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Veröffentlicht am 03.04.2017

Familienrezepte und -geheimnisse

Das Brombeerzimmer
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Nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes ist Nora lange Zeit wie am Boden zerstört. Bis sie ein Jahr später auf den Brief von Klara, Julians Großtante, stößt. Offensichtlich stellen beide Frauen gern ...

Nach dem plötzlichen Herztod ihres Mannes ist Nora lange Zeit wie am Boden zerstört. Bis sie ein Jahr später auf den Brief von Klara, Julians Großtante, stößt. Offensichtlich stellen beide Frauen gern eigene Marmeladen her und Julian bat um ein Rezept, mit dem er Nora überraschen wollte.
Kurzentschlossen fährt Nora in den kleinen Ort am Bodden, um Klara zu besuchen. Es wird ein Besuch, der lang gehütete Geheimnisse aufdeckt.

Anne Töpfer hat mit „Das Brombeerzimmer“ einen sehr schönen Roman über das Leben geschrieben: Darüber, wie wichtig Familie sein kann, aber auch darüber, dass ein jeder mit Verlust und Trauer auf seine Weise umgeht und das alles seine Zeit braucht.
Sympathische Protagonisten tragen die Geschichte, in der es nicht nur um das Einkochen von Marmelade & Likören geht, auch wenn diese Tätigkeit einen großen Raum einnimmt. Klara lernt der Leser als resolute, aber auch herzensgute alte Dame kennen, die sich ungern etwas sagen lässt und ihren Kopf durchsetzen will. Nora hingegen ist noch ganz in ihrer Trauer gefangen und beginnt nur zaghaft, sich dem Leben ohne Julian zu öffnen. Da ist Katharina eine gute Zuhörerin und Freundin. Selbst Julian lernen wir durch Noras Erinnerungen kennen.
Lediglich Klaras „Das erzähl ich später“ oder „Darüber möchte ich jetzt nicht reden“ hat mich hier und da gestört.
Aufgepeppt und abgerundet wird dieser Roman durch die verschieden Rezepte zu den Marmeladen und Liköre, die mit abgedruckt sind und die man direkt ausprobieren möchte.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Wenn nichts ist, wie es scheint

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die Lehrerin Margot Lewis betreut als „Dear Amy“ die Kummerkastenrubrik der örtlichen Zeitung.
Als eine ihrer Schülerinnen vermisst wird, erhält sie verstörende Briefe. Briefe, die ein vor Jahren verschwundenes ...

Die Lehrerin Margot Lewis betreut als „Dear Amy“ die Kummerkastenrubrik der örtlichen Zeitung.
Als eine ihrer Schülerinnen vermisst wird, erhält sie verstörende Briefe. Briefe, die ein vor Jahren verschwundenes Mädchen verfasst haben soll und deren Echtheit sowie Aktualität bestätigt werden. Doch wie kann eine Tote Briefe schreiben?

Das Cover besticht durch seine Schlichtheit: Ein Auto steht mit offener Fahrertür nachts auf menschenleerer Straße. Dadurch wird die Fantasie angeregt und man fragt sich, was mit dem Fahrer passiert sein mag bzw. warum er das Auto verlassen hat.

„Dear Amy“ war mein erster Thriller aus der Feder der Autorin und obwohl sie wirklich mitreißend schreibt, hatte ich zwischendurch das Gefühl, dass der persönliche Hintergrund der Protagonistin einen zu großen Raum in der Geschichte einnimmt. Denn es reicht offenbar nicht, dass Margot eine schwere Jugend hatte, eine Jugend, die, wie es scheint, nicht ganz so war, wie sie sich und ihrer Umwelt weismachen möchte. Nein, sie befindet sich aktuell auch im Scheidungsprozess von ihrem Mann und entwickelt tiefere Gefühle für jemand neues. Da blieb für die vermisste Katie nicht viel Platz.
Zwar ergab dieses Eingehen auf die Vergangenheit am Ende Sinn, dennoch war mir während des Lesens oft nicht klar, ob diese oder jene Wendung wirklich noch nötig war und habe dann mit weniger Aufmerksamkeit gelesen.
Als ein wenig ausufernd empfand ich auch die eingestreuten Rückblicke. Wenn ich schon weiß, wie eine Situation ausgegangen ist, muss diese meiner Meinung nach nicht mehr so detailliert beschrieben werden.
Tatsächlich hatte ich zum Ende hin fast damit gerechnet, dass sich Margots wahre Identität noch einmal wandelt, aber diesen Schritt ist die Autorin zum Glück nicht gegangen. Das wäre dem guten auch wirklich zu viel gewesen.

