist erschütternd, beängstigend, grausam und so häufig gar nicht angenehm zu lesen. Denn sie führt ebenfalls nach Auschwitz.

Ein weiterer Charakter, dem wir in der Gegenwart begegnen, ist Leo Stein, der im US-Justizministerium arbeitet und sich auf das Aufspüren von Kriegsverbrechern des 2. Weltkrieges spezialisiert hat. Ich muss sagen, dass es mir teilweise schwerfiel, nachzuvollziehen, mit welchem Ehrgeiz und welcher Rechtfertigung er so verbissen seiner Arbeit nachgeht. Vor allem die Tatsache, dass er nach all den Jahren nur das Schlechteste von Josef Weber denkt, hat mich extrem nachdenklich gestimmt. Aber das ist auch eine der moralischen Problemstellungen, mit denen Jodi Picoult in diesem Buch arbeitet. Daher verstehe ich, dass Leo Stein seine Arbeit so verbissen rechtfertigt, denn es gibt auch andere Sichtweisen auf diese Thematik, was so typisch für Jodi Picoult ist und mir so gut gefällt.

Immer wieder eingestreut werden Kapitel, die in kursiver Schrift gedruckt sind. Hierzu möchte ich gar nicht viel sagen, weil es schwierig ist, sich dazu zu äußern, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Letztendlich sind es aber wohl diese Kapitel, denen das Buch seinen Namen zu verdanken hat.

So viel zum Inhalt des Buches. Ich muss zugeben, dass ich nach dem Lesen des Klappentextes schon so eine Ahnung hatte, in welche Richtung das Buch gehen könnte. Ich hoffe, dass ich euch mit meiner zusätzlichen Inhaltsbeschreibung nicht zu viel verraten habe. Wobei die Details, die ihr meiner Rezension nun entnehmen könnten, wirklich nur an der Oberfläche kratzen. Also lest das Buch einfach selbst. Ich hoffe, dass es noch viele Leser findet, denn es gibt so viel Gesprächsstoff und ich würde mich total freuen, mich noch etwas detaillierter mit dem einen oder anderen Leser austauschen zu können.

"Bis ans Ende der Geschichte" ist kein fröhliches Buch. Auch nicht in den Szenen, die in der Gegenwart spielen. Stattdessen wird es überschattet von unfassbarer Grausamkeit, erschreckenden Szenen, Details, die ich am liebsten wieder vergessen würde. Und manchmal musste ich mich zum Weiterlesen zwingen. Und doch ist dieser Roman so gut, so unfassbar lesenswert. Nicht durchweg konnte Jodi Picoult mich fesseln. Gerade der kursiv geschriebene Teil des Buches hat für mich einige Längen beinhaltet, wobei ich zugegebenermaßen aber auch erst im Verlauf der Handlung dessen Wichtigkeit und Bedeutung erkannt habe. Aber es ist so faszinierend, was für eine Geschichte Jodi Picoult konstruiert hat, wie sich auf verschiedenste Arten und Weisen Kreise schließen und Verbindungen entstehen, mit denen man nicht gerechnet hat. Und das Ende hat mich dann einfach fassungslos, mit offenem Mund und kullernden Tränen zurückgelassen. Nie, nie, nie hätte ich mit diesem Ende gerechnet und ich glaube, ich habe es immer noch nicht ganz verdaut. Ich bin froh, dass Jodi Picoult nicht den einfachen Ausweg gewählt hat. Aber dass sie mich so treffen würde, damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Die Autorin ist bekannt dafür, nicht nur die verschiedensten Sichtweisen auf bestimmte Thematiken, die durch ihre Charaktere repräsentiert werden, zu entwickeln, sondern auch gleichzeitig ihre Leser dazu zu bringen, selbst Position zu beziehen. Wobei ich sagen muss, dass es mir beim Lesen dieses Buches extrem schwergefallen ist, eine klare Position zu finden. Vielleicht habe ich das auch jetzt noch nicht. Vielleicht brauche ich einfach noch ein paar Tage, um diesen Roman zu verarbeiten.

