Gehorcht das Leben eines Menschen den Gesetzen eines mathematischen Beweises?
Zwei Menschen sitzen sich in einem Verhörraum gegenüber. Dr. Gödeler wird des Mordes verdächtigt, der Staatsanwalt will ihm ebenjenen Mord nachweisen. Doch die Kontrolle über die Verhörsituation verschiebt sich unaufhörlich zugunsten des Verdächtigen. Ein raffiniert konstruierter, spannungsreicher Roman, literarisch vielfältig orchestriert, über Aufstieg und Fall eines Mathematikgenies.
Martin Gödeler, Doktor der Mathematik, Nachhilfelehrer aus Stuttgart, wird verdächtigt, für das Verschwinden seiner Urlaubsbegleitung Susanne Melforsch verantwortlich zu sein. Ein junger Staatsanwalt möchte den Mathematiker unbedingt des Mordes überführen. Doch es kommt anders. Dr. Gödeler ist über die Maßen auskunftsfreudig. Was der Staatsanwalt zu hören bekommt, ist nicht weniger als die Lebensgeschichte des Verdächtigen. Ein Zahlengenie, dessen Leben stets von der Ekstase diktiert war, sei es in seinen Beziehungen zu Frauen, sei es im Aufgehen in der Mathematik. Als die Untersuchungshaft aufgehoben wird, verschwindet Martin Gödeler spurlos. Was bleibt, ist das Protokoll einer höchst eigentümlichen Existenz, eines Lebens zwischen Genialität und Verwahrlosung.
Zum Inhalt:
Eine Frau verschwindet, nachdem sie mit dem Mathematiker Gördeler in Frankreich gewandert ist. Der mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt versucht Gördeler den Mord nachzuweisen, obwohl ...
Zum Inhalt:
Eine Frau verschwindet, nachdem sie mit dem Mathematiker Gördeler in Frankreich gewandert ist. Der mit den Ermittlungen betraute Staatsanwalt versucht Gördeler den Mord nachzuweisen, obwohl die Leiche fehlt. In Verhören ist Gördeler überhaupt nicht schweigsam, sondern beginnt dem Staatsanwalt längere Episoden seines Lebens zu erzählen. Warum?
Mein Eindruck:
Die Kapitelnamen entsprechen einer mathematischen Beweisführung und auch im Text lernt die Leserschaft viel von der Mathematik getreu des Titels „Die Erfindung der Null“. Im Gegensatz zur Schönheit der Zahlen steht jedoch sehr oft der Inhalt, der sich gerne absolut unappetitlich zeigt. Beispielsweise wird – als erwachsener Mensch – ins Bett gemacht, Blut und Sperma spritzen und Wohnungen vermüllen. Nichts für zarte Gemüter, ehrlicherweise noch nicht einmal für halbzarte. Die mathematischen und mythologischen Abhandlungen zu Odysseus erfordern dazu ein großes Einfühlungsvermögen in die Wissenschaft, zu dem mancher nicht fähig ist oder auch einfach nur nicht sein will.
Nicht die besten Voraussetzungen für ein fesselndes Buch. Und doch fesselt es. Weil es einfach in einer schönen Art und Weise geschrieben ist und das Ende so geschickt entworfen ist. Zum Schluss fügt sich alles ineinander, das Verschwinden der Frau wird aufgeklärt, die ganzen abschweifenden Erzählungen ergeben Sinn. Quod erat demonstrandum.
Mein Fazit:
Die nächste Geschichte gerne mit weniger Körperlichkeit, sprachlich und aufbautechnisch wunderbar
Diese so eigenwillige fiktive Biografie über einen ehemals gefeierten Mathematiker ist gleichzeitig Abhandlung, Roman, Krimi, Persönlichkeitsstudie und Mikrokosmos einer angeknacksten Psyche. Michael Wildenhain ...
Diese so eigenwillige fiktive Biografie über einen ehemals gefeierten Mathematiker ist gleichzeitig Abhandlung, Roman, Krimi, Persönlichkeitsstudie und Mikrokosmos einer angeknacksten Psyche. Michael Wildenhain nimmt den Leser mit auf eine abenteuerlich-absurde Reise durch das Leben des Martin Gödeler.
Dessen Laufbahn als Student, Absolvent, Freund, Ehemann, Vater, Geliebter und partner-in-crime von Berlin bis nach Stuttgart führt, wo er schließlich als Nachhilfelehrer hängen bleibt. Den Großteil als Rückblick auf sein Leben erzählt Gödeler selbst, andere Episoden wirken aus der dritten Person seltsam distanziert.
So fragmentiert Gödelers Laufbahn und Leben ist, so wenig greifbar ist auch der Erzählstil. Ganze Wochen werden oft nur als Monolog einer Person rekapituliert, um dann wieder wenige Stunden über mehrere Kapitel hinweg abzuhandeln.
Die Kapitel sind überschrieben wie Teile einer mathematisch-wissenschaftlichen Arbeit was aber nicht weiter stört wenn man damit nicht sehr vertraut ist. Gödelers beruflicher wie privater und gesellschaftlicher Absturz gipfelt in einem Frankreich-Urlaub. In diesen fährt er mit weiblicher Begleitung und kehrt alleine zurück nach Stuttgart. Was ist passiert, wo ist die Frau und hat Gödeler mit ihrem Verschwinden zu tun?
Dieser Roman hat Akzente eines guten Krimis, gerade dann wenn es um die Ereignisse in Frankreich und die Unterhaltungen zwischen Gödeler und dem ermittelnden Staatsanwalt geht. Ein paar mehr intensive Gespräche und Dialoge dieser beiden hätte ich mir gewünscht. Stil und Sprachwahl machen den Roman trotz der nur 300 Seiten zu einem gefühlt viel umfangreicheren Werk das sich keinesfalls flott und nebenbei lesen lässt.
