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Veröffentlicht am 18.08.2020

Für mich ein Meisterwerk!

Aus schwarzem Wasser
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Für mich ein Meisterwerk!

Meine Meinung

Ich bin ein großer Fan von Anne Freytags wunderbaren Geschichten. Ihre Jugendbücher sprechen stets auch ältere Jahrgänge an. Dieser Thriller, mit fantastischen ...

Für mich ein Meisterwerk!

Meine Meinung

Ich bin ein großer Fan von Anne Freytags wunderbaren Geschichten. Ihre Jugendbücher sprechen stets auch ältere Jahrgänge an. Dieser Thriller, mit fantastischen Elementen, war für mich ein absolutes Muss!


1. Satz: Der Ausdruck verschwindet aus ihren Augen.


Der Thriller beginnt extrem spannend. Dr. Patricia Kohlbeck rast mit ihrem Dienstwagen in die Spree. Ihre Tochter Maja sitzt auf dem Beifahrersitz. Die letzten Worte an ihre Tochter: »Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin« Einige Menschen beobachten den Unfall. Ein Mann springt beherzt in den Fluss. Er kann nur noch Maja aus dem Auto bergen. Doch auch für sie kommt jede Hilfe zu spät. Maja wacht in einem Leichensack auf. Sie kann sich befreien und flüchtet aus dem Krankenhaus zu ihrem Freund.

Schon der Anfang weist viele Fragen auf. Wie konnte Maja aus einem geschlossenen Dienstwagen mit Panzerglasfenstern befreit werden? Und das auch noch in einem Fluss! Maja war knapp 20 Minuten unter Wasser. Im Krankenhaus wird ihr Tod festgestellt. Wie sie trotzdem sehr lebendig aus dem Krankenhaus flüchtet, beschäftigt den Leser durch die ganze Geschichte. Maja merkt sehr schnell, dass sie vielen Menschen nicht mehr trauen kann. Denkt immer wieder an die letzten Worte ihrer Mutter.

In verschiedenen Zeitebenen erfährt der Leser was sich bis zur Zeit des mysteriösen Unfalls ereignet hat. Man erkennt mit jeder Seite mehr, in welcher Gefahr sich Maja befindet. Der detaillierte Schreibstil bringt einem die Protagonisten sehr nahe. Ich wusste von jedem wie er in etwa tickt. Dachte ich zumindest eine Zeit lang. Umweltkatastrophen und fantastische Elemente hauchen der Geschichte eine besondere Note ein. Das Ganze kommt sehr glaubwürdig rüber. Maja hatte seit längerer Zeit kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter. Rätselt stets, was ihre Mutter ihr mitteilen wollte. »Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin«!

Fazit

Diese gut durchdachte Story verknüpft Politik, Umweltkatastrophen und Dystopie zu einem rasanten Thriller, der den Leser atemlos durch die Seiten rasen lässt. Fantastische Elemente hauchen ihm eine besondere Note ein. Die Protagonisten kommen authentisch rüber. Ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Spannende Dialoge lassen gute 600 Seiten keine Langeweile aufkommen. Anne Freytags gefühlsbetonter Schreibstil kommt auch in diesem Thriller groß zu tragen. Das Ende ist rund, lässt aber dennoch Möglichkeiten für eine Fortsetzung.

Danke Anne Freytag. Ich würde mich über eine Fortsetzung freuen.

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Veröffentlicht am 13.08.2020

Zwei Märchen … es war einmal …

Miss Kelly und der Zauber von Monaco
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Meine Meinung

Zwei Märchen … es war einmal …


Die Vorstellung mein Leben sei ein Märchen, ist selbst ein Märchen.

Fürstin Gracia Patricia von Monaco


Ich bin fasziniert von dieser wunderbaren Geschichte. ...


Meine Meinung

Zwei Märchen … es war einmal …


Die Vorstellung mein Leben sei ein Märchen, ist selbst ein Märchen.

Fürstin Gracia Patricia von Monaco


Ich bin fasziniert von dieser wunderbaren Geschichte. Vor allem konnte sie mich überraschen. Grace Kelly ist nur bedingt die Hauptfigur. Im Vordergrund stehen die Parfümeurin Sophie Duval und der britische Fotograf James Henderson. James verfolgt in Cannes die berühmte Schauspielerin Grace Kelly, um ein exklusives Foto von ihr zu ergattern. Grace flüchtet in die Parfümerie Duval. Sophie versteckt sie in ihrem Büro. James betritt den Laden und fragt Sophie, ob Grace Kelly hier gewesen war. Sophie wimmelt ihn ab. Er ahnt, dass Grace hier ist. Bevor er geht, macht er noch einen Schnappschuss von der wunderschönen Parfümeurin. Was alle drei noch nicht wissen, es sollte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden.

Sophie war mir auf Anhieb sehr sympathisch. Ihr Vater hatte sie in die Welt der Düfte eingeweiht. Nach seinem Tod versucht sie die Manufaktur in Grasse und den Laden in Cannes über Wasser zu halten. Ihre Mutter ist dem Alkohol und Glücksspiel verfallen. Ihr Freund Lucien hat ihr mit einem Kredit ausgeholfen. Dennoch ist er der letzte Mensch, der Sophie versteht. Er nimmt ihren Beruf nicht ernst. Behandelt sie wie ein unmündiges Kind. Sophies Rettung ist die wunderbare Grace Kelly, die für ihre Schwester ein passendes Parfüm sucht. Sie kreiert einen neuen Duft, von dem Grace sehr begeistert ist. Lädt Sophie auf einen Drink ins Hotel ein. Mit sämtlichen Filmstars genießt Sophie Champagner. Grace lässt alle an dem erlesen Duft riechen. Mit James verbindet Sophie eine Brieffreundschaft. Nach einem Jahr sieht sie ihn wieder. In dem Fotografen hat sie einen Menschen gefunden, der ihre Leidenschaft für Düfte versteht. Sie anspornt, Trost und Mut gibt.


Die meisten Frauen wissen, was sie wollen, wenngleich das die meisten Männer überrascht. (Seite 143)


James und sein bester Freund waren zusammen im Krieg. James hat oftmals Albträume. Kann die schrecklichen Ereignisse nicht gut verarbeiten. Seine Ehe ging in die Brüche. Seine kleine Tochter liebt er abgöttisch. Stets hat er ein schlechtes Gewissen, weil sein Beruf ihm nicht viel Zeit für das Mädchen lässt. In London träumt er von Sophie. James mag eigentlich keinen Berühmtheiten hinterherlaufen, um Fotos zu ergattern. Lieber fotografiert er schöne Landschaften und Gebäude. Menschen, die nicht gestellt sondern natürlich sind. Gewisse Umstände führen ihn nach einem Jahr wieder nach Cannes. Bei den Filmfestspielen in Cannes hatte er vor einem Jahr kläglich versagt.

Grace nimmt in dieser Geschichte eine Rolle ein, wie man sie tatsächlich aus ihrem wahren Leben kannte. Geheimnisvoll und unnahbar wirkt sie auf die Öffentlichkeit. Sie wurde Eiskönigin genannt. Diese Frau muss nicht darum kämpfen im Mittelpunkt zu stehen. Sie ist eine Größe im Filmgeschäft. In dieser Geschichte wird deutlich, dass Grace ein Mensch ist, der mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Sie kommt sehr nett und liebevoll rüber. Rettet Sophie aus einer prekären Situation, ohne es zu ahnen. Vergisst Menschen nicht, die ihr geholfen haben. Begegnet den Paparazzis professionell und freundlich. Ihre erste Begegnung mit Fürst Rainer kommt sehr kühl rüber. Einzig der Fotograf James konnte ihre wahren Gefühle in Fotos einfangen. Die feinfühlige Frau erkennt, dass sich James und Sophie nicht gleichgültig sind. Sie gibt James Gelegenheiten, sich als Fotograf zu beweisen. Der Ozeanriese SS Constitution bringt Grace in ihr neues Leben.


Ich vermeide es, zurückzublicken, und ziehe gute Erinnerungen dem Bedauern vor.

Fürstin Gracia Patricia von Monaco


Wir erleben die Hochzeit von Fürst Rainer und Grace Kelly im Hintergrund, dennoch sehr intensiv und märchenhaft. Vor seiner Hochzeit mit Grace war der monegassische Regent Rainer Grimaldi eher unbekannt. Im Vordergrund befindet sich die Romanze von James und Sophie. Neuanfänge und gravierende Veränderungen geben der Geschichte eine besondere Note. Und immer wieder Liebe. Das alles ist Vergangenheit. Für mich hat Grace 384 Seiten wieder gelebt.

Fazit

Diese emotionale Geschichte hat mich sehr gut unterhalten. Sie wird abwechselnd aus der Sicht von Sophie und James erzählt. Die bildschöne Grace habe ich als warmherzige und humorvolle Frau erlebt, die sich stets im Hintergrund hielt. Der bildgewaltige Schreibstil liest sich wie Butter. Cannes und Monaco haben mich in Urlaubsstimmung versetzt. Wir begleiten Grace von 1955 bis 1982. Hoffnung, Liebe, Freundschaft und Neuanfänge und viele ungeahnte Wendungen, haben mir es unmöglich gemacht, das Buch zur Seite zu legen. Ich weiß ja, dass Grace 1982 bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Dennoch hat mich die Szene am Ende richtig gepackt. Ein Roman, mit biografischen Elementen, den ich sehr gerne empfehle.

Danke Heather Webb – Hazel Gaynor. Ich habe jedes Wort genossen.

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Veröffentlicht am 11.08.2020

Bildgewaltiges Kriegsdrama.

Eine Liebe zwischen den Fronten
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Meine Meinung

Bildgewaltiges Kriegsdrama.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei dieser Geschichte eine Ladehemmung hatte. Eine Kriegsgeschichte, die den Leser wirklich nicht verschont, wollte ich eigentlich ...

Meine Meinung

Bildgewaltiges Kriegsdrama.

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich bei dieser Geschichte eine Ladehemmung hatte. Eine Kriegsgeschichte, die den Leser wirklich nicht verschont, wollte ich eigentlich gar nicht lesen. Da ich jedoch den fantastischen Schreibstil der Autorin kenne, habe ich mich auf dieses Buch eingelassen. Und darüber bin ich froh.


1870


Mit Madeleine Tellier und Paul von Gerlau lernt der Leser zwei wunderbare Menschen kennen, die ihre Ideale ausleben. Sie leben für die Medizin. Der preußische Arzt Paul und die Französin Madeleine möchten sich verloben. Doch ein sinnloser Krieg zwischen Preußen und dem französischen Kaisereich bricht aus. Paul wird nach Coblenz beordert. Er rettet als Stabsarzt Leben. Dennoch glaubt er sich in einer auswegslosen Situation. Er liebt die Französin Madeleine. Sein Land beginnt einen Krieg mit der Heimat seiner großen Liebe. Eine Liebe, die nun geheim gehalten werden muss. Madeleines Vater Albert Tellier hält große Stücke auf Paul. Er ist extra mit Madeleine nach Berlin gereist, um mit Paul medizinische Kenntnisse auszutauschen. Albert befürwortet das medizinische Interesse von Madeleine. Nun muss er mit seiner Tochter in ihre Heimatstadt Metz flüchten. Eine Heimat, die Albert Tellier nie erreichen sollte …..


Madeleine lernt auf ihrer Flucht eine wunderbare Frau kennen. Das Dienstmädchen Katharine Weißgerber hat gute Kontakte. Die Saarländerin verhilft Madeleine zur Flucht nach Metz. Vorurteile sind der herzensguten Frau fremd. In Metz angekommen muss Madeleine jedoch erkennen, dass ihre eigene Familie nicht hinter ihr steht. Ihr Bruder Clément bezeichnet sie als Preußenflittchen und Verräterin. Madeleine hilft in den Lazaretten die Kriegsversehrten zu pflegen. (Sie wurde als Engel des Feldlazaretts bezeichnet.) Dafür hat ihre Mutter Clotilde nur Spott übrig. Schämt sich für ihre Tochter. Dennoch lässt sich Madeleine nicht unterkriegen. Arbeitet bis zum Umfallen. Der fanatische Clément verbündet sich mit den Freischärlern. In Paris glaubt er mit den richtigen Menschen zu agieren. Djmala ist ein algerisches Dienstmädchen im Hause Tellier. Sie erkennt den wahren Clément. Die exotische Frau spürt dessen innere Zerrissenheit. Egal wo sich Clément befindet. Djmala geht ihm nicht mehr aus dem Kopf. Djmala macht sie große Sorgen um ihren Bruder Karim ben Aziz. Als Tirailleur und Mensch zweiter Klasse muss er sein Leben für Frankreich riskieren.


Pauls innere Zerrissenheit ist spürbar. Die Sorge um Madeleine sein ständiger Begleiter. Ihm ist es egal wessen Leben er rettet. Er hat keine Feinde. Die Feinde hat der Krieg gemacht. Sein Einsatz für die Verwundeten kennt keine Grenzen. In Eucharius Hagemann hat Paul einen guten Millitärburschen und Freund, der einmal Pfarrer werden möchte.

Madeleine wächst bei diesem sinnlosen Krieg über sich selbst hinaus. In Djmala hat sie eine sehr gute Freundin gefunden. Die Sorge um Paul ist ihr ständiger Begleiter. Auch um ihren Bruder macht sie sich viele Gedanken.

>>Natürlich tun sie mir leid. Alle tun mir leid. Die Preußen, die Bayern, die Franzosen, Lothringer, Elsässer und auch die Truppen aus den Kolonien, wie du sie nennst. Sie alle werden von Kugeln durchlöchert, in Stücke gerissen und zerfetzt werden. Zermalmt in diesem absurden Krieg um die verfluchte Frage, wer in Spanien den Thron erben wird.<< (Madeleine spricht mit ihrem Bruder Seite 117)


Was mir in diesem Roman sehr gut gefallen hat, dass es auch Pfarrer gab, die Herz gezeigt haben und keine Vorurteile hatten. Wir kennen es anders aus sämtlichen Geschichtsbüchern. Vor allem Nonnen haben sich sehr viel um die Kriegsversehrten gekümmert. Für Madeleine, Djmala und ihren Bruder waren sie Retter in der Not. Als Leser erlebt man die Kämpfe. Hört die Verwundeten schreien. Spürt die totale Erschöpfung von Madeleine und Paul. Hofft mit ihnen auf ein gutes Ende. So viele tapfere Menschen haben haben ihr Leben lassen. So viele Menschen haben ihr Leben geopfert um andere zu retten. Da nimmt es einen nicht Wunder, dass man für eine Clotilde Tellier keine Sympathie aufbringt. Eine Frau, die ihre Kinder im Stich lässt und sich in der Provence in Sicherheit bringt. Die nie einen Mangel erleiden musste und stes nur auf ihren Ruf bedacht war. Die den Verlust ihres Mannes mit einem Schulterzucken hinnimmt.

Clément ist eigentlich ein herzensguter Mensch. Das wird in der Geschichte mehr als einmal deutlich. Sein Fanatismus und falsche Freunde führen ihn oftmals in die Irre.

Der preußische Ministerpräsident Otto Graf von Bismarck kommt ziemlich weltfremd und egoistisch rüber. Es gibt Dinge, die haben sich bis heute nicht geändert. 24. Dezember 1870:


24. Dezember 1870: Wieder grollten in der Ferne die Geschütze. Stille Nacht, heilige Nacht … (Seite 409)


Fazit


Dieser geschichtlich fundierte Kriegsroman ist von der ersten Silbe an spannend. Er bedient sich keines Weichzeichners. Bringt den Leser oft an seine Grenzen. Kriegsgebiete sind nun mal kein Kinderspielplatz. Hungersnöte und sehr viel Verzweiflung sind an der Tagesordnung. Die Protagonisten sind sehr gut gezeichnet. Der Schreibstil liest sich wie Butter.

Mit Katharine Weißgerber hat Madeleine den ersten Menschen gefunden, der ihr geholfen hat. Die Saarländerin hat ihr eigenes Leben in Gefahr gebracht, um Madeleine und ihrem Vater zu helfen. Eine Szene, in der eine Taube vorkommt, hat mich sehr berührt.
Das Nachwort ist sehr interessant. Der Leser erfährt, welche Menschen es wirklich gab. Glossar und Personenbezeichnung bieten eine ideale Ergänzung.


Danke Maria W. Peter.

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Veröffentlicht am 03.08.2020

Frauenpower in den Fifties

Die Wunderfrauen
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Meine Meinung



Starnberg 1953


Yip, yip



Meine Meinung



Starnberg 1953


Yip, yip<<, rief Fräulein Knaup, setzte den Tonarm auf die Schallplatte und schnippte mit den Fingern. (Prolog, 1. Satz)


Ich habe zu lesen bekommen und war mit allen Sinnen in den 1950igern angekommen. Vier Frauen betreiben Sport in einem Tante Emma Laden. Lassen sich von dem Ohrwurm Josephine anfeuern.

Nach dem stimmigen Prolog wurden nacheinander die vier Wunderfrauen vorgestellt. Das hat mir sehr gut gefallen. Ich hatte von Anfang an die Gelegenheit die Frauen kennen zulernen.

Luise Dahlmann möchte sich mit einem eigenen Tante-Emma-Laden selbstständig machen. Das wird ihr möglich, nachdem ihr ihre verstorbene Schwiegermutter Geld vererbt hat. Ihr Mann Hans unterstützt tatkräftig ihren Plan.

Marie Wagner und ihre Mutter wurden aus Schlesien vertrieben. Die traumatisierte Frau möchte als Bereiterin in einem Gestüt arbeiten. Als sie dort abgewiesen wird, führt sie der Zufall zu Luises Bruder Martin. Martin bietet ihr Arbeit und ein Dach über dem Kopf an.

Helga Knaup ist die Tochter reicher Eltern. Die temperamentvolle Fabrikantentochter will ihr Leben selber in die Hand nehmen. Sie beginnt eine Lehre in der Starnberger Seeklinik.

Annabell von Thaler ist die Tochter eines Hilfspfarrers aus Münster. Ihre Mutter führte einen Buchladen. Nach ihrer Heirat mit dem Chefarzt Konstantin von Thaler ist ihr Leben unerfüllt. Konstantin lebt für die Starnberger Seeklinik. Einzig ihr süßer Sohn Friedrich bringt Sonne in ihr Leben.

Vier Frauen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, nehmen ihr Leben selber in die Hand. Das war Anfang der 1950er gar nicht so einfach. Da brauchte eine Frau die Genehmigung ihres Mannes, um einen Laden zu eröffnen. Es gab auch noch Väter, die den Ehemann ihrer Töchter aussuchten. Der Krieg ist erst ein paar Jahre zu Ende. Viele Männer sind noch nicht aus der Gefangenschaft zurück gekehrt. Der wirtschaftliche Aufschwung bietet viele Möglichkeiten. Besonders gut hat mir gefallen, wie sich die Wege der vier Frauen kreuzen. Luises liebevolle Art spiegelt sich auch in ihrem Tante-Emma-Laden wider. Neben Nylonstrümpfen, Bonbongläsern und die Gelegenheit zu telefonieren, bietet die tüchtige Frau noch viele selbstgemachte Schmankerl an. Für jeden Menschen hat sie ein offenes Ohr. Sie hilft auch weiterhin ihren Brüdern Martin und Manni auf dem Hof in Leutstetten. Die Geschwister haben ein sehr inniges Verhältnis zueinander. Die Vergangenheit war für die Drei nicht leicht. In Marie findet Martin eine große Hilfe für seinen Hof. Für Marie ist es ein Neuanfang. Auf dem Hof geht man sehr respektvoll mit Tieren um.

