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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2017

guter Krimi

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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Als waschechtes Münchner Kindl muss ja fast Inge-Löhnig-Krimis lesen. Einfach, weil es Spaß macht, wenn mitten in meiner Heimatstadt Mord und Totschlag geschehen und dann auf höchst menschliche Weise gelöst ...

Als waschechtes Münchner Kindl muss ja fast Inge-Löhnig-Krimis lesen. Einfach, weil es Spaß macht, wenn mitten in meiner Heimatstadt Mord und Totschlag geschehen und dann auf höchst menschliche Weise gelöst werden. Ich habe zwar nicht alle Fälle gelesen aber das ist auch nicht wirklich nötig, um in diesen neuen Fall reinzukommen. Und da diesmal sehr viel Zeit und Raum für das Privatleben verwendet wird, kommt man da auch als Quereinsteiger sicher problemlos mit.

Mir gefällt der Schreibstil der Autorin und das Setting ist sowieso genau mein Fall. Man darf bei Löhnigs Krimis zwar miträtseln aber das ist eigentlich nicht das Wichtigste. Es geht mehr um die menschlichen Untiefen, die die Autorin auslotet und beschreibt. Um familiäre Verwicklungen und Dramen, um Zwischenmenschliche Probleme und Befindlichkeiten. Diesmal mit viel Dühnfort und Ehefrau.

Ein solider Kriminalroman der für alle Fans der Reihe ein Muss ist und zum Aufwärmen für neue Leser sicherlich nicht verkehrt.

Besonders schön finde ich diesmal die Covergestaltung. Dafür gibt es 5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.07.2017

mäßig spannend

Tiefe Schuld
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Die Autorin Manuela Obermeier war -oder ist - Polizeihauptkommissarin. Diese Kenntnisse können in einem Kriminalroman sicherlich von Vorteil sein. Deshalb hatte ich vor allem an den technisch korrekten ...

Die Autorin Manuela Obermeier war -oder ist - Polizeihauptkommissarin. Diese Kenntnisse können in einem Kriminalroman sicherlich von Vorteil sein. Deshalb hatte ich vor allem an den technisch korrekten Teil der Geschichte hohe Erwartungen. Außerdem verspricht der blutrote Wald auf dem Cover und der spannungsgeladene Klappentext einen guten Krimi. Solche Vorschusslorbeeren sind natürlich nicht immer förderlich, wenn man eine neue Autorin mit einem zweiten Band für sich entdecken will.
Vielleicht hat es daran auch bei mir etwas gehakt.

Zum einen fehlte mir wohl Vorwissen aus dem ersten Band. Das Privatleben der Hauptperson Toni Stieglitz ist zwar angerissen und das es einen rüden Ex-Lover gibt, wird ziemlich oft in den Ängsten der Kommissarin erwähnt. Aber irgendwie hätte ich noch zusätzliche Infos gebraucht denn so richtig schlau geworden bin ich nicht aus dem Privatleben der Polizistin. Alles erscheint etwas wirr und deprimierend obendrein. Allein schon das Verhalten ihrer Eltern, die dem Ex-Freund doch tatsächlich nachtrauern und sich wenig um die Gefühle ihrer Tochter scheren, ist grenzwertig. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass anteilsmäßig mehr von der Seelenpein als vom Kriminalfall berichtet wird. Der Fall an sich, der in Toni diese gemischten Gefühle auslöst, weil sie selber ähnliches erlebt hat, ist schnell erzählt, logisch aber ohne große Überraschungen aufgebaut.

Alles in allem ein vorhersehbarer und deshalb nur mäßig spannender Plot mit einer Heldin, die ich nicht ganz einschätzen konnte und die mir nicht wirklich sympathisch war. Nicht unbedingt eine Krimireihe, die ich weiterverfolgen werde. Ich hätte mich auch noch auf ein bisschen mehr Lokalkolorit gefreut.

Veröffentlicht am 23.07.2017

brandheißes Thema

The Hate U Give
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Starr lebt mit ihrer Familie in einer amerikanischen Großstadt in einem Ghetto für Schwarze. Drogenverkauf, Kriminalität und Gewalt sind an der Tagesordnung. Gangs streiten fast täglich um die Herrschaft ...

Starr lebt mit ihrer Familie in einer amerikanischen Großstadt in einem Ghetto für Schwarze. Drogenverkauf, Kriminalität und Gewalt sind an der Tagesordnung. Gangs streiten fast täglich um die Herrschaft im Viertel. Um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu sichern, schicken Starrs Eltern sie auf eine Schule für Weiße in einem besseren Stadtteil. Deshalb fühlt das Mädchen sich oft zerrissen, denn in der Schule und bei ihrem weißen Freund muss sie sich anpassen und ganz anders verhalten als zuhause und mit ihren schwarzen Freunden. Aber sie möchte auch beide Welten nicht missen. Als Khalil, einer ihrer engsten Jugendfreunde, sie nach einer Party heimfahren will, werden sie von der Polizei angehalten. Einer der Polizisten erschießt ihn ohne ersichtlichen Grund.

