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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

interessant

Die Frau, die nie fror
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Die Lage ist verfahren. Pirio hat ein Schiffsunglück überlebt, der Kapitän, der Vater ihres Patenkindes Noah ist dabei ertrunken. Und niemand schert sich drum, niemand fragt nach den Schuldigen. Pirio ...

Die Lage ist verfahren. Pirio hat ein Schiffsunglück überlebt, der Kapitän, der Vater ihres Patenkindes Noah ist dabei ertrunken. Und niemand schert sich drum, niemand fragt nach den Schuldigen. Pirio begibt sich also auf die Suche. Denn das ist sie ihrer Freundin Thomasina und ihrem Sohn Noah schuldig. Die können schließlich nichts dafür und Thomasina ertränkt ihr Unglück in Alkohol, kümmert sich nicht mehr um ihr Kind, verfällt zusehens. Die Geschichte wird eindringlich doch nicht rührseelig erzählt. Langsam entrollt sich vor dem Leser ein Leben, welches von Rück- und Tiefschlägen gezeichnet war. Von zwei jungen Frauen, die nach Leichtigkeit und Liebe gelechzt haben und doch beide nicht gefunden haben was sie suchen. Jetzt wagt Pirio den Versuch, wenigstens dieses Unglück zu klären um ihr Leben zu hinterfragen und einen Sinn in all der Tragik zu finden. Das Buch war für mich kein Thriller sondern ein Roman über die Suche einer Frau nach Antworten um damit nicht nur den Tod eines Menschen sondern vielleicht auch ihr eigenes Überleben zu reflektieren. Was hatte es für einen Sinn, wenn nicht den, die Wahrheit herauszufinden? Wer kümmert sich schon um die Verlierer, wenn nicht eine wie sie? Auch fast eine Verliererin macht sie sich auf einen Weg und erkennt schnell, dass viel mehr hinter dem angeblichen Schiffsunglück steckt. Das Buch hat nur wenige Thrilleffekte, lebt nicht von großer Spannung sondern von seinen Charakteren, die suchen und finden, die wachsen und sich selbst erkennen. Kälte in innen und außen spielt eine Rolle - Smillia wurde hier schon bei zwei Vorrezensenten treffen erwähnt. Man muss ein bisschen am Ball bleiben bei der Geschichte, sollte keinen Krimi sondern eine schön erzählte Geschichte erwarten, wenn man das Buch aufschlägt.

Schöner Schreibstil. Unaufdringlich und doch anspruchsvoll genug für schwierige Themen und schwierige Menschen. Gefällt mir ausnehmend gut. Und das Cover ist einfach nur der Hammer. Ich liebe es jetzt. Sehr gute 4 Sterne mit Tendenz zu 5.

Veröffentlicht am 15.09.2016

viel Aktion

Vergeltung
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Don Winslow schreibt wie immer beinhart und teilweise kompromisslos. Sein Held Dave Collins erleidet die größte Tragödie, die ein Mann erleben kann. Er verliert seine Frau und seinen Sohn bei einem Anschlag, ...

Don Winslow schreibt wie immer beinhart und teilweise kompromisslos. Sein Held Dave Collins erleidet die größte Tragödie, die ein Mann erleben kann. Er verliert seine Frau und seinen Sohn bei einem Anschlag, ohne etwas dagegen tun zu können. Daraus resultiert ein brennender Wunsch nach Rache und Vergeltung, den die Regierung nicht stillen will. Deshalb macht er sich auf eigene Faust auf die Jagd, wird dadruch selbst zeitweise zum Gejagten. Er such sich Unterstützung bei anderne Profis und nimmt die Suche auf.

Das Buch ist spannend und detailfreudig, spart nicht mit Kampf und Blut, wechselt auch mal die Perspektive vom Jäger zum Gefjagten. Aktuellen Bezug sucht der Autor in wirklichen Terroranschlägen und seine Fiktion ist so nah an der Realität dran, dass es einen manchmal gruselt. Für meinen Geschmack war es manchmal etwas "hollywood-lastig". Zumindest hatte ich das Gefühl in einem Movie zu sitzen, der sehr auf Aktion ausgelegt ist. An meinen Liebling von Winslow "Tage der Toten" kommt das Buch nicht ganz ran. Ist aber sicherlich noch immer im oberen Drittel der Thriller-Masse zu sehen. Von mir 4 Sterne und ich freue mich auf weitere Werke von Don Winslow.

Veröffentlicht am 15.09.2016

etwas seicht

Die Engelmacherin (Ein Falck-Hedström-Krimi 8)
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Hurra, ein neuer Teil mit Erica und Patrik, dem symphatischen Pärchen aus der Feder von Camilla Läckberg. So dachte ich beim Genuss der Leseprobe. Die beiden werden in ihrem Alltagskampf zwischen Spielzeugexplosionen, ...

