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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2018

Volle Punktzahl

Das Licht von vierzig Monden
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Vor Jahren hat der „Drachenläufer“ mich dazu gebracht, ein Augenmerk auf Bücher zu werfen, die in Afghanistan spielen. Vor allem die Erkenntnis, dass es einige hervorragende Autoren aus dieser vom Krieg ...

Vor Jahren hat der „Drachenläufer“ mich dazu gebracht, ein Augenmerk auf Bücher zu werfen, die in Afghanistan spielen. Vor allem die Erkenntnis, dass es einige hervorragende Autoren aus dieser vom Krieg gebeutelten Region gibt, die ihr Heimatland so intensiv und ehrlich und wahrhaftig beschreiben, wie es kein europäischer oder amerikanischer Autor aus der Ferne könnte, ist schnell in mir gewachsen. Zu den Autorinnen gehört auch Nadja Hashimi, deren Stärke die weibliche Sicht auf Familie, Gesellschaft und Glauben ist.
In ihrem neuen Buch „Das Licht von Vierzig Monden“ beschreibt sie das Leben einer afghanischen Frau, die wegen Mordes am eigenen Ehemann angeklagt wird und deren Rechtsanwalt verzweifelt versucht aus ihr herauszubringen, was wirklich geschehen ist.

Ein erschütterndes und unglaublich intensives Buch, welches ich in wenigen Tagen ausgelesen hatte. Das Schicksal der afghanischen Frauen ist oft nur schwer erträglich und mit dem Gefühl, dass hier Realität beschrieben wird und sich Ähnliches tag- täglich ereignet, wird das Leseerlebnis noch potenziert.

Keine leichte Lektüre, aber eine die gelesen werden will und muss. Und bereits das dritte Buch von Hashimi, welches von mir die volle Punktzahl bekommt.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Bitte mehr von Kate Quinn

Morgen gehört den Mutigen
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"Morgen gehört den Mutigen" dieser Titel ist Programm, vor allem für die weiblichen Hauptdarsteller in diesem Roman. Das Buch war genau mein Beuteschema, denn ich lese einfach wahnsinnig gerne Geschichten, ...

"Morgen gehört den Mutigen" dieser Titel ist Programm, vor allem für die weiblichen Hauptdarsteller in diesem Roman. Das Buch war genau mein Beuteschema, denn ich lese einfach wahnsinnig gerne Geschichten, die in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts spielen. Das ist zwar vielleicht etwas seltsam, denn dadurch spielen immer die zwei Weltkriege und die Tragik und Dramatik Drumherum eine große Rolle. Aber genau diese Intensivität ist es, die mir so gefällt. Die Menschen haben keine Zeit mehr für Konsum und Kinkerlitzchen sondern kämpfen ums Überleben, um ihre Liebsten, um Gerechtigkeit und den Sieg. All das findet sich aufs Vortrefflichste in diesem Roman von Kate Quinn.

Glaubhafte facettenreiche Charaktere, Spannung und historische Details, große Gefühle und tragische Ereignisse. Von allem etwas findet man hier. Ich habe es sehr gerne gelesen und kann die Autorin nur wärmstens weiterempfehlen. Vor allem der lebhafte Erzählstil hat mich überzeugt. Bitte mehr von dieser Schriftstellerin.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Da wäre mehr drinnen gewesen

Die Geschichte des Wassers
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„Die Geschichte des Wassers“ von Maja Lunde spielt in drei Zeitebenen.

In den 60ger und 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts entbrennt zwischen Ökoaktivisten und Einheimischen ein Streit darum, ob ein ...

„Die Geschichte des Wassers“ von Maja Lunde spielt in drei Zeitebenen.

In den 60ger und 70ger Jahren des letzten Jahrhunderts entbrennt zwischen Ökoaktivisten und Einheimischen ein Streit darum, ob ein Fluss und dessen zwei Wasserfälle dem Fortschritt und der Industrialisierung weichen sollen oder ob die Natur über dem Gewinnstreben der Menschen und dem Wunsch nach neuen Arbeitsplätzen stehen darf. Während Signes Vater gegen das Vorhaben zu Felde zieht ist ihre Mutter auf Seiten der Befürworter dieser einschneidenden Veränderungen. Signe wird durch den jahrelangen Streit der Eltern in ihren politischen Ansichten stark geprägt.

