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Veröffentlicht am 02.07.2024

Wo sind die 6 Sterne, wenn mensch sie braucht?

Man sieht sich
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Achtung: Dieses Buch macht lesende Menschen erst unendlich glücklich und stürzt sie dann in eine tiefe Depression, denn leider ist es endlich und nach der letzten Seite stellt sich drängend die Frage: ...

Achtung: Dieses Buch macht lesende Menschen erst unendlich glücklich und stürzt sie dann in eine tiefe Depression, denn leider ist es endlich und nach der letzten Seite stellt sich drängend die Frage: Was nun? Wie kann es ein lesendes Leben nach diesem Buch geben?
„Man sieht sich“ von Julia Karnick ist seltenes Leseereignis, ein Buch, das sich von der ersten Seite an anfühlt wie diese eine Person, die mensch so unglaublich liebt, und von der doch klar ist, dass sie nicht für immer leben wird, weshalb die Angst verlassen zu werden jede Sekunde mitschwebt. Ein Buch so intensiv, wie ich lange keines gelesen habe, so ehrlich, so berührend, so klar und brutal realistisch, so liebend, so voller Sehnsucht und einfach so gigantisch toll geschrieben, dass ich wirklich in eine Leere gestürzt bin nach der letzten Seite und bis dahin wie in einem Rausch durchgeflogen bin. Karnick ist hier dieser Wurf gelungen, an dem ich einfach nichts zu kritisieren finde. Könnte ich mein Gehirn resetten, ich würde es sofort tun, um noch einmal von vorn beginnen zu können.
Die Geschichte, um die es geht, ist schnell umrissen:
Robert und Frie lernen sich im Teenageralter kennen und von Anfang an haben sie eine ganz besondere Beziehung zueinander. Über ein Leben lang ist diese geprägt von einer großen Anziehung und doch finden diese zwei Seelen einfach nicht in Ruhe zueinander. Das Erwachsenwerden führt beide immer wieder aneinander vorbei – und dennoch reißt das Band nie ab.
Das klingt profan, das klingt nach einem Buch, das mensch schon tausend Mal in den Händen hatte – aber weit gefehlt. Karnick schreibt emotional stark, sie ist sehr gut darin, Momenten mit viel Gefühl eine Sprache zu geben, die berührt, aber nie kitschig oder überfrachtet wird. Sowieso beweist sie ein gutes Gefühl für Schlüsselmomente und Dramaturgie, wählt auch ihre szenischen Orte sehr klug aus. Sie ist Meisterin der gut gewählten Auslassung, vieles wird nicht erzählt, genau dort, wo die Neugier auf dem Höhepunkt ist, vieles erzählt sich eher durch gelebte Konsequenz im nächsten Lebensabschnitt. Die Figuren sind bis in die Nebenfiguren toll gezeichnet. Eine ebensolche, der Herr Selk, hat mir zutiefst das Herz gebrochen, und ich werde ihn nie vergessen. Die Figuren rücken einem so nahe, dass es sich anfühlt, als wären sie Teil des eigenen Lebens. Keine Ahnung, wie Karnick das macht, aber sie macht es! Immer wieder findet Karnick ganz tolle Formulierungen: „Man flog nicht ans Ende der Welt, um in Gedanken ständig zu Hause zu sein“, „Er kriegte nie genug von Frie und hatte sie deswegen so satt“. Und, ohne inhaltlich zu spoilern: Der vierte Abschnitt des Buches hat mich einfach vernichtet. Dabei bleibt Karnick immer ehrlich, immer real, auf eine schonungslose Art erzählt sie das Leben, wie das Leben ist und das lässt die Lesenden verzweifeln. Wie sehr wollte ich die Figuren schütteln und zueinander schieben. Einmal Gott spielen dürfen. Sie ins Glück zwingen. Es war kaum auszuhalten. Aber auf die bestmögliche Art.
Also wo sind die 6 Sterne, wenn mensch sie braucht? Diesem Buch nur 5 geben zu können, fühlt sich völlig falsch an. Ganz schnell in den Buchladen rennen. Am besten gleich drei mitnehmen. Eure Freund:innen müssen das auch lesen. Ich muss jetzt noch ein bisschen den Trennungsschmerz verarbeiten und weinen. Dann geh ich mal auf Buchtinder schauen, ob es doch noch ein neues Match geben kann. Wird schwierig.

