Profilbild von gagamaus

gagamaus

Lesejury Star
offline

gagamaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagamaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2018

langatmig und etwas wirr

Die Seele der Welt
0

Im Reich Sarresant steht nicht alles zum Besten. An den Grenzen wird gekämpft, aber auch im eigenen Land gibt es immer mehr Unruhen und Gerüchte machen die Runde, von fremder Magie und Feinden der Regierung. ...

Im Reich Sarresant steht nicht alles zum Besten. An den Grenzen wird gekämpft, aber auch im eigenen Land gibt es immer mehr Unruhen und Gerüchte machen die Runde, von fremder Magie und Feinden der Regierung. Es gibt einige Menschen, die über Magie verfügen. In der Hauptsache ist es die Kunst, unsichtbare Kraftlinien zu nutzen und zu verstärken. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Fähigkeiten. Z.B. die Todknüpferin Erris, die bei den Regierungstruppen dient und gegen die Feinde des Reiches in den Krieg zieht. Oder Sarine, die ihren Unterhalt mit Zeichnungen verdient und dazu magische Techniken der Verhüllung nutzt und mehr zufällig dabei den Angriff einer unheimlichen Kreatur auf eine Gesellschaft Adeliger abwehrt und dadurch zu unverhoffter Aufmerksamkeit gelangt. Aber auch unter den Völkern, die als eine Art Urvölker im Land leben, gibt es solche Fähigkeiten. Und dort lebt der dritte Hauptdarsteller Arak'Jur als eine Art Anführer und Magier.

„Die Seele der Welt“ ist der Beginn einer neuen Reihe von David Mealing. Das Cover ist sehr ansprechend und der Klappentext gibt einen interessanten Umriss der Geschichte und hat mich neugierig gemacht. Mit über 800 Seiten ist es kein schmales Buch. Dies liegt aber leider auch daran, dass Mealing sich sehr sehr viel Zeit nimmt, um seine Charaktere einzuführen und Stück für Stück zu erzählen, worum es eigentlich geht. Es war aber weniger das Tempo, welches mich störte. Ich mag durchaus epische Stories. Es war der Erzählstil an sich, der mich bald an meine Grenzen brachte. Mealing kann durchaus mit Worten umgehen. Aber er hat eine sehr seltsame Art, Geschehnisse nur anzudeuten, Halbsätze im luftleeren Raum hängen zu lassen, abrupt Szenen abzubrechen oder nur rudimentär zu beschreiben. Ein ums andere Mal habe ich ganze Abschnitte nicht richtig verstanden. Ich konnte mir Abläufe nicht erklären, es fehlten mir Beschreibungen von Wesen, Menschen, Aktionen. Außerdem hatte ich das Gefühl, ich würde das Ganze wie durch ein verkehrt herum gehaltenes Fernrohr betrachten. Aus weiter Ferne, unscharf und ohne richtigen Bezug zu den Hauptdarstellern. Sarine war die Einzige, zu der ich eine gewisse Empathie aufbauen konnte.

Nach der Hälfte hätte ich das Buch am Liebsten weggelegt, weil es mich langweilte und ich mich ständig fragte, wann denn der Autor endlich auf den Punkt käme. Trotz einiger kriegerischer Handlungen und kleinerer Kämpfe kam keine rechte Spannung auf. Die Magie wurde auf eine sehr verschwommene und so geheimnisvolle Weise beschrieben, dass ich teilweise nicht kapiert habe, was überhaupt passierte und deshalb wurde mein Kopfkino auch ständig abgeschaltet.

Auch wenn die Sprache eigentlich eine anspruchsvolle war, so hatte ich ähnlich konfuse Gefühle wie bei meinem letzten Buch von Gesa Schwartz „Das Siegel des Feuers“. Vielleicht liegt es an der Übersetzung; das kann ich allerdings nicht beurteilen. Und so habe ich mich durchgequält, zugegeben auch mal quergelesen und bis zum Schluss keinen Draht zu diesem Buch gefunden. Nach Nevernight hätte es jedes Buch schwer gehabt. Aber leider war „Die Seele der Welt“ für mich bis jetzt der größte Flop dieses Jahres und ich kann es nicht empfehlen.

Veröffentlicht am 27.05.2018

GENIAL

Nevernight - Das Spiel
0

Für alle Fantasyfans, die den ersten Band von Nevernight noch nicht gelesen haben sollten: Kommt endlich in die Gänge und holt ihn euch. Sonst lasst ihr Euch eine der besten Fantasyreihen der letzten 50 ...

Für alle Fantasyfans, die den ersten Band von Nevernight noch nicht gelesen haben sollten: Kommt endlich in die Gänge und holt ihn euch. Sonst lasst ihr Euch eine der besten Fantasyreihen der letzten 50 Jahre entgehen.

