Profilbild von gagiju

gagiju

Lesejury Star
offline

gagiju ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagiju über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2021

Verwirrend, verstörend...

Sag mir, wer ich bin
0

Ich fand bereits das Cover extrem bedrückend. Ich hätte in einer Buchhandlung nicht danach gegriffen. Spürte auch regelrecht einen "Widerstand", das Buch von der Folie zu befreien und mit dem Lesen anzufangen....

Das ...

Ich fand bereits das Cover extrem bedrückend. Ich hätte in einer Buchhandlung nicht danach gegriffen. Spürte auch regelrecht einen "Widerstand", das Buch von der Folie zu befreien und mit dem Lesen anzufangen....

Das Schwarz und Fahlgelb im "fotografischen Teil" wirken auf mich düster und trostlos, auch das Abgebildete an sich.

Die bunten Buchstaben empfinde ich eher als schrill und laut denn als bunt und fröhlich. Oder als eine vorgetäuschte oder aufgesetzte Heiterkeit...

Nach dem Lesen finde ich: das Cover passt zum Inhalt.



Auf mich wirkt Sally in erster Linie verwirrt, sie irrt, taumelt durch ihr Leben.

Leider kann ich in vielen Teilen des Buches Sallys Gründe für ihr Verhalten nicht so recht nachvollziehen - das liegt in ihrer Persönlichkeit, die sich nicht unbedingt mit logischem Verhalten schmückt.

Ich konnte sie bis zum Schluss nicht recht einordnen, sie kam mir auch nicht näher. Ich spürte viel Distanz.

Carson wirkte auf mich sehr zwiespältig.

Charmant und fürsorglich, aber auch Zeit seines Lebens ein Frauenheld, fürchtet man die ganze Zeit um Sally.

Die Entwicklung zwischen Carson und Sally stimmte mich das ganze Buch durch bedenklich, wirkte eher wie eine künstliche Fassade als ein echtes Vertrauensverhältnis.

Die Eskalation entsteht mit dem Auftauchen des Franzosen, ab hier nimmt die Handlung als obsessive Tragödie gewaltig Fahrt auf.

Das Ende ist wie die ganze Handlung: verwirrt, verwirrend, chaotisch, gewaltvoll....

Insofern irgendwie auch konsequent. Aber in keiner Weise befriedigend. Hatte ich auch nicht erwartet.

Was mir nicht gefällt, ist die ganze Verwirrtheit der Handlungsfolgen. Viele Motive der Handelnden kann ich nicht nachvollziehen, Bei Sally kann man immer alles mir ihrer Psychose und ihrer Schädigung erklären, aber auch Carson, ihre Eltern, Philippe agieren für mich oft nicht verständlich.

Das Buch liest sich durchaus flüssig und im letzten Drittel auch spannend.

Dass es kein Wohlfühlroman sein kann und will mit dieser Thematik, ist klar. Ich habe allerdings andere Bücher zu einer ähnlichen Thematik gelesen, die mich mehr haben mit empfinden lassen.

Es bleib für mich ein Gefühl von Verstörtheit, von kalter Distanziertheit, von Verwirrung - ja, und großer Ratlosigkeit.

Sollte das die Intention der Autorin gewesen sein, ist es gelungen.







  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2021

Einfach wunderbar

Der Brand
0

Mir hat schon das Cover sehr gut gefallen. Ja , es ist "typisch Diogenes", aber das ist für mich auch schön.

Mit dem Orange assoziiert man einen Brand, aber auch eine herbstliche Landschaftsstimmung, ...

Mir hat schon das Cover sehr gut gefallen. Ja , es ist "typisch Diogenes", aber das ist für mich auch schön.

Mit dem Orange assoziiert man einen Brand, aber auch eine herbstliche Landschaftsstimmung, Sonne, buntes Laub. Die Pferde bekommen ja, wenn man dann mitten im Buch ist, nochmal eine ganz eigene Bedeutung.

Ich hatte von Daniela Krien vor Jahren "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" gelesen und fand es ehrlich gesagt, eher mühsam. Konnte den großen Hype um dieses Buch gar nicht verstehen.

"Muldental" habe ich dann auch ausgelassen.