50 Jahre später ist sie entsetzt darüber, dass inzwischen der Gletscher über ihrem Heimatdorf fast vollständig verschwunden ist und als die letzten kümmerlichen Überreste als Eiswürfel für afrikanische Scheichs verpackt werden, entschließt sie sich zu handeln.

Nochmal 40 Jahre später ist der Süden Europas von jahrelangen Dürren ausgetrocknet und die Menschen sind auf der Flucht in den Norden und auf der Suche nach Wasser und einer neuen Heimat. Hier begegnen wir David und seiner kleinen Tochter, die in ein Flüchtlingslager gelangen und dort hoffen auf den Rest ihrer kleinen Familie zu treffen.

Der Titel des Romans und das erste Drittel der Geschichte sind vielversprechend und lassen auf ein spannendes Buch mit einer wichtigen ökologischen Botschaft hoffen. Leider bleibt es aber für mich bei gutgemeinten Ansätzen und Andeutungen zu einem komplexen und hochaktuellen Thema.

Die Autorin verliert sich in Beschreibungen über die zwischenmenschlichen Probleme der Akteure. Das Wasser und der Kampf darum sind zwar mehrmals der Auslöser von Konflikten und Aktionen aber es wird dann doch nur zur Staffage degradiert. Vor allem der Handlungsstrang in der gar nicht so fernen Zukunft hätte mich noch mehr interessiert. Maja Lunde macht sich aber nicht die Mühe zu erklären, warum die Zivilisation so schnell so komplett zusammengebrochen ist. Man erfährt auch nichts über den Zustand der restlichen Welt oder auch nur darüber, was in der betreffenden Region überhaupt passiert ist. Dadurch spielt alles wie in einer Blase und man hat keine Relationen, an denen man messen kann, ob hier wirklich eine Klimakatastrophe stattfindet und wie die Menschheit tatsächlich damit umgeht. So sind David und Lou nur ganz einfach Flüchtlinge und ihr Schicksal ist austauschbar und könnte auch heute in einem anderen Land spielen.

Die Sprache von Maja Lunde ist unaufgeregt und klar, manchmal fast etwas einfallslos. Die Akteure und ihre Motivationen wurden gut beschrieben aber das Setting blieb alles in allem blass und meiner Meinung nach wurde das Thema Wasser als Dreh- und Angelpunkt verfehlt. Das ist sehr schade, denn, wie gesagt, die Ansätze waren durchaus vorhanden und mit etwas gutem Willen kann man durchaus rauslesen, was die Autorin wohl wirklich sagen wollte.

Veröffentlicht am 08.04.2018

guter erster Teil

Das dunkle Herz
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Vor zehn Jahren ist ihr Bruder spurlos verschwunden. Als Anna mit ihrer Familie zur jährlichen Trauerfeier in der Kirche sitzt, verliert sie plötzlich das Bewusstsein. Als sie erwacht, findet sie sich ...

Vor zehn Jahren ist ihr Bruder spurlos verschwunden. Als Anna mit ihrer Familie zur jährlichen Trauerfeier in der Kirche sitzt, verliert sie plötzlich das Bewusstsein. Als sie erwacht, findet sie sich in einer fremden dystophischen Welt wieder. Es ist eine Wüste durch die sie irrt, bis sie Häuser, Ruinen und eine eigenartige Kirche findet. Und schließlich trifft sie auf immer mehr Menschen verschiedenen Alters und aus unterschiedlichsten Ländern, die ebenfalls aus ihrer Realität katapultiert und hier gelandet sind. Was haben sie alle gemeinsam? Warum sind sie hier und gibt es ein zurück in ihr altes Leben? Und gibt es eine Bedrohung, die über allem schwebt?


Lukas Hainer entwirft eine beängstigende Szenerie. Es mutete mir bald wie eine Mischung zwischen "Die Tribute von Panem" und Stephen Kings "Arena" an. Die Menschen sind irgendwo in einer begrenzten, unwirtlichen Gegend gefangen. Man weiß nur nicht genau, worauf das Alles hinauslaufen soll.