Für alle, die überlegen, den zweiten Band zu lesen (ein Zustand, den ich nicht ganz verstehen würde, denn eigentlich gab es nach dem ersten Band nur das sehnsüchtige Warten auf die Fortsetzung; aber es soll ja auch Unentschlossene geben): Die Fortsetzung wird all Eure Wünsche erfüllen und mehr… spätestens danach seid ihr süchtig nach dieser Trilogie. Ihr werdet Jay Kristoff und seiner Fantasywelt hörig sein, ihr werdet seine Fabulierkunst anbeten, in seinen genialen Ideen schwelgen, seine Charaktere lieben, Euch nach mehr und das am Besten noch heute sehen.

Das Spiel, welches Mia Convere in Nevernight 2 spielt, ist gefährlich und birgt immer den Tod in sich. Mit dem Ziel, die Mörder ihres Vaters zu vernichten, steht dem Leser von Anfang an ein blutiges Finale für den Showdown vor Augen. Aber der Weg dorthin ist steinig. Und nicht nur hartumkämpfte Siege, sondern auch traurige Niederlagen liegen vor Mia und den wenigen Menschen, die ihr nahe sind. Teil zwei ist noch blutiger als der Vorgänger und dennoch auf seltsame Weise eben kein brutales Buch, auch wenn mehr als ein Gemetzel beschrieben wird und die 17jährige Mia zur Größten Kämpferin unter den drei Sonnen herangewachsen ist. Jay jagt uns durch eine Achterbahn der Gefühle in der man mehr als einmal das Buch erschrocken weglegt oder es an die Wand schmeißen möchte, weil die Angst oder das Entsetzen den Leser beuteln. Aber ebenso oft ist man von Rührung ergriffen oder hält sich den Bauch vor lachen über den bahnbrechenden Humor und die tiefen Gefühle, die aus dieser Geschichte ebenso leicht und heiß fließen, wie das viele Blut der Getöteten.

Immer sehnt man sich als Leser nach einer Geschichte, die man so noch nicht gelesen hat. Hier ist man bei Nevernight mehr als gut aufgehoben. Nicht nur täuscht Mia ihre Feinde, auch Jay täuscht den Leser mit sardonischem Vergnügen und die meisten Täuschungsmanöver gelingen beiden hervorragend und bescheren ein gewaltiges Lesevergnügen.

Immer sehnt man sich als Leser nach Darstellern, die einen berühren. Jay Kristoff schafft es mit rotzfrechem Charme, dass wir eine Killerin und Mörderin lieben, dass wir gebannt den Streit-Gesprächen von zwei tierischen Schatten lauschen und um das Leben von Leuten fürchten, die eine Spur des Todes hinter sich herziehen und von deren Stiefeln dicke Blutstropfen fallen. Ebenso wie er dramatische Kämpfe aufs Trefflichtste zu schildern weiß, so schreibt er auch teuflisch gute Liebensszenen, die keine Fragen offen lassen. Und man spürt den Hass und die Sehnsucht von Mia ebenso wie ihren Schmerz und ihre innigen Gefühle.

Diese geniale Geschichte lässt sich nur schwer in eine kurze Rezension packen und eigentlich bedürfte sie noch einer ganzen Handvoll tiefsinniger Fußnoten. Eines meiner Lieblingsbücher EVER.

Veröffentlicht am 23.05.2018

solider Start

Der Mond des Vergessens
0

Ein dicker Fantasyklops von Klett-Cotta. Der Beginn einer neue Serie. High-Fantasy und dann so ein geniales kraftvolles Cover. Ich gestehe, da kann ich einfach nicht „nein“ sagen.

Brian Lee Durfee macht ...

Ein dicker Fantasyklops von Klett-Cotta. Der Beginn einer neue Serie. High-Fantasy und dann so ein geniales kraftvolles Cover. Ich gestehe, da kann ich einfach nicht „nein“ sagen.

Brian Lee Durfee macht es einem nicht ganz einfach in seiner Welt anzukommen. Gut, er hat ja auch 888 Seiten Zeit. Aber die ersten 100 sind schon ziemlich verwirrend und etwas mühsam zu lesen. Wer hier wer ist, wer mit wem und warum, das ist ziemlich viel, selbst für einen Leser, der GoT-geschult und Osten-Ard-tauglich ist. Hier heißt es sich durchbeißen. Dazu kommt ein Schreibstil, der manchmal etwas verschachtelt daherkommt und häufige Szenewechsel, die zwar Spannung aufbauen aber auch immer wieder aus dem Rhythmus reißen.