Veröffentlicht am 10.03.2017

Wie das Leben so spielt

Das geträumte Land
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Jende Jonga träumt von einem besseren Leben für sich, seine Frau Neni und den gemeinsamen Sohn. Dafür haben Sie in Kamerun alles hinter sich gelassen und wollen in Amerika neu anfangen. Mit seinem Job ...

Jende Jonga träumt von einem besseren Leben für sich, seine Frau Neni und den gemeinsamen Sohn. Dafür haben Sie in Kamerun alles hinter sich gelassen und wollen in Amerika neu anfangen. Mit seinem Job als Chauffeur hofft Jende, den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben. Doch dann ereignet sich die Finanzkrise ab 2007 und Jende wird von seinem Arbeitgeber, der bei Lehman Brothers eine leitende Stellung inne hat, von heut auf morgen entlassen.
Jende und seine Familie, aber auch viele Angestellte der Investmentbank sehen einer ungewissen Zukunft entgegen.

Der Debütroman von Imbolo Mbue beschreibt den Werdegang zweier unterschiedlicher Familien, die kurzfristig einen Teil ihres Lebensweges gemeinsam gehen. Auf der einen Seite ist da das amerikanische Paar, das scheinbar alles hat, was man sich für Geld kaufen kann und dennoch nicht glücklich ist und auf der anderen Seite die Einwanderer aus Kamerun, die sich ein neues Leben aufbauen wollen, aber ohne ausreichend Startkapital nicht vorankommen.
Obwohl die Geschichte gut geschrieben ist, hat sie mich nicht wirklich begeistern können. Das lag sicher auch daran, dass der Klappentext meiner Meinung nach viel zu viel vorweg verraten hat und so las ich fast bis zur Hälfte des Buches, bis etwas geschah, womit ich nicht schon gerechnet bzw. es erwartet hatte.
Auch mit den Protagonisten konnte ich nicht so recht warm werden.
Zwar kann ich einerseits verstehen, dass Jende krampfhaft bemüht war, nicht aufzufallen bzw. seinem Chef alles Recht zu machen, andererseits war sein Verhalten seiner Familie gegenüber zu typisch, zu klischeehaft. Das hat mir während des Lesens gar nicht gefallen.
Doch auch Cindy Edwards war mir zu sehr „armes, reiches Mädchen“.

Nichtsdestotrotz gestattete mir „Das geträumte Land“ einen interessanten Einblick in eine mir fremde Kultur.

Veröffentlicht am 31.01.2017

sehr gefühlvoller Liebesroman

Under Your Skin. Halt mich fest
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Nachdem sie von ihrem Exfreund Nathan schwer misshandelt wurde, ist Harper untergetaucht und lebt nun ein eher zurückgezogenes Leben in Miami Beach. Das Erlebte macht es Harper unmöglich, die körperliche ...

Nachdem sie von ihrem Exfreund Nathan schwer misshandelt wurde, ist Harper untergetaucht und lebt nun ein eher zurückgezogenes Leben in Miami Beach. Das Erlebte macht es Harper unmöglich, die körperliche Nähe eines anderen Menschen zu ertragen. Zudem verunstalten Narben ihren Rücken. Doch damit soll nun Schluss sein und Harper versichert sich der Hilfe des Tatookünstlers Trent, der vom ersten Augenblick an von ihr fasziniert ist.

