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Veröffentlicht am 01.11.2020

#betrunkenvorwonne

Aller guten Dinge sind zwei
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Mhairi McFarlane ist für mich die Königin des Britischen Chick-Lits.
Ich habe all ihre Bücher im Regal stehen, teilweise sogar in Originalsprache. Ich lese sie schon seit Jahren mit Begeisterung, obwohl ...

Mhairi McFarlane ist für mich die Königin des Britischen Chick-Lits.
Ich habe all ihre Bücher im Regal stehen, teilweise sogar in Originalsprache. Ich lese sie schon seit Jahren mit Begeisterung, obwohl die Protagonisten meist ein ganzes Stück älter sind als ich.
„Vielleicht mag ich dich morgen“ gehört zu meinen All-time-Highlights. Und auch ihr neuster Roman „Aller guten Dinge sind zwei“ hat mich nicht enttäuscht.

Inhalt:
Laurie, 36, Anwältin für Strafrecht in einer Großkanzlei, die eher einer Schlangengrube gleicht, wird nach 18 Jahren Beziehung von ihrem Freund Dan verlassen. Das Ende dieser Liebe wirft Laurie völlig aus der Bahn. Die Hypothek für das Haus, die zumeist giftigen Kollegen und ihre verkorkste Familiengeschichte - mit Allem muss sie sich plötzlich allein herumschlagen. Außerdem ist da auch noch die neue Frau in Dans Leben, die alles zu haben scheint, wovon Laurie immer geträumt hat.
Lauries Kollege Jamie Carter ist fünf Jahre jünger, sieht unverschämt gut aus und wird in der Kanzlei wie ein Aussätziger behandelt. Ein zweifelhafter Ruf als Aufreißer und Egomane eilt ihm voraus. Trotzdem ist es sein erklärtes Ziel zum Partner befördert zu werden.
Als Laurie und Jamie eines Abends gemeinsam im Aufzug stecken bleiben und daraufhin in einer benachbarten Bar landen, entsteht die Idee, eine Beziehung vorzutäuschen, um auf diese Weise ihre jeweiligen Ziele zu erreichen. Jamie will Chef werden und Laurie ihren Mann zurück.
Aber wie Lauries beste Freundin Emily warnt: „Es ist eine Lüge und Lügen gehen schief."

Meine Meinung:
Mhairi McFarlane ist ihrem altbekannten Stil treugeblieben. Trockener Humor und Zynismus. Außerdem hat sie einen schier unerschöpflichen Vorrat an Wortwitzen. Das typisch Britische kommt dabei so richtig gut rüber. Wie bereits erwähnt, lese ich ihre Bücher deswegen gerne auch auf Englisch. Leider trifft die deutsche Übersetzung in diesem Fall nicht immer ins Schwarze. Oft kann ich das verstehen. Noch öfter aber auch nicht. Manchmal frage ich mich auch, warum man gewisse Ausdrücke nicht einfach im Englischen belässt.
Ich meine "hashtag" trunkenvorwonne?
Wer sagt das? Wer schreibt das? Also ich nicht. Hätte man nicht wenigstens sowas wie "hashtag" besoffenvorglück daraus machen können? Das wäre wenigstens ein bisschen näher an der Realität gewesen.

Ich habe die Charaktere in „Aller guten Dinge sind zwei“ geliebt. Laurie ist eine echte Powerfrau, die sich in einer Männerdomäne durchkämpft. Gleichzeitig wurde ihr Leid und ihre Trauerarbeit nach dem plötzlichen Beziehungsaus so bildlich und vielschichtig dargestellt. Ich habe sie sehr gemocht. Sie war so herrlich unperfekt. Ihre Stärken und Schwächen wurden in ihren Facetten greifbar gemacht. Das lag auch daran, dass ihre Vergangenheit so gut beleuchtet. Das Selbstmitleid, das sie manchmal an den Tag legt, hat mich nicht gestört. Im Gegenteil. Ich fand, das sie dazu ja auch berechtigt war, nachdem 18 Jahre vor die Hunde gegangen sind.
Jamie ist ebenfalls grandios gewesen. (Auch wenn er mich irgendwie an JAMES aus „Vielleicht mag ich dich morgen“ erinnert hat. Dunkelhaariger, märchenhaft gutaussehender Mann mit Katze, das hatten wir doch schon?) Am Anfang wird man als Leser mit dem vorurteilsbehafteten Klischee konfrontiert, das ihm zugesprochen wird. Es ist wie eine Hülle, die man mit jeder neuen Seite weiter abstreift.
Und dann sind da ja auch noch die Nebencharaktere. Cheers to Bharat, Hattie und Di. Es war mir ein Fest. Ganz besonders hervorheben muss ich aber Emily. Die beste Freundin ist ja immer so eine Rolle in Liebesromanen, die schnell in die Bedeutungslosigkeit abdriftet. Das war hier gar nicht der Fall. Im Gegenteil. Emily hatte sogar ihre eigene kleine Geschichte.