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Veröffentlicht am 28.06.2024

Eine Million Likes für dieses Buch

VIEWS
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„Views“ von Marc-Uwe Kling wird, das prognostiziere ich jetzt, in der Mitte des Jahres, ziemlich sicher auch am Ende des Jahres noch in meinen Top Ten Leseerlebnissen 2024 zu finden sein. Das liegt nicht ...

„Views“ von Marc-Uwe Kling wird, das prognostiziere ich jetzt, in der Mitte des Jahres, ziemlich sicher auch am Ende des Jahres noch in meinen Top Ten Leseerlebnissen 2024 zu finden sein. Das liegt nicht nur an Klings unglaublich guter Schreibe, sondern vor allem an einer bestechenden inhaltlichen Grundidee, die viel zu viel Realität beinhaltet. Doch fangen wir vorn an: Bei der Aufmachung. Views kommt mit festem Pappkartoneinband, einem wirklich schreiend pinken Buchrücken und Innencover und einem Nicht-Bild auf der Front und dem typischen Zeichen für sensible Inhalte, und was soll ich sagen: Ich find das richtig nice! Fasst sich gut an, sieht im Bücherregal Knaller aus und bildet sowohl den Inhalt als auch die Gier nach Aufmerksamkeit und Likes perfekt ab.
Der Inhalt ist schnell geteased: Die 16-jährige Lena Palmer verschwindet und Tage später taucht ein verstörendes Video von ihr auf, das rasant viral geht. BKA-Kommissarin Yasira Saad soll den Fall lösen und gerät in einen Strudel aus Verschwörung, identitärer Gruppierungen, Cyberwelt und KI. Und nicht nur das Ende des Buches zieht der lesenden Person den Boden unter den Füßen weg.
Kling schafft es, in diesem Buch so ziemlich alles unterzubringen, was ihn an unserer Welt gerade stört: Und das ist viel. ABER, und das ist der Hype, das macht ihn so genial: Das trägt überhaupt nicht auf. Alles ist sinnvoll eingebettet, nie entsteht das Gefühl, dass hier Moral oder Wertung reingedrückt wird in eine Handlung. Nein, locker-flockig und immer real rechnet der Autor mit den Möglichkeiten unserer medialen Welt ab und zwingt uns in die Verantwortung, ohne jemals explizit darüber zu reden. Das alles ist eingebunden in eine wahnsinnig spannende Handlung, so dass ich das Buch ohne Absetzen durchlesen musste. Das Buch hat mich relativ verstört zurückgelassen – obwohl ich viel Vorwissen mitgebracht habe. Aber hier noch einmal so glasklar vorgeführt zu bekommen, in was für einer sich radikalisierenden Zeit wir aktuell leben und wie gefährlich deshalb die Möglichkeiten von KI, virtueller Realität und Deepfakes sind: Das lässt einen schon heftig gegen die Wand des gläsernen Menschen rennen.
Ein Must-Read, ein absoluter Volltreffer.
Und noch einmal viel Nachdenken darüber, welche Inhalte wir mit der Welt auf Social Media teilen sollten. Nicht wegschauen, hinschauen.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Leider kein Kassenschlager

Tod auf der Unterbühne
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Auf „Tod auf der Unterbühne“, ein Sommertheater-Krimi von Konstanze Breitebner, erschienen 2024 im Servus Verlag, hatte ich mich als selbst Theaterschaffende wirklich sehr gefreut. Konstanze Breitebner ...

