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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.12.2016

abenteuerlich und spannend - mehr davon

Der Sturm der Normannen
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Mit „Der Sturm der Normannen“ geht die historische Saga von Ulf Schiewe in die vierte Runde. Drei Jahre sind vergangen und Robert und seine Normannen stehen mal wieder vor Cosenza und versuchen, die Stadt ...

Mit „Der Sturm der Normannen“ geht die historische Saga von Ulf Schiewe in die vierte Runde. Drei Jahre sind vergangen und Robert und seine Normannen stehen mal wieder vor Cosenza und versuchen, die Stadt zu erobern. Ihm zur Seite sein jüngerer Bruder Roger, Ziehbruder Gilbert und all die anderen liebgewonnenen Nordmänner aus den Vorgängerbänden. Und wieder wird gekämpft und erobert, was das Zeug hält. Bald gibt Streit unter den Brüdern Hauteville, aber auch neue Allianzen und ungeahnte Freundschaften, die hier geschlossen werden. Das Italien des Elften Jahrhunderts ist der Schauplatz dieser historischen Reihe, die nicht nur durch eine unterhaltsame abenteuerliche Story und stark gezeichnete Charaktere besticht, sondern auch durch jede Menge geschichtliche Fakten und Zusammenhänge.

Es gibt vieles, was mir wieder genauso gut gefallen hat, wie schon in der ganzen Reihe. Z.B. die starken Frauenfiguren, die neben den wilden Nordmännern zu bestehen wissen und die der Geschichte eine ganz eigene Note geben. Allen voran natürlich Gerlaine, die diesmal etwas sanfter rüber kommt, da sie ja jetzt Mutter und um ihre kleine Familie besorgt ist. Mehr als einmal blickt sie weise in die Zukunft und hat ein Gespür für Dinge, die anderen verborgen bleiben. Der Ich-Erzähler, Gilbert ist ein kluger, mutiger Kopf, der seine Frau liebt, Robert treu ergeben ist und trotzdem auch mal eigene Ideen ausprobiert und etwas wagt und gerade deshalb wohl auch meistens gewinnt.

Es ist ein Buch, wie man(n) und Frau es sich wünscht. Mit all dem, was ich an Schiewe-Büchern so schätze: coole Kämpfern, die z.B. Ragnar und Thore heißen und jede Menge Abenteuer erleben; Frauen, die Wissen, was sie wollen und für ihre Liebe kämpfen und mutig Wagnisse eingehen; mit blutigen Schlachten, aus denen nicht jeder als Sieger hervorgehen kann und die auch mal Opfer fordern; mit Verlierern und Gegnern, die das Salz in der Suppe sind und die maßgeblich dafür sorgen, dass die Helden in der Geschichte auch als solche glänzen können.

Es scheint, als habe diese tolle Reihe zu wenig Leser und der Verlag möchte sie nicht fortführen. Ich kann das wirklich gar nicht nachvollziehen, denn Schiewe kann problemlos mit den Büchern von Bernard Cornwell mithalten. Und dessen Serie geht gerade in die 10.te Runde. Das würde ich mir hier auch wünschen. Oder zumindest, dass sie noch mit den von Ulf Schiewe angekündigten zwei Abschlussbänden zu Ende geführt wird.

Von mir volle Punktzahl für allerbeste Unterhaltung.

Veröffentlicht am 12.12.2016

sehr spannend

Lunapark
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Am Anfang des neuen Kutscher-Krimis „Lunapark“ steht ein toter SA-Mann. Da in der Nähe der Leiche kommunistische Parolen gefunden werden, wird auch die Geheime Staatspolizei auf den Fall aufmerksam und ...

Am Anfang des neuen Kutscher-Krimis „Lunapark“ steht ein toter SA-Mann. Da in der Nähe der Leiche kommunistische Parolen gefunden werden, wird auch die Geheime Staatspolizei auf den Fall aufmerksam und Rath muss widerwillig mit seinem ehemaligen Kollegen Gräf zusammenarbeiten, der jetzt dort als Kommissär den gleichen Rang wie Geron bekleidet. Aber Rath zweifelt an den politischen Motiven für diesen Mord. Er beginnt im Geheimen und auf eigene Faust zu ermitteln und findet schnell eine heiße Spur, die ihn auch in die eigene Vergangenheit führt.

Schnell ist man wieder drinnen im Berlin der 30er Jahre. Die Nazis sind seit einem Jahr an der Macht und es ist erschreckend, wie sie die politische Stimmung in Deutschland nach ihren Wünschen bereits verändert haben. SA und SS führen ein hartes Regime. Politisch Andersdenkende werden ebenso rigide verfolgt wie Juden und Homosexuelle. Es wird gedroht und gefoltert, bei Verhaftungen kommt es schon mal zu Verletzten und Toten und nur allzu schnell kann man im KL landen.

Gereon Rath versucht diese Zustände noch immer auf seine eigene Art zu verdrängen. Er hofft darauf, dass die Nazis nur eine kurze Episode in Deutschland sind und dass er und seine Familie das Ganze schon aussitzen könnten, wenn sie sich nur unauffällig verhalten. Während weitere SA-Männer erschlagen werden muss er erkennen, dass der mutmaßliche Mörder ein alter Bekannter ist, den die Polizei auf keinen Fall verhaften darf, da er sonst auch Rath mit ins Verderben reißen könnte. Auch der Gangsterboß Marlow hat ein gesteigertes Interesse daran, dass der Täter verschwindet und er versucht deshalb Rath unter Druck zu setzen. Von all dem weiß Charly wenig. Sie ist auf der Suche nach einem jungen Kommunisten, der irgendwo im Berliner Untergrund leben soll und den seine Schwester unbedingt treffen möchte. Ihrem Mann erzählt Charly wohlweislich nichts von ihren eigenen Ermittlungen und bringt sich damit in große Gefahr.

Volker Kutscher hat diesmal den Kriminalfall etwas mehr in den Hintergrund treten lassen, um die politische Situation Deutschlands unter den Nazis und die persönliche Entwicklung der Protagonisten noch intensiver erzählen zu können. Gereon ist kein strahlender Held sondern einer mit Ecken und Kanten, der manchmal mehr Glück als Verstand hat, während er versucht ohne Wissen von Gräf und der SA den Mörder zu fassen. Charly ist eine liebenswerte für ihre Zeit erfrischend selbstständige Frau, die ihre eigene Meinung mit Vehemenz vertreten kann. Und der junge Fritze wird zum Leidwesen seiner Pflegeeltern und zum Schrecken des Lesers von der Propaganda der Nazis eingelullt und hinterfragt die Handlungen der Erwachsenen mit wachsendem Interesse. Die historisch belegten Ereignisse sind eng mit der Geschichte um diese Hauptpersonen verknüpft. Alle drei werden in einen Strudel der Ereignisse gezogen und unterschätzen mehr als einmal die Brisanz und die Bedrohung für ihre kleine Familie. Nebenbei gibt es auch kleine Gastspiele historischer Prominenz wie z.B. Adenauer und Heydrich, die dem Ganzen noch mehr Authentizität geben.

Das Buch ist unglaublich spannend und auch wenn die Stimmung eine bedrückende ist, so macht es doch Spaß „Lunapark“ zu lesen. Bei zwei, drei Stellen hat der Zufall die Hand im Spiel aber ich kann das dem Autor nachsehen, denn ansonsten ist es ein kluger historischer Krimi und eine hervorragende Fortsetzung dieser Reihe. Ich freue mich schon auf das nächste Buch - und auf die Verfilmung, die bereits im nächsten Jahr zu sehen sein wird.

Veröffentlicht am 06.12.2016

lesenswert

Aurora
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„Aurora“ von Kim Stanley Robinson ist mal wieder ein Roman, der die SF-Gemeinde in ihren Beurteilungen in zwei Lager zu spalten scheint. In die, die in loben und die, die vermelden, dass sie etwas ganz ...