Dieser Vorfall erschüttert Starrs ohnehin schon sehr zerbrechliche Welt. Die Familie versucht verzweifelt, ihren Namen aus der Presse herauszuhalten. Niemand soll sie mit dem Vorfall in Verbindung bringen aus Angst um ihre Sicherheit. Da dies aber nicht der erste Vorfall dieser Art war und man damit rechnet, dass mal wieder alles von den Behörden unter den Tisch gekehrt und der Polizist nicht bestraft werden wird, geben die Menschen im Viertel keine Ruhe. Sie wollen Klarheit über den Vorfall. Sie wollen Gerechtigkeit und dass Khalil nicht umsonst gestorben ist. Es kommt zu ersten Rassenunruhen in der Stadt.

Das Thema ist vor allem in den USA kein Neues. Schon in den Fünfziger und Sechziger Jahren kam es zu ersten Aufständen der afroamerikanischen Bevölkerung. Eine der bekanntesten Rassenunruhen war im Jahr 1992 wegen der Gewalt von Polizisten an dem Schwarzen Rodney King. Und fast jede Großstadt in Nordamerika hatte bereits so einen Aufstand. Auch die Gewalt der Polizei vor allem gegen die schwarze Bevölkerungsschicht ist ein Fakt, den man nicht wegdiskutieren kann. Fast jede Woche gibt es einen neuen Fall.

Die Geschichte ist also aktuell und brisant. Und sie wird aus Sicht der schwarzen Bevölkerung geschildert. Dies ist auch einer der wenigen wirkliche Kritikpunkt, den ich habe, denn man erfährt leider bis zum Schluss nicht genau, wie der Polizist die Schüsse auf Kahlil persönlich rechtfertigt. Statt dessen wird aber sehr intensiv erzählt wie Starr und ihre Familie sich fühlen, wie sie reagieren und agieren, wie sie teilweise von verschiedenen Gruppen benutzt werden. Nebenbei erfährt man einiges über das Leben der Schwarzen im Ghetto. Über die sozialen Missstände, die Vorurteile der Weißen, die Rivalitäten der Schwarzen untereinander.

Starr und ihre Familie waren mir sehr sympathisch. Ich hatte das Gefühl, sie und ihre Lebensumstände wurden, stellvertretend für tatsächliche Zustände in Großstädten der USA, realistisch geschildert und das Thema von einem aufgeklärten Standpunkt aus gründlich beleuchtet. Die zwei einzigen weißen Jugendlichen in der Geschichte waren mir vielleicht etwas zu eindimensional geschildert aber zumindest war der eine der perfekte Goodboy und die andere dafür eine echte Negativ-Tussi.

Von mir eine dicke Leseempfehlung für einen All-Age-Roman, der ein brandheißes Eisen anfasst und den Leser bewegt.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Psychothriller vom Feinsten

Sag kein Wort
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Téo Avelar ist Medizinstudent. Seine Leidenschaft gehört vor allem den Leichen im Seziersaal. Manchen von Ihnen fühlt er sich näher als den lebenden Menschen. Er hat wenig Bekannte, keine wirklichen Freunde. ...

Téo Avelar ist Medizinstudent. Seine Leidenschaft gehört vor allem den Leichen im Seziersaal. Manchen von Ihnen fühlt er sich näher als den lebenden Menschen. Er hat wenig Bekannte, keine wirklichen Freunde. Zuhause wartet seine pflegebedürftige Mutter, die ihn mit ihrer Neugierde und ihrer Dominanz nervt und die er dennoch stillschweigend versorgt. Er ist introvertiert und reserviert gegenüber anderen und weiß, dass er anders ist als alle, die er kennt. Er sehnt sich nach Verständnis und nach etwas, das er Liebe nennt. Dann trifft er auf einer langweiligen Party ein Mädchen und er entbrennt in einer verzehrenden Leidenschaft zu ihr. Clarice aber hat kein Interesse. Vielleicht spürt sie, dass hinter seiner unscheinbaren Fassade etwas Ungeheuerliches lauert. Vielleicht sollte sie mehr Sorge und Angst vor ihm haben. Aber sie ist jung und fühlt sich stark und frei. Sie sieht nicht die Gefahr, die schnell und unaufhaltsam näher kommt. Und eines Tages macht Téo ernst und bringt das Mädchen in seine Gewalt. Er will sie mit allen Mitteln davon überzeugen, dass er der Richtige für sie ist und dass sie jetzt und für immer zu ihm gehören wird.

