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Veröffentlicht am 29.11.2021

Eine nicht endende Debatte

Afrikas Kampf um seine Kunst
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Darüber berichtet Bénédicte Savoy in in ihren Buch "Afrikas Kampf um seine Kunst".
Ein Buch, das mir die Augen geöffnet hat.
Eine Lektüre, die länger gedauert hat, denn ich musste jedes einzelne Kapitel ...

Darüber berichtet Bénédicte Savoy in in ihren Buch "Afrikas Kampf um seine Kunst".
Ein Buch, das mir die Augen geöffnet hat.
Eine Lektüre, die länger gedauert hat, denn ich musste jedes einzelne Kapitel erst einmal sacken lassen.
Die Debatte um die Rückgabe von Kunst- und Kulturgütern an ihre Herkunftsländer - hauptsächlich viele ehemalige Kolonien in Afrika aber auch Asien - begann schon in den 1960er Jahren.
Doch anstatt den Forderungen der nun unabhängigen Länder nach zu kommen, wird debattiert, diskutiert und vor allem blockiert.
Die beinahe ausnahmslos alten weißen Männer (Hans-Georg Wormit und Stephan Waetzold) sehen in keiner aweise ein, weshalb sie die wertvollen Artefakte an die Menschen zurück geben sollten, die seit Generationen darauf verzichten mussten.
Doch es gibt Kämpfer: Nigeria und Zaire kämpfen um die Rückgabe ihrer Kulturschätze. Ekpo Eyo ist einer der engagiertesten Kämpfer.
Und auch ein deutscher Museumsdirektor spricht sich zum Entsetzen seiner Kollegen für die ersatzlose Restitution aus: Dr. Herbert Ganslmayr, Direktor des Überseemuseums Bremen.
Doch leider bleiben größere Erfolge aus. Bald ermüden die Kämpfenden und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hält an seiner Weigerung eisern fest.
Auch heute gibt es noch Debatten. Die Fragen sind die selben seit Jahrzehnten.

Die Lektüre "Afrikas Kampf um seine Kunst" hat mir in vielen Punkten die Augen geöffnet.
Ich glaube inzwischen, dass wir den allgegenwärtigen Rassismus in unserer Welt erst überwinden werden, wenn wir den Schritt machen und alle Kunst-und Kulturgüter ersatzlos an ihre Herkunftsländer zurück geben.
Wir sollten den Menschen dort auf Augenhöhe begenen und ihnen zutrauen, selbstbestimmt zu entscheiden, wie die mit ihren wertvollen Schätzen umgehen wollen.
Ich glaube, dass es nötig ist, diese Brücke zu bauen, für Frieden, und Gleichberechtigung in der Welt für alle Menschen egal welcher Couleur, egal welchen Geschlechts.
Für eine Zukunft ohne Schulden. Eine Zukunft der Selbstbestimmung.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Eine Liebeserklärung an die Hexerei

Lolly Willowes
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Nach dem Tod ihres geliebten Vaters zieht die 28-jährige Laura Willowes in London bei ihrem Bruder Henry und seiner Frau Caroline ein.
Zwei Jahrzehnte wird sie sich nun um ihre Nichten und ihren Neffen ...

Nach dem Tod ihres geliebten Vaters zieht die 28-jährige Laura Willowes in London bei ihrem Bruder Henry und seiner Frau Caroline ein.
Zwei Jahrzehnte wird sie sich nun um ihre Nichten und ihren Neffen kümmern, wie eine zweite Mutter.
Henry und Caroline versuchen immer wieder Lolly (den Spitznamen hat ihr ihre Nichte gegeben) mit gut situierten Heiratskandidaten zu verkuppeln.
Doch dies scheitert immer wieder, unter anderem weil die eigensinnige Lolly eben diesen Männern gerne vor den Kopf stößt.
Nach 20 Jahren als unverheiratete Tante beschließt sie nach Great Mop in die Chilterns zu ziehen, zum Unverständnis ihrer Familie.
Dort auf dem Land kann sie nun frei sein und tun und lassen was sie will.
Im Laufe der Monate in Great Mop entdeckt sie ihre Bestimmung als Hexe und führt persönliche Dialoge mit Satan persönlich.

Mir hat die Lizenzausgabe der @buechergilde überaus gut gefallen.
Es ist ein Klassiker, der mir ohne die Büchergilde Gutenberg sehr wahrscheinlich unbekannt geblieben wäre.
Sylvia Townsend Warner erzählt in ihrem ersten Roman von einer Frau, die von den typischen Konvertionen der Gesellschaft wenig hält. Obwohl sie ihre Familie liebt und diese ihr viel bedeutet befreit sie sich mit 48 Jahren um ihr eigenes Leben nach ihren Vorstellungen zu leben und das Alleinsein mit ihren Gedanken zu genießen.
Lolly Willowes ist für mich eine Heldin, von der ich gerne schon zu Schulzeiten gewusst hätte.
Dieses zauberhafte Buch empfehle ich jedem Menschen, der sich gerne von einem Klassiker überraschen lassen möchte und eine besondere Heldin in sein/ihr Herz lassen will.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Thriller-Spannung zum Verschlingen

Das stumme Kind
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In seinem ersten Fall müssen Kommissar Rolf Degenhardt und sein Team gleich 2 Morde und einen Vermisstenfall aufklären.
Ein Kinderarzt wurde mit mehreren Stichverletzungen im Intimbereich aufgefunden, ...

