Zerstörerische Erinnerungen
Sally, gerade 16 Jahre, wollte in Paris ihr Französisch verbessern....jedoch wird sie von einem Unbekannten belästigt und wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung im Krankenhaus auf. Sally muss mit diesen ...
Sally, gerade 16 Jahre, wollte in Paris ihr Französisch verbessern....jedoch wird sie von einem Unbekannten belästigt und wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung im Krankenhaus auf. Sally muss mit diesen Erinnerungen leben was auch ihr Umfeld belastet. Als sie auf einer Party einen Mann sieht ist sie sich sicher - er ist ihr Peiniger...
"Es ist hoffnungslos , dachte Sally trübsinnig und fragte sich, ob die Männer immer die Frauen verletzten und schlugen, die sie liebten, und ob diese Frauen erwarteten, misshandelt zu werden, oder es sogar wollten. Je länger sie in diesem Büro arbeitete, desto mehr Zweifel kamen ihr, ob Liebe und Gewalt nicht zwei Aspekte derselben Sache waren." (Seite 135/136)
Ein Roman der Kontroverse. Und nicht jedem wird das Buch zusagen. Jedoch hat sich die Autorin mit wichtigen Dingen auseinandergesetzt und dies merkt man.
Sally wacht schwer verletzt und ohne Erinnerung Krankenhaus auf. Schon zu Beginn spannt sich der Spannungsbogen und konnte mir mich, bis zum Ende, mitnehmen. Zusammen mit Sally beginnt man, mit der Zeit, ihre Erinnerungen zu "erarbeiten" aber wie Sally hinterfragt man irgendwann gewisse Dinge, Erinnerungen und ihre Lücken.
Das Buch, die Geschichte, handelt im Jahr 1962. Das erwähnt die Autorin, hätte aber besser erwähnt werden müssen. So ist man eher verwundert warum die Gesellschaft so reagiert. In das genannte Jahr passt das Verhalten aber optimal. Denn gerade das nahe Umfeld von Sally, vorrangig ihre Eltern, reagieren ablehnend, verschwiegen, keiner darf etwas wissen oder erfahren.
Eine Triggerwarnung wäre angebracht denn es geht um fatale Erinnerungen, Misshandlung und der Thematik sexuelle Gewalt. Auch störte es mich dass es französische Sätze gab aber keine Übersetzung. Man ist also gezwungen dies zu googeln was den Lesefluss stört.
Sally ist ein "schwieriger' Mensch. Damit muss man klar kommen. Allerdings fand ich es persönlich nicht übertrieben oder unrealistisch denn die Erinnerungen machen das Leben von Sally schwer, loslassen und leben kann sie überhaupt nicht. Das schmerzt und ist nachvollziehbar.
Was Erinnerungen, gut wie schlecht, wahr oder eingebildet, ausmachen, welche Macht sie besitzen - hier bekommt man ein erschreckend gutes Bild davon.
Das Ende bleibt offen, schockiert, nimmt einen mit, muss man auch hier mögen. Ich persönlich finde den Roman, im Gesamtkonzept, weitgehend gut umgesetzt. Ob der Roman jedem gefällt das muss jeder selbst lesen.