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Veröffentlicht am 23.12.2020

Fantastisch - im wahrsten Sinne des Wortes!

Die Tiermagierin – Schattentanz
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„Schattentanz“ ist der erste Band der Tiermagierin-Triologie und das beste Fantasybuch, das mir im Jahr 2020 untergekommen ist. Ich lese in den letzten Jahren immer weniger Fantasy, weil ich in meinem ...

„Schattentanz“ ist der erste Band der Tiermagierin-Triologie und das beste Fantasybuch, das mir im Jahr 2020 untergekommen ist. Ich lese in den letzten Jahren immer weniger Fantasy, weil ich in meinem Kopf bei jedem dieser Bücher Vergleiche zu „Das Reich der sieben Höfe“ ziehe. Und da kann eine Geschichte beinahe nur verlieren! Aber diese hier ist anders. Sie besticht auf so vielfältige Art und Weise. Ich konnte gar nicht anders als sie zu lieben.

Inhalt:
Leena ist eine Tiermagierin. Sie verfügt über eine bestimmte Art der Magie, die es ihr möglich macht mystische Tierwesen zu zähmen. Nach einem blutigen Krieg lebt das Volk der Tiermagier in einer geheimen Stadt. Aus dieser wurde Leena vor Jahren verbannt, weil man ihr fälschlicherweise vorgeworfen hat Experimente an Tierwesen durchgeführt zu haben - eines der schwersten Verbrechen, das ein Tiermagier begehen kann. Seitdem muss sie sich allein durch’s Leben schlagen und einen Teil ihrer geliebten Tierwesen an zwielichtige verkaufen, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Noc ist ein Assassine, ein untoter Mörder. Der Anführer einer Gilde von Kopfgeldjägern, der den Auftrag erhalten hat, Leena zu töten. Wenn Noc einen Auftrag annimmt, dann bedeutet das: Sein Leben oder das seines Opfers. Das lässt Leena scheinbar keine Chance. Aber da ist auch ein uralter und geheimnisvoller Fluch, der auf Noc lastet. Ein Fluch, der - so hofft er - von einem Tierwesen gebrochen werden kann. Deswegen lässt er sich auf einen Handel mit Leena ein.

Meine Meinung:
„Schattentanz“ ist wirklich so viel mehr als ich erwartet hatte. Die Autorin hat sich eine einzigartige Welt voller spannender Ideen ausgedacht. Der Schreibstil ist außergewöhnlich und zeitweise poetisch. Die Szenen sind atmosphärisch und sehr detailreich beschrieben. Die Darstellung der Tierwesen ist so liebevoll ausgearbeitet, dass ich beim Lesen tatsächlich dieses alte „Ich will es“ - Gefühl hatte, das man aus der Kindheit kennt, wenn man irgendwo einen niedlichen Hund sieht. Ich dachte, da wäre ich rausgewachsen!
Trotzdem ist „Schattentanz“ keineswegs ein niedliches Buch. Es ist voller Abenteuer, rasant und manchmal auch brutal. Es hat einen hohen, dichten Spannungsbogen, der sich immer weiter steigert und dem Leser kaum Pausen lässt.
Das Setting ist nicht so mittelalterlich, wie ich ursprünglich angenommen hatte. Es erinnert mich mehr ans 19. Jahrhundert. Pokemon im 19. Jahrhundert, wenn ich einen direkten Vergleich wagen müsste.
Die Charaktere gewinnt man im Laufe der Geschichte immer weiter lieb. Sie sind so angelegt, dass man wirklich mit ihnen mitfiebern kann. Sie machen Fehler und bleiben trotzdem authentisch und sympathisch. Ihr Handeln war in den aller meisten Situationen nachvollziehbar dargestellt, wenn auch nicht immer sinnvoll und zielführend. Aber wer handelt schon immer sinnvoll und zielführend?
Vor allem Leena mochte ich sehr. Sie ist eine Kombination aus reinem, gutherzigen Menschen und einer Kämpferin, die alles tut, was nötig ist, um sich selbst und das, was ihr wichtig ist, zu verteidigen. Meiner Erfahrung nach liest man diese Mischung im Fantasy-Genre gar nicht so oft.
Noc und Leena sind ein ausgesprochen schönes Liebespaar. Die Chemie zwischen ihnen stimmt. Ich konnte nachvollziehen, was sie zueinander hinzieht und warum sie sich ineinander verliebt haben. Vielleicht wurde ein kleines bisschen zu oft erwähnt, dass Noc, seine Augen und seine Schatten „obsidianschwarz“ sind. Darüber lässt sich aber hinwegsehen.