Von der ersten Seite an spürt man beim Lesen den Horror, der zwischen den Zeilen ganz unmerklich wächst. Téo ist ein hochgradig kranker Mann. Ein Psychopath, der sich nur scheinbar unter Kontrolle hat. Ein Mensch, der keinerlei Empathie für andere empfindet und dessen Universum sich nur um ihn selber dreht. Anfangs hofft man vielleicht noch, dass er seine Gefühle steuern könnte. Das alles nicht so schlimm werden wird. Aber der Wunsch ist trügerisch und man merkt auch schnell, dass dies keine lustige Geschichte wird und keine, bei der man sich wohlfühlen soll. Aber die Sogwirkung ist immens und einmal angefangen, kann man das Buch kaum zur Seite legen, da man wissen möchte wie es weitergeht. Das Grauen wird schnell größer. Téos psychopathische Natur entfaltet sich nach und nach und trifft auf sein Opfer Clarice, die ungeahnte Stärke besitzt und sich ihm hartnäckig widersetzt. Aber wohl gerade dadurch wird sein Wahn noch befeuert und das Unheil nimmt Seite für Seite seinen Lauf. Über das Ende möchte ich nichts verraten. Das sollte jeder Leser für sich selber entdecken und einordnen.

Ich bin jetzt kein unbedingter Horror-Fan. Aber ich mag Stephen King. Und mit dem wird Ralphael Montes durchaus zu Recht verglichen. Ich musste immer wieder an die King-Verfilmung „Misery“ denken, in der eine Frau einen von ihr angehimmelten Schriftsteller einsperrt und quält. Hier gibt es positive Parallelen was Thema und Qualität betreffen. Der Autor schreibt nah dran an seinem Täter. Man taucht tief ab in dessen Psyche und erkennt seine kranken Gehirnwindungen und dennoch wird man vom Plot immer wieder überrascht, denn Téo ist nicht kalkulierbar. Seit langem mal wieder ein Psychopath, der an einen Hannibal Lektor durchaus rankommt mit seinem komplexen aber durchaus auf perfide Weise faszinierenden Wesen.

Ein sehr spannender und sehr gut geschriebener Psychothriller.

Veröffentlicht am 12.07.2017

komplexer Auftaktband

Die Verräterin - Das Imperium der Masken
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Baru Kormoran ist noch ein Kind, als ihre Heimat vom Imperium der Masken erobert wird. Schnell greifen die strengen Sittlichkeitsgesetze der Besatzermacht, die unter anderem Homosexualität unter schwere ...

Baru Kormoran ist noch ein Kind, als ihre Heimat vom Imperium der Masken erobert wird. Schnell greifen die strengen Sittlichkeitsgesetze der Besatzermacht, die unter anderem Homosexualität unter schwere Strafe stellen und eine Lehre verbreiten, die mit Vererbungslehre und genetischen Langzeitplänen das Volk unterdrückt. Baru, die mit zwei Vätern und einer Mutter aufwuchs, erfährt einen einschneidenden Verlust, als einer ihrer Väter plötzlich verschwindet und sie annehmen muss, dass er bestraft und getötet wurde. In ihrem tiefsten Innern wächst der Wunsch nach Rache und Rebellion aber wohlweislich verbirgt sie ihre wahren Gefühle und versteht es, sich durch Intelligenz und herausragende Leistungen in der Verwaltungshierarchie der „Masken“ hochzudienen um bald einen wichtigen Posten in der Provinz zu bekommen. In ihr schlummert immerfort der Plan, ihr Volk zu befreien und sie beginnt handfeste Pläne zu schmieden und nach Verbündeten zu suchen.

Das Buch wird in der Werbung als legitimer Nachfolger von „Game of Thrones“ angepriesen. Sorry, ich finde das einen sehr unpassenden Vergleich. Weder die Story noch der Erzählstil haben meiner Meinung nach irgendetwas damit zu tun. Wenn überhaupt, dass drängt sich mir der Vergleich von „Elantis“ und „Sturmklänge“ von Brandon Sanderson auf, denn hier wie dort besticht die Geschichte durch ein Höchstmaß an politischen Ränken und raffinierten Intrigen. Geschildet wird dies alles aus der Sicht von Baru. Die beschriebene Welt ist hochkomplex und sehr kompliziert. Man muss vor allem im ersten Dritten sehr aufmerksam lesen, um alle Zusammenhänge zu verstehen und die Gesamtheit der Zusammenhänge zu erkennen. Wäre es keine Fantasy wäre es streckenweise fast ein Politthriller mit wenig fantastischen Elementen außer dem, dass es eine fiktive Welt ist.

Die Spannung entwickelt sich zögerlich. Es ist ein typischer Auftaktband, der durch Raffinesse besticht aber gerne etwas mehr Tempo hätte haben können. Dennoch hat mir das Buch Spaß gemacht, denn es widersetzt sich den meisten der gängigen Genrevorgaben und besticht mit einer Heldin, die so klug und listig agiert, wie – und hier der einzige für mich sinnvolle Vergleich mit GoT – der geschätzte Tyrion Lannister.