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Veröffentlicht am 30.04.2023

Ein Neubeginn

Wind und Wolkenlicht
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Nachdem ihr erster Mann sein Leben im 1. Weltkrieg verloren hat sind ein paar Jahre vergangen. Nun hat Chris wieder geheiratet, den jungen Pfarrer Robert, welcher sich sehr gut mit dem kleinen Ewan, Chris' ...

Nachdem ihr erster Mann sein Leben im 1. Weltkrieg verloren hat sind ein paar Jahre vergangen. Nun hat Chris wieder geheiratet, den jungen Pfarrer Robert, welcher sich sehr gut mit dem kleinen Ewan, Chris' Sohn aus erster Ehe. Die drei ziehen in die schottische Kleinstadt Segget. Dort leben die Menschen hauptsächlich von der Jutespinnerei und der Arbeit auf Großbauernhöfen. Die drei haben es dort nicht leicht. Chris ist vielen zu hochnäsig, zu dünn und dass sie dem Pfarrer noch kein Kind geschenkt hat sorgt für viel Getratsche unter den Stadtbewohnenden. Derweil ist Robert kein typisch konservativer Prediger, beteiligt sich sogar an Arbeitsstreiks der örtlichen Spinner.
Lewis Grassic Gibbon erzählt in seinem Roman "Wind und Wolkenlicht" übersetzt aus dem schottischen Englisch von Esther Kinsky @guggolzverlag nicht nur von dem Neubeginn seiner Hauptfigur Chris. Er schildert auch das Leben einfacher und gutbürgerlicher Menschen nach dem ersten Weltkrieg. Es sind Höhen und Tiefen. Was die Stadt immer am besten kann, ist sich über alles und jeden das Maul zu zerrreißen.
Im Vergleich zu seinem ersten Roman um Chris Guthrie hat sich Gibbon's zweiter für mich über einige Strecken relativ langatmig gelesen. Seinem ganz individuellen Humor bleibt er jedoch treu. Insgesamt hat mir die Zeitreise nach Schottland sehr gut gefallen und ich bin gespannt, wann der dritte und letzte Band der Reihe im Guggolz Verlag erscheinen wird.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine Exkursion in die Stadt

Saling aus dem Wald
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Saling lebt im Wald. Im wahrsten Sinne des Wortes im Einklang mit der Natur. Er liebt sowohl die Tiere als auch die Pflanzen dort. Saling ist in der Lage, sich in alle Lebewesen hineinzuversetzen. Er kann ...

Saling lebt im Wald. Im wahrsten Sinne des Wortes im Einklang mit der Natur. Er liebt sowohl die Tiere als auch die Pflanzen dort. Saling ist in der Lage, sich in alle Lebewesen hineinzuversetzen. Er kann sich sogar in sie verwandeln. Eines Tages sieht er Menschen durch den Wald gehen. Und in ihm wächst der Wunsch, ebendiese zu erforschen. In der Stadt angekommen, stößt er auf Skepsis, Angst und Unverständnis, welches ihm die Menschen entgegen bringen. Er fühlt sich zunehmend unwohl in der Stadt und will zurück in den Wald. Wird ihm jemand helfen können?
Sylvia Schmieder erzählt in ihrem Roman "Saling aus dem Wald" @edition_federleicht bildgewaltig und einfühlsam von der Begegnung Mensch und Natur, dem Fremden, wie es ist wenn einem Vorurteile entgegenschlagen und einem niemand glaubt. Der Roman ist einerseits eine Liebeserklärung an die Natur und gleichzeitig auch ein Spiegel unser modernen Gesellschaft, welche den Zugang, das Verständnis und den Respekt vor der Natur und dem Unergründlichen zu verlieren droht. Doch es gibt Hoffnung für Saling. Mir hat vor allem die 9-jährige Mascha in ihrer herzlichen, offenen und unbedarften Art gefallen. Im Gegensatz zu den Personen, die Saling eben nicht uneigennützlich helfen wollen.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine Einladung zum Gedenken

Lebewohl, Martha
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Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird ...

Als Ingke Brodersen in die Berchtesgadener Straße 37 zieht, ahnt sie noch nicht, dass in dem Haus, in dem sie ab jetzt mit ihrer Familie leben 24 jüfische Mitbürgerinnen gelebt haben. Eines Tages wird die Historikerin darauf aufmerksam, unter anderem durch eine Plakataktion in ihrem Stadtteil. Auch ein Stolperstein vor ihrem Zuhause. Sie beginnt nachzuforschen über die 24 Verschwundenen Bewohnerinnen ihres Hauses. Und sie schreibt die Geschichten ebendieser Menschen auf, welche 1942 deportiert wurden. Viele wurden im Holocaust ermordet. Einigen gelang die Flucht und sie konnten überleben. Aber das Grauen begann schon vorher. Mit der willkürlichen Stigmatisierung und immer neuen Einschränkungen im Leben. Frau Brodersen schreibt einfühlsam aber auch eindringlich gegen das Vergessen jüdischer/deutscher Geschichte. Ein für mich schwer zu greifendes furchtbares Verbrechen an Menschen, welche ich nie kennenlernen durfte. Einen erhobenen Zeigefinger habe ich während der Lektüre keinen gesehen. Für mich ist das Buch viel mehr eine Einladung. Eine Einladung zum Erinnern an die Ermordung Millionen jüdischer Mitbürger*innen. Eine Erinnerung daran, wie nachhaltig das Zusammenleben jüdischer und nicht jüdischer Menschen zerstört wurde. Ich kann euch allen wärmstens empfehlen die 24 Schicksale, welchen in "Lebewohl, Martha" von Ingke Brodersen nachgespürt wird, zu lesen. Denn Geschichte ist nicht nur Vergangenheit, Geschichte ist auch jetzt von Bedeutung.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Eine ganz besondere Weltreise