Schnell bilden sich unter den Entführten Gruppen, die zuerst nur um Wasser und Nahrung kämpfen aber bald auch um eine Art Vormachtstellung. Anna schließt sich einer großen Gruppe Kinder und Jugendlicher an. Sie fragt sich die ganze Zeit, ob nicht das Verschwinden ihres Bruders etwas mit all dem zu tun hat und findet bald Hinweise, die diese Vermututung nahe legen. Dem Leser ist die Bedrohung schon viel schneller bewusst, denn er weiß Dinge, die die Eingeschlossenen nicht wissen. Aber die Geheimisse und Rätsel dieser Geschichte werden auch dem Leser erst nach und nach präsentiert, ja einige bleiben sogar bis zum Schluss im Dunkeln, da es sich ja um den ersten Teil einer Trilogie handelt.


Hainer hat einen schönen Erzählstil, der gut zu einem Roman für Jugendliche passt. Die Spannung steigt zum Ende hin stetig an und es gibt durchaus einen Showdown und ein vorläufiges Ende, mit dem man leben kann. Allerdings werden erst die Folgebände alle Fragen beantworten, das sollte einem vor dem Lesen bewusst sein. Für meinen Geschmack hätte man gerne die Charaktere noch etwas intensiver herausarbeiten dürfen. Bei den Jugendlichen Darstellern ist das gut gelungen, die Erwachsenen blieben in dieser Geschichte alle etwas farblos. Und was das dunkle Herz wirklich ist, habe ich noch nicht wirklich rausgefunden. Man ahnt, was es will, man fürchtet das Böse dahinter, weiß, dass es auch die reale Welt bedrohen könnte. Aber dennoch ist es ein Mysterium. Es bleibt mir also nur, auf den zweiten Band zu warten, der wohl bereits in Arbeit ist.

Veröffentlicht am 27.03.2018

Leichte Längen

Der Letzte von uns
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Adélaïde de Clermont-Tonnerre begibt sich in ihren Roman „Der letzte von uns“ zum einen ins Jahr 1945, wo der Titelheld in den Wirren am Ende des zweiten Weltkrieges geboren wird. Seine Mutter überlebt ...

Adélaïde de Clermont-Tonnerre begibt sich in ihren Roman „Der letzte von uns“ zum einen ins Jahr 1945, wo der Titelheld in den Wirren am Ende des zweiten Weltkrieges geboren wird. Seine Mutter überlebt die Geburt nicht und er wächst bei Pflegeeltern auf, die nichts von ihm wissen, als seinen Namen. Er landet in den USA und ist ein angehender Immobilienmakler, als er die Tochter aus schwerreichem Hause, Rebecca, kennen lernt und sich Hals über Kopf in sie verliebt. Aber die Mutter seiner Angebeteten hütet ein Geheimnis, welches die Verbindung zwischen den jungen Leuten scheinbar verbietet.

Die Geschichte springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her. Ich gebe zu, dass ich das nur bedingt mag, weil es mir immer wieder so geht, dass ein Handlungsstrang mich mehr interessiert als der andere und deshalb das Lesen etwas zäh wird, weil ich immer auf die Fortsetzung des interessanten Teiles warte, während ich den anderen nur widerwillig lese. Leider ging es mir hier genauso. Und dieses Manko hielt auch zu zwei Dritteln des Buches an. Erst am Schluss kippt das Ganze etwas und auch in der „Gegenwart“ kommt Fahrt auf und man erkennt die Zusammenhänge und nähert sich der Auflösung des Geheimnisses mit einer gewissen Dynamik.

Das Setting war gut erzählt, die Zeit des zweiten Weltkrieges gehört zu einem meiner bevorzugten Beuteschemas, die Liebesgeschichte wird glaubhaft erzählt und es gibt sogar einige historische Personen, die die Fiktion unterfüttern. Dennoch hatte das Buch für mich Lägen und deshalb nur 3,5 Sterne von mir.