Die Ereignisse im Laufe des Plots haben perfekt ineinander gegriffen. Ganz automatisch hat sich die Geschichte entfaltet und wirkte dabei überhaupt nicht konstruiert, obwohl das ganze Thema zugegeben ziemlich realitätsfern ist.

In Mhairi McFarlanes Büchern werden trotz all dem Humor und der Flapsigkeit zumeist tiefgreifende Themen angesprochen. Das gefällt mir besonders gut. In diesem Fall war es die Frage nach der Großen Liebe und die nach Familie und was das beides eigentlich ist.
Als Laurie realisiert hat, wer ihre wirklich Große Liebe ist, war das ein so herzerwärmend glorreicher Moment.
Natürlich bekommt man am Ende, das was auf der Verpackung steht. Einen Frauenroman zum Lachen und Mitfiebern. Keine große Literatur. Aber dafür genau die richtige Dosis an Ernsthaftigkeit.

Fazit:
Ich warte heute schon sehnsüchtig auf Mhairi McFarlanes nächstes Buch und bleibe ganz bestimmt eine treue Leserin. Wer eine gemütliche Buchreise nach England unternehmen will, ist hier genau richtig. Tausend Sterne für Mhairi, nicht ganz so viele für die deutsche Übersetzung.

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Veröffentlicht am 12.10.2020

Neues aus dem Roberts-Universum

Am dunkelsten Tag
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Ich bin ein riesiger Fan von Nora Roberts und habe in den letzten Jahren unzählige Bücher von ihr gelesen. Gleichzeitig kann ich aber auch verstehen, dass jemand Kritik an ihren Geschichten äußert.
Wenn ...

Ich bin ein riesiger Fan von Nora Roberts und habe in den letzten Jahren unzählige Bücher von ihr gelesen. Gleichzeitig kann ich aber auch verstehen, dass jemand Kritik an ihren Geschichten äußert.
Wenn man sich für einen Nora-Roberts-Roman entscheidet, dann sollte man sich von Anfang darüber im Klaren sein, was man bekommt. Das ist nämlich für gewöhnlich (zumindest bei den „stand alones“) immer das Gleiche: Eine Mischung aus Crime und Romance mit waschechten Bösewichten, die manchmal so krank sind, dass es nicht leicht ist, sie auszuhalten. Gleichzeitig typisch amerikanische Protagonisten. Die Männer sind gerne mal Polizisten, Detektive oder Ex-Soldaten. Die Frauen meist kämpferisch, unabhängig und emanzipiert. Außerdem ein sehr detaillierter Schreibstil, den manch einer vielleicht als langatmig bezeichnen würde. Nora Roberts erzählt gerne Nebengeschichten, die mit dem eigentlichen Plot nur lose zusammenhängen. Ich persönlich liebe genau diese Eigenschaften ihrer Bücher und auch für „Am dunkelsten Tag“ sind sie wieder einmal zutreffend.

Inhalt:
Im Jahr 2005 kommt es in einem Einkaufszentrum in Portland zu einem Amoklauf. Drei Jugendliche erschießen über neunzig Menschen und verletzen etliche andere schwer.
Unter ihnen ist Simone, die damals erst fünfzehn ist und von einer öffentlichen Toilette aus den ersten Notruf absetzt. Außerdem sind da der College-Student Reed, der einem kleinen Jungen das Leben rettet und die Polizistin Essie, die einen der Angreifer erschießt und damit viele weitere Opfer verhindert.
Ihren Lebensgeschichten und denen einiger anderer folgt das Buch über lange Zeit. Sie sind nämlich eng miteinander verwoben.
Auch Jahre später können die Überlebenden des Amoklaufs nicht zur Ruhe kommen, denn obwohl die Schützen gestorben sind, gibt es immer noch jemanden, der keine Ruhe gibt.