Besonders Helga hat mir imponiert. Obwohl sie aus einem reichen Elternhaus stammt, versucht sie mit ihrer eigenen Hände Arbeit ihr Leben in den Griff zu bekommen. Sie wächst an ihren Fehlern. Ihr Optimismus ist zwischen den Zeilen spürbar. Annabell kommt sehr verwöhnt rüber. Mit Köchin und Dienstmädchen unterscheidet sie sich sehr von den anderen drei Frauen. Der bayrische Dialekt war für Annabell eine große Herausforderung. Bei einer Szene musste ich schallend lachen. Annabells Beichte hat mir zusätzlich Lachtränen in die Augen getrieben. Sie hat das Leben eines behinderten Menschen gerettet. Mehrmals bewiesen, dass sie trotz ihrer introvertierten Art, das Herz am rechten Fleck hat.


Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Welt. (Seite 69)


Rassismus und Judenhass sind immer noch bei vielen Menschen spürbar. Behinderte Menschen werden von einigen als Deppen bezeichnet. Sie zählen zu den Menschen, die unter Hitlers Führung aus dem Weg geräumt wurden. Bei vielen Menschen ist auch unklar, wie sie zu ihren Besitztümern gekommen sind. Alleinstehende Mütter haben automatisch das Jugendamt als Vormund. Das war mir neu. Ich wusste tatsächlich nicht, dass man den Frauen sogar die Kinder wegnehmen konnte.

Telefon und Fernsehapparate waren in dieser Zeit der totale Luxus. Ich musste bei einigen Szenen schmunzeln. Ich kann mich noch so gut an die tragbaren Fernsehgeräte mit Antenne erinnern. Das Bild flimmerte immer dann, wenn es spannend wurde. Sehr Vieles wurde mir von meiner Mutter erzählt. Einiges habe ich selbst mit erlebt. Meine besonders große Liebe galt den Tante-Emma-Läden. Erwähnenswert sind auch die Kochrezepte von Luise. Deren Reichhaltigkeit waren nach dem Krieg notwendig. In der heutigen Zeit führen sie zu sämtlichen Wohlstandskrankheiten.

Fazit

Die Geschichte reflektiert die 50iger Jahre. Hoffnung, Liebe und unsagbares Leid in der Vergangenheit. Das Setting vermittelt auch ein bisschen Urlaubsfeeling. Wer aus Bayern kennt nicht den Starnberger See? Der Schreibstil liest sich wie Butter. Mit sehr viel Leichtigkeit behandelt die Autorin bedeutsame Themen, die dennoch nicht die nötige Ernsthaftigkeit vermissen lassen. Ich habe jedes einzelne Wort genossen. Mich so richtig wohl in der Geschichte gefühlt. Die vier Frauen sehr für ihren Mut bewundert. Das Ende lässt viele Fragen offen. Leider muss ich noch sehr lange auf Antworten warten. Von mir eine absolute Empfehlung!

Danke Stephanie Schuster. Es darf gerne ein bisschen mehr sein!

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Veröffentlicht am 28.07.2020

Der Absturz eines Mathematik Genies.

Die Erfindung der Null
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Meine Meinung

Der Absturz eines Mathematik Genies.

Dieses Buch zu besprechen fällt mir sehr schwer. Die Idee ist genial. Der Schreibstil schlägt dem Einheitsbrei ein Schnippchen. Was ich jedoch noch ...

Meine Meinung

Der Absturz eines Mathematik Genies.

Dieses Buch zu besprechen fällt mir sehr schwer. Die Idee ist genial. Der Schreibstil schlägt dem Einheitsbrei ein Schnippchen. Was ich jedoch noch nie in einem Buch erlebt habe , dass mir kein einziger Protagonist sympathisch war. Die Atmosphäre in der Geschichte empfand ich kalt.