Total begeistert war ich dann von "Die Liebe im Ernstfall". Habe zuerst das Buch verschlungen und mir dann in meiner Begeisterung sogar noch das Hörbuch gekauft, was ich von den Sprecherinnen her SUPER umgesetzt fand. Mit Freude habe ich jetzt gelesen, dass es auch verfilmt werden soll. Wobei das dann sicher wieder ganz anders ist.

"Der Brand" habe ich auf einen Rutsch bis zur Hälfte gelesen und war schnell völlig gefangen. Daniela Krien versteht es sehr gut, das Innenleben ihrer Personen zu schildern. Insbesondere Rahel konnte ich sehr gut nachempfinden, ihre Verzweiflung ob Peters Distanz, Selmas Anders-Sein und scheinbarem Lebenschaos. Gleichzeitig die Versuche, bei sich selbst zu bleiben, mit ihrem eigenen Zimmer, Yoga, Spaziergängen, dem Kochen von leckerem Essen - ich konnte jede Minute bei ihr sein und sie verstehen, auch wenn ich es wahrscheinlich anders machen würde. Oder auch nicht.

Die Vaterfrage war sehr spannend.

Peter blieb für mich anfänglich etwas grau und düster in seiner Distanziertheit, lediglich seine heitere Ruhe im Umgang mit den "unerzogenen" Kids und mit seinen eigenen Kindern setzte farbige Lichtpunkte.

Auch der letzte Teil des Buches hat mich nicht enttäuscht. Es gab noch einige „dramatische“ Entwicklungen, um Viktor, die einohrige Katze, Selma, kleine, aber deutliche Annäherungen zwischen Rahel und Peter. Über allem schwebte Melancholie, aber auch ein heller, kaum zu greifender Streifen Hoffnung.

Ich liebe die Klarheit der Sprache von Daniela Krien, die feinen, oft melancholischen Beschreibungen von Stimmungen, Menschen, zarte Grautöne statt Schwarz-Weiss-Malerei oder kitschigem Rosarot. Wunderschön die Landschaftsbeschreibungen!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.08.2021

Filigrane sinnliche Sprache

Der Panzer des Hummers
1

Das Cover gefällt mir gut und passt nach meiner Meinung zur Geschichte. Ein "sonniges" Bild mit herbstlichen Farbanklängen,zwei Menschen im Gespräch, einander zugewandt und doch ein "Nebeneinander", eine ...

Das Cover gefällt mir gut und passt nach meiner Meinung zur Geschichte. Ein "sonniges" Bild mit herbstlichen Farbanklängen,zwei Menschen im Gespräch, einander zugewandt und doch ein "Nebeneinander", eine gewisse Ratlosigkeit für den anderen, ausdrückend in Haltung und Mimik.

Tja - oft bin bei Rezensionen ich diejenige, die kritisch ist, wo fast alle anderen begeistert sind. Diesmal ist es genau andersrum.

Dieses Buch hat mich seit langem einmal wieder richtig "mitgenommen", auf eine interessante Reise ohne Kitsch, ohne Langatmigkeit, ohne reißerische Szenen.

Bereits der Einstieg hat mir sehr gut gefallen, der „Spaziergang im Jenseits“ ist sehr gut geschildert, surreal mit völlig neuen Bildern. Einzig dass die Mutter in dieser „Blase“ sieht, dass die Autos sonnenwarm sind, darüber bin ich gestolpert, denn ansonsten hat sie nur optische Eindrücke, kann also keine Temperatur fühlen. Aber was wissen wir schon vom Jenseits?

Die Töchter sind gut und spannend eingeführt und weiter entwickelt, in ihren alltäglichen Riten und Problemen.

Auch Bea hat mich in ihrer Skurrilität gleich fasziniert, die sich im Laufe des Buches zu etwas mehr Normalität relativiert bzw. Erklärungen für so manches findet.

Wunderbar finde ich die Sprache, die Autorin arbeitet hier wirklich mit allen Sinnen, nicht wie manch andere Schriftsteller nur hauptsächlich mit Optik und Akustik, sondern ganz viel auch mit haptischen und olfaktorischen Wahrnehmungen – das macht die Geschehnisse sehr lebendig.

