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Veröffentlicht am 08.06.2019

Leclerc und Tyson in ihrem 4. gemeinsamen Einsatz

Schatten der Provence
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Commissaire Albin Leclerc und sein Mops Tyson können es einfach nicht lassen, von Ruhestand kann hier nicht die Rede sein eher Unruhestand. In dem mittlerweile 4. Fall sind sie wieder fleißig mit eigenständigen ...

Commissaire Albin Leclerc und sein Mops Tyson können es einfach nicht lassen, von Ruhestand kann hier nicht die Rede sein eher Unruhestand. In dem mittlerweile 4. Fall sind sie wieder fleißig mit eigenständigen Ermittlungen beschäftigt. Sein Privatleben scheint geregelt, Veronique und er verstehen sich, Tochter Manon und Enkelin Clara sind jetzt auch zu ihnen in die Provence gezogen und sie hat sich privat mit seiner früheren Kollegin Caterine Castel angefreundet. Nur diese geregelten Abläufe sind nichts für Albin, er muß mit Mops Tyson etwas tun, auch wenn es gefährlich wird. Herrlich zu lesen, sind die Gedanken/Unterhaltungen die die beiden miteinander führen, das bringt den Humor in den Krimi.


Der vorliegende 4. Fall beginnt mit einem spektakulären Überfall auf einen Kunsttransporter, bei dem auch etliche Tote zu verzeichnen sind. In dem Versteck der Täter, einer alten Tankstelle, wird noch mehr Kunst gefunden. Die offiziellen Ermittlungen übernehmen erst Caterine Castel und Alain Theroux bis sich höhere Stellen von Interpol berufen fühlen, die Leitung an sich zu reißen, so daß viel Zeit und Nerven wegen des Streits auf der Strecke bleiben.

Der nach außen harmlose Albin hört sich bei anderen Einbruchsopfern sowie Kunsthändlern um. Und dann gibt es in diesem Kreis plötzlich Mordopfer und Albin ist dem Täter sehr, sehr nahe.

Als Leser hat man durch den im Jahr 1944 angesiedelten Prolog schon einige Wissensvorteile und kann sich denken woher diese Gemälde stammen und wie das Ganze zusammenhängt. Natürlich wird der Fall am Ende zufrieden stellend gelöst und für Albin nimmt das Ganze ein besonderes Ende, mehr verrate ich hierzu nicht.


Der Autor hat auch diesen Band wieder spannend, kurzweilig und unterhaltsam geschrieben. Albin bringt die Prise Humor, der den Leser zum Schmunzeln bringt. Man spürt auch die Verbundenheit des Autors mit der Provence und seine Liebe zu dem Landstrich. Er beschreibt die Atmosphäre, Landschaft und das Leben schlechthin bildhaft und vorstellbar. Dieses spezielle Kunst-Thema hat Sven Koch intensiv recherchiert und die Motive Habsucht, Steuerhinterziehung, internationale Kriminalität wurden gut herausgearbeitet.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung und man kann durchaus einzelne Bände lesen, da sie in sich abgeschlossen sind und man nicht unbedingt Vorkenntnisse besitzen muß.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Solider Krimi

Dünenblut
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Der 6. Fall für die Fantastic Four

Dieses Mal ist der Schauplatz Dänemark. Es wird die grausig zugerichtete Leiche der Künstlerin/Sängerin Hela (Freja Holm) gefunden. Der Täter ritzte ihr bei vollem ...

Der 6. Fall für die Fantastic Four

Dieses Mal ist der Schauplatz Dänemark. Es wird die grausig zugerichtete Leiche der Künstlerin/Sängerin Hela (Freja Holm) gefunden. Der Täter ritzte ihr bei vollem Bewußtsein u.a. Runenzitate aus der Edda in die Haut. Sie wurde genau so getötet und hergerichtet wie im letzten Winter die prominente Beachvolleyballerin Mette. Anne Madsen von der Kripo Arhus soll den Fall des sog. Runenkillers lösen. Gerade beginnt eine Affäre zwischen ihr und Tjark Wolf, der seine Ferien in Dänemark verbringt. Was beide nicht ahnen können ist, daß sie vom Mörder beobachtet und fotografiert werden. Es gipfelt darin, daß Anne nach einer Liebesnacht entführt wird und das Schlafzimmer mit allen Spuren eindeutig auf Tjark als Täter hinweisen. Bei seiner Urlaubsrückkehr in wird er schon von der deutschen Polizei erwartet und soll verhaftet werden. Er taucht daraufhin unter und flüchtet nach Dänemark, um sich als Einzelkämpfer auf die Suche nach Anne zu machen.