Durfee nimmt sich also jede Menge Zeit und versucht auch eine politische und gesellschaftliche Ebene zu schaffen. Daneben gibt es noch die des Jungen Nail, der im Großen und Ganzen doch ein ziemlich genormter Fantasy-Hauptdarsteller ist, denn er ist jung, ein Waisenkind, unwissend was seine Herkunft und Berufung betrifft und auch noch der mutmaßlich in einer Prophezeiung angekündigte Kriegerengel.

Man muss sich auf den Erzählstil einlassen, man darf langatmige Passagen nicht überlesen, denn sie enthalten auch wichtige Infos, man muss am Ball bleiben und sollte das Buch nicht neben anderen lesen, da man sonst schnell den Faden verliert.

Am Ende fand ich es nicht überragend aber einen soliden Start. Etwas mehr Überraschung und Innovation wäre nett für den nächsten Band.

Veröffentlicht am 23.05.2018

Die große Liebe

Alles Begehren
0

Kate und Callum, ein Liebespaar, welches sich kennenlernt, als Callum gerade zum dritten Mal Vater wird und somit für eine neue Beziehung überhaupt nicht zu haben ist. Dennoch lässt er sich auf ein kurzes ...

Kate und Callum, ein Liebespaar, welches sich kennenlernt, als Callum gerade zum dritten Mal Vater wird und somit für eine neue Beziehung überhaupt nicht zu haben ist. Dennoch lässt er sich auf ein kurzes aber heftiges Abenteuer mit der viel jüngeren Kate ein. Er fühlt sich wie magisch zu ihr hingezogen und obwohl er es bei einem Seitensprung belässt, kann er sie nie vergessen. 17 Jahre später treffen die beiden sich wieder.

Auch Kate ist inzwischen in einem eigenen scheinbar glücklichen Leben angekommen. Und auch sie wird erneut aus der Bahn geworfen, als sie Callum wiedersieht. Die alten verdrängten Gefühle brechen wieder auf und beide müssen ihr Leben überdenken und sich klar werden, was diese intensive Zuneigung wirklich bedeutet und ob man sie vielleicht jetzt leben sollte oder ob es eine Liebe gibt, die man nie leben wird.

Das Buch war für mich ein Rundum-wohlfühl-Buch. Angefangen bei dem sehr schlichten aber schönen Cover über den bildhaften, emotionalen Schreibstil bis hin zu den Charakteren, die auf vielfältige und glaubhafte Weise geschildert werden. Man spürt sowohl die starken Gefühle als auch die innere Zerissenheit in ihnen. Wie Kate und Callum um eine Entscheidung ringen ist intensiv zu lesen und obwohl ja nicht wirklich viel passiert, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, was in der Vergangenheit geschehen ist und wie sie sich für die Zukunft entscheiden werden.

Das Ende will ich nicht verraten aber mir hat die Geschichte ausnehmend gut gefallen. Ich kann das Buch nur empfehlen. Die Autorin werde ich mir merken.

Veröffentlicht am 23.05.2018

vom Anhalten der Zeit

Wie man die Zeit anhält
0

Tom Hazard gehört zu den UNSTERBLICHEN. Eine Gruppe Menschen, die Jahrhunderte leben und sich zusammengeschlossen haben, um vor der Gesellschaft zu verbergen, dass sie so viel länger leben als der Rest ...

Tom Hazard gehört zu den UNSTERBLICHEN. Eine Gruppe Menschen, die Jahrhunderte leben und sich zusammengeschlossen haben, um vor der Gesellschaft zu verbergen, dass sie so viel länger leben als der Rest der Menschheit.

Tom ist des Lebens fast überdrüssig geworden. Seine große Liebe Rose hat er schon vor Jahrhunderten verloren. Der neue Job als Geschichtslehrer macht ihm keinen besonderen Spaß. Das Leben hat den Reiz verloren, da er immer wieder mehr verliert und aufgeben muss, als dass er zurückbekommt. Auch die Ziele der anderen Unsterblichen werden ihm zunehmend fremd. Er fühlt sich alleine.
Große Teile der Geschichte sind Toms Erlebnisse im Laufe der vielen Jahre. Er trifft einige prominente Zeitgenossen, erlebt politische und gesellschaftliche Umbrüche. Er liebt und erleidet Verluste.

Tatsächlich hatte ich mir etwas mehr Spannung erhofft. Der Autor verliert sich etwas in seinen ruhigen Erzählungen und kleinen Anekdoten. Mir ist dabei durchaus bewusst gewesen, dass Matt Haig den Blick auf die wichtigen Dinge des Lebens lenken will. Trotzdem musste ich mich streckenweise durch das Buch kämpfen, da es mich nicht wirklich fesselte.

Meine Erwartungen waren wohl etwas hochgegriffen und wurden deshalb nicht erfüllt. Vielleicht war es einfach nicht das richtige Buch zur richtigen Zeit.