Hochinteressant ist für mich die Erzählung der Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven, auch sprachlich werden hier je nach Person unterschiedliche Akzente gesetzt.

Für mich ist dieser Text ein sehr gelungener Roman, für Menschen, die sich an einer schönen Sprache und einer nachvollziehbaren Entwicklung und Begegnung - oder Entfernung - der Charaktere erfreuen können. Ich würde mich sehr freuen, wenn von der Autorin bald noch mehr erscheinen würde. Ich würde es sofort lesen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.08.2021

Turbulent, unterhaltsam, tolles Thema

Familie ist, wenn man trotzdem lacht
0

Ich spare mir, hier nochmal den INhalt zusammen zu fassen. Dazu kann man ja den Klappentext lesen.

Das Buch hat mir unter dem Strich sehr gut gefallen; es ist lebendig geschrieben, die Geschichte abwechselnd ...

Ich spare mir, hier nochmal den INhalt zusammen zu fassen. Dazu kann man ja den Klappentext lesen.

Das Buch hat mir unter dem Strich sehr gut gefallen; es ist lebendig geschrieben, die Geschichte abwechselnd aus der Sicht der verschiedenen beteiligten Frauen erzählt, das macht es nochmal extra interessant.

An manchen Stellen waren mir die Beschreibungen der Handlungen, Überlegungen etc. etwas zu lang, aber das ist vollkommen Geschmackssache und einfach meine persönliche Meinung. Ich mag es gerne knapper, präziser, aber anderen geht es genau anders.

Auch waren mir manche Entwicklungen zu glatt, zu rosig. Speziell die Liebesgeschichte zwischen Helen und Erik lief ja ohne jede Haken und Ösen.

Sehr schön fand ich an vielen, vielen Stellen den hintergründigen Humor, wirklich nie abgedroschen und platt, sondern mit Augenzwinkern und Selbstironie und super formuliert. Einfach herrlich. Dafür würde ich glatt 6 Punkte geben.

Ebenso für das Thema an sich. Ich finde es wirklich super, die Thematik Wohnungsnot / Supermieten / Wucher und kriminelle Vermietungspraktiken auf diese Art aufzuzeigen. So erreicht man sicher mehr als in einer trockenen Doku-Sendung. Insofern begrüße ich auch sehr die Steffi-Lösung, das Ganze im großen Stil zu organisieren. Das hat mich sehr bewegt.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2021

Ruhige Blüten

Wildtriebe
0

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich das Buch zum Vorablesen bekam.

Ganz besonders loben möchte ich das wirklich wunderschöne Cover mit dem Strukturpapier im zauberhaften Blumenmuster, dazu passend ...

Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich das Buch zum Vorablesen bekam.

Ganz besonders loben möchte ich das wirklich wunderschöne Cover mit dem Strukturpapier im zauberhaften Blumenmuster, dazu passend die Karten und das Lesezeichen mit Blumensamen.

Ich habe das Buch in 2 Tagen ausgelesen und finde allerdings, dass das Cover mit dem Inhalt nicht viel zu tun hat, zumindest nicht im konkreten Sinne - denn da geht es viel um Milchkühe...

Im übertragenen Sinn andererseits passt es schon zu den 3 Frauen, die jede auf eine ganz unterschiedliche Art ihre Individualität leben. Irgendwie sind alle drei "wilde Rosen", selbst Lisbeth widersetzt sich im stillen den gängigen Konventionen in ihrer Mutterrolle, indem sie ihr Geheimnis in Konsequenz auslebt.

Der Schreibstil ist sehr ruhig, an vielen Stellen fast distanziert. Interessant finde ich, dass abwechselnd aus der Sicht der 3 Frauen erzählt wird, so dass man jede gut verstehen kann. Insgesamt hätte ich mir mehr Emotionalität gewünscht. Das nimmt der Geschichte teilweise die Spannung.

Aber es ist halt eher ein ruhiges Buch, mit viel innerer Reflexion und ohne große "Ausraster " der Protagonisten, weder in der einen noch in der anderen Richtung. Das ist wahrscheinlich von der Autorin so beabsichtigt.

Mir hat die Lektüre ganz gut gefallen, ohne dass ein großer Nachklang bleibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere