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Veröffentlicht am 12.10.2020

Überlebenskampf zweier KInder

Die Unschuldigen
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Eine Geschichte, wie sie sich bei uns in Europa nicht mehr zutragen könnte. Zu dicht ist das Land besiedelt, zu nah sind sich die Menschen. Aber in den Weiten Kanadas schaut das ganz anders aus. Da kann ...

Eine Geschichte, wie sie sich bei uns in Europa nicht mehr zutragen könnte. Zu dicht ist das Land besiedelt, zu nah sind sich die Menschen. Aber in den Weiten Kanadas schaut das ganz anders aus. Da kann es geschehen, dass zwei Geschwisterkinder miterleben, wie kurz nacheinander erst die Mutter und dann der Vater stirbt. Und obwohl sie noch nicht mal Teenager sind und weit ab von jeder Zivilistation schaffen sie es zu überleben und sich in der harten Einöde zu behaupten. Und niemand holt sie von dort weg oder denkt sich viel dabei, dass die Kinder jahrelang in ihrer Hütte leben und langsam erwachsen werden.

Anfangs fand ich es unsagbar traurig, dass die Kinder die volle Härte des Lebens abbekommen. Und die Natur ist unbarmherzig und verzeiht keine Fehler. Aber nach und nach hat es mich fasziniert, dass die Kinder von ihren Eltern durchaus viele Dinge gelernt haben und trotz ihrer Jugend einen unbändigen Überlebenswillen und eine angeborere Klugheit an den Tag legen. Hier gibt es keine Telefone, kein fließendes Wasser, keinen Strom. Die beiden haben keine Zeit zu spielen und Kind zu sein und dennoch bewahren sie sich eine Unschuld, wie unsere Kinder sie in der modernen Welt schon sehr früh verlieren. Und diese Unschuld macht sie zu Menschen, die ihr Glück in den kleinen lebenswichtigen Dingen finden und im Vertrauen aufeinander und auf die eigene Stärke.

Eine Geschichte, die sich unglaublich gut liest. Auch dank der reduzierten und punktgenauen Sprache des Autors.

Veröffentlicht am 03.09.2020

Billard des Lebens

Sieben Richtige
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Was für ein leichter unterhaltsamer Ton, dabei trotzdem ansprechend anspruchsvoll, hintersinnig und empfindsam. Sieben Richtige – frei nach dem Lottospiel – sind sieben Handlungsstränge, sieben Personen, ...

Was für ein leichter unterhaltsamer Ton, dabei trotzdem ansprechend anspruchsvoll, hintersinnig und empfindsam. Sieben Richtige – frei nach dem Lottospiel – sind sieben Handlungsstränge, sieben Personen, deren Leben sich treffen, verschränken, wieder auseinanderdriften um an anderer Stelle erneut zusammenzustoßen. Ein bisschen ist es ein Billardspiel des Lebens. Eine Kugel stößt an und in einer Art Kettenreaktion geht es weiter. Das ist ganz natürlich, unterhaltsam und fordert Aufmerksamkeit beim Leser. Auch die Gefühle der Protagonisten kullern umher, lösen sich ab oder aus, sind klar und real in ihrer Lebhaftigkeit.

Ein wirklich schöner Erstling, der mein Herz im Sturm erobert hat und das ich gerne nochmal als Hörbuch genießen möchte. Weil Herbst es so schön liest und die Geschichte ganz viele wundervolle Wortspiele hat, die man auch zweimal wie beim ersten Mal genießen kann.

Veröffentlicht am 05.05.2020

tolle Fortsetzung

Vengeful - Die Rache ist mein
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"Vegeful - Die Rache ist mein" setzt dort ein, wo der erste Band der Reihe aufgehört hat. Soll heißen, bitte auch diesen ersten Teil "Vicious" lesen. Die Autorin hat nämlich keine Zeit, hier fehlendes ...

"Vegeful - Die Rache ist mein" setzt dort ein, wo der erste Band der Reihe aufgehört hat. Soll heißen, bitte auch diesen ersten Teil "Vicious" lesen. Die Autorin hat nämlich keine Zeit, hier fehlendes Vorwissen auszugleichen sondern stürzt sich einfach in die Geschichte - und der geneigte Leser folgt erfreut und gebannt.

Leben und Tod, Sterben und Widerauferstehung werden hier zum Dreh- und Angelpunkt einer tiefschwarzen, oft bösen Story, in der es um Rache und Mord, um Machtstreben und Hass geht. Das Gute gibt es nicht wirklich. Es hat wie alles andere graue Schatten und ist weder lieblich noch gefühlvoll.

