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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.08.2018

Charmanter Klassiker.

Die Abenteuer der Cluny Brown
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Was braucht man eigentlich, um einen guten Roman zu schreiben? Einen fabelhaften Schreibstil und charmante Protagonisten mit Erkennungswert. Das ist in diesem wunderschönen Klassiker alles gegeben. Hier ...


Was braucht man eigentlich, um einen guten Roman zu schreiben? Einen fabelhaften Schreibstil und charmante Protagonisten mit Erkennungswert. Das ist in diesem wunderschönen Klassiker alles gegeben. Hier hat die Übersetzerin ganze Arbeit geleistet.

Diese Geschichte besticht durch Ehrlichkeit. Mr. Porritt liebt seine Nichte Cluny aufrichtig. Einer wildfremden Frau erzählt er auf einer Parkbank um die Probleme mit derselbigen. Die Antwort der fremden Frau regt ihn zum Nachdenken an. Hat sie vielleicht recht? Sollte er Clunys Charaktereigenschaften unterstützen? Die junge Cluny ist nicht mit Schönheit gesegnet. Weibliche Kurven sucht man bei ihr vergeblich. Ihr Haar bindet sie zu einem lächerlichen Pferdeschwanz. Trotzdem findet sie Anklang bei den Männern. Nicht auf den ersten Blick. Aber auf den Zweiten. Cluny ist eine total aufrichtige Person mit Köpfchen. Auch handwerklich ist sie nicht ohne. Ihr handwerkliches Geschick ist jedoch dafür verantwortlich, dass Klempner Mr. Porritt seine Nichte in Lohn und Brot schickt. Es schickt sich nicht für eine junge Dame, allein mit einem fremden Mann in einer Wohnung zu sein. Noch dazu, wenn der Onkel Nichtchen orangenessend im Bett wähnt. Auf geht’s nach Friars Carmel. Dort ist die Hauherrin glücklich, nun ein unaktraktives Hausmädchen eingestellt zu haben. Wenn die wüsste ……

Die Geschichte beginnt im Jahre 1938. Ein Jahr vor dem zweiten Weltkrieg.



Cluny ist eine junge Frau, die man nicht so schnell vergisst. Sie musste in ihrem Leben auch Verluste hinnehmen. Mr. Porritt konnte ich auch sehr gut leiden. Nicht jeder Onkel kümmert sich um seine Nichte. Alle Protagonisten haben Erkennungswert. Der Schreibstil passt wunderbar zu der damaligen Zeit. Man fliegt nur so durch die Seiten.

Dieser wunderbare Klassiker ist der beste Beweis dafür, dass man auf ruhige Art unterhalten kann. Das nenne ich Literatur vom Feinsten!

Ich bedanke mich.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Die Autoren konnten mich von Anfang an mitnehmen.

Pheromon 1: Pheromon
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Diese Geschichte spielt abwechselnd in der Gegenwart und Zukunft. Jake ist ein schüchterner Junge, der in Mathe schlecht ist, Kontaktlinsen trägt und ein Footballspiel total vermasselt. Von einigen seiner ...

Diese Geschichte spielt abwechselnd in der Gegenwart und Zukunft. Jake ist ein schüchterner Junge, der in Mathe schlecht ist, Kontaktlinsen trägt und ein Footballspiel total vermasselt. Von einigen seiner Mitspieler nun gemobbt, muss er sich nun in der Schule behaupten. Unschwer ist zu erkennen, dass wir uns mit Jake im Jahr 2018 befinden. Jake fand ich total süß. Der hübsche Junge war sich seiner Anziehungskraft bei Mädchen überhaupt nicht bewusst. Auf einmal riecht er die Launen der Menschen. Sieht auch ohne Kontaktlinsen gut. Braucht keine Medikamente mehr gegen seinen Heuschnupfen. In Mathe verunsichert er seinen Lehrer. Auf einmal ist ihm keine Aufgabe zu schwer.

Im Jahr 2118 lernen wir den Arzt Travis kennen. Der trockene Alkoholiker hat mit seiner Vergangenheit zu kämpfen. Er und seine patente Kollegin behandeln Menschen, die sich kein normales Krankenhaus leisten können. Travis wird von Jugendlichen attackiert. Die Polizei erscheint. Travis verrät nicht, wie die Jugendlichen ausgesehen haben. Er verrät nicht, dass ein schwangeres Mädchen mit dabei war. Eines Tages erscheint das Mädchen in seiner Praxis. Travis will ihr helfen. Travis will damit einen großen Fehler aus seiner Vergangenheit gutmachen. Doch das Mädchen verschwindet von der Bildfläche. Die Suche nach ihr ist gefährlich und bringt Dinge ans Tageslicht, die wir alle nicht wirklich wollen.

