Profilbild von gagiju

gagiju

Lesejury Star
offline

gagiju ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagiju über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.10.2023

Erstaunlich zeitgemäß

Verlockung
0

Ich habe dieses Buch aus den Tiefen meines Bücherregals ausgegraben und kann mich noch nicht einmal erinnern, ob ich es schon einmal gelesen habe oder nicht.

Die betreffende Ausgabe stammt noch aus dem ...

Ich habe dieses Buch aus den Tiefen meines Bücherregals ausgegraben und kann mich noch nicht einmal erinnern, ob ich es schon einmal gelesen habe oder nicht.

Die betreffende Ausgabe stammt noch aus dem Verlag Volk und Welt Berlin und wurde 1972 in der damaligen DDR gedruckt, wie ich dem Nachwort entnommen habe, als erster Teil einer angedachten Trilogie.

Ich finde es faszinierend, wie Janos Szekely es schafft, uns mit einer sehr klaren Sprache und "einfachen" philosophischen Gedanken übet mehr als 700 Seiten weg in seinen Bann zu ziehen.

Das Ungarn der 20er und 30er Jahre mit seinen gewaltigen Klassen Unterschieden, Hunger, Armut, Arbeitslosigkeit, Verzweiflung unter dem größten Teil der Bevölkerung, deren Machtlosigkeit gegenüber Gewalt, Korruption und Willkür von oben - es ist so erschreckend zeitgemäß und sowohl stilistisch als auch philosophisch und psychologisch betrachtet absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2023

Freundschaft und Exil

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
1

Ich kannte Anna Claire bisher nicht und weiß auch nicht, welches Pseudonym sich hinter ihr verbirgt. Die Leseprobe hatte mich allerdings sofort völlig gefangen genommen.
Zudem fand ich das Cover ich sehr ...

Ich kannte Anna Claire bisher nicht und weiß auch nicht, welches Pseudonym sich hinter ihr verbirgt. Die Leseprobe hatte mich allerdings sofort völlig gefangen genommen.
Zudem fand ich das Cover ich sehr schön in den warmen Rosentönen, die Frau mit dem Koffer, die wir nur von hinten sehen, im Hintergrund eine verheißungsvolle Brücke, und ein paar goldfarbene Blattranken. Das Bild hat für mich sehr viel Symbolcharakter.

Zwei spannende Handlungsstränge gestalten das Buch - die Nazizeit am Beginn und 3 Freundinnen, von denen 2 sehr gefährdet und die dritte eine Mitläuferin ist - und dann der Zeitsprung in die USA und ins Berlin der Gegenwart, wo man zunächst zumindest erfährt, dass einer der 3 Frauen die Auswanderung geglückt ist. Deren Enkelin ist posthum beauftragt, das Erbe "gerecht" auch an die beiden anderen Freundinnen zu verteilen.

Die Handlung wird getragen von Politik, Verrat, Freundschaft, Liebe..Von Anfang an war ich sofort bei den Figuren dabei. Ich habe das Buch innerhalb weniger Tage gelesen.
Der Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen 30er und 40er Jahre in Berlin und New York und Jetztzeit in New York gefiel mir ausnehmend gut.
Es ist lebendig und gut nachvollziehbar geschildert, wie Luise ihre aufregende Reise antritt und in den USA ankommt. Bei vielen Szenen – allem voran in der Einwanderungsbehörde - habe ich richtig mit gezittert.
Die Freundinnen in Berlin bleiben erst einmal zurück - es tut der Spannung keinen Abbruch, dass man als Leser schon weiß, dass die Korrespondenz 1939 gestoppt hat und dass sie wohl nie in NY angekommen sind - oder zumindest Luise nie wieder gesehen haben. Dieses Geheimnis macht das Ganze nur spannender und ist ja auch die Aufgabe für June.
Gut entwickelt meiner Meinung nach, wie Luise sich langsam in NY zurecht findet, wie es mehr um Leben als um Überleben geht, wie die politischen Ideale und Vorsätze zunächst aus Existenzgründen auf der Strecke bleiben. Richard rutscht langsam immer mehr ab, während Luise mehr und mehr Oberwasser gewinnt und ihr Leben selbst steuert – ein sehr schöner Kontrast, gut dargestellt.
Es war bewegend und unterhaltsam und bedrückend gleichzeitig, Luise weiter zu begleiten, teils in New York, teils im zerbombten Berlin.
Die Liebesgeschichte mit George und die Entliebensgeschichte mit Richard fand ich auch gut geschildert. Wobei mir George fast ZU perfekt, ZU sehr Gutmensch war – wenigtens EIN kleiner Charakterfehler hätte ihm gut getan, finde ich. Gibt es solche Menschen wirklich? Man wünscht es sich ja, und es ist dichterische Freiheit
Sehr berührend auch die Story um Tali.
Bei June ging es langsam voran mit ihren Recherchen, das las sich teilweise ein wenig – nur ein wenig! - langweilig. Andererseits fand ich die vielen Hinweise – auch im Nachwort der Autorin – sehr hilfreich für Menschen, die tatsächlich die Vergangenheit recherchieren bzw. Menschen suchen wollen.
Das Buch ist für mich insgesamt sehr gut und spannend geschrieben, die Dialoge und Handlungsstränge sind sehr lebendig, die Figuren greifbar und nachvollziehbar.
Die politische und gesellschaftliche Situation der Exilanten hat mir gute Einblicke in diese Zeit in den USA vermittelt – vieles wusste ich nicht.
Ja - und leider hat sich meine Befürchtung bewahrheitet – die Auflösung erfolgt nicht in diesem Buch, sondern es gibt einen Folgeband, nein, sogar zwei.
Die möchte ich dann natürlich lesen – so war es ja wahrscheinlich auch vom Verlag gedacht…
Mit hat das Lesen insgesamt große Freude gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 24.09.2023

Sommer, Träume, Enttäuschungen, Familie

Perlensommerträume
0

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich das Hörbuch wirklich gerne gehört habe und dass es mich durch ein paar herbstliche Tage mit seinem sommerlichen Flair gut begleitet hat.