Auf „Tod auf der Unterbühne“, ein Sommertheater-Krimi von Konstanze Breitebner, erschienen 2024 im Servus Verlag, hatte ich mich als selbst Theaterschaffende wirklich sehr gefreut. Konstanze Breitebner ist Schauspielerin und Drehbuchautorin - und somit natürlich absolut vom Fach. Nun schreibt sie ihr Krimidebut. Wie oft hatte sie wohl schon Gelüste, einen Regisseur umzubringen? (Und aus der Branche raus betrachtet: Das wäre sehr verständlich!)

Um mit den positiven Faktoren anzufangen: Das Buch kommt in einer Knaller-Optik, auf dem Cover ein eher „klassisches“ Theaterbühnenbild in Schwarzweiß hinschraffiert, dazu dann schreiend rote Krimifarbe in Schrift, Innencover und leuchtendem Farbschnitt. Nicht zu vergessen die putzige kleine Ratte unten links, die für aufmerksame Leser:innen einen kleinen Spoilerfaktor beinhaltet. Es hätte alles so schön sein können.

Der Basisplot ist schnell umrissen: Bei der Generalprobe des Sommernachtstraums einer Sommertheaterinszenierung im schönen Österreich nahe Wien liegt der Regisseur plötzlich tot auf der Unterbühne. Das gesamte Team steht im Verdacht, Hand angelegt zu haben, und die junge und ehrgeizige Kriminalpolizistin Antonia Ranik macht sich auf Spurensuche. Das verbunden mit viel Theaterflair hätte für mich ein Kassenschlager werden können, wenn nicht... Ja, wenn nicht die Autorin eigentlich vor allem ihr Theaterwissen unter die Leser:innen bringen wollte, und das in wirklich endlosen Erklärungen jedes Theaterberufes, jedes Fachbegriffes, ja sogar Peter Brooks „Der leere Raum“ kann sie nicht auslassen – und lässt dabei den Plot vollkommen vor sich hindümpeln. Die Sprache ist hölzern und, es tut mir leid, wirklich langweilig und unelegant. Kein Klischee wird ausgelassen. Und selbst die an den Haaren herbei gezogene Romance lässt Breitebner im Jahr 2024 in ein Dornröschen-Phänomen münden – das macht mich dann doch sehr fassungslos, insbesondere, da sexuelle Nötigung und Übergriffe in Theaterbetrieben seit Jahren Thema sind. Schön, dass metoo erwähnt wird, verstanden ist es nicht: Breitebner meint diesen Moment in ihrem Buch ernsthaft romantisch und problematisiert gar nicht. Schlimm.

Das Drehbuchschreiben merkt man ihr an, die dialogischen Passagen sind durchaus geglückt, vor allem, wenn sie sich in die Mundart begibt. Doch das, was ein Roman dringend noch dazu braucht, nämlich gute, im Krimibereich spannungsgeladene Prosa, das fehlt komplett. Nachdem die Handlung über fast 300 Seiten hingedümpelt ist, gönnt Breitebner uns on top noch ein retardierendes Moment – so gehört es sich für die klassische Tragödie, nur liegt die in diesem Fall leider nicht in der Qualität des Dramas, sondern nur im Schreibakt selbst. Die Figuren sind eindimensional, das Ende ist vorhersehbar. Aber immerhin sind nun alle Fachbegriffe des Theaters erläutert, wenn auch nicht sehr unterhaltsam. Vielleicht bleibt Drehbuchschreiben doch die bessere Option.

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Zivilisation als Fessel

Darwyne
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„Darwyne“, der neue Thriller von Colin Niel, kommt in einer großartigen Aufmachung, das düstere Cover in Grünschwarztönen, Bäume, Amazonaswald und viele Wurzeln, die in 3D-Haptik mit einer glänzenden, ...