Der Krimi und die Ermittlungsarbeit waren auf jeden Fall spannend ge- und beschrieben. Auch dieser Fall ließ sich flüssig lesen und ich bin dem Autor und seinen falschen Fährten einige Male auf den Leim gegangen. Die Küstenatmosphäre wurde bildhaft beschrieben und als Leser fühlte ich mich mitgenommen. Die Auflösung des Falles war schlüssig und ließ keine Fragen offen. Allerdings das letzte Drittel des Buches und das Finale waren mir zu konstruiert, überzogen und dadurch unrealistisch. Damit meine ich vor allem die actionreichen Alleingänge von Tjark im Finale. Leider kam der Einsatz von 3en der Fantastic Four in diesem Band für mich etwas zu kurz.

Das Buch endet mit einer Aussage, die den Leser anfixt, den nächsten Band unbedingt lesen zu wollen.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Wer sagt die Wahrheit oder lügen alle?

Die Lüge
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Schauplatz Lund in Schweden
Ausgangspunkt ist, daß ein 32jähriger Geschäftsmann kurz nach Mitternacht erstochen wurde. Er hatte einige Feinde in seinem Umfeld und war mit der nur 19jährigen Stella befreundet. ...

Schauplatz Lund in Schweden
Ausgangspunkt ist, daß ein 32jähriger Geschäftsmann kurz nach Mitternacht erstochen wurde. Er hatte einige Feinde in seinem Umfeld und war mit der nur 19jährigen Stella befreundet. Sie wird des Mordes verdächtigt und in Untersuchungshaft genommen, jetzt steht sie vor Gericht.

Im Folgenden wird die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven aufgerollt. Zuerst erläutert der Vater, ein Pfarrer, dann die Tochter Stella, ein rebellischer Teenie und am Ende Mutter Ulrika, eine Rechtsanwältin jeweils ihre Sicht der Dinge. Dies geschieht vor allem unter den Gesichtspunkten ihrer Vergangenheit und ihrer Beziehung zueinander, dann der Geschehnisse am und um den Mordtag, über die intensive Freundschaft mit Amina, Stellas Freundin seit Kindertagen, sowie Details aus der eigenen Gefühlswelt. Und hier merkt man, wie unterschiedlich die Wahrnehmung selbst innerhalb einer Familie sein kann.

Im Epilog erfährt der Leser die endgültige Wahrheit und damit auch, wer wann gelogen hat, um die Familie zu erhalten.


Dieser Krimi hat mich von Beginn an in seinen Bann gezogen. Es wird jede Person sehr menschlich, authentisch, intensiv, facettenreich und mit Tiefgang geschildert. Man glaubt jedem Einzelnen seine Äußerungen. Gleichzeitig werden Zweifel gesät an den Aussagen der Anderen, aber es ist auch jeder bemüht, unter allen Umständen den Anderen und die Familie zu schützen.

Es war für mich ein absolut spannendes Leseerlebnis.
Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 05.06.2019

Die Toten sollen einen Namen bekommen

Unbarmherzig (Ein Gina-Angelucci-Krimi 2)
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Gina Angelucci kehrt in ihren Dienst bei der Mordkommission München, Abteilung Cold Cases, zurück. Tino Dühnfort bleibt mit Töchterchen Chiara zu Hause und nimmt jetzt seine Elternzeit. Die kleine Familie ...

Gina Angelucci kehrt in ihren Dienst bei der Mordkommission München, Abteilung Cold Cases, zurück. Tino Dühnfort bleibt mit Töchterchen Chiara zu Hause und nimmt jetzt seine Elternzeit. Die kleine Familie scheint rundum zufrieden und die Eltern bemühen sich zärtlich besorgt um das Wohlbefinden ihrer kleinen Chiara, die mit einem Herzfehler und dem Down-Syndrom geboren wurde.

Aktuell wurden in dem kleinen Ort Altbruck Schädel und Skelettteile von zwei Personen gefunden, die scheinbar 70-80 Jahre alt sind. Gina und ihr Team ermitteln. Gina erinnert sich noch gut, daß ihre enge Freundin Hermine als Teenie verschwand und man niemals wieder etwas von ihr hörte. Das ist einer der Gründe, weshalb sie den Toten einen Namen geben möchte und auch die Angehörigen verständigen will. Durch eine Isotopenanalyse stellt sich heraus, daß es sich um einen einheimischen Mann handeln muß und um eine Baltin. Als Information erfährt Gina, daß es im Ort ein Heeresmunitionslager gab, in welchem Zwangsarbeiterinnen tätig waren. In einem weiteren Strang kommt die Baltin, Kairi zu Wort und man erfährt ferner wichtige Details über die jungen, einheimischen Burschen. Damit hat der Leser eindeutig einen Vorsprung gegenüber Ginas Ermittlungsarbeit. Ein geplanter Neubau, der am Leichenfundort erstellt werden soll, wird vorerst eingestellt.

Einzelne Bewohner haben sich mit der Geschichte des Ortes befasst und können Gina weiterhelfen. Die Leichenteile wurden von der Witwe Ella gefunden, sie und ein Teil ihrer Familie sind seit vielen Jahren zerstritten. Eine Versöhnung ist gerade im Gespräch und die Alten können sich an diese Zeit noch sehr gut erinnern und etwas zur Aufklärung beitragen. Und eine Person in Altbruck kennt die Wahrheit! Wird Gina sie auch herausfinden?

In München haben Gina und Tino das Gefühl von einer Frau gestalked zu werden und es kostet sie viele Nerven, dieses Thema abzuschließen.



Ich habe tatsächlich alle bisherigen Krimis der Autorin gelesen und ihr Schreibstil ist wie immer sehr flüssig zu lesen, spannend und man legt das Buch erst aus der Hand, wenn es ausgelesen ist. Es ist wie ein Treffen mit guten Freunden, die man einige Zeit nicht gesehen hat, alles wird nach ein paar Seiten wieder lebendig und präsent.

Sie beschreibt Gina, Tino und Chiara liebevoll und ihr Leben, sowohl privat als auch beruflich, sehr realistisch. Der Strang um die Stalkerin wurde gut aufgelöst. Auch die Ermittlungsarbeit und dieses Verbeißen von Gina konnte man gut mit verfolgen. Die Bewohner und ihr Verhältnis, ihre Streitereien untereinander und die Versöhnungsversuche wurden authentisch beschrieben und könnten überall so passieren. Die Auflösung hat sich schon vorher abgezeichnet, was aber der Spannung nicht geschadet hat. Auch das Verhalten von Gina am Ende fand ich sehr sympathisch.

Von mir gibt es auf jeden Fall auch für den 2. Band um Gina eine eindeutige Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 24.05.2019

Atmosphärischer Krimi

Nachts schweigt das Meer
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Detective Inspector Benesek Kitto, genannt Ben, kommt nach 10 Jahren samt seinem Adoptivhund Shadow von London zurück auf die Insel Bryher. Ben hat gerade einschneidende Erlebnisse hinter sich und seine ...

Detective Inspector Benesek Kitto, genannt Ben, kommt nach 10 Jahren samt seinem Adoptivhund Shadow von London zurück auf die Insel Bryher. Ben hat gerade einschneidende Erlebnisse hinter sich und seine berufliche Partnerin Claire verloren. Hund Shadow ist ihr Vermächtnis. Um sich über seine weitere berufliche Zukunft Gedanken zu machen hat er sich eine Auszeit genommen. Sein Plan war eigentlich, seinem Onkel beim Bootsbau zur Seite zu stehen. Als die Leiche der 16-jährigen Laura gefunden wird, hilft er der Polizei selbstverständlich mit seiner Erfahrung aus und da er einen Überblick über die begrenzte Anzahl von Bewohnern hat, erweist sich das durchaus hilfreich. Leider wird nach einiger Zeit auch noch die Leiche ihres Freundes Danny gefunden. Die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwierig, weil Ben die Einheimischen samt ihren Verflechtungen untereinander kennt alle gut kennt und sich keinen wirklich als Täter vorstellen kann. Allerdings werden peu à peu Geheimnisse offenbart.



Dem Leser wird hier ein neuer Schauplatz präsentiert – die Scilly-Inseln, und zwar im Winter. Als Leser konnte man aufgrund der bildhaften Beschreibungen die Atmosphäre richtig spüren - die wilde See, Dauerregen, die Einstellung des Fährbetriebs etc. Sehr positiv ist anzumerken, daß sich vorne im Buchinnendeckel eine (für mich hilfreiche) Landkarte befindet.

Ein Krimi, der aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wurde. Zum einen aus der Sicht von Ben mit seinem Vorleben, seinen aktuellen Ermittlungen und auf der anderen Seite von Rose, einer Mutter, die ihren Sohn vor einem Unglück bewahren möchte und selbst um die Erhaltung ihres Hauses bangen muß. Ben wurde für mich sehr gut charakterisiert und auch seine Zuneigung zu seinem treuen Begleiter. Die Bewohner wurden auch überzeugend dargestellt. Die Auflösung der Story fand ich schlüssig, aber für mich überraschend. Der Schreibstil ließ sich flüssig lesen. Spannung stand für mich hier nicht so im Fokus, sondern für mich war es die Beschreibung und die Atmosphäre auf der Insel samt seiner überschaubaren Anzahl von 85 Bewohnern und Nina als einzigen Gast. Dies wurde sehr bildhaft und gut vorstellbar beschrieben. Als Leser wurde man direkt animiert, auf den Scilly-Inseln einmal Urlaub zu machen.

Dieser Krimi ist Lesern zu empfehlen, die gerne ruhige Krimis in bildhafter Atmosphäre bevorzugen.