Das Cover ist sehr schön, ...

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich das Hörbuch wirklich gerne gehört habe und dass es mich durch ein paar herbstliche Tage mit seinem sommerlichen Flair gut begleitet hat.

Das Cover ist sehr schön, eine romantische Inselszenerie in pastelligen Farben - das passt gut zum Inhalt des Buches.

Auch die Sprecherin fand ich durchgehend sehr angenehm - schlechte Sprecher haben mir schon so manches Hörbuch verleidet - diese hier hat das Gegenteil bewirkt und mich darüber hinweg getröstet, dass ich das Hörbuch nicht herunterladen , Lesezeichen setzen konnte usw. So musste man es wirklich am Stück hören - wer kann das schon???? - oder immer wieder nach dem Kapitel und der Stelle darin suchen, wo man vorher aufgehört hatte.

Perlensommerträume ist eine romantische Sommergeschichte ohne große Tiefgängigkeit - das hatte ich auch nicht erwartet. Schön, dass es auf zwei Zeitebenen spielte. Der Text ist sehr flüssig, mit guten Dialogen, auch schönen erotischen Szenen, geschrieben

Allerdings hat mich die fehlende Entwicklung der Hauptpersonen zum Schluss hin doch enttäuscht. Das ging zu schnell, und die Auflösung war zu verwirrend und mit einigen logischen Lücken - ich empfand es fast so als "Hauptsache Happy End, der Rest wird vernachlässigt." Das fand ich schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2023

Glamour, Traurigkeit, Distanz

Elizabeth Taylor (Ikonen ihrer Zeit 11)
0

Das Cover ist sehr schön und romantisch gestaltet. Liz Taylor steht auf einer malerischen Terrasse mit Palmen und Balustraden, hinter ihr die kahlen Berge Kaliforniens mit dem legendären Schriftzug "Hollywood", ...

Das Cover ist sehr schön und romantisch gestaltet. Liz Taylor steht auf einer malerischen Terrasse mit Palmen und Balustraden, hinter ihr die kahlen Berge Kaliforniens mit dem legendären Schriftzug "Hollywood", über ihr ein türkisblauer Himmel mit wenigen Wölkchen.

Sie ist wunderschön, gekleidet in ein weißes Kleid, das subtil sehr sexy wirkt mit der freien Schulter, aber auch verhüllend in "unschuldigem" Weiß. Ihr Blick ist herausfordernd, spöttisch, etwas arrogant, ein verhaltenes Lächeln kaum zu erkennen.

War sie so? War ihr Leben so? Das Buch versucht, diese Frage auf unterhaltsame Art zu beantworten.

Ich mag solche biographischen Romane sehr, vor allem wenn sie von berühmten Frauen handeln, die ich erst "kennen" gelernt habe, als sie schon Stars waren.

Von Juliana Weinberg hatte ich bisher noch nichts gelesen, bin also ohne große Erwartungen an das Buch heran gegangen.

Wenn man weiß, was aus Liz Taylor wurde, ist es berührend und fast unglaublich, sie zunächst als ein kleines verschüchtertes Mädchen geschildert zu sehen - das sie ja sicherlich war, voll unter der Fuchtel ihrer dominanten Mutter.

Ihr weiteres Leben mit vielen Höhen und Tiefen, Affären, Liebesgeschichten, Skandalen, kennt man aus anderen Büchern, Filmen, Anekdoten etc. Mir hat an manchen Stellen ein Stück Emotionalität gefehlt, ich fühlte mich nicht richtig "mitgenommen", sprich ich habe nicht ALS Elizabeth geweint, gezittert, getobt, sondern es stellenweise so distanziert erlebt, wie es geschrieben war.

Wie gesagt, nicht überall, aber an einigen Stellen. Da ist der Schreibstil einfach nicht so richtig packend.

Deshalb auch nur vier Sterne, obwohl mich das Buch gut unterhalten hat und es sich flüssig liest.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2023

DAS Buch für Buchliebhaber

Das Lavendelzimmer
0

Das ist ja DAS Buch für booklovers überhaupt - und ich kann gar nicht begreifen, wieso ich es erst 10 Jahre nach seinem Erscheinen entdeckt habe.

Anlass war "Das Bücherschiff des MOnsieur Perdu", in ...

Das ist ja DAS Buch für booklovers überhaupt - und ich kann gar nicht begreifen, wieso ich es erst 10 Jahre nach seinem Erscheinen entdeckt habe.

Anlass war "Das Bücherschiff des MOnsieur Perdu", in dem ich fand, dass es einen Vorgängerband gibt.

Abgesehen davon, dass es eine wundervolle, teils sehr traurige, aber auch sehr mutmachende Liebesgeschichte ist, zeichnet es auch sehr schöne Frankreich-Bilder. Und vor allem weiß es herrlich zu beschreiben, warum und wie Bücher und Sprache Trost und Zuflucht geben, wenn nichts anderes mehr hilft.

Nina George in ihrem unverwechselbaren meisterhaften Stil hat mich einmal wieder absolut verzaubert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere