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Veröffentlicht am 08.02.2024

Mörderisches Island zum Dritten

Verborgen
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Schauplatz Island – Akranes
Bei einem Brand in einem Einfamilienhaus wird die Leiche des 20jährigen Sohnes der Familie Marinó Finnson gefunden. Wie sich herausstellt, war er aller Wahrscheinlichkeit nach ...

Schauplatz Island – Akranes
Bei einem Brand in einem Einfamilienhaus wird die Leiche des 20jährigen Sohnes der Familie Marinó Finnson gefunden. Wie sich herausstellt, war er aller Wahrscheinlichkeit nach schon vor dem Brand tot, dieser diente nur zur Verschleierung. In seinem Blut werden große Mengen von Schlafmittel und auch Alkohol gefunden. Seine Eltern waren zu diesem Zeitpunkt in einem Hotel, die Zwillingsschwester bei ihrem Freund. Bei der Finanzkrise 2008 hatten die Eltern mit Immobilien viel Geld verdient und sich deshalb auch viele Feinde bzw. Neider gemacht. Marinó und seine Clique hatten am Abend eine Party gefeiert, war hier vielleicht der Auslöser für die Taten zu suchen? Kriminalkommissar Saevar und seine Kollegin Elma ermitteln zunächst im engen Umfeld von Marinó. Und dann kommt es zum nächsten Leichenfund. Im Gartenschuppen von Marinós Elternhaus wird die Leiche des Au-pair-Mädchens Lise gefunden. Was ist womöglich bei dieser Party aus den Fugen geraten?


Auch dieser 3. Band ist spannend geschrieben und der Plot ist komplex. Die Autorin beschreibt die Ermittlungsarbeit sehr detailliert und realistisch. Sie legt die Schwächen der Figuren offen bzw. die Geheimnisse, die unter der Oberfläche brodeln und der Fall nimmt immer größere Dimensionen ein. Für etwas Abwechslung sorgen die Einschübe um das Privatleben von Chef Hördurs, sowie der Ermittler Saever und Elma. Das Duo bleibt auch in diesem Fall sympathisch. Als Leser ist man bei der Recherchearbeit voll dabei, folgt falschen Fährten und man kann mit rätseln. Gleichzeitig hat man das Gefühl, daß nichts vorwärts geht. Die Perspektivwechsel halten die Spannung oben und man will unbedingt wissen, was wirklich passiert war. Das Cover paßt perfekt zu den Vorgängerbänden.

Ich hatte unterhaltsame Lesestunden mit diesem 3. Band. Er gefiel mir wieder sehr gut und ich empfehle ihn gerne weiter!

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Veröffentlicht am 04.02.2024

Spannender Start einer neuen Reihe

Glut
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mit Kommissar Harinder Singh und seiner Kollegin Rachel Hauge. Sie wurden zur Ermittlung von Oslo nach Elvestad abgeordnet, um die Kollegen vor Ort zu unterstützen. Es wurde das abgestellte Auto von Glenn ...

mit Kommissar Harinder Singh und seiner Kollegin Rachel Hauge. Sie wurden zur Ermittlung von Oslo nach Elvestad abgeordnet, um die Kollegen vor Ort zu unterstützen. Es wurde das abgestellte Auto von Glenn Davidsen gefunden, allerdings ohne Fahrer. Der Schlüssel steckte, ein Joint war im Aschenbecher und auf dem Asphalt gab es Blut- und Schleifspuren. Dann wurde die Leiche des mit neun Stichen getöteten Millionärssohns Axel Davidsen gefunden und die einzige Zeugin ist verschwunden. Axel lebte in Oslo und war nur für die Osterferien in seinen Heimatort gekommen, um mit Familie und Freunden zu feiern. Lars Müller, früherer Polizist und jetzt Vertreiber von Alarmanlagen, wird von Familie Davidsen engagiert, um den Mörder zu finden. Die Jugendfreunde waren auch vor zwei Jahren gemeinsam auf einer Party, bei der Carina Johnson, ein Mädchen aus ihrer Klasse, spurlos verschwunden ist. Schlußendlich erhält Pfarrer Ramsberg „Besuch“, wird erschossen und um das zu vertuschen, wird die Kirche angezündet. Eine Gemeinsamkeit hatten die Fälle, denn die Opfer waren in der Kontaktliste von Carinas Telefon!


Der Autor hat hier einen wirklich spannenden Plot entwickelt. Das Tempo und die Neugierde wie es weitergeht, läßt einen das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Diese im Ort tonangebende Familie Davidsen mit all ihren Verbindungen konnte ich mir sehr gut vorstellen und nahezu jeder ist abhängig von ihnen. Mit der Zeit stellt sich heraus, daß es in allen betroffenen Familien nicht immer harmonisch zuging. Ein
Tipp aus deren eigenen Reihen bringt die Polizei einen großen Schritt weiter. Die Örtlichkeiten wurden bildhaft und die Ermittlungen realistisch beschrieben, so daß man als Leser sehr gut mit rätseln konnte. Die beiden Ermittler fand ich sympathisch, jeder hatte seine eigene Persönlichkeit und ein Privatleben, das dezent mit eingeflossen ist. Singh war in Elvestad aufgewachsen und wegen seiner indischen Herkunft immer wieder diskriminiert worden, deshalb wollte er nie mehr hierher zurückkommen. Es werden im Verlauf zahlreiche Figuren ins Spiel gebracht und Netzwerke aufgedeckt. Da es sich um einen Thriller handelt, kommen auch Szenen vor, bei denen man nicht zu zimperlich sein darf.

Ich bin gespannt, was der Autor mit seinen beiden Ermittlern noch plant. Von mir bekommt dieser Thriller eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 01.02.2024

Wem kann man glauben?

Der stille Vogel
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Zwei übermütige Jungs bewerfen am Waldrand ein Vogelnest und „schießen“ es quasi herunter. Der FBI-Agent John Adderley ist mit seiner Nichte gerade nebenan am Fußballfeld und eilt hinzu. Bei einer genaueren ...

Zwei übermütige Jungs bewerfen am Waldrand ein Vogelnest und „schießen“ es quasi herunter. Der FBI-Agent John Adderley ist mit seiner Nichte gerade nebenan am Fußballfeld und eilt hinzu. Bei einer genaueren Untersuchung ergibt sich, daß sich im Nest die Schlüsselbeinknochen eines Kindes befinden. Die Vermutung liegt nahe, daß er zu einem der Zwillinge Jonas oder Jens Brodin gehören könnte, die im Herbst 1986 spurlos verschwunden sind. Seitdem fehlt von ihnen jede Spur. Doch weshalb taucht ausgerechnet jetzt ein einzelner Knochen auf? Eine hinzugezogene Ornithologin kann sich vorstellen, daß ein Fischadler den Knochen aus dem Uferbereich eines in der Nähe gelegenen Flusses oder Sees hierher befördert haben könnte. Damals geriet erst der Vater unter Verdacht, allerdings hatte er ein Alibi - er war geschäftlich in Finnland unterwegs. John und seine Kollegen haben aktuell außerdem noch einen Mord aufzuklären. Torgny wurde mit einem Hammer erschlagen von seiner Ehefrau Beatrice im Wohnzimmer gefunden. Ihr fehlt aufgrund einer hohen Anzahl von Medikamenten jegliche Erinnerung. Als Leser lernt man eine Reihe von Figuren kennen, die entweder etwas zu verbergen haben bzw. deren Erinnerung lückenhaft ist oder auch deren geistige Fähigkeiten nicht ausreichen, um hieb- und stichfeste Zeugenaussagen machen zu können. Die Autoren nehmen ihre Leser gerne mit auf falsche Fährten und Irrwege bis die Fälle schlußendlich gelöst werden können.


Für mich war es der erste Fall mit dem FBI-Agenten im Zeugenschutzprogramm John Adderly alias Frederik Adamsson. Die fehlenden Vorkenntnisse waren aber kein Problem, obwohl ich im Nachhinein neugierig auf die ersten Bände geworden bin. Die Autoren haben sehr viele Personen ins Spiel gebracht, die alle mit speziellen Charakterzügen ausgestattet waren. Mehr möchte ich dazu nicht verraten. Das Autorenduo schreibt spannend, temporeich und flüssig zu lesen. Die Anzahl der ständig neuen Hinweise und Twists waren allerdings schon grenzwertig. Wie bei anderen schwedischen Krimis spielt das teils fragwürdige Privatleben der Ermittler eine Rolle und die Teamarbeit läuft bei ihnen nicht immer harmonisch.

Ich hatte mit diesem Krimi unterhaltsame Lesestunden und empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Auch der 5. Fall äußerst komplex

Das dunkle Versteck
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Es handelt sich mittlerweile um Band 5, in welchem der pensionierte Kommissar Konráð im Mittelpunkt steht. Gleich vorneweg, es ist bei dieser Reihe eigentlich unumgänglich, die Bände in der richtigen Reihenfolge ...