Doch während das Tatoo auf Harpers Rücken Gestalt annimmt und auch Trent und Harper sich näher kommen, erhält sie mysteriöse SMS, die nur von Nathan stammen können und es sieht so aus, als wolle er mit aller Macht zurück, was seiner Meinung nach nur ihm gehört: Harper


„Under your skin – halt mich fest“ ist der erste Band aus einer Reihe über die Jungs und Mädels, die im „Second Circle“ - Trents Tatoostudio – arbeiten.

Trent und Harper sind im vorliegendem Band die Hauptfiguren. Von Trent hat Harper gehört, dass er gut darin sei, über Narbengewebe zu tätowieren und so wendet sie sich an ihn, um sich von ihm helfen zu lassen.

Von Anfang konnte ich merken, wie es zwischen den beiden gefunkt hat und es hat mir sehr gefallen, mit welchem Einfühlungsvermögen Trent auf Harper reagiert, wie er ihr Zeit gibt und alles von ihrem Tempo bestimmen lässt. Nichts geschieht überhastet und so kann sich Harper an Trents Berührungen gewöhnen und sie schließlich genießen, ohne zuvor zusammen zu zucken.

Auch die Nebencharaktere sind toll von der Autorin gezeichnet. Alle haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen - auf alle Fälle sehr liebenswert.

Geschickt verwebt Scarlett Cole die Liebesgeschichte von Trent und Harper mit der Bedrohung, die von Nathan ausgeht und auch wenn ich gewusst habe, dass am Ende alles gut werden würde, war ich doch gespannt, ob und welche Hürden Harper auf ihrem Weg würde nehmen müssen.

Auf alle Fälle hat mich die Autorin nun neugierig gemacht auf den zweiten Teil der Serie „Under your skin – bleib bei mir“, der am 10.02.2017 erscheinen wird und Cujos Geschichte erzählt.

Veröffentlicht am 08.01.2017

tödliche Maya-Rituale

Mooresschwärze: Thriller
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Der gewaltsame Tod ihres Bruders hat Julia Schwarz den Beruf der Rechtsmedizinerin ergreifen lassen. Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, Tätern ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Zur Zeit ...

Der gewaltsame Tod ihres Bruders hat Julia Schwarz den Beruf der Rechtsmedizinerin ergreifen lassen. Mit ihrer Arbeit möchte sie dazu beitragen, Tätern ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Zur Zeit bekommt sie es mit einem Fall eines Serienmörders zu tun, der seinen Opfern seltsame Symbole in die Bauchdecke tätowiert. Gemeinsam mit Kriminalkommissar Florian Kessler versucht Julia, die einzelnen Puzzleteile zusammen zu setzten und kommt dabei einer obskuren Maya-Vereinigung auf die Spur.

„Mooresschwärze“ von Catherine Shepherd ist nicht das erste Buch, das die Autorin geschrieben hat, aber das erste, das ich gelesen habe.

Frau Shepherd führt darin den Leser in die Welt der Rechtsmedizin. Also genau dorthin, wohin auch der Körper einer verstorbenen Person gebracht wird, will man mehr über die Art und Weise des Todes erfahren. Die Autorin macht dies sehr plastisch, indem sie uns gleich zu Anfang an einer Obduktion „teilhaben“ lässt. Diese wirkte recht lebensecht auf mich.

Mit Julia Schwarz und Florian Kessler haben wir es mit zwei Ermittlern zu tun, die beide auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, mehr über die Toten, den Täter und seine Denkweise oder auch seine Motivation herauszufinden und sich so optimal ergänzen können. Dieses Zusammenspiel hat mir recht gut gefallen.

Auch darüber, mehr zu den privaten Hintergründe der Ärztin zu erfahren, habe ich mich gefreut. So werden die Figuren für mich lebensecht und greifbar. Allerdings fand ich die Erwähnung von Julias Bruder, den Verlust, den die gesamte Familie erlitten hat, an manchen Punkten als zu viel und ich hätte mir gewünscht, die Autorin würde sich mehr dem aktuellen Geschehen widmen.

An mancher Stelle konnte ich nicht nachvollziehen, warum die Ermittler nicht bestimmte Rückschlüsse zogen oder mit einer wichtigen Person nicht gesprochen haben, aber alles in allem hat mich dieser Thriller gut unterhalten.