Ich habe an unterschiedlicher Stelle immer wieder Kritik am deutschen Cover der Reihe gelesen. Diese teile ich überhaupt nicht. Mir gefällt es sehr gut. Es wirkt edel, reduziert und für Gold bin ich überhaupt immer zu haben.
Außerdem ist das Buch im Inneren sehr liebevoll und detailreich gestaltet. Ich mochte die bunten Landkarten in der Broschur und ganz besonders Leenas Bestiarum auf den letzten Seiten. Hier finden sich weitere Informationen zu den Tierwesen, die im Buch eine Rolle spielen. Teilweise gibt es sogar Zeichnungen, damit man sie sich besser vorstellen kann.

Fazit:
Ich erteile eine uneingeschränkte Leseempfehlung für diese Buchreihe. „Schattentanz“ ist Romantasy vom aller Feinsten und eines meiner Highlights zum Jahresabschluss. Ich werde die Reihe ganz bestimmt weiterverfolgen und freue mich schon auf die Folgebände 2021. Wenn man den Klappentext liest, lässt sich noch nicht erahnen, welche fantastische Welt sich dahinter verbirgt. Wenn man also mit dem Genre an sich etwas anfangen kann, sollte man diese Geschichte unbedingt gelesen haben!

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Not my cup of tea

The Secret Book Club – Ein fast perfekter Liebesroman
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Die Reihe um „The Secret Book Club“ stand schon lange auf meiner Leseliste. Auf Bookstagram kam man ja quasi nicht um sie herum und ich habe viel Gutes gelesen. Die Idee eines Bücherclubs für Männer, der ...

Die Reihe um „The Secret Book Club“ stand schon lange auf meiner Leseliste. Auf Bookstagram kam man ja quasi nicht um sie herum und ich habe viel Gutes gelesen. Die Idee eines Bücherclubs für Männer, der sich mit Regency-Romanen beschäftigt ist ja auch bestechend. Vor allem, wenn man selbst gerne solche Romane liest. Und das tue ich!
Dass es hier ein Buch im Buch gibt, hat mich anfangs eher abgeschreckt, weil das in der Vergangenheit oft nicht für mich funktioniert hat. Leider ist es auch dieser Autorin nicht gelungen, mich davon zu überzeugen.

Inhalt:
Gavin Scott ist ein gefeierter Baseball-Star. Der Abend seines größten beruflichen Erfolgs, ist gleichzeitig auch der Abend seiner größten privaten Niederlage. Nachdem er einen spielentscheidenden Homerun gelandet hat, erfährt er zuhause, dass seine Ehefrau Thea seit Jahren ihre Orgasmen vortäuscht. Gavin zieht daraufhin ins Gästezimmer und Thea wirft ihn raus. Sie will die Scheidung, Gavin will die Ehe retten und bekommt dabei Unterstützung von seinem besten Freund Del, der Mitglied des titelgebenden Secret Book Club ist. Der Buchclub will Gavin mit einem auf seine Situation abgestimmten Regency-Roman dabei helfen, Thea zurückzugewinnen. Wenn er die Handlungen des verliebten Grafen erst einmal auf seine Situation überträgt, so glauben sie, dann gibt es wieder Hoffnung für Gavin und Thea.