Jodi Picoult hat für ihr neuestes Werk unfassbar gut und intensiv Recherche betrieben, was sie in ihrem Nachwort schildert und auch an einer Parallele zu Oskar Schindler zu erkennen war. Dadurch ist ihr ein unglaublich authentischer Roman gelungen, der Fakt und Fiktion vereint und ein Werk darstellt, bei dem sich nach dem Lesen nicht mehr die Frage stellt, ob denn noch ein Buch über die Zeit des Zweiten Weltkrieges wirklich notwendig gewesen ist.

Mein Fazit

"Bis ans Ende der Geschichte" ist ein erschreckender und beängstigender Roman, der dennoch so lesenswert ist und mich völlig sprachlos zurückgelassen hat.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Ich liebe die Bücher der Autorin einfach!

Auf eine wie dich habe ich lange gewartet
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Dass ich großer Fan von Patrycja Spychalski bin, wisst ihr wahrscheinlich alle schon längst. Und dass ich ihre Bücher kaufe und lese, ohne mich vorher näher mit ihrem Inhalt zu befassen, ist auch einfach ...

Dass ich großer Fan von Patrycja Spychalski bin, wisst ihr wahrscheinlich alle schon längst. Und dass ich ihre Bücher kaufe und lese, ohne mich vorher näher mit ihrem Inhalt zu befassen, ist auch einfach mal Fakt. Denn ich mag den Schreibstil der Autorin so gerne, auch wenn ich nicht mal richtig in Worte fassen kann, was das Besondere an ihm ist. Aber sie schafft es einfach, mich schon mit der ersten Seite gefangen zu nehmen und mich alles um mich herum vergessen zu lassen. Ich versinke regelrecht in ihren Büchern und tauche erst wieder auf, wenn die letzte Seite gelesen ist. Denn meist verschlinge ich ihre Bücher am Stück. Sie sind ja alle auch einfach viel zu dünn.

Mit ihrem neuesten Buch "Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" ging es mir ebenfalls so wie mit allen ihren anderen Büchern: Ich habe mich sofort wohlgefühlt, habe mich fallengelassen, habe das Lesen einfach genossen. Ganz klar: Wo Patrycja Spychalski drauf steht, ist auch Patrycja Spychalski drin. Ich würde fast wagen, zu behaupten, dass ich ihre Bücher blind erkennen würde. Es ist der lebendige und jugendliche Schreibstil mit seinem ganz eigenen Charme, wenn sie Worte wie "piefig" benutzt, der ihre Bücher ausmacht.

Obwohl es zugegeben Bücher von Patrycja Spychalski gibt, die mich mehr mitgerissen, mehr bewegt haben. Bei ihrem neuesten Werk hat mir dann doch irgendwie etwas gefehlt. Ich mochte die Handlung, die sich ganz unschuldig mit den Themen Sexualität und Homosexualität befasst, und ich mochte natürlich auch den Erzählstil der Autorin. Aber doch kann ich für dieses Buch nicht die volle Punktzahl vergeben. Und ich befürchte, dass daran Irina schuld ist, mit deren Art ich nicht klarkam. Irina ist ganz eigen, aber in meinen Augen auch sehr schwierig. Sie ist besitzergreifend und rechthaberisch. Ich wurde mit ihr einfach nicht warm. Alle anderen Charaktere, vor allem Laura und Enzo, fand ich ganz toll gezeichnet. Sich in Enzo zu verknallen, fällt überhaupt nicht schwer. Er ist sehr fürsorglich und einfach lieb. Und Laura war als Ich-Erzählerin einfach sofort in meinem Herzen. Aber Irina hat es mir sehr schwergemacht, sie zu mögen. Und leider fiel es mir dadurch auch schwer, mich auf Patrycja Spychalskis Auseinandersetzung mit dem Thema Homosexualität einzulassen, weil ich das, was zwischen Laura und Irina passiert, nicht mit vollem Herzen unterstützen konnte, weil mir Irina so unsympathisch war. Während mir Lauras Gefühle Enzo gegenüber total nachvollziehbar waren, fiel es mir sehr schwer, mich zusammen mit Laura in Irina zu verknallen. Und das hat mir leider einen Teil des Lesevergnügens genommen.