„Darwyne“, der neue Thriller von Colin Niel, kommt in einer großartigen Aufmachung, das düstere Cover in Grünschwarztönen, Bäume, Amazonaswald und viele Wurzeln, die in 3D-Haptik mit einer glänzenden, rauen Extraschicht versehen sind, darin ein Leguan versteckt, den man erst auf den zweiten Blick entdeckt, exquisites Spiel mit Licht und Schatten. Ein Klappentext, der endlich mal wieder nicht zu viel verrät, sondern genau im richtigen Maß neugierig macht. Colin Niel selbst ein vielgelobter und mehrfach preisgekrönter Thrillerschreiber, der schon zuvor zwei sehr besondere Thriller vorlegte. Da sind die Erwartungen hoch.

Darwyne, und mit Sicherheit erinnert der Name nicht zufällig an Darwin und das Survival of the Fittest, ist ein 10-jähriger Junge, der im Slum Bois Sec allein mit seiner Mutter am Rande des Amazonaswaldes lebt. Er kam mit einer Fehlstellung seiner Füße auf die Welt und auch sonst offenbart sich im Verlauf des Thrillers so manche Fehlstellung – in seinem Leben. Die Mutter hat gerade wieder einen neuen Lover, „Stiefvater Nummer 8“. All seine Vorgänger sind ebenso spurlos verschwunden, wie sie zuvor plötzlich in Darwynes Leben aufgetaucht sind. Das Leben im Slum ist hart und immer wieder für Darwyne von Gewalt geprägt, doch je weiter der Thriller voranschreitet, umso klarer wird, dass nicht die augenscheinliche Gewalt das wirkliche Problem ist.

Niel schreibt dicht und beklemmend, atmosphärisch stark und mit vielen Details, die einen die Menschen, die Hitze, den Dreck und die Kargheit des Lebens physisch erleben lassen. Je mehr die Handlung sich entwickelt, umso tiefer geraten wir in einen Knoten, der den Wurzeln auf dem Cover ähnelt und immer mehr die Luft nimmt. Darwyne ist ein Ausnahmekind, eine Inselbegabung, so unfähig er ist, im Alltagsleben von Slum, Familie und Schule zurechtzukommen, so sehr kommt er im Wald ins Leben. Hier verwandelt er sich in ein vollkommen anderes Wesen, perfekt angepasst an sein Habitat. Ich will nichts von der Handlung vorwegnehmen, gesagt werden kann aber, dass ich lange nichts so Grausames gelesen habe – und hier reden wir überhaupt nicht über Splatter oder explizite Szenen, die Grausamkeit entsteht ganz aus dem tiefsten Abgrund der menschlichen Psyche heraus. Die Genialität von Niel besteht darin, dass all das Unvorstellbare eben doch vorstellbar ist. Weshalb mich Darwyne nicht mehr losgelassen hat, sowohl die Figur als auch der Thriller, den ich in einem Rutsch gelesen habe.

Punktabzug gibt es leider dennoch, das Finale basiert auf einem Handlungsschritt, der aus dem Verhalten der Figuren zuvor einfach komplett unlogisch ist. In keiner möglichen Welt würden sie, so wie sie von Niel konstruiert sind, so handeln. Auch wenn es nachvollziehbar ist, warum sie für den Plot so agieren, hätte hier ein besserer Anlass geschaffen werden müssen.

Insgesamt liegt hier aber ein sehr besonderer Thriller vor, ganz ab vom Mainstream, mit tollen Figuren, einem Kind, dass mir noch lange nachgehen wird und einer Story, die einem gerade auch emotional alles zusammenzieht, atmosphärisch dicht und sprachlich sehr gelungen. Ein rundum beeindruckendes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Schonungsloses und ehrliches Bild von Exil und Iran

Die Perserinnen
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„Die Perserinnen“, der erste Roman von Sanam Mahloudji, ist ein Buch, das in vielen Teilen so reich ist, wie die Jahrtausende alte Kultur des Iran. Ein Buch, gewidmet den vielen Frauen, die trotz der immer ...