Meine Meinung:
Ich hatte Lust zu lachen, also habe ich mich in der Buchhandlung für dieses Buch von meiner Wunschliste entschieden. Ich muss zugeben, dass ich nicht ganz so glücklich mit dem Kauf bin. Lachen musste ich wirklich ab und zu. Vor allem am Anfang der Geschichte. Aber je weiter der Plot fortgeschritten ist, desto mehr Schwächen kamen dazu.
Möglicherweise kann man mit meiner Zusammenfassung nicht nachvollziehen, was das Problem zwischen Gavin und Thea ist. Das liegt daran, dass ich es selbst nicht weiß.
Thea war eine ganz merkwürdige Protagonistin. Ich konnte sie überhaupt nicht verstehen, fand ihr Verhalten gegenüber Gavin in vielen Bereichen überzogen und unangebracht.
Wieso sie ihn rausgeworfen hat? Ich habe keine Ahnung! Weil er ins Gästezimmer gezogen ist? Vielleicht.
Außerdem regt sie sich darüber auf, dass er tatsächlich geht, wenn sie ihn wegschickt. Frauen, die nie sagen, was sie meinen, bzw. nicht wollen, was sie sagen, sind mir persönlich äußerst suspekt. Vielleicht liegt es auch einfach daran.
Ganz zu schweigen von Theas Schwester Liv, die nach Gavins Auszug im Haus der Familie wohnt und ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit als „Arschloch“ beschimpft. Jedes Mal, wenn sie auf der Bildfläche erschienen ist, habe ich mich gefragt, ob ich etwas überlesen habe. Sie hat sich aufgeführt, als hätte Gavin ihre Schwester mit fünf Frauen gleichzeitig betrogen.

Gavin selbst war ganz nett, aber auch irgendwie blass. Die Tatsache, dass er stottert, hat mir extrem gut gefallen. Das war sehr erfrischend und man hätte so viel daraus machen können! Mehr kann ich aber nicht zu ihm sagen, weil man kaum etwas über ihn erfährt, außer dass er zu allem bereit ist, um die Ehe zu einer Frau zu retten, die aus welchen Gründen auch immer abgöttisch liebt.

Von der Idee des Secret Book Clubs bin ich nach wie vor überzeugt, obwohl der Club selbst für meinen Geschmack viel zu wenig in der Geschichte aufgetaucht ist. Auch die Mitglieder hätten noch ein bisschen Überarbeitungsbedarf. „Der Russe“ mit den Darmproblemen war eine der schlimmsten Nebenfiguren, die mir dieses Jahr untergekommen ist. Überhaupt nicht lustig in meinen Augen. Ich habe mich beim Lesen jedes Mal für die Darstellung fremd geschämt.
Einziger Lichtblick in der Konstellation war der Clubbesitzer Mack. Ihn fand ich witzig und interessant! Wenn ich gelacht habe, dann meistens über etwas, dass Mack gesagt hat.

Wie oben bereits angedeutet, bin ich grundsätzlich skeptisch, wenn in ein Buch ein zweites Buch integriert ist. Ich hatte in der Vergangenheit oft das Gefühl, dass die Autoren dann weder der einen noch der anderen Geschichte richtig gerecht werden können. Hier war das gar nicht einmal so sehr das Problem. Vielmehr hat mir die Darstellung von Regency-Romanen nicht gefallen. Ja, die Motive sind ähnlich. Aber die Darstellung war mir zu übertrieben und überspitzt. In dem Buch sollte es doch darum gehen, dass diese Art von Büchern auch intelligent und vielschichtig sein können. Leider kam das in den gelieferten Ausschnitten überhaupt nicht rüber.

Einzig das Ende der Geschichte war ein Lichtblick. Da hat Gavin seine Frau wirklich herausgefordert. Da ging es ausnahmsweise mal nicht mehr darum der eingeschnappten, selbstherrlichen Thea zu gefallen, sondern auch darum, dass sie an sich arbeiten muss. Ich hatte phasenweise wirklich nicht mehr daran geglaubt.

Fazit:
Ich kann mir nicht helfen, ich werde mit der Geschichte und den Charakteren nicht warm. Komischerweise habe ich trotzdem überlegt den zweiten Teil zu kaufen. Einfach, weil ich Mack wirklich mochte und ihm gerne noch eine Chance geben würde. Andererseits habe ich gelesen, dass sein Gegenpart Liv sein wird und ich weiß nicht, ob ich ein ganzes Buch mit ihr als handlungstragender Person lesen will. Ich bleibe wohl in Zukunft besser bei klassischen Regency-Romanen. Wie die Briten selbst sagen würden: „Not my cup of tea.“

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Berlin, Berlin - du bist so wundervoll.