Den Schreibstil der beiden Autoren fand ich magisch. Einmal zu lesen begonnen, konnte ich nicht mehr aufhören. Die beiden harmonieren sehr gut zusammen. Hätte ich nicht gewusst dass zwei Autoren am Werk waren, wäre es mir nicht aufgefallen. Die Protagonisten sind gut gezeichnet. Ich war sehr gespannt, was Jake und Travis denn miteinander zu tun haben. Ob überhaupt eine Verbindung besteht.

Ich bin sehr überrascht, von diesem außergewöhnlichen Sci-Fi-Roman. Obwohl weit von der Zielgruppe entfernt, konnte mich das Jugendbuch von der ersten Seite an fesseln. Handlung und Protagonisten wissen zu überzeugen. Der Schreibstil ist flüssig. Die Zukunftsszenarien könnte ich mir leider auch in der realen Zukunft vorstellen. Man denke nur mal an Raumschiff Enterprise. Wie viele Dinge aus dieser Serie sind heute ganz normal in unserem Alltag? Das Ende war fies. Ich habe es nicht anders erwartet. Es gibt ja schließlich eine Fortsetzung. Ich bin dabei!

Danke Rainer Wekwerth & Thariot. Ihr konntet mich von Anfang an mitnehmen.

Veröffentlicht am 23.08.2018

Unvollkommen.

Die Unvollkommenheit der Liebe
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Es hat ein bisschen gedauert, bis ich in die Geschichte hinein gefunden habe. Lucy Barton ist eine Autorin, die aus ihrem Leben erzählt. Von ihrer ärmlichen Kindheit spricht sie ebenso emotionslos, wie ...

Es hat ein bisschen gedauert, bis ich in die Geschichte hinein gefunden habe. Lucy Barton ist eine Autorin, die aus ihrem Leben erzählt. Von ihrer ärmlichen Kindheit spricht sie ebenso emotionslos, wie von ihrer Rolle als Ehefrau und Mutter. Dennoch spürt man die vielen ungesagten Worte. Die Liebe zur Mutter kommt in dieser Geschichte besonders groß zu tragen. Die verschiedenen Zeitebenen waren ziemlich bunt gewürfelt. Das fand ich manchmal irritierend. Nach vielen Jahren ist Lucy überglücklich, ihre Mutter wieder zu sehen. Sie sitzt am Fußende ihres Krankenbetts. Sie führen nächtelang Gespräche, die im ersten Moment oberflächlich anmuten. Liest man jedoch genauer zwischen den Zeilen, so spiegelt sich das eigene Leben der Mutter wider. Sie erkennt die Defizite von sämtlichen Freunden und Nachbarn. Spricht deren Fehler unverblümt an. Doch ihr eigenes trauriges Leben erwähnt sie mit keinem Wort. Lucy ist trotzdem glücklich. Ihre Mutter kann ihre Liebe nicht offen zeigen. Dennoch spürt sie deren Zuneigung.

Der Schreibstil ist schnörkellos. Lucy erzählt sachlich. Ich hatte das Gefühl, sich traut sich keine Emotionen zu zeigen. Ihre Starre fällt aber mit jedem Tag mehr von ihr ab, in der ihre Mutter zu Besuch ist. Lucy ist sich nie sicher, ob sich bestimmte Ereignisse wirklich so zugetragen haben, wie sie sie in Erinnerung hat. Lucy ist sich nicht sicher, ob ihr Mann sie öfter im Krankenhaus besucht hat. Lucy entwickelt eine Liebe zu ihrem behandelnden Arzt.

Irgendwie kamen mir alle Protagonisten ein bisschen sonderbar vor. Die berühmte Autorin, bei der Lucy an Workshops teilnahm und die ständig total ausgepowert rüberkam. Die Mutter, die das Wort Liebe nicht über die Lippen bringt. Der Vater, der keine Deutschen akzeptiert, was dem zweiten Weltkrieg geschuldet ist. Auch Lucys Geschwister muten sonderbar an. Lucys Mann und ihre Kinder blieben auch blass in der Geschichte.