Aber auch in diesem Buch gibt es Szenen, die mir im Kopf bleiben werden. Wie Laura sich übermütig einen Hügel runterkullern lässt, wie sie bei Enzo auf dem Gepäckträger mitfährt. Was jetzt, so aus dem Zusammenhang gerissen, vielleicht banal klingt, hat mir während des Lesens ein breites Grinsen ins Gesicht gezaubert und für mich das dargestellt, was Patrycja Spychalskis Bücher für mich so besonders macht. Sie sind einfach Wohlfühl-Bücher, die mich jünger werden lassen und mich zurück in meine Jugend versetzen.

Richtig gut gefallen hat mir, dass nicht nur die Probleme der jugendlichen Charaktere thematisiert werden, sondern auch die der Erwachsenen. Das war für mich recht neu. Ich habe das Gefühl, dass die Erwachsenen eine so große Rolle noch nie in den Büchern von Patrycja Spychalski gespielt haben. Aber hier wird auch angesprochen, wie es den Eltern von Laura geht, besonders ihrer Mutter, die noch so viel vorhat im Leben, aber immer wieder alles aufschiebt. Dieser Bereich spielt zwar eine verschwindend geringe Rolle in dem Buch, aber ich finde es trotzdem schön, dass der Blick der Autorin nicht auf die jugendlichen Charaktere beschränkt bleibt.

Besonders toll finde ich, dass das Ende des Buches und vor allem der letzte Satz völlig wertungsfrei ist. Es gibt eben kein "besser" oder "schlechter", kein "richtig" oder "falsch". Und ich finde es großartig, wie Patrycja Spychalski es schafft, dies mit einem einzigen - dem letzten - Satz des Buches deutlich zu machen. Denn "letztendlich ist es ein Mensch, in die man sich verliebt" (S. 311).

Mein Fazit

"Auf eine wie dich habe ich lange gewartet" ist ein tolles (Sommer-)Wohlfühl-Buch, dessen Lektüre ich sehr genossen habe, auch wenn es aufgrund Irinas schwierigen Charakters nicht mein Lieblingsbuch von Patrycja Spychalski ist.

Veröffentlicht am 09.10.2019

Lässt mich etwas ratlos zurück

Drei
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Ich muss gestehen, dass ich "Drei" noch vor dem ersten Drittel des Buches abgebrochen hätte, wenn die vielen Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, mich nicht neugierig gemacht hätten. Ich wollte ...

Ich muss gestehen, dass ich "Drei" noch vor dem ersten Drittel des Buches abgebrochen hätte, wenn die vielen Rezensionen, die ich zu dem Buch gelesen hatte, mich nicht neugierig gemacht hätten. Ich wollte unbedingt wissen, was an dem Buch so polarisiert und für so begeisterte wie auch kritische Stimmen sorgt. Nun, nach Beenden des Buches, bin ich, was das betrifft, schlauer. Aber dennoch lässt der Autor mich ratlos zurück. Es gibt ein sehr großes Fragezeichen, das bei mir leider für massiven Sterneabzug in der Bewertung führt. Die große Frage nach dem "Warum?" steht im Raum. Mehr kann ich dazu fast nicht sagen, ohne zu spoilern, aber ich denke, alle, die das Buch gelesen haben, verstehen, was ich damit meine.

"Drei" ist ein Buch über drei Frauen, die alle mit demselben Mann in Berührung kommen. Dementsprechend ist das Buch in drei Teile unterteilt und erzählt in jedem von ihnen aus dem Alltag einer dieser drei Frauen. Hier passiert nichts Aufregendes, nichts Spannendes. Das ändert sich aber mit dem Auftauchen von IHM. Und dabei steigert sich die Spannung innerhalb des Buches von Teil zu Teil. Packen konnte der Autor mich schließlich im letzten Teil, so ungefähr ein Drittel vor dem Ende. Ein, zwei Wendungen haben bei mir auch für große Begeisterung gesorgt. Aber das viel zu nichts sagende Ende, das mich fragen lässt, was der Autor mir mit dem Buch sagen möchte, wofür ich es gelesen habe, dämpft die Begeisterung zu sehr, als dass ich mehr als zwei Sterne geben könnte.