Martin Gödeler ist der Hauptprotagonist in diesem Roman. Aus seiner Sicht erleben wir das Geschehen. Der Doktor der Mathematik liebt Zahlen. Berechnet gerne das gesamte Leben. Gibt Nachhilfeunterricht. Zwei Jungen und ein Mädchen unterrichtet er. Sie scheinen von Zahlen ebenso begeistert wie er. Als Martin an einer Grippe erkrankt, kümmern sich die Drei um ihn. Sehen wie verwahrlost der Doktor lebt. Die Wohnung total verdreckt. Müll ohne Ende. Das Bett in dem er liegt eine wahre Keimschleuder. Die drei Nachhilfeschüler sind auf einmal wie umgewandelt. Zeigen sich von einer äußerst brutalen Seite. Ziemlich unappetitliche Szenen spielen sich ab.

Die unbekannte Susanne Melforsch erscheint einmal im Unterricht. Sie scheint von da an Martin zu verfolgen. Oder er sie? Diese Frau kommt sehr unscheinbar rüber.

Martin Gödeler wird an dem Mord an Susanne Melforsch verdächtigt. Sie war seine Urlaubsbegleitung, in Frankreich. Der Staatsanwalt kann ihm nichts nachweisen. Er wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Verschwindet spurlos. Überlässt dem jungen Staatsanwalt seine Geschichte.

Seelische Abgründe offenbaren sich dem Leser. Seien es die drei Nachhilfeschüler, die mysteriöse Susanne oder das Mathematik Genie Gödeler. Der heruntergekommene Gödeler wäscht sich nicht und lebt in einer verwahrlosten Wohnung. Seine Lebensgeschichte ist spannend, aber komplett emotionslos. Erotische Szenen haben mich kalt lassen. Ebenso das Drama um seine Ehe. Noch nicht mal die Tatsache, dass er das Leben seiner Tochter nicht mehr miterlebt, konnte mich berühren. Ich hatte stets das Gefühl, das ist vom Autor so gewollt. Das Ganze passiert jedoch in einer Sprache, die ich so noch nicht gelesen habe. Das hat mir gefallen. Gödeles Vorliebe für griechische Mythologie kommt groß zu tragen. Bei Martin war ich mir nie sicher, ob er zu wahren Gefühlen fähig ist. Zahlen! Ja, die kann er lieben. Da bin ich mir absolut sicher. Beim Tanz kann man ihn auch etwas menschlicher erleben. Sein Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen. Die Beziehungen zu Frauen waren für mich ungreifbar.



Ich empfinde die Nähe nicht nur als angenehm, sondern als entspannend. Keine Nervosität. Die Wärme des menschlichen Körpers. (Martin Gödeler)



Das klingt für mich wie die Berechnung der Null. Null Emotionen folgen diesem Zitat. Ich habe mehrmals überlegt, ob Frauen überhaupt einen Wert für ihn haben. Ob sie nur dazu dienen seine Bedürfnisse zu decken, oder ob er in ihnen Menschen aus Fleisch und Blut sieht, die auch eigene Bedürfnisse haben.



Die nummerologische Null ist der Kreis, das Rad des Lebens. Bestehend aus den vier Speichen des Seins: Wissen – Wollen – Wagen – Schweigen. (Martin Gödeler)



Das Ende hat das Rad dieser Geschichte für mich dann komplett umgedreht. Auf dieses Finale war ich nicht gefasst.

Fazit

Wenn mich diese Geschichte auch nicht richtig mitnehmen konnte, so möchte ich doch den den einzigartigen Schreibstil erwähnen. Etwas mehr Emotionen und Zugang zu den Protagonisten hätten diesem Roman gut getan. Mir blieben alle fremd. Die Frage ob er Susanne Melforsch umgebracht hat, wird erst ziemlich am Ende beantwortet. Das Finale hat mich fasziniert. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen. Ich vergebe knappe 3 Sterne.

Danke Michael Wildenhain

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