Breakaway
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Als ich damals in der Programmvorschau des Lyx-Verlags festgestellt habe, dass es nun endlich eine New-Adult-Reihe mit deutschem Setting auf den Buchmarkt schafft, wusste ich sofort, dass ich diesen Auftakt-Roman ...

Als ich damals in der Programmvorschau des Lyx-Verlags festgestellt habe, dass es nun endlich eine New-Adult-Reihe mit deutschem Setting auf den Buchmarkt schafft, wusste ich sofort, dass ich diesen Auftakt-Roman unbedingt lesen muss. Dank der Lesejury durfte ich das jetzt sogar schon vor dem eigentlichen Erscheinungstermin tun.

Inhalt:

Die Studentin Lia verlässt Hals über Kopf ihre kleine Hochschule und flüchtet sich nach Berlin. In den Wochen zuvor ist an ihrem alten Campus nämlich die Hölle über sie hereingebrochen, sodass sie jetzt keinen anderen Ausweg mehr sieht, als alles hinter sich zu lassen und sich in der Anonymität der Großstadt zu verlieren.
Währenddessen bricht Noah Seger überstürzt sein Auslandssemester ab, um seinem Bruder beizustehen. Noahs älterer Bruder Elias hat nämlich auf einer Firmenfeier den Sohn eines Geschäftspartners der Familie Seger verprügelt und wurde in Folge dessen von den Eltern aus der Familie verbannt. Bald findet er jedoch heraus, dass Elias seine Hilfe gar nicht will und sich auch vor ihm immer weiter zurückzieht.
In Berlin treffen Noah und Lia aufeinander. Während Lia durch Zufall Anschluss an Noahs Freundeskreis findet, kommen sie sich immer näher. Doch Lias Geheimnisse lasten schwer auf ihr und stehen zunehmend zwischen ihr und Noah, der durch seine angespannte Familiensituation und seine eigenen Geheimnisse ohnehin emotional extrem beansprucht ist.

Meine Meinung:
Zuerst einmal möchte ich dem Lyx-Verlag für die wunderschöne Gestaltung des Buchumschlags gratulieren. Man kann das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen. Ich liebe die Gestaltung des Covers und die raue Oberfläche. Man möchte es immer wieder anfassen und auch im Regal sticht es positiv hervor.

Egal, ob man den Plot oder die Grundidee von „Breakaway“ mag, muss man die Autorin schon allein dafür feiern, dass sie den Mut hatte, eine New-Adult-Geschichte in den deutschsprachigen Raum zu versetzen. Das war in meinen Augen so lange überfällig und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass „Breakaway“ sehr erfolgreich sein wird, damit solche Schauplätze in Zukunft öfter gewählt werden

Aber auch unabhängig vom Setting hatte „Breakway“ des Potenzial, um einer meiner liebsten New-Adult-Romane zu werden. Die erste Hälfte des Buchs konnte mich absolut fesseln. Noah und Lia waren großartige Protagonisten. Unperfekt und gleichzeitig realitätsnah gezeichnet. Menschen, wie sie jeder aus seinem Freundeskreis kennen könnte. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen und auch verstehen, warum sie Fehler gemacht haben. Die Liebesgeschichte zwischen ihnen hat sich genau im richtigen Tempo entwickelt und wurde atmosphärisch dicht erzählt. Ich konnte den Sommer in Berlin fühlen und mich an die Orte versetzen, die Noah und Lia gemeinsam gesehen haben. Auch ihre Gefühle und Probleme wurden sehr anschaulich vermittelt. Da waren wirklich ganz wunderbare Szenen dabei. Ich habe mehr als einmal gedacht. „Gibt es das wirklich?“, „Wo kann ich mir das ansehen?“ und „Wann kann ich dorthin fahren?“

Anabelle Stehl hat sich in „Breakway“ außerdem ein äußerst wichtiges Thema gesucht, das in der modernen Frauenliteratur öfter aufgegriffen werden sollte, weil es im Alltag von Frauen auch in unserer heutigen Zeit noch so wahnsinnig präsent ist.
Ich möchte hier nicht ins Detail gehen, weil die Rezension spoilerfrei bleiben soll. Nur ist es mir wichtig zu sagen, dass man wirklich spüren konnte, welche Gedanken sich die Autorin über Lias Situation und die unmittelbaren Folgen gemacht hat. Das wurde über das ganze Buch hinweg sehr deutlich.