Meine Meinung:
Das Cover passt perfekt in die deutsche Reihe dieser Romane. Das Bild auf der Front hat meine Vorstellung von Reeds Haus auf der Insel genau getroffen.
Wie bereits angedeutet, liebe ich Noras Art zu schreiben und normalerweise waren die deutschen Übersetzungen auch immer sehr gelungen. Bei „Am Dunkeslten Tag“ ist das nicht immer der Fall. In den ersten Kapiteln klang es an manchen Stellen fast so, als hätte die Übersetzerin den Satz in Google Übersetzer eingespeist. Später wurden diese Sätze aber immer seltener. Prinzipiell bin ich zufrieden mit dem Schreibstil.
Trotzdem habe ich in den ersten Kapiteln so viel geweint, wie vielleicht noch bei keinem Roman dieser Autorin. Ihre Darstellung des Amoklaufs und die Schicksale der Menschen haben mich so berührt. Man sollte unbedingt ein Taschentuch bereit halten!
In „Am Dunkelsten Tag“ gibt es sehr viele unterschiedliche Charaktere, aber als Leser kann man sie gut auseinander halten, weil das Buch so umfangreich ist. Auch das ist ja grundsätzlich typisch für Nora Roberts. Ich fand Simone, ihre Großmutter CiCi, Reed und Essie sehr gelungen. Ich konnte sie greifen und sie gehören definitiv zu meinen Lieblings-Protagonisten im Roberts-Universum. Auf Platz 1 schaffen sie es zwar nicht (Da steht für immer Prinzessin Adrianne aus „Gefährliche Verstrickungen“), aber definitiv unter die Top 5.
Nora Roberts kann allerdings nicht nur gut über Familienclans und die Polizei schreiben, sondern auch über Menschen mit gestörten Gedanken. Man erfährt im Buch recht früh, wer der eigentliche Bösewicht ist. Und dieser hat es ziemlich in sich.

ACHTUNG KLEINER SPOILER

Ich musste bei den Morden an der Mutter und den Großeltern wirklich schlucken. Das war richtig schwer zu lesen. Vor allem die Mutter hat mir so schrecklich leid getan. Auch, wenn es nur eine Geschichte ist. Allein die Vorstellung ist so abgrundtief traurig.

Fazit:
„Am Dunkelsten Tag“ hat alle Zutaten, die ein richtig guter „Roberts-Roman“ braucht. Wenn man diese Bücher liebt, dann liebt man sie einfach. Das Buch hat mich tief berührt, aber auch an den richtigen Stellen wütend und traurig gemacht. Am Ende war ich wehmütig, mich von den Figuren verabschieden zu müssen, weil sie mir über die vielen Seiten hinweg so vertraut geworden sind.
Also alles genau so, wie es sein sollte. :)

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Veröffentlicht am 29.09.2020

Wir sind nicht allein auf der Erde!

Aus schwarzem Wasser
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Es fällt mir schwer über dieses Buch zu schreiben, weil es so viel auf einmal ist. Es ist sprachgewaltig, faszinierend, kompliziert und manchmal auch frustrierend.
Vor allem aber ist es fast unmöglich ...

Es fällt mir schwer über dieses Buch zu schreiben, weil es so viel auf einmal ist. Es ist sprachgewaltig, faszinierend, kompliziert und manchmal auch frustrierend.
Vor allem aber ist es fast unmöglich spoilerfrei eine aussagekräftige Rezension darüber zu verfassen. Deswegen ist das hier jetzt meine WARNUNG! Ich schreibe keine direkten Spoiler, aber wer völlig ahnungslos in das Buch gehen will, sollte besser nicht weiterlesen.

Zusammenfassung:
Majas Mutter ist Patricia Kohlbeck, die deutsche Innenministerin, außerdem eine renommierte Wissenschaftlerin, Ärztin und gefährliche Frau. Die beiden haben nach einem Streit vor zwei Jahren keinen Kontakt mehr zueinander. Dementsprechend überrascht ist Maja, als ihre Mutter plötzlich vor der Wohnungstür ihres Nicht-Freunds Daniel auftaucht und verlangt, dass sie in ihr Auto steigt. Die folgende Fahrt endet in einem Unfall, den Patricia nicht überlebt und Maja scheinbar auch nicht. Aber dann eben doch. Die Umstände ihres Überlebens sind allerdings äußerst mysteriös. Patricias Assistent Efrail, der Maja das Leben gerettet hat, spielt definitiv eine große Rolle dabei. Nur welche? Und inwiefern ist Robert, Majas väterlicher Freund und Leiter des Bundesnachrichtendiensts, in die Geschehnisse verwickelt?

„Aus Schwarzem Wasser“ erzählt die Geschehnisse der folgenden fünf Tage und außerdem noch einige Ereignisse, die etwa zwanzig Jahre zurückliegen.

Meine Meinung:
Ich habe „Aus schwarzem Wasser“ gekauft, weil Anne Freytag es geschrieben hat, und diese ist eine der besten deutschen Autorinnen, die ich kenne. Die Art und Weise wie sie mit Worten Bilder malen kann, ist unvergleichlich! Als ich gehört habe, dass sie jetzt vom Jugendbuch zu einem neuen, erwachseneren Genre übergegangen ist, war ich sofort neugierig. Die Leseprobe hat mich bereits nach der ersten Seite überzeugt.

Wie das so ist - wenn wir Klappentexte und Kurzbeschreibungen zu Büchern lesen, dann haben wir sofort unsere Vorstellungen von der Geschichte. Selten sind meine Vorstellungen so stark von dem tatsächlichen Inhalt des Buchs abgewichen wie in diesem Fall.
Ich dachte, ich hätte einen Polit-Thriller in der Hand! Aber das ist dieses Buch nicht! Oder vielleicht auch irgendwie doch. Aber nicht in erster Linie. Ich würde „Aus Schwarzem Wasser“ als Mischung aus Fantasy, Science-Fiction und Dystopie bezeichnen und einen Warnhinweis für alle Verschwörungstheoretiker aussprechen, weil solche sich nach dem Lesen dieses Buchs maximal getriggert fühlen könnten.

Anne Freytag arbeitet ein wahnsinnig wichtiges Thema, nämlich die Verschmutzung und Vergiftung unserer Meere und Flüsse und die damit einhergehende Zerstörung der Artenvielfalt, auf eine literarisch äußerst ungewöhnliche Weise auf. Man könnte die ganze Geschichte als eine große Metapher sehen und letztendlich stellt sie die Frage: „Was wäre, wenn dieser Lebensraum jemandem gehören würde, der uns ebenbürtig ist?“

Die Kapitel in „Aus Schwarzem Wasser“ sind meist nur wenige Seiten lang, sodass man immer denkt „Eins geht noch“ und dann noch eins liest und noch eins…
Sie werden aus der Sicht von unterschiedlichen Personen wiedergegeben. Allerdings sind nur Majas und Efrails Kapitel in der Ich-Perspektive geschrieben, die anderen werden in der dritten Person geschildert. Diese Art des Erzählens ist ungewöhnlich, aber ich glaube, dass die Geschichte das braucht, weil nur so das Gesamtbild vermittelt werden kann. Darum geht es in diesem Buch auch. Es wird so ein gewaltiges Thema aufgearbeitet, sodass an manchen Stellen, vor allem gegen Ende hin, mehr Personen zu Wort kommen, um die verschiedenen Facetten der Geschichte darzustellen.
Trotzdem sind die Charaktere sehr fein ausgearbeitet. Meistens erhält man genau die richtige Dosis an Informationen, um die Handlungen der Personen nachvollziehen zu können. Die verschiedenen Nuancen in den Beziehungen zwischen Maja und Patricia und zwischen Patricia und ihrer Lebens-Affäre Robert haben mir besonders gut gefallen.

Maja als Protagonistin mochte ich außerdem sehr. Vor allem deswegen, weil es sie gar nicht interessiert, ob man sie mag oder nicht. Sie wirkte rund und echt. Ich konnte ihre Gefühle greifen, ihre Zerrissenheit, wenn sie liebt, obwohl sie nicht will und nicht liebt, obwohl sie wollen würde.
Manchmal hat mir allerdings etwas gefehlt. Vor allem im Bezug auf Efrail und seinen väterlichen Mentor Saul. Über die beiden und ihre gemeinsame Vergangenheit hätte ich gerne noch mehr erfahren. Efrail ist geheimnisvoll und bleibt das auch irgendwie bis zum Schluss. Er hätte noch so viel Potenzial geboten, um seinen Charakter weiter auszubauen. Ich verstehe, dass das in dem Buch keinen Platz mehr gefunden hat. Die Geschichte hätte dafür auch noch dreihundert Seiten mehr vertragen können.

„Aus Schwarzem Wasser“ ist voll von Plotttwists. Gegen Ende hin werden es immer mehr und sie folgen immer schneller aufeinander, sodass ich manchmal gar nicht richtig hinterher gekommen bin. Man muss sich beim Lesen definitiv konzentrieren um nicht den roten Faden zu verlieren. Das Buch ist kompliziert und ich hatte immer mal wieder das Bedürfnis ein paar Kapitel zurückzuspringen, um sicher zu gehen, dass ich nichts verpasst habe. Manchmal konnte ich auch gar nicht herausfinden, ob es an mir liegt oder, ob das Buch einen Logikfehler enthält.
Auf jeden Fall hätte ich es nach der letzten Seite am liebsten gleich nochmal gelesen, um der Sache besser auf den Grund gehen zu können.

Fazit:

Die Idee zu „Aus Schwarzem Wasser“ ist einzigartig. Ich habe nie etwas Vergleichbares gelesen. Und dann auch noch in dieser Sprache! Anne Freytags Bücher sind wirklich Wellness für mein Leserherz. Sie kann mit so wenigen Worten gewaltige Szenen wie aus einem Katastrophenfilm entstehen lassen!
Ich ziehe einen halben Stern ab, dafür, dass das Buch eigentlich hätte länger sein sollen, um Efrail, Saul und ihren Anteil an der Geschichte aufarbeiten zu können.
Trotzdem bleibt „Aus Schwarzem Wasser“ grandios.

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Veröffentlicht am 27.09.2020

Ich sehe nur dich.

Too Late
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First of all: Dieses Buch braucht eine Triggerwarnung!
Wenn man Probleme hat, sich literarisch mit den Themen Vergewaltigung, häusliche Gewalt, toxische Beziehung, Drogenkonsum, Waffengewalt, Stalking ...

First of all: Dieses Buch braucht eine Triggerwarnung!
Wenn man Probleme hat, sich literarisch mit den Themen Vergewaltigung, häusliche Gewalt, toxische Beziehung, Drogenkonsum, Waffengewalt, Stalking und Narzissmus auseinanderzusetzen, sollte man besser die Finger davon lassen.

Zusammenfassung:
Die Studentin Sloan hat nie gelernt, wie sich gesunde Liebe anzufühlen hat und geht deswegen eine Beziehung mit ihrem übergriffigen Kommilitonen Asa ein.
Asa lebt einen luxuriösen Lifestyle, denn er ist der Kopf des größten College-Dorgenrings in den USA. Als Sloan von seinen Machenschaften erfährt, versucht sie ihn zu verlassen, scheitert jedoch, da sie sich selbst und ihren kranken Bruder ohne Asas Hilfe nicht finanzieren kann.
Gemeinsam leben die beiden in einem Haus, in dem immer Fremde zu Gast sind und die Partys niemals zu Ende gehen. Sloan belastet diese Situation sehr, Asa ist blind für ihr Leid und gleichzeitig besessen von seiner Liebe zu ihr.
Carter ist ein verdeckter Ermittler und scheust sich gemeinsam mit einem Kollegen in Asas engsten Kreis ein, mit dem Ziel Beweise gegen ihn zu sammeln und ihn vor Gericht zu bringen. Sloan und er verlieben sich Hals über Kopf ineinander, sind sich aber bewusst, dass Asa sie niemals gehen lassen wird. Lieber würde er einen Mord begehen.

Meine Meinung:
Mir gefällt das Cover der Paperback-Version besser. Es hat dafür gesorgt, dass der Film in meinem Kopfkino die ganze Zeit über in Rotlicht getaucht war.
Der Titel des Buchs irritiert mich, weil ich absolut keinen Zusammenhang zur Handlung sehe. Ich kann nicht verstehen, warum man ausgerechnet "Too late" gewählt hat. Mein Vorschlag für die deutsche Übersetzung wäre: "Ich sehe nur dich." gewesen. Das hätte in vielerlei Hinsicht gepasst und ist eine wesentliche Textzeile im Buch.