Die Wellenbrecher
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Mark ist Mitte 20 als er in Athen einen ausgedienten Ozeanliner besteigt. Er wird gemeinsam mit Studierenden aus verschiedenen Ländern ein Semester auf hoher See verbringen. Gemeinsames Lernen, Leben und ...

Mark ist Mitte 20 als er in Athen einen ausgedienten Ozeanliner besteigt. Er wird gemeinsam mit Studierenden aus verschiedenen Ländern ein Semester auf hoher See verbringen. Gemeinsames Lernen, Leben und Abenteuer.
Schnell findet Mark Anschluss: Cansu, Rodrigo, Ben, Emilio und Denise gehören schon bald zu seinem Freundeskreis. Sie bereisen während ihres Studiums Athen, Lissabon, Panama City, Guayaquil, Papeete, Auckland, Sydney, Shanghai und Hongkong.
Was für mich anfangs wie eine ausgiebige Studierendenparty mit Saufgelagen und jeder treibt es mit jedem gewirkt hat entpuppt sich Seite um Seite eher als eine Geschichte um das Erwachsen werden. Mark weiß trotz seines vermeintlich sinnvollem Studienfachs trotzdem noch nicht Recht wer er ist und was er mit seinem Leben anfangen soll. Während der Reise ergibt sich die Möglichkeit für den Blog eines neuen Reisemagazins zu schreiben, was ihm zunehmend Freude bereitet. Und er verliebt sich in Cansu, die jedoch schon mit Ben zusammen ist. Auch die Landgänge ihrere Zielländer sind eine unglaubliche Abwechslung. Und so findet Mark Stück für Stück heraus, was er beruflich machen will. Ob er und Cansu eine Chance haben? Da müsst ihr den Roman "Die Wellenbrecher" von Christopher David schon selber lesen 😁
Obwohl der Start nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat, entwickelte sich die Lektüre doch vielversprechend und es hat mir Spaß gemacht Mark und seinen Kommiliton*innen während ihres Reifeprozesses zu begleiten. Ein Schiff mit dieser bunten Mischung an Nationalitäten ist definitiv was besonderes und das Geschehen sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Bitter, wie dunkle Schokolade

Eileen
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Eileen Dunlop ist eine alte Frau als sie auf ihr Leben zurück blickt. Sie blickt auf die Zeit zurück als sie mit 24 Jahren noch bei ihrem Alkoholiker, Vater und Ex-Polizist lebt. Dieser hat für seine Tochter ...

Eileen Dunlop ist eine alte Frau als sie auf ihr Leben zurück blickt. Sie blickt auf die Zeit zurück als sie mit 24 Jahren noch bei ihrem Alkoholiker, Vater und Ex-Polizist lebt. Dieser hat für seine Tochter nur Geringschätzung übrig. Eileen ist einsam. Hat keine Freundschaften. Kleidet sich in die alte Kleidung ihrer verstorbenen Mutter und Arbeitet in einem Zuchthaus für Kinder und Jugendliche. Ihr Leben ist eintönig. Bis Rebecca als ihre neue Kollegin auf der Bildfläche erscheint. Eileen verliebt sich sehr schnell in die schöne und kluge College-Absolventin. Sie scheinen auf einer Wellenlänge zu liegen. Zu Weihnachten lädt Rebecca Eileen zu sich nach Hause ein. Aufgeregt macht sich Eileen auf den Weg. Nicht ahnend, was sie hinter ihrer rosaroten Brille entdecken wird.
Ottessa Moshfegh erzählt in ihrem Roman "Eileen" von Kindern, die in einem schlechten Elternhaus aufwachsen bzw. leben. Sie erleben zum Teil aber viel schlimmeres als Eileen. Der Ton in der erzählung ist direkt, Ich-bezogen und teils Recht schmuddelig. Insgesamt fand ich die Stimmung bedrückend und auf bittere Weise unterhaltsam. Dennoch ist die Geschichte nicht ohne, denn Kindesmissbrauch ist hier auch ein Thema.
Wenn auch der mittlere Abschnitt Recht langatmig war, hat mir die bittere Lektüre sehr gut gefallen.

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