Die Autorin hat ihre Sprache der Geschichte angepasst. Sie ist kraftvoll und wunderbar düster. Mir hat der zweite Band noch um einiges besser gefallen, als der erste. Ich kenne die meisten der Akteure, bin gespannt, wie sie sich behaupten und wann sie wieder aufeinander treffen. Das Tempo ist von Anfang an hoch. Kurze knackige Kapitel, starke Dialoge, jede Menge Action. Ich hoffe sehr, es gibt noch eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 27.04.2020

4,5 Sterne

Rachegeist
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Ich mag chinesische Krimis. Die Exotik der fernen Kultur, das Geheimnisvolle einer Gesellschaft mit seltsamen Regeln und Riten und dazwischen das ganz Profane eines Mordes und einer Mordermittlung. Und ...

Ich mag chinesische Krimis. Die Exotik der fernen Kultur, das Geheimnisvolle einer Gesellschaft mit seltsamen Regeln und Riten und dazwischen das ganz Profane eines Mordes und einer Mordermittlung. Und dazu noch die Verheißung, der chinesische Stephen King. Also da sind die Erwartungen schon ziemlich hoch.

Shen Ming ist ein junger ehrgeiziger Lehrer. Er hat eine Verlobte, die er bald heiraten möchte, ist zufrieden mit seinem Job und seinem Leben. Dann springt eine schülerin in der Schule vom Dach und sie hat es scheinbar nicht freiwillig getan. Und Shen Ming wird des Mordes verdächtigt. Er beginnt selbst nachzuforschen und beschließt den Mann zu töten, der ihn verleumundet. Dies gelingt ihm auch. Aber dann wird er selbst erstochen. Und er muss feststellen, dass der Tod noch nicht das Ende seiner Existenz ist.

9 Jahre später erinnert sich seine ehemalige Verlobte immer noch an ihn und die seltsamen Umstände seines Todes. Und dann sterben plötzlich wieder Menschen und alles deutet darauf hin, dass Shen Ming sich aus dem Totenreich rächt.

Mir hat vo rallem der Schreibstil und die Charakterbeschreibung der Hauptdarsteller sehr gefallen. Shen Ming beispielsweise ist einem schnell sympathsich, man ist aber überrascht, wie energisch er sich plötzlich zur Wehr setzt. Das hätte man ihm gar nicht zugetraut. So haben alle Figuren einen doppelten Boden, die Geschichte ist voller Mysterien und Volten und im wahrsten Sinne des Wortes ein gelungener Genremix.

Es mit Stephen King zu vergleichen ist zwar etwas hoch gegriffen, denn der Geschichte fehlt das große Grauen, welches sich durch Kings Bücher immer wieder zieht. Aber auch der chinesische Autor lässt sich Zeit mit seinem Plot, gestaltet ihn aufmerksam und liebevorll. Mir hat das Buch großen Spaß gemacht. Ich empfehle es gerne. 4,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 19.03.2020

Neuentdeckung für mich

Libellenjahre
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„Libellenjahre“ ist mein erstes Buch von Izabelle Jardin. Es ist der erste Band einer Reihe und dementsprechend wird erst mal ein wenig ausgeholt, um die Charaktere vorzustellen und zu beschreiben. Dabei ...

„Libellenjahre“ ist mein erstes Buch von Izabelle Jardin. Es ist der erste Band einer Reihe und dementsprechend wird erst mal ein wenig ausgeholt, um die Charaktere vorzustellen und zu beschreiben. Dabei habe ich vor allem die Hauptdarstellerin Constanze sehr schnell ins Herz geschlossen. Am Anfang ist es auch mehr eine Liebesgeschichte gegen die Widerstände der damaligen Zeit. Aber schon bald nimmt die Politik und der nahende Krieg Einfluss auf das Leben von Constanze und ihrem Mann Clemens und die Dramatik und Spannung wird schnell hochgefahren.

Ich habe tatsächlich genau bekommen, was ich mir wünschte. Eine spannende Geschichte über die 30er- und 40er-Jahre in Deutschland. Eine Liebesgeschichte, die berührt und glaubhaft rüber kommt ohne kitschig zu werden. Das Leben vor und während des Krieges, die Ängste und Sorgen der ganz normalen Leute, die Härte aber auch die Hoffnungen der Menschen, all das wird auf eine sehr eindringliche und kluge Art beschrieben. Ich habe wirklich mit Constanze mitgelebt und bis zum Ende bleibt das Level so hoch, dass ich jetzt nur noch ungeduldig der Fortsetzung entgegenfiebere.

Eine tolle Autorin, die ich erfreut für mich entdeckt habe.