„Aurora“ von Kim Stanley Robinson ist mal wieder ein Roman, der die SF-Gemeinde in ihren Beurteilungen in zwei Lager zu spalten scheint. In die, die in loben und die, die vermelden, dass sie etwas ganz anderes erwartet hatten und mit dem Leseerlebnis unzufrieden waren. Ich hatte den Vorteil, dass ich schon mit dieser Ausgangslage vertraut war, als ich zu lesen begann und meine Erwartungen deshalb schon entsprechend heruntergefahren waren. Umso mehr freut es mich, dass mir das Buch gefallen hat.

Für die Negativ-Fraktion:
Ja, es ist kein SF in dem viel passiert. Weder gibt es gefährliche Aliens oder andere exotische Wesen, noch kommt es zu Weltraumkämpfen, explodierenden Raumstationen und atemberaubender Action. Vielmehr legt Robinson Wert auf einen plausiblen und aus der Erfahrung anderer Kolonisationsversuche hergeleiteten Ablauf der Geschehnisse. Schon durch die zu bewältigende Entfernung zwischen Erde und neuem Planeten (Mond) ergibt sich eine lange Anreise und er nimmt sich die Zeit, diese zu beschreiben und dabei die verschiedenen Charaktere und die Schwierigkeiten mit Mensch und Technik aufzuzeigen. Bemängelt wird außerdem, dass der Autor der Eroberung ferner Welten skeptisch gegenüber steht und ganz allgemein an den Fähigkeiten der Menschheit zur leichten Aklimatisierung und Eingewöhnung auf neuen Planeten zweifelt. Letzteres ist aber eine legitim vertretbare Meinung und sie wird in dieser Geschichte durch logische und nachvollziehbare auch dramatische Geschehnisse durchaus als berechtige Frage in den Raum gestellt. (Wenn ich z.B. an Mark Watney denke, hatte ja der auch seine Schwierigkeiten mit dem Mars.)

Für die Pro-Fraktion:
Der Autor verwendet viel Liebe, um seine Figuren intensiv und geschickt aufzubauen. Da die Menschen auf dem Raumschiff sich mehrere Lichtjahre von der Erde fortbewegen und nicht nur gänzlich auf sich allein gestellt sind, sondern dies auch über mehr als eine Generation, ist für mich schon der Weg fast das Ziel. Der Klappentext verspricht also etwas, was erst relativ spät im Buch eintrifft, nämlich der Versuch, den fremden Planeten zu kolonialisieren. Und dann läuft auch nicht alles so, wie die Menschen und der Leser es sich vielleicht vorstellen. Dabei nimmt das Buch leicht epische Züge an und der Autor schreckt auch nicht davor zurück, wichtige Akteure sterben zu lassen und der Geschichte so mehr als einmal eine unvorhergesehene Wendung zu geben. Aber gerade das hat mir besonders gefallen. Die Unvorhersehbarkeit der Handlung, der man über weite Strecken gar keine Überraschungen zutrauen würde, da sie ruhig und fast gemütlich daherkommt.

Fazit:
Mich hat der Erzählstil gefangen genommen. Die Charaktere waren glaubwürdig und wecken Empathie. Es ist ein Buch, welches nicht durch knisternde Spannung besticht, sondern durch eine nachdenkliche, nachhaltige Langsamkeit. Es war mein erstes Buch von Robinson ich fasse jetzt aber die Mars-Bücher ins Auge.

Veröffentlicht am 27.11.2016

Dicke Leseempfehlung

Nie mehr zurück
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Die meisten kennen sicherlich den Film, in dem Bill Murray in einer scheinbar endlosen Zeitschleife versucht seine Angebetete an immer wieder ein und dem selben Tag zu erobern. Nach ähnlichen Vorgaben ...