Hurra, ein neuer Teil mit Erica und Patrik, dem symphatischen Pärchen aus der Feder von Camilla Läckberg. So dachte ich beim Genuss der Leseprobe. Die beiden werden in ihrem Alltagskampf zwischen Spielzeugexplosionen, Abwasch und Beziehungsstress. Vor allem Erica ist etwas unzufrieden mit der Gesamtsituation sein lässt.
Aber dann gibt es wieder einen ungelösten Kriminalfall. Ebba und Marten leben zurückgezogen und in Trauer auf der Insel Valö leben. Sie haben ihren Sohn Vincent wohl bei einem Feuer verloren. Seltsam also, dass es schon wieder bei ihnen brennt und die Polizei sofort von Brandstiftung ausgeht. Und Ebba wird Ziel weiterer Anschläge. Ob diese in Zusammenhang mit der Vergangenheit ihrer gänzlich verschwundenen Familie stehen oder gar bis nach 1908 zurückgehen, wo Helga Svensson verhaftet wird, weil sie angeblich mehrfachenKindsmord begangen hat. Wie immer besticht die Autorin durch eine brilliant ausgeklügelte Kriminalgeschichte, die – und auch das ist typisch für Camilla Läckberg – sich auf verschiedenen Zeitebenen abspielt.
Dieser Teil der Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

Manchmal etwas seicht und langweilig fand ich dagegen die vielen Abschnitte über das Privatleben der Ermittler. Die Belanglosigkeiten und Wiederholungen des Alltags sind sicher realistisch haben mich aber teilweise genervt und die Spannungskurve ist jedesmal wieder stark abgeflacht.
Wie schon im vorhergehenden Teil hätte ich mir etwas mehr Aktion und etwas weniger Babygeschrei gewünscht. Außerdem sind in diesem Erzählstrang die Personen recht eindimensional geschildert und haben auch wenig Raum zu Entwicklung oder Gespräch und Kompromiss. Mehr Farbe bringt Läckberg bei den Charakteren der Krimihandlung zu stande. So lässt mich die Story zweigeteilt zurück. Vielleicht bin ich wirklich der Typ für andere Krimis.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Barcelona im Winter

Der einzige Ausweg
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Ich war ja schon vom ersten Teil dieser Reihe schwer angetan. Dies liegt zum einen an Salgado, der auch in diesem zweiten Band als ruhiger und kluger Charakter intensiv gezeichnet wird. Dann natürlich ...

Ich war ja schon vom ersten Teil dieser Reihe schwer angetan. Dies liegt zum einen an Salgado, der auch in diesem zweiten Band als ruhiger und kluger Charakter intensiv gezeichnet wird. Dann natürlich am Setting Barcelona, welches mir fremd und exotisch ist und im Winter schön depressiv und trüb geschildert wird. Und am Schreibstil des Autors allgemein. Der es auch in "Der einzige Ausweg" wieder geschafft hat mich ohne viel Tamtam zu fesseln. Er verwendet viel Zeit auf die kriminalistische Suche und das Gefühlsleben seiner Protagonisten. Wie ein Puzzle breitet er den Fall vor uns aus und lässt uns mitraten und mitfinden. Wie zwei angebliche Selbstmorde zusammenhängen ist spannend und kniffelig und ohne große Klischees.

Besonders gefreut habe ich mich allerdings, dass Kollegin Castro nicht sang- und klanglos im Mutterschutz verschwindet, sondern stattdessen angefangen hat, nach der verschwundenen Ruth zu suchen. Dieser Handlungsstrang hat mir besonders gut gefallen.
Geschickt wird alles ineinander verwoben. Es handelt sich hier nicht um einen blutigen Page-Turner-Thriller sondern einen klugen und interessanten Krimi mit symphatischen Ermittlern, die hartnäckig den Spuren folgen und sich trotz ihrer privaten Probleme nie von ihren Nachforschungen abbringen lassen.

Mir gefällt die Reihe ausnehmend gut und ich freue mich, wenn es hoffentlich noch mindestens einen weiteren Teil mit Salgado gibt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Volle Punktzahl

Koma
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Habe vorab mal in den Rezis der anderen geschnuppert und mal wieder festgestellt, dass man Rezis erst nach dem Genuss des Romans lesen sollte. Zumindest, wenn man daran interessiert ist, NICHT zu viel ...

Habe vorab mal in den Rezis der anderen geschnuppert und mal wieder festgestellt, dass man Rezis erst nach dem Genuss des Romans lesen sollte. Zumindest, wenn man daran interessiert ist, NICHT zu viel von der Handlung zu erfahren. Da man hier ja nicht spoilern kann sollte man sich vielleicht verkneifen zu erzählen wer hier wie und wann und warum zu Tode kommt. Zumindest, wenn es für den Leser liebgewonnenen Personen sind. Deshalb halte ich meine Inhaltsangabe hier mal extrem kurz.
Die Polizei sucht nach einem Polizistenmörder. Die aktuellen Morde hängen wohl mit unaufgeklärten Fällen von Kindestötung zusammen aber die Jagd gestaltet sich schwierig. Der Polizeipräsident hat wohl auch andere Probleme, eher privater Natur. Wie oft in Nesbo-Krimis werden zwei Fälle erzählt, die
sich manchmal am Ende treffen oder zumindest die Ermittler beide betreffen. Da es ein Harry-Hole-Roman ist kann man davon ausgehen, dass er in irgend einer Weise wieder auftaucht. Mehr verrate ich mal nicht.
Nesbo steigert sich meiner Meinung nach von Buch zu Buch. Seine Story ist mal wieder so trickreich und ineinander verzahnt und dennoch so stringent und klar erzählt, dass man als Leser nur staunen kann. Hier ist ein Meister seines Faches am Werk und ich freue mich sehr, dass ich den Autor schon in 2 Wochen bei einer Lesung in München live erleben darf. In diesem neuen Werk "Koma" stimmt auf jeden Fall die Mischung zwischen liebgewonnenen Akteuren, geschliffenen Sprache, trickreichem Plot und eine große Portion Blut und Crime. Das Buch liest sich ratzfatz weg und hat mir von der ersten bis zur letzten Seite großen Spaß gemacht. Einige haben ja hier Nesbo zum ersten Mal erlebt. Ich kann nur raten ALLE Vorgänger zu lesen, dann ist das Leseerlebnis noch größer.
Volle Punktzahl und ich bin und bleibe Nesbo-Fan.