Die Grundidee und Ausgangssituation sind einigermaßen originell und anfangs vielversprechend, insbesondere Mathematik und Philosophie bereichern den literarischen Stoff. Einzelne Passagen sind sorgfältig ...
Die Grundidee und Ausgangssituation sind einigermaßen originell und anfangs vielversprechend, insbesondere Mathematik und Philosophie bereichern den literarischen Stoff. Einzelne Passagen sind sorgfältig geschrieben, wen auch etwas spröde. Für meinen Lesegeschmack hätten die Figuren ruhig etwas lebhafter sein können. Hinzu ist der Einschlag Kriminalfall als Justizdrama nicht gerade packend ausgeführt. Die Genre-Mixture zündet nicht.
Schließlich entsteht das Problem, das man nicht weiß, wohin das ganze führen soll. Oft kann ich nicht folgen und mit zunehmender Lesedauer führt das zu einer gewissen Frustration.
Michael Wildenhain konnte mich mit dem Gesamtergebnis weder inhaltlich noch von der literarischen Struktur voll überzeugen. Schade.
Dieses Buch zu besprechen fällt mir sehr schwer. Die Idee ist genial. Der Schreibstil schlägt dem Einheitsbrei ein Schnippchen. Was ich jedoch noch ...
Meine Meinung
Der Absturz eines Mathematik Genies.
Dieses Buch zu besprechen fällt mir sehr schwer. Die Idee ist genial. Der Schreibstil schlägt dem Einheitsbrei ein Schnippchen. Was ich jedoch noch nie in einem Buch erlebt habe , dass mir kein einziger Protagonist sympathisch war. Die Atmosphäre in der Geschichte empfand ich kalt.
Martin Gödeler ist der Hauptprotagonist in diesem Roman. Aus seiner Sicht erleben wir das Geschehen. Der Doktor der Mathematik liebt Zahlen. Berechnet gerne das gesamte Leben. Gibt Nachhilfeunterricht. Zwei Jungen und ein Mädchen unterrichtet er. Sie scheinen von Zahlen ebenso begeistert wie er. Als Martin an einer Grippe erkrankt, kümmern sich die Drei um ihn. Sehen wie verwahrlost der Doktor lebt. Die Wohnung total verdreckt. Müll ohne Ende. Das Bett in dem er liegt eine wahre Keimschleuder. Die drei Nachhilfeschüler sind auf einmal wie umgewandelt. Zeigen sich von einer äußerst brutalen Seite. Ziemlich unappetitliche Szenen spielen sich ab.
Die unbekannte Susanne Melforsch erscheint einmal im Unterricht. Sie scheint von da an Martin zu verfolgen. Oder er sie? Diese Frau kommt sehr unscheinbar rüber.
Martin Gödeler wird an dem Mord an Susanne Melforsch verdächtigt. Sie war seine Urlaubsbegleitung, in Frankreich. Der Staatsanwalt kann ihm nichts nachweisen. Er wird aus der Untersuchungshaft entlassen. Verschwindet spurlos. Überlässt dem jungen Staatsanwalt seine Geschichte.
Seelische Abgründe offenbaren sich dem Leser. Seien es die drei Nachhilfeschüler, die mysteriöse Susanne oder das Mathematik Genie Gödeler. Der heruntergekommene Gödeler wäscht sich nicht und lebt in einer verwahrlosten Wohnung. Seine Lebensgeschichte ist spannend, aber komplett emotionslos. Erotische Szenen haben mich kalt lassen. Ebenso das Drama um seine Ehe. Noch nicht mal die Tatsache, dass er das Leben seiner Tochter nicht mehr miterlebt, konnte mich berühren. Ich hatte stets das Gefühl, das ist vom Autor so gewollt. Das Ganze passiert jedoch in einer Sprache, die ich so noch nicht gelesen habe. Das hat mir gefallen. Gödeles Vorliebe für griechische Mythologie kommt groß zu tragen. Bei Martin war ich mir nie sicher, ob er zu wahren Gefühlen fähig ist. Zahlen! Ja, die kann er lieben. Da bin ich mir absolut sicher. Beim Tanz kann man ihn auch etwas menschlicher erleben. Sein Handlungen konnte ich nicht nachvollziehen. Die Beziehungen zu Frauen waren für mich ungreifbar.
Ich empfinde die Nähe nicht nur als angenehm, sondern als entspannend. Keine Nervosität. Die Wärme des menschlichen Körpers. (Martin Gödeler)
Das klingt für mich wie die Berechnung der Null. Null Emotionen folgen diesem Zitat. Ich habe mehrmals überlegt, ob Frauen überhaupt einen Wert für ihn haben. Ob sie nur dazu dienen seine Bedürfnisse zu decken, oder ob er in ihnen Menschen aus Fleisch und Blut sieht, die auch eigene Bedürfnisse haben.
Die nummerologische Null ist der Kreis, das Rad des Lebens. Bestehend aus den vier Speichen des Seins: Wissen – Wollen – Wagen – Schweigen. (Martin Gödeler)
Das Ende hat das Rad dieser Geschichte für mich dann komplett umgedreht. Auf dieses Finale war ich nicht gefasst.
Fazit
Wenn mich diese Geschichte auch nicht richtig mitnehmen konnte, so möchte ich doch den den einzigartigen Schreibstil erwähnen. Etwas mehr Emotionen und Zugang zu den Protagonisten hätten diesem Roman gut getan. Mir blieben alle fremd. Die Frage ob er Susanne Melforsch umgebracht hat, wird erst ziemlich am Ende beantwortet. Das Finale hat mich fasziniert. Darauf wäre ich im Leben nicht gekommen. Ich vergebe knappe 3 Sterne.