Die meisten kennen sicherlich den Film, in dem Bill Murray in einer scheinbar endlosen Zeitschleife versucht seine Angebetete an immer wieder ein und dem selben Tag zu erobern. Nach ähnlichen Vorgaben funktioniert das Buch „Nie mehr zurück“ von Vivian Vande Velde.
Zoe ist die 15-jährige Heldin, die vor zwei Jahren an sich das Phänomen entdeckt hat, dass sie nur dadurch, dass sie das Wort „Zurückspringen“ laut ausspricht 23 Minuten in der Zeit zurückspringen kann. Außer ihren Erinnerungen kann sie nichts mitnehmen und außer ihr bemerkt niemand diese Zeitreise. Außerdem gelingt es nur insgesamt 10 Mal für exakt diese 23 Minuten. Sie hat bereits aus leidvoller Erfahrung gelernt, dass es meistens nichts bringt, wenn man versucht, den Verlauf bestimmter Geschehnisse zu verändern. Aber diesmal bleibt ihr scheinbar gar nichts anderes übrig, als es zu versuchen, denn sie gerät in einen Banküberfall und beim ersten Mal sterben zwei Menschen. Also springt sie zurück und bemüht sich, alles so zu verändern, dass es keine Toten gibt.
Aber wie erwartet ist die Sache einfacher gesagt als getan. Zuerst wird mal alles noch schlimmer. Nach zwei, drei Zeitsprüngen beschließt sie, sich Hilfe bei einem potentiellen Opfer zu holen.
Das Buch ist ein rundum sorglos Paket. Angefangen bei dem ansprechenden Cover, welches mir sofort ins Auge gestochen ist. Wer es zur Hand nimmt und ein paar Seiten reinliest, wird von der Spannung in die Geschichte reingezogen und kann sicherlich kaum mehr aufhören zu lesen. Und der Plot ist so abwechslungsreich und intelligent wie man es sich nur wünscht für einen Roman. Obwohl ja scheinbar ständig die selben 23 Minuten ablaufen, ist es jedes Mal anders, erfährt man jedes Mal neues über Zoe und über die Situation. Die Handlung schlägt mehr als einmal überraschende Volten und wir lernen Zoe sehr intensiv kennen und sie ist wirklich eine Heldin im wahrsten Sinne des Wortes.
Ich bin restlos begeistert von dem Buch. Der Erzählstil ist einer für alle Altersstufen und keineswegs nur ein Jugendthriller. Und er ist auch viel mehr als ein Thriller oder ein SF/Fantasy-Buch. Aber halt, eine dicke Beschwerde habe ich doch. Warum ist das Buch nur so dünn. Ich wäre sehr gerne noch viel länger in dieser Geschichte gefangen gewesen. Dicke Leseempfehlung von mir.

Veröffentlicht am 26.11.2016

Volltreffer

Drachenreiter 2. Die Feder eines Greifs
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Ja, die Fans vom ersten Drachenreiterbuch mussten eine ganze Weile auf eine Fortsetzung warten. Mit etwas Glück sind die Kinder von damals schon fast selber Eltern und könnten bald ihren Kleinen beide ...

Ja, die Fans vom ersten Drachenreiterbuch mussten eine ganze Weile auf eine Fortsetzung warten. Mit etwas Glück sind die Kinder von damals schon fast selber Eltern und könnten bald ihren Kleinen beide Teile hintereinander vorlesen. Aber auch die Erwachsenen von früher und die Erwachsenen von heute werden sich An „Die Feder des Greifen“ erfreuen können.

Cornelia Funke läuft hier zu altbekannter und bewährter Hochform auf. Ich finde, dass sie gerade im Bereich Kinderbücher eine hervorragende Autorin ist. Die Bücher für die etwas älteren aus ihrer Feder gefallen mir nicht immer alle. Aber für die 10-12 Jährigen hatte ich bis jetzt an allen Funke-Büchern meine Freude.

Es gibt wieder die ganze Riege der altbekannten Helden: Ben Barnabas und Fliegenbein. Es gibt Drachen und Pegasus-Eier, Trolle und Kobolde und noch so einiges anderes was kreucht und fleucht.
Die Aufmachung ist liebevoll und sehr viele der Seiten im Buch sind mit kleinen Zeichnungen von Funke höchstpersönlich verschönert. Es entwickelt sich ein ganz großes Abenteuer, in dem die kleinen und großen Helden zusammenhalten und Mut beweisen müssen. Es geht auch um so alltäglich-aktuelle Themen wie z.B. den Umwelt- und Tierschutz aber auch um Freundschaft und Liebe.

Ein Buch für die ganze Familie. Frau Funke hat einen Volltreffer gelandet.