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Allegro PastellMEINE MEINUNG
Wir lernen Tanja und Jerome kennen, die eine Fernbeziehung zwischen Berlin und dem Maintal führen. Zunächst scheint das gut zu funktionieren, sie wehren sich gegen konventionelle Beziehungsmuster ...
MEINE MEINUNG
Wir lernen Tanja und Jerome kennen, die eine Fernbeziehung zwischen Berlin und dem Maintal führen. Zunächst scheint das gut zu funktionieren, sie wehren sich gegen konventionelle Beziehungsmuster und versuchen den Alltagstrott in ihrer Beziehung zu vermeiden. Alles super entspannt, alles super easy. Die Geschichte soll den Lifestyle und die Beziehungs-Dynamik der Generation Thirtysomething abbilden. Sex, Partys, Drogen, Restaurantbesuche. Alles akzeptierte Bestandteile ihres Alltags, bitte nur nicht langweilig werden.
Die Protagonisten Tanja und Jerome blieben mir als Leserin gegenüber sehr distanziert. Insbesondere Tanja erschien mir als Charakter schwer zu fassen. Ich konnte nicht unbedingt Sympathien für sie entwickeln, aber ich hatte auch den Eindruck, dass der Autor dies auch nicht unbedingt vorgesehen hatte. Jerome dagegen hatte, meiner Meinung nach, oft interessante Gedanken.
Der Schreibstil war sehr einfach gehalten, aber doch sehr speziell. Mich erinnerte die Erzählweise sehr an die Bücher der Popliteratur aus den 90er Jahren, in dem Stil von Christian Kracht oder Benjamin von Stuckrad-Barre. Das machte für mich die Besonderheit des Buches aus, da ich das Gefühl hatte, dass die Sätze trotz der Einfachheit, sehr kunstvoll gestaltet wurden.
Als ehemalige Germanistik-Studentin muss ich an dieser Stelle auch erwähnen, dass dies ein Buch war, bei dem ich fortlaufend analysiert habe. Beinahe jeder Satz wurde genau unter die Lupe genommen.
„Der Film […] hatte Tanja durchaus emotionalisiert.“
(Randt (2020), S. 140)
Hier kamen mir beispielsweise die Gedanken, dass dieser Satz genauso nüchtern daherkommt, wie ich mir Tanja vorstellen würde. Absolut passend, obwohl wir hier einen auktorialen Erzähler haben und nicht aus der Ich-Perspektive geschildert wird. Sogar der Schreibstil bringt Tanjas Persönlichkeit auf den Punkt und spiegelt ihr Wesen wieder.
Dann gab es allerdings auch Stellen, die ich als eher fragwürdig empfunden habe.
„Tamara bounct wie ein Flummi durch ihr Life.“ (Randt (2020), S. 165)
Ich muss sagen, an solchen Stellen war ich sehr zwiegespalten. Ist das wirklich eine Konversation, wie wir uns das bei den 30jährigen heutzutage vorstellen können? Oder ist das doch nicht ganz so „real“ und der Autor versucht hier, den Charakter dieser Generation überzogen und überspitzt darzustellen? Was mir auch aufgefallen ist, ist das nichts unkommentiert stehen bleibt. Egal was passiert, stets folgt ein Kommentar à la ‚Jerome gefällt das‘ ‚Tanja gefällt das nicht‘. Selbst wenn es sich dabei nur um die Auswahl des Geschirrs oder der Playlist zum Weihnachtsessen handelt.
Die beiden Protagonisten arbeiten sehr angestrengt daran, nicht angestrengt rüberzukommen. Der Schein zählt hier letztendlich mehr als das Sein. Jede kleinste Kleinigkeit wird streng durchdacht und bis ins winzigste Detail geplant. Das kann auch den Leser anstrengen, aber ich muss sagen, mich hat es eher unterhalten.
FAZIT
Ich kann nicht genau in Worte fassen, was genau mich an die Geschichte gefesselt hat. Vielleicht ist ‚Fesseln‘ an dieser Stelle auch nicht richtig gewählt, aber das Buch hat mich auf jeden Fall unterhalten und interessiert. Es ist sehr eigensinnig und nur unterschwellig erkennt man die Ängste der Protagonisten, die sich damit auch einfach immer wieder selbst sabotieren. Interessant auf jeden Fall, man muss allerdings erwähnen, dass die Geschichte eher einem Bericht gleicht, als einer Geschichte mit vielen Ereignissen.
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