Es handelt sich mittlerweile um Band 5, in welchem der pensionierte Kommissar Konráð im Mittelpunkt steht. Gleich vorneweg, es ist bei dieser Reihe eigentlich unumgänglich, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Eine Witwe gibt bei der Polizei eine Waffe ab, die sie nach dem Tod ihres Mannes in der Garage gefunden hat. Sie selbst wußte nichts von deren Existenz, aber Konráð will sie wieder erkannt haben. Er glaubt, daß sein Vater (ein Kleinkrimineller) ihm diese mit drei Patronen an seinem 9. Geburtstag gezeigt hat. Damit wird es für Konráð zu einem ganz persönlichen Fall und er begibt sich damit wieder auf die Spuren seines 1963 erschossenen Vaters. Es wird sehr interessant, weil Konráðs kurz vor seinem Tod Geld von einem Arzt erhalten hat. Marta und Oliver von der Spurensicherung ermitteln und stoßen ihrerseits auf einen alten Fall, bei dem ein Mann mit dieser Waffe erschossen wurde und außerdem gibt es eine Verbindung zu Fällen von Kindesmißbrauchs in Heimen.


Mein Fazit nach dem Ende des Buches ist, daß man absolut konzentriert lesen muß. Einerseits um die Zeitsprünge richtig einordnen und verfolgen zu können und andererseits wegen der vielen isländischen Namen. Dadurch war es für mich etwas problematisch in einen richtigen Lesefluß zu kommen. Positiv sei erwähnt, daß der Autor die Übersicht behalten hat. Für den Leser dauert es bis zum Schluß bis die letzten Puzzlestückchen richtig einsortiert sind. Konráð gibt auch in Band 5 nicht auf, denn er will unbedingt mehr über seinen Vater, sein Leben und seinen Tod erfahren. Alle Charaktere sind detailliert und facettenreich beschrieben. Als Leser erfährt man einiges über den damaligen Umgang der Isländer mit Homosexuellen, der amerikanischen Militärbasis und leider auch von Kindesmißbrauch. Es war für mich ein spannender, bildhafter und auch düsterer Krimi, der aber vom Leser Durchhaltevermögen verlangt.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Seid fruchtbar und mehret euch

Die Hoffnung der Chani Kaufman
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Chani und Baruch sind mittlerweile schon längere Zeit verheiratet und immer noch ohne Nachwuchs. Der Druck von außen, speziell der Schwiegermutter, wächst und wird zum Problem. Die Schwiegereltern waren ...

Chani und Baruch sind mittlerweile schon längere Zeit verheiratet und immer noch ohne Nachwuchs. Der Druck von außen, speziell der Schwiegermutter, wächst und wird zum Problem. Die Schwiegereltern waren gegen eine Heirat mit Chani und glauben, daß sie an der Situation die Schuld trägt. Deshalb bekommt das junge Paar für sechs Monate Geld, damit sie in einer Londoner Kinderwunschklinik alle Möglichkeiten ausschöpfen können. Ansonsten, tja da hat die Schwiegermutter eine Scheidung und eine neue Frau für ihren Sohn schon im Hinterkopf. In der Klinik müssen die Eheleute viele intime Fragen über sich ergehen lassen und man erkennt wieder einmal wie naiv Chani in dieser Hinsicht immer noch ist. Aber am Ende wird der Grund für die Kinderlosigkeit festgestellt und es stellt sich die Frage, wie werden die jungen Leute mit dem Problem umgehen.

In einem anderen Strang erlebt man Rebbetzin Rivka Zilberman, die ihren Ehemann Chaim, die Kinder und die enge jüdisch-orthodoxe Gemeinschaft verlassen hat, um in Freiheit zu leben. Sie hat den Scheitel gegen Jeans und Sneakers getauscht. Leider wird deshalb ihr Sohn Moishe gemobbt und ihre Tochter lehnt jeglichen Kontakt mit ihr ab. Einzig Sohn Avromi kann das nachvollziehen und geht ebenfalls seinen eigenen Weg. Noch Ehemann Rabbi Chaim wird für das Verhalten seiner Ehefrau zur Rechenschaft gezogen.


Ich hatte bereits den ersten Band „Die Hochzeit der Chani Kaufman“ mit Begeisterung gelesen und genauso ging es mir mit diesem Buch. Ein breites Spektrum wird abgedeckt – das Buch liest sich flüssig, dabei spannend, empathisch, eingestreut wird typisch britischer Humor, aber auch Sex und Drama fehlen nicht. Durch die Autorin erfährt man als Leser einiges an Insiderinformationen des jüdisch-orthodoxen Lebens (im Glossar werden viele Begriffe erklärt), vor allem die Erkenntnis, daß alle Regeln von Männern (auch die für/gegen Frauen) gemacht sind. Chani und Rivka konnte ich in diesem Zusammenhang sehr gut verstehen, ihre Handlungen nachvollziehen und mit ihnen fühlen. Die Figuren werden sehr gut charakterisiert, die Schwiegermutter ist und bleibt eine echte Giftspritze. Über das Ende möchte ich nichts verraten, mir gefiel es.

Für mich war das Buch ein echtes Highlight und ich empfehle es sehr gerne weiter!

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