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht. Lucy war sich nie sicher, ob ihre Mutter sie liebt. Sie spürt die Zuneigung ihrer Mutter, nachdem eine harmlose Blinddarmoperation sie für Wochen an’s Bett fesselt. Lucy hat Angst davor, dass ihre Mutter wieder heimfährt. Lucy will ihre Mutter sprechen hören. Diese Familiengeschichte und ihr Schreibstil sind sehr speziell. Obwohl nur 200 Seiten lang, war es für mich kein Buch, welches ich flott durchgelesen habe. Mich konnte die Geschichte leider nicht so fesseln, wie ich es erwartet hätte. Meine Gedanken sind oft abgeschweift. Der Schreibstil ist schon etwas Besonderes. Die Handlung war mir jedoch etwas zu langweilig. Lucys Verhalten fand ich oft nicht nachvollziehbar. Eigentlich empfand ich das bei allen Protagonisten so. Eine komische Familie.

Wenn mich die Geschichte auch nicht komplett überzeugen konnte, so kann ich mir durchaus vorstellen, ein weiteres Buch der Autorin zu lesen. Der Schreibstil hat absoluten Erkennungswert.

Danke Elizabeth Strout.

Veröffentlicht am 22.08.2018

Die einzig wahre Liebe.

Das rote Adressbuch
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Die einzig wahre Liebe.

Eben habe ich das Buch beendet und bin noch ganz gefangen in der Geschichte. Doris hat ein wunderbares Leben geführt. Sie hat ihr ganzes Leben lang von Herzen geliebt. Hat aus ...

Die einzig wahre Liebe.

Eben habe ich das Buch beendet und bin noch ganz gefangen in der Geschichte. Doris hat ein wunderbares Leben geführt. Sie hat ihr ganzes Leben lang von Herzen geliebt. Hat aus jeder Situation das Beste gemacht. Das war mit Sicherheit nicht leicht. Schon früh musste sie lernen was es heißt, die Familie zu verlassen. Tragik zieht durch ihr ganzes Leben. Doch auch eine große Liebe.

Die Geschichte beginnt mit der 96 jährigen Doris. Von ihrer Nichte Jenny liebevoll Dotti genannt. Doris lebt alleine in ihrer Wohnung. Der Pflegedienst kommt mehrmals täglich, um ihre Grundbedürfnisse zu decken. Das Alter konnte Doris Geist nichts anhaben. Sie besitzt einen Laptop und skypt regelmäßig mit ihrer Nichte in Amerika. Kann so ein bisschen an deren Familienleben teilhaben. Man spürt förmlich die Einsamkeit, wenn Doris den Laptop wieder ausschaltet. Es ist wieder still. Doris ist einsam und hängt ihren Gedanken nach. Lässt uns an ihrem ereignisreichen Leben teilnehmen. Durch sie lernen wir wunderbare Menschen kennen. Doris hält ihre Gedanken in einem roten Adressbuch fest, welches ihr ihr Vater vor vielen Jahren zum Geburtstag geschenkt hat. Besonders traurig fand ich die Namenseinträge mit dem Vermerk: TOT! Die Autorin hat ihre Idee zu dem Buch aus genau so einem Adressbuch ihrer Großmutter Doris. Einfühlsam erzählt sie die Geschichte der Protagonistin Doris. Nach dem Tod ihres Vaters muss sie bald ihren Lebensunterhalt selber verdienen. Ihr Weg führt sie von Schweden nach Paris, Amerika, England und wieder zurück nach Schweden. Die 20iger Jahre kommen in der Geschichte voll zu tragen. Ebenso der zweite Weltkrieg. Am glücklichsten ist Doris, nach anfänglichen Schwierigkeiten, in Paris. Dort lernt sie ihre einzige wahre Liebe Allan Smith kennen. Als Allan spurlos verschwindet, funktioniert Doris nur noch. Sie arbeitet und trauert um ihre große Liebe. Ein Freund aus der Künstlerszene ist ihr viele Jahre eine große Stütze.

Die Ideen für geheimnisvolle Familiengeschichten gehen nicht aus. Wer älteren Menschen zuhört, kann viele interessante Geschichten erfahren. Für Jenny empfand ich große Sympathie. Als ihre Tante bei einem Sturz einen Beckenbruch erleidet, fliegt sie kurz entschlossen nach Schweden, um ihrer Tante beizustehen. Ihr Mann macht es ihr nicht leicht. Stellenweise wurde ich richtig wütend auf ihn. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und in der dritten Person geschrieben. Fast jedes Kapitel spielt in einer anderen Zeitebene.

Ich habe schon viele Romane mit Familiengeheimnissen gelesen. Dieser hier ist jedoch etwas ganz Besonderes. Ich bin überzeugt, dass es solche Adressbücher bei vielen alten Menschen gibt. Vielleicht hat der eine oder andere auch eine Geschichte dazu geschrieben.

