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Veröffentlicht am 25.08.2023

Unzufrieden

Mädchen auf den Felsen
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Jane Gardam nimmt mich in ihrem Roman "Mädchen auf den Felsen" (aus dem Englischen übersetzt von Isabel Bogdan) mit in den heißen Sommer der 8-jährigen Margaret.
Das Mädchen ist unzufrieden seit ihr kleiner ...

Jane Gardam nimmt mich in ihrem Roman "Mädchen auf den Felsen" (aus dem Englischen übersetzt von Isabel Bogdan) mit in den heißen Sommer der 8-jährigen Margaret.
Das Mädchen ist unzufrieden seit ihr kleiner Bruder Terence geboren wurde. Doe Aufmerksamkeit der Mutter scheint nir noch ihm zu gelten. Auch der Vater hat offenbar kein großes Interesse an seiner Tochter, er rezitiert am liebsten Bibelstellen, welche Margaret bal in- und auswenig kann. Lichtblicke sind die Ausflüge mit Hausmädchen Lydia, welches bals schon Margarets Freundin wird. Doch eines Abends komnen sich Lydia und Margarets Vater näher, die Ereignisse überschlagen sich und am Ende ist nichts mehr, wie es war.
Der Roman hat sich für mich butterweich gelesen. Auch die Dynamik innerhalb der Familie hat mich alsbald gefesselt. Das fanatisch-religiöse Leben, insbesondere des Familienvaters, ging mir jedoch schnell auf die Nerven. Lydias Bodenständigkeit waren dafür ein gekonnter Ausgleich. Das perfekte Buch für heiße Sommertage.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Bewusstseinsfragen

Der verschwundene Mond
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Intelligent und zugleich verstörend erzählt Zoë Jenny in ihrem Roman "Der verschwundene Mond" @frankfurter_verlagsanstalt von Marty, Astronom und Leiter eines wissenschaftlichen Instituts in Wien. Himmelskörper, ...

Intelligent und zugleich verstörend erzählt Zoë Jenny in ihrem Roman "Der verschwundene Mond" @frankfurter_verlagsanstalt von Marty, Astronom und Leiter eines wissenschaftlichen Instituts in Wien. Himmelskörper, schwarze Löcher und die Entdeckung bestimmter Nebel sind sein Leben und seine Leidenschaft. Mit zwischenmenschlichen Beziehungen hat er es eher nicht so drauf. Das wird ihm bewusst, als er das Manuskript eines gewissen Psychoanalytiker Steindorfer liest. Er muss schmerzlich erkennen, dass er und seine Frau Marlene auseinander gelebt hat. Als ebendiese nach Bali reist und seine Tochter auf und davon ist mit ihrer Freundin, fällt Marty in ein Loch aus Ängsten und Zweifeln, verliert sich in Erinnerungen. Dass sich seine Tochter Stella im Internet als Mann outet überfordert den Vater vollends. Als er seine Mutter in der Schweiz besucht, entschließt er sich, seiner Frau und seinem nun als Stuart lebenden Sohn nachzureisen.
Die Autorin befasst sich hier nicht nur mit dem Familienleben Martys, sondern auch über die Frage, wie wir Menschen mit dem Tod umgehen, wie wir ihn wahrnehmen, uns bewusst machen.
Aber auch wie wir unser Leben führen und welche Personen uns wichtig sind, wie nahe wir ihnen stehen und uns für sie interessieren. Marty war für mich durchgehend ein distanziert, ja sogar desinteressiert an seinen sozialen Kontakten.
Ein spannendes Buch mit Tiefgang.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Raus aus der Hugo-Luther-Straße

Jung und Unsichtbar
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Das ist sein Ziel und ein Walkman soll der Anfang sein. Chris Weiler ist 13 und lebt mit seiner Mutter in der Hugo-Luther-Straße in Braunschweig, zwischen dem Westlichen Ringgebiet und der Gartenstadt. ...