Leider konnte ich meine anfangs wirklich unglaublich große Begeisterung für „Breakway“ nicht uneingeschränkt bis zum Ende durchhalten. Das lag ganz einfach daran, dass es im Plot ein paar Ungereimtheiten gab, die mir nicht ganz schlüssig waren. Manche Dinge wurden für mein persönliches Empfinden nicht ausreichend gut erklärt, sodass mich die Auflösung der Geschichte zumindest teilweise ein bisschen ratlos zurückgelassen hat.
Der Schluss war allerdings sehr bedacht gewählt und hat einen schönen Rahmen für die Erzählung geschaffen. Ein wenig habe ich aber damit gehadert, dass am Ende nicht noch ein bestimmtes Zeichen gesetzt wurde, kann aber auch gleichzeitig verstehen, wieso es nicht dazu gekommen ist. Trotzdem glaube ich, dass es dem Überthema der Geschichte gut getan hätte.

Positiv hervorheben möchte ich zum Schluss auch noch die herzerwärmenden Nebencharaktere in „Breakway“, die sehr individuell und humorvoll gestaltet wurden.
Besonders ist außerdem, dass sich im Zentrum von Anabelle Stehls Buchreihe drei Geschwister befinden, die trotz aller Widrigkeiten im Grunde fest zusammenstehen. Das ist habe ich so noch nicht in einem New-Adult-Buch gelesen und hat mir sehr gefallen.

Fazit:
Jeder, der New-Adult-Fan ist, sollte „Breakway“ in sein Regal stellen. Ganz einfach, weil es sich von anderen Büchern abhebt und das Genre in eine neue Richtung lenkt, während es doch gleichzeitig immer noch unverkennbar New Adult ist. Ich würde es aber auch Lesern empfehlen, die New Adult eher skeptisch gegenüber stehen, eben genau aus diesen oben genannten Gründen.
Mit der ein oder anderen Entwicklung in „Breakway“ war ich nicht glücklich. Besonders weil mir die Geschichte zuvor so sehr gefallen hat. Alles in Allem betrachtet, war das Buch also nicht perfekt und da ist definitiv noch Luft nach oben für die Folgebände. Aber dafür war es so viele andere Dinge, die vielleicht sogar besser sind als perfekt: Es war charmant, es war gefühlvoll, berührend und vor allem war es wichtig.





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Veröffentlicht am 10.12.2020

Rausch und Melancholie im Neonlicht

City of Girls
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Ich bin schon seit Monaten in den Buchhandlungen um „City of Girls“ herumgeschlichen und habe mich immer wieder dagegen entschieden. Grund dafür waren einige durchschnittliche bis eher schlechte Rezensionen, ...

Ich bin schon seit Monaten in den Buchhandlungen um „City of Girls“ herumgeschlichen und habe mich immer wieder dagegen entschieden. Grund dafür waren einige durchschnittliche bis eher schlechte Rezensionen, die ich im Vorfeld gelesen hatte und mich in Kombination mit dem stolzen Preis von 17€ für ein Paperback immer wieder abschrecken konnten.
Ich kann schon einmal vorweg nehmen: Was bin ich froh, dass mich dieses Buch am Ende doch verführt hat!