„Die Perserinnen“, der erste Roman von Sanam Mahloudji, ist ein Buch, das in vielen Teilen so reich ist, wie die Jahrtausende alte Kultur des Iran. Ein Buch, gewidmet den vielen Frauen, die trotz der immer wieder aufkommenden Revolutions- und Neuerungsbewegungen im Iran noch immer ihre Stimme nur bedroht laut werden lassen können und zum Schweigen gebracht werden. Ein Buch, dass schonungslos und ehrlich ist und viele Skurrilitäten nicht verschweigt. Ein Buch, das ganz nebenbei zeigt, wie auch die Männer Opfer eines Staates werden, der autokratisch regiert wird. Ein Buch, dass den ganzen Wahnsinn unserer Zeit fasst und die richtigen Fragen stellt – und das alles in einer Familiengeschichte, die schräg, wild, oft zynisch, immer komisch und vor allem komplex, begeisternd und voller Liebe zu einem Haufen von Verrückten ist. Dieses Wort ist hier so liebevoll gemeint, wie die Autorin ihre Figuren schildert, die alle nicht gerade konventionell ticken – vielleicht weil das der einzig bleibende Ausweg in eine zumindest empfundene Freiheit ist.
Die Perserinnen, das sind Shirin, Sima, Elizabeth, Bita und Niaz, drei davon sind im Exil in den USA hängengeblieben, ein Exil, dass statt geplanter Monate Jahre andauert und nicht enden wird, zwei harren im Iran aus, nicht unbedingt fest entschieden. Alle schwimmen in ihrem Leben und ihnen gemein ist, dass ihre Position zwischen Heimatliebe und Hass letztlich nicht zu finden ist.
Mahloudji findet viele Worte, Szenen und Bilder für den Konflikt zwischen westlichem Leben und Tradition, an der mensch aber eigentlich doch nicht mehr festhalten darf, weil das Regime nicht tragbar ist. Manchmal zu viele Worte, ein bisschen mehr Kompaktheit hätte dem Roman gut getan. Mahloudji scheut sich dabei nicht, auch die Subkultur zu erzählen und das nicht-integrierende Verhalten im neuen Land, die Figuren sind nicht immer sympathisch, sie haben ihre Fehler und davon einige. Und das ist gut so! Denn hier wird ein ehrliches Bild von Exil und Iran gezeichnet, ein Vielfältiges, eines, dass Gutmenschentum ebenso vorführt wie die Tatsache, dass auch Opfer eines Regimes nicht immer nur nett sind – sie sind Menschen, wie wir alle. Das Buch bietet ein reiches Panorama eingebettet in eine Geschichte von Verhinderungen und beleuchtet ganz nebenbei viele Aspekte der Geschichte des Irans. Immer lebendig, immer lebenszugewandt gibt Mahloudji so den Frauen ihre Stimme und zeigt ihre Stärke. Sie finden immer einen Weg zu leben – und wo nicht mehr, da entscheiden sie selbst, wann und wie sie gehen wollen. Und dennoch spüren sie, wie sehr sie aus dem Verlust leben. „Was für eine Idiotin ich war, wie ich hier versuchte, eine bunte Schleife um einen Haufen Müll zu binden.“, schreibt Mahloudji.
Was wir auch sehen ist eine USA, die alles andere als offene Arme für Einwander:innen hat. Mahloudji macht sichtbar, dass in der Folge auch die Exilant:innen sich verschließen in ihrer Community. Diese Dynamik ist eine, die wir uns auch in Deutschland durchaus anziehen können. Der Prozess ist universell. Wann kann es endlich eine Öffnung geben? Die Autorin äußert durch Niaz: „Ich weiß, es hängt alles von den Frauen ab. Werden sie bereit sein?“ – aber hängt es nicht von den Männern ab? Wer muss sich bewegen, die Töchter oder die Söhne?
Ein starkes Buch, ein ehrliches Buch, eine Leseempfehlung für jeden Menschen, der sich mit der Situation im Iran beschäftigen möchte, ohne ein Geschichtsbuch zu lesen.

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