Ich mochte vor allem den Aufbau des Buchs. Es ist zu Ende und dann quasi doch nicht. Die Geschichte wird nach dem eigentlichen Ende in mehreren Handlungssträngen weitererzählt. Das gefällt mir, weil ich oft in Büchern das Bedürfnis habe zu erfahren wie es nach dem Happy/ Tragic End mit den Charakteren weitergeht. Ich würde gerne noch aus ihrem neuen Alltag lesen oder einen Einblick in ihre Zukunft erhalten.
Der Schreibstil ist flüssig, obwohl das Wort "total" für meinen Geschmack ein bisschen zu inflationär gebraucht wird.

"Too late" ist das zweite Buch von Colleen Hoover, das ich gelesen habe. Zuvor bin ich dem Hype um "Verity" erlegen und obwohl ich da schon mit verschiedenen Aspekten meine Probleme hatte, fand ich die Geschichte so klug aufgebaut, dass ich gerne noch mehr "Frauenthriller" der Autorin lesen wollte.
"Too late" hat inhaltlich sowohl meine guten Erwartungen erfüllt, als auch meine schlechten.

Es ist interessant, dass das Buch kein wirkliches Setting hat. Die Stadt und der Bundessaat werden nicht beim Namen genannt. Die Schauplätze werden so gut wie nicht beschrieben. Nicht einmal Asas Haus. Der Fokus liegt rein auf dem Erleben der Protagonisten. Trotzdem schafft es das Buch dem Leser eine dunkle und spannungsgeladene Atmosphäre zu vermitteln.

Obwohl die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der drei Hauptcharaktere erzählt wird und man dadurch viel Innensicht erhält, wirkt vor allem Luke sehr flach auf mich. Man erfährt einfach zu wenig über ihn als Mensch. Seine Vergangenheit bleibt beinahe völlig im Dunkeln. Der Fokus liegt darauf, ihn als respekt- und verständnisvollen Retter darzustellen. Sein einziger Makel ist es, dass er zu gutherzig für den Job als Polizist ist.
Sloan konnte ich besser greifen. Man erfährt, wo sie herkommt, was sie antreibt und wovon sie träumt. Es ist einfach sie zu mögen, obwohl ich die Darstellung ihrer Person trotzdem für problematisch halte. Sloan erträgt die emotionale und körperliche Gewalt, die Asa ihr gegenüber anwendet in so gut wie jeder Situation widerstandslos. Das ist bestimmt eine nachvollziehbare und realitätsnahe Verhaltensweise, die man bei vielen Opfern findet. Ich mag es jedoch nicht, dass im Buch immer wieder betont wird, dass dieses Ertragen und Aushaltenkönnen sie zu einer so außergewöhnlich starken Person macht. An manchen Stellen kommt es mir so vor, als würde zwischen den Zeilen gesagt werden, dass es weniger stark gewesen wäre, wenn sie zur Polizei gegangen wäre oder sich gegen Asa gewehrt hätte.
Die Kapitel, die aus Asas Sicht geschrieben wurden, waren für mich oft nur schwer zu ertragen. Es ist offensichtlich, dass Colleen Hoover einen Protagonisten mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung schreiben wollte. Er ist völlig unfähig dazu Gefühle anderer Menschen einordnen zu können und selbst seine Liebe zu Sloan ist Ich-fokussiert. Die Art und Weise wie er den Sex zwischen sich und Sloan schildert, ist wirklich nichts für schwache Nerven. Das sollte einem unbedingt klar sein, wenn man sich für dieses Buch entscheidet.

Wie bereits erwähnt mochte ich den Aufbau mit der Geschichte nach der Geschichte. Allerdings war mir der Inhalt hier ein bisschen zu dramatisch.
ACHTUNG SPOILER:
Als Sloan ihre Rache hatte, hätte die Geschichte vorbei sein sollen. Die Schwangerschaft und die ziemlich detailreiche Vergewaltigungsszenen wären wirklich nicht mehr nötig gewesen.

Fazit:

„Too late“ von Colleen Hoover ist prinzipiell ein gutes Buch, das ich jedem empfehlen würde, der Lust auf Spannung hat und mit Abgründen umgehen kann. Ich konnte das Ende bzw. die zwei bis drei Enden nicht sicher vorausahnen und das ist ja bekanntlich immer ein gutes Zeichen. Trotzdem hätte hätte man auf die ein oder andere ausführliche Sexszene zwischen Asa und Sloan verzichten können. Das hätte der bedrohlichen Stimmung keinen Abbruch getan.

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