Inhalt:
New York, Anfang der Vierzigerjahre:
Nachdem sie wegen schlechter Leistungen vom College geflogen ist, wird Vivian Morris, eine neunzehnjährige Jungfrau aus wohlhabendem und spießbürgerlichem Elternhaus, nach New York zu ihrer Tante Peg verbannt.
Peg Buell ist das Schwarze Schaf der Familie. Sie verfolgt einen exzentrischen Lebensstil und führt ein kleines Theater auf dem Times Square, das mit minderwertigen Vorstellungen gerade so über die Runden kommt und dessen Bewohner und Angestellte lieber dem Nachtleben frönen als sich mit dem Ernst ihrer Zeit zu beschäftigen. Das alles scheint genau das zu sein, wonach sich Vivian ihr ganzes Leben lang gesehnt hat und so stürzt sie sich umgehend und ohne Rücksicht auf Verluste in den Strudel der New Yorker Clubszene. Nun verbringt sie ihre Zeit nicht mehr mit faden College-Studentinnen, sondern mit glamourösen Revuegirls, Tänzern, Schauspielern und - ach ja - Männern, Männern und nochmals Männern. Die Großstadt und Vivians Welt scheinen sich immer schneller und noch schneller zu drehen bis das wilde Treiben plötzlich in einer Katastrophe sein jähes Ende nimmt.

Meine Meinung:
„City of Girls“ wird von der Stimme einer alten Frau erzählt. Es ist Vivian selbst, die am Ende ihres Lebens für eine gewisse Angela ihre Biographie in einen Brief packt. Der Leser erfährt erst sehr spät im Buch, wer genau Angela ist und noch viel wichtiger: Wer Angelas Vater war.
(An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass ich sofort wusste, wer Angelas Vater war. Schon bei seinem ersten Auftritt war es mir klar. Das hat dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch getan.)
Der Schreibstil ist wunderbar bildlich, atmosphärisch und in Teilen philosophisch. Man wird mitten hineingezogen in das bunte, lasterhafte New York kurz vor dem zweiten Weltkrieg. New York generell wird so schillernd und organisch beschrieben, dass man sich fast schon grämt, wenn man, so wie ich, noch nie dort war.

Dieses Schillern und der Überfluss an Leben, den der erste Teil der Geschichte vermittelt, wird vom Fischer-Verlag wunderschön im deutschen Cover transportiert. Das Cover muss ich an dieser Stelle noch einmal besonders hervorheben. Es ist für mich mühelos eines der Top Drei Cover 2020. Obwohl die dargestellte Szene nichts direkt mit „City of Girls“ zu tun hat, erinnert sie doch irgendwie an Vivian, ihre Freundin Celia und deren Eskapaden. Vermutlich ist es sogar dieses Cover, das letztendlich den Ausschlag zu meinem Kauf gegeben hat. Ich wollte es einfach unbedingt in meinem Regal sehen.

Die teils so schlechten Rezensionen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Da ist oft von „langweilig“ die Rede. Für mich war das Buch eher soghaft. Durch die autobiographische Erzählform gibt es natürlich wenig künstlich konstruierte Spannung. Das Buch ist eben wie das Leben selbst, eine Aneinanderkettung von Ereignissen, die sich manchmal gegenseitig bedingen.
Die Protagonisten sind außergewöhnlich und zumeist liebenswert gezeichnet, selbst dann noch, wenn sie objektiv betrachtet keine guten Menschen sind.
Vivian fand ich dabei am spannendsten. Obwohl die jüngere Version von ihr so naiv und in vielerlei Hinsicht auch ziemlich dumm ist, versteht man sie und ihren Wunsch nach Freiheit in dieser doch so engstirnigen Zeit. (Obwohl sie mir zu keinem Zeitpunkt leid getan hat.)
Oft habe ich auch gelesen, dass sich Rezensent*innen über den übermäßigen Fokus auf Vivians Sexualleben beschweren. Dabei gab es wenige explizite Sexszenen, vom Rest wurde nur erzählt und das auch nicht unbedingt der Sexualität wegen, sondern weil Vivians bewusste Entscheidung für ein promiskuitives Leben (entgegen der gesellschaftlichen Normen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts) ein wichtiger Teil ihrer Charakterentwicklung ist. Sie hat sich später ja auch in anderen Bereichen vom gängigen Frauenbild ihrer Zeit abgewandt. Außerdem kommt es mir manchmal so vor, als ob es selbst heute noch Menschen gibt, die es sogar einer Buchfigur vorwerfen ein solches Leben zu führen und das finde ich - kurz gesagt - unmöglich.