Das ereignisreiches Leben von Doris ist Unterhaltung vom Feinsten. Trotz vieler Schicksalsschläge mutet die Geschichte nicht eine Sekunde trostlos an. Sie zeigt uns die verschiedenen Arten der Liebe. Viele Höhen und Tiefen begleiten Doris auf ihrem Lebensweg. Ihren beruflichen Werdegang fand ich besonders spannend. Ihr Humor ist einfach nur köstlich! Im Fokus steht immer Liebe, Freundschaft und Hoffnung. Mut zum Leben. Mut zur Veränderung. Mut zum Überleben. Das emotionale Ende hält eine große Überraschung bereit.

Was mich glücklich macht? Ich besitze auch so ein rotes Adressbuch.

Ich gratuliere Sofia Lundberg zu ihrem Debut. Herzlichen Dank für diese wunderschöne Geschichte.

Veröffentlicht am 13.08.2018

Jede Krise kann ein neuer Anfang sein.

Zwischen uns ein ganzes Leben
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Die Geschichte hat mich mit Menschen zusammengebracht, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Meine größte Sympathie gilt Béatrice. Ihr Job in einer Weltbank passt nicht wirklich zu ihr. Ihr ...



Die Geschichte hat mich mit Menschen zusammengebracht, die ich so schnell nicht mehr vergessen werde. Meine größte Sympathie gilt Béatrice. Ihr Job in einer Weltbank passt nicht wirklich zu ihr. Ihr Chef ist ein ekelhafter Zeitgenosse. Für ihren Freund zählen nur die Bedürfnisse seiner Tochter. Ich habe mich oft gefragt, ob er Béatrice überhaupt als Frau wahrnimmt. Als sie die Sozialarbeiterin Lena kennenlernt, verändert sich Béatrices Leben. Sie kommt ihrer wahren Bestimmung näher. Sie besucht ehrenamtlich eine griesgrämige alte Frau. Was selbst Lena nicht für möglich gehalten hat: Béatrice und die alte Dame Jacobina entwickeln einen guten Draht zueinander. Jacobina hat einst ihrem sterbenden Vater ein Versprechen abnehmen müssen. Sie sollte herausfinden, ob ihre Halbschwester Judith den Holocaust überlebt hat. Nun bittet sie Béatrice darum. Die findet Gefallen an dem Auftrag. Hängt ihr ganzes Herzblut in die Suche. Das ist genau das, was mir an Béatrice so gut gefällt. Egal wie übel das Leben ihr mitspielt. Béatrice hat Interesse an den Bedürfnissen andere Menschen.

Der Schreibstil ist flüssig zu lesen. Mühelos gelingt der Autorin der Wechsel von Gegenwart und Vergangenheit. In Montreal 1982 nimmt Jacobina ihrem sterbenden Vater ein Versprechen ab. In Washington 2006 beginnt die liebenswerte Béatrice ihr Leben zu ordnen. In Paris 1940 erleben wir die junge bezaubernde jüdische Judith. Vom Vater verlassen kümmert sie sich um ihre depressive Mutter. Sie jobt als Bibliothekarin. Dort lernt sie den gut situierten Christian kennen.

Paris wird von deutschen Soldaten besetzt.

In dieser wunderschönen Familiengeschichte ist leider auch wieder der Holocaust ein Thema. Sie zeigt jedoch auch, dass jede Krise ein neuer Anfang sein kann. Nachdem Béatrice angefangen hat sich um Jacobina zu kümmern, hat ihr Leben eine positive Wende genommen.

Jede Krise kann ein neuer Anfang sein. Auch griesgrämige alte Menschen haben eine Geschichte zu erzählen. Oftmals lassen sie ihre Fassade etwas bröckeln, wenn man sich Zeit für sie nimmt. Von der sinnlosen Judenverfolgung liest man in sehr vielen Romanen. Immer wieder lernt man besondere Menschen dadurch kennen. Noch heute werden Menschen gesucht.

Diese emotionale Geschichte beschreibt verschiedene Schicksale, deren Ursprung überwiegend dem Holocaust geschuldet sind. Auch wenn viele Jahre vergangen sind. Manche Dinge verjähren einfach nicht. Das ist auch gut so! Starke Frauen und Männer geben der Geschichte das, was wir zu jeder Zeit brauchen. Empathie. Ja, es gibt auch miese Charaktere in dieser Story. Aber, denen möchte ich in meinem Fazit keine große Beachtung mehr schenken. Lieber widme ich einer besonderen Begegnung am Ende ….

Danke Melanie Levensohn, für die wunderschönen Lesestunden!