Das ist sein Ziel und ein Walkman soll der Anfang sein. Chris Weiler ist 13 und lebt mit seiner Mutter in der Hugo-Luther-Straße in Braunschweig, zwischen dem Westlichen Ringgebiet und der Gartenstadt. Die Menschen in seinem Umfeld arbeiten in den nähen Fabriken oder auf dem Schrottplatz. Alkohol wird reichlich getrunken. Im Gegensatz zu vielen anderen Kids aus seiner Straße ist Chris ein kluger Junge, lernt gerne und viel und wird schließlich auf eine bessere Schule geschickt. Doch hier treffen Welten aufeinander, Chris wird mit Mitschülerinnen aus wohlhabenden Familien konfrontiert. Es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen seinen Peinigern und Chris' Freunden Ronnie und Hagen. Chris wird von seiner neuen Schule verwiesen. Als dann noch seine Mutter schwerstzusammengeschlagen ins Krankenhaus kommt, sieht Chris nur noch eine Lösung und macht sich mit seinem besten Freund Ro auf den Weg.
"Jung und unsichtbar" von @federico__avino @booksondemand ist für mich in vielen Punkten ein besonderes Erlebnis. Die Geschichte spielt sich in meiner Stadt ab, viele der Handlungsorte sind mir bekannt. Es ist aber auch eine Geschichte um strukturelle und soziale Ungerechtigkeit, auch Willkür und Vorurteile. Gewalt und Ausweglosigkeit waren für mich auch immer wieder sehr präsent. Intensiv berührt hat mich die bedingungslose Freundschaft von Chris & Ro.
Von meiner Seite eine herzliche Leseempfehlung, nicht nur für Braunschweiger
innen.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Geheimnisumwoben

Zweistromland
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Das war sie irgendwie schon immer, die Herkunft und Vergangenheit von Dilan's Eltern. Schon als Kind hat die nun junge Wirtschaftsjuristin auf ihre Fragen keine richtigen Antworten bekommen.
Als sie dann ...

Das war sie irgendwie schon immer, die Herkunft und Vergangenheit von Dilan's Eltern. Schon als Kind hat die nun junge Wirtschaftsjuristin auf ihre Fragen keine richtigen Antworten bekommen.
Als sie dann ihre Mutter zu Grabe getragen hat taucht auf der Trauerfeier eine Frau auf, welche fremd scheint, jedoch die Familie sehr gut kennt.
All die lässt Dilan keine Ruhe. Zurück in Istanbul bricht sie zu einer Reise auf, gemeinsam mit ihrem noch ungeborenen Kind nimmt mich sie mich mit auf eine rastlose Spurensuche bis nach Diyarbakir.
Der Roman "Zweistromland" von @belibanstolberg hat etwas behäbig und nachdenklich angefangen. Aber ich bin froh, an der Sache drangeblieben zu sein. Es öffnete sich alsbald die Tür in die Vergangenheit zu Dilan's Kinder- und Jugendjahren in Ostfriesland. Gerade im hinteren Drittel des schmalen Büchleins würde ich mitgerissen in eine überaus bewegende Vergangenheit, in ein Land, welches seit Jahrzehnten seine kurdischen Mitbürger*innen verfolgt. Der Aufbau und Erzählstrang der Autorin ist für mich ungewöhnlich und hat mich immer wieder überrascht. Bezüglich Kurdistan hätte ich mir jedoch mehr Tiefgang gewünscht. Ansonsten eine einfühlsame und eindringliche Lüftung eines umworbenen Familiengeheimnisses. Sehr lesenswert 🤗

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Veröffentlicht am 28.07.2023

Sie waren machtlos

Vertrauensübung
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In ihrem Roman "Vertrauensübun" (Übersetzt aus dem Amerikanischen von Tanja Handels & Katharina Martl) entführt mich Susan Choi in eine elitäre Schule für darstellende Künste. Es sind die frühen 1980er ...

In ihrem Roman "Vertrauensübun" (Übersetzt aus dem Amerikanischen von Tanja Handels & Katharina Martl) entführt mich Susan Choi in eine elitäre Schule für darstellende Künste. Es sind die frühen 1980er in den USA, als Sarah, David & Karen dort auf eine Karriere als Schauspielende, Singende oder auch Musizierende vorbereitet werden sollen. Die zwischen 14 und 16 Jahre alten Schülerinnen schuften mitunter bis zu 12 Stunden täglich in der sogenannten CAPA. Und die Unterrichtsmethoden ihres Lehrers Mr. Kingsley sind äußerst zweifelhaft. Die Autorin schildert überaus bildstark und sehr psychologisch das Machtgefälle zwischen Schülerinnen und Lehrkräften. Es sind hier überwiegend ältere Männer, welche ihre Macht missbrauchen und junge, nichtsahnende Frauen und Männer schikanieren, demütigen und für ihre Zwecke manipulieren. Über 10 Jahre später treffen sich Sarah. David und Karen wieder, teils traumatisiert treffen sie einen ihrer ehemaligen Peiniger wieder, wie werden sie damit umgehen?
Die Geschichte hat in mir durchgehen beklemmende Gefühle ausgelöst. Der Erzählstil ist eindringlich und thematisiert hier auch sexuelle Übergriffe und Missbrauch an Minderjährigen/Schutzbefohlenen durch Vertrauenspersonen. Das Lesen dieses Buches halte ich für empfehlenswert, jedoch würde ihm eine Triggerwarnung für sensible Menschen nicht schaden.

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