Wie der Titel schon sagt, legt das Buch seinen Fokus auf die Frauen in der Geschichte. Auf ihre Beziehungen untereinander und zu Männern, welche in den meisten Fällen kaum mehr als Statisten sind. Es geht um die Gefühle von Frauen, um die Bedürfnisse von Frauen und darum zu sein, wer man nun eben ist. Unabhängig davon, wer man vielleicht hätte werden sollen.

Einen kleinen Kritikpunkt am Plot von „City of Girls“ habe ich: Nachdem die große unweigerliche Katastrophe geschehen ist und Vivians Existenz in Scherben liegt, beginnt ein ruhigerer, melancholisch-philosophischer Teil des Buchs, in dem Angela und der Leser Vivian durch die Kriegsjahre ihr Erwachsenenleben begleiten. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Teil noch etwas detailreicher erzählt wird. Hier fliegt man nämlich geradezu durch die Jahre und auch in die Zeit, die Vivian mit Angelas Vater verbracht hat, hätte ich mir noch ein paar ausführlichere Einblicke gewünscht. Ich hatte teilweise den Eindruck, als ob hier ein bisschen zu viel erzählt und zu wenig gezeigt wurde.
Das Ende von Vivians Lebensgeschichte und damit auch dem Brief an Angela fand ich übrigens hochemotional. Ich war wirklich sehr ergriffen.

Fazit:
„City of Girls“ ist eine glanzvolle, abwechslungsreiche, manchmal leise und manchmal laute Geschichte über Freundschaft, Liebe, Familie, Glück und den Verlust von alledem. Ich werde sie bestimmt noch öfter lesen, weil in dem tiefen Graben zwischen dem Rausch und der Melancholie New Yorks so ein wohliges Gefühl von Wärme und Zufriedenheit zurückbleibt.
Es ist ein ganz und gar besonderes Buch.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Die Stern-Bringer

Wie ein Leuchten in tiefer Nacht
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Jojo Moyes ist seit „Ein ganzes halbes Jahr“ eine meiner meistgelesenen Autorinnen. Ihre Bücher haben einen ganz eigenen Stil, eine eigene Tiefgründigkeit und behandeln jedes Mal relevante Themen, die ...

Jojo Moyes ist seit „Ein ganzes halbes Jahr“ eine meiner meistgelesenen Autorinnen. Ihre Bücher haben einen ganz eigenen Stil, eine eigene Tiefgründigkeit und behandeln jedes Mal relevante Themen, die das Leben von Frauen in der Gegenwart oder der Vergangenheit prägen.
„Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ ist mein absolutes Lieblingsbuch von ihr, deswegen war es von Beginn an klar, dass ich auch „Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ lesen würde. Immerhin nimmt sie sich hier wieder einer historischen Tatsache an und erzählt darauf beruhend eine fiktionale Geschichte.

Inhalt:
USA, Kentucky, die 1930er Jahre: Eine Gruppe unerschrockener Frauen hat es sich in der abgelegenen Kleinstadt Baileyville zur Aufgabe gemacht einem Projekt der First Lady folgend eine mobile Bibliothek zu gründen. Da es in und um Baileyville viele Menschen gibt, die aufgrund ihrer körperlichen Einschränkungen oder aber wegen ihres abgelegenen Wohnorts keine Bibliothek besuchen können, reiten die Frauen bei Wind und Wetter auf Pferden oder Maultieren durch die Berge und bringen die Bücher zu ihnen nach Hause. Bei den Bewohnern Baileyvilles stoßen sie dabei auf viel Widerstand. Die Stadt ist geprägt von starren Konventionen und Geschlechterrollen, denen die Packhorse Library in vielerlei Hinsicht nicht nachkommt.
Eine der Frauen ist die Engländerin Alice. Sie stammt aus einer wohlhabenden Familie und ist dennoch eine Außenseiterin in der Gesellschaft, in die sie geboren wurde. Sie verliebt sich in Bennett, einen jungen Amerikaner, oder glaubt es zumindest. Um den Zwängen ihrer Herkunft zu entfliehen, folgt sie ihm in seine Heimat. Doch dort werden all ihre Hoffnungen zu Nichte gemacht. Ihr Schwiegervater ist nicht nur ein reicher Minenbesitzer sondern auch ein Tyrann, in dessen Haus sie fortan leben muss. Gleichzeitig hat Bennett keinerlei Interesse an körperlicher oder emotionaler Nähe zu ihr. Erst als Alice beginnt für die Packhorse Library Bücher auszuliefern, das neue Land auf eigene Faust zu erkunden und Freundschaft zu den anderen Frauen zu schließen, findet sie langsam zu sich selbst.
Außerdem ist da Margery O’Hare, eine unverheiratete und alleinlebende Frau aus einer verrufenen Familie, die verwegen ist und es wagt sich gegen die Geschlechterklischees aufzulehnen. Sie und ein paar weitere, durchweg liebenswerte Charaktere, die alle auf ihre Art gegen die Fesseln ihrer Zeit zu kämpfen haben, machen die Packhorse Library zu einem ganz besonderen Ort.

Meine Meinung:
„Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ ist in erster Linie kein Liebesroman, sondern ein Buch über Freundschaft und über’s Frausein in einer Zeit, in der Menschen allein wegen ihres Geschlechts extrem limitierte Möglichkeiten hatten.
Es hat mir unglaublich gut gefallen, wie gekonnt die Nebenhandlungen mit der Hauptgeschichte verwoben wurden. Das Schicksal jeder einzelnen Bibliothekarin wurde auf seine Weise erzählt. Keine von ihnen war nur ein plumper Nebencharakter. Sie alle hatten ihre Daseinsberechtigung und sie alle haben gleichermaßen versucht ihre Grenzen zu überwinden. Dabei ging es um Familie, um Ansehen, um Rassismus, um Trauer und schließlich auch um Recht. Gerade diesen Teil fand ich besonders gelungen, weil das Schwarz-Weiß-Denken der Gesellschaft daran so gut deutlich wurde. Auch heute findet man schließlich immer noch diese Denkweisen, dass man Frauen in vorgefertigte Rollenbilder einteilt: das gute und das böse Mädchen, der unschuldige Engel und die eiskalte Hexe.
Nicht nur die Freundschaften der Bibliothekarinnen haben mein Herz berührt, sondern auch die Beziehungen, welche die Frauen zu den Empfängern der Bücher aufgebaut haben. Die Bücher der Packhorse Library waren für viele der Menschen die einzige Möglichkeit, um an Bildung zu gelangen, einem tristen Alltag oder einer schwierigen Familiensituation zu entfliehen. Deswegen hat mir auch der englische Originaltitel des Buchs so gut gefallen.
„The Giver of Stars“ - Die Stern-Bringer. Weil Bücher manchmal wie Sterne am Nachthimmel in einer ziemlich dunkeln Realität sind. Aber auch den deutschen Titel finde ich gut gewählt.
Durch den Prolog wurde ein straffer Rahmen geschaffen und je weiter die Handlung voranschritt, desto mehr hat sie an Fahrt aufgenommen. Ab einem gewissen Punkt konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Geschichte hatte Tiefgründigkeit und Spannung, leise und laute Momente und das alles in genau der richtigen Dosis. Aber auch, wer gerne Liebesgeschichten liest, kam auf seine Kosten. Man kann also zusammenfassend sagen: Es hat wirklich an rein gar nichts gefehlt.


Fazit:
„Wie ein Leuchten in tiefer Nacht“ hat mich auf sehr vielen Ebenen berührt. Die Geschichte strahlt so viel Wärme und Menschlichkeit aus und kann definitiv mit „Über uns der Himmel, unter uns das Meer“ konkurrieren. Es handelt sich zweifelsfrei um ein Buch, das man nicht nur einmal liest. Bei mir wird es definitiv nicht das letzte Mal gewesen sein.

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