In seinem ersten Fall müssen Kommissar Rolf Degenhardt und sein Team gleich 2 Morde und einen Vermisstenfall aufklären.
Ein Kinderarzt wurde mit mehreren Stichverletzungen im Intimbereich aufgefunden, dessen Tochter - eine junge Autistin - ist nicht aufzufinden.
Und dann ein berüchtigten Rechtsanwalt mit Hang zu Sadomasochismus, verstümmelt in seinem "Spielzimmer".
Bei beiden Toten werden DVDs mit Kinderpornografie gefunden.
Sind die beiden in einen Pornoring verstrickt? Übt nun jemand Rache? Und was hat Autistin Anna gesehen?
Die Spuren führen nach Norderney und London.
Kommissar wärterin Jana Liebisch kann zu den Morden in der Lüneburger Heide eine Verbindung zu einer Kinderwunschklinik in London herstellen.
Aber wer ist der Täter und warum?
"Das stumme Kind" von @michaelthodeautor nimmt mich mit in die Dörfer der Lüneburger Heide.
Von der ersten Seite an bin ich an das Buch gefesselt und mag es nicht mehr aus der Hand legen.
Knappe Kapitel, anschaulich beschriebene Szenen und authentische Charaktere wie Degenhardt und Liebisch bescheren mir eine spannende Ermittlung und Rätselraten.
Denn es ist nicht alles so, wie es zu Anfang der Geschichte scheint.
Ich habe den Roman in 1,5 Tagen verschlungen und ich denke das spricht für sich.
Ich gebe hier auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung für "Das stumme Kind".
Eine spannende Alternative zu einem Abend vor dem Fernseher.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

Wenn sich eine ruhmreiche Legende als folgenschwere Lüge entpuppt

Das ferne Feuer
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Nachdem die junge Studentin Parvin - geboren in Afghanistan, aufgewachsen in den USA - Dr. Gideon Crane's Buch "Mutter Afghanistan" gelesen hat, beschließt sie voller Begeisterung in das Ferne Land zu ...

Nachdem die junge Studentin Parvin - geboren in Afghanistan, aufgewachsen in den USA - Dr. Gideon Crane's Buch "Mutter Afghanistan" gelesen hat, beschließt sie voller Begeisterung in das Ferne Land zu reisen.
Sie möchte auf Crane's Spuren wandern und in dessen Klinik in einem kleinen Dorf aushelfen.
Dort angekommen, stößt Parvin mit ihren Schwärmerei über Crane und sein Buch bei den Dorfbewohnern schnell auf Unverständnis.
Doch nach und nach erfährt die Studentin, dass an Crane's ruhmreicher Legende beinahe alles beschönigt und erfunden ist.
Da sind die wahren Todesumstände von Fereschta, die verstorbene Frau von Parvin's Gastgeber.
Und Crane's fälschliche Darstellung Ahmanullah's als Taliban, welche für mich schon fast an Volksverhetzung grenzt.
Amy Waldman's Roman "Das Ferne Feuer" erzählt mir auf spannende und mitreißende Art von einem Mann, welcher sich in seiner Heimat als Wohltäter inszeniert, im Laufe der Geschichte jedoch von seiner vormaligen Fürsprecherin Parvin als Lügner und Betrüger entlarvt wird.
Das Buch behandelt sehr authentisch, wie leicht wir uns von selbsternannten Wohltätern blenden lassen können und ob Entwicklungshilfe immer sinnvoll, aufgezwungen oder selbstlos ist.
Ich freue mich sehr, dass ich den Roman als Lizenzausgabe in der @buechergilde entdeckt habe und kann die Lektüre von Herzen empfehlen.

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Vier Generationen, vier Lebenswege

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
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In ihrem spannenden Roman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" spannt Alena Schröder gekonnt einen Bogen von der Vergangenheit über vier Generationen in die Gegenwart.
Da ist Senta, ...

In ihrem spannenden Roman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" spannt Alena Schröder gekonnt einen Bogen von der Vergangenheit über vier Generationen in die Gegenwart.
Da ist Senta, unglücklich verheiratet, die Ende der 1920er Jahre Ehemann und Tochter verlässt, um ihrer besten Freundin nach Berlin zu folgen.
Die kleine Evelyn wächst bei ihrer Tante Trude auf, ihre Mutter in Berlin besucht sie selten, die Beziehung der beiden entwickelt sich unter der Nazidiktatur noch weiter auseinander.
Heute lebt die auf mich verbittert wirkende Evelyn in einer Seniorenresidenz in Berlin.
Sie wird regelmäßig von ihrer Enkelin Hannah besucht.
Eines Tages kommt eben dieser ein Brief von einer Kanzlei in Jerusalem in die Hände.
Obwohl die Oma beharrlich über die Vergangenheit schweigt, begibt sich Hannah auf Spurensuche nach einem geheimnisvollen Bild von Vermeer und ihre jüdische Verwandtschaft.
Die Kapitel des Romanes wechseln sich mit Gegenwart und Vergangenheit ab, was mir eine angenehme und dynamische Spannung beim Lesen gab.
Ich könnte mir auch alle Szenen bildlich vorstellen, es war definitiv eine faszinierende Zeitreise.
Auch die Hauptcharaktere sind mir alle auf ihre individuelle Art ans Herz gewachsen.
Senta, die mutig einen großen Schritt zu einem Neuanfang wagt.
Evelyn, die ihrer Mutter nicht verzeihen kann, dass sie sie als Kind zurück gelassen hat.
Silvia, Evelyn's Tochter, die ein Leben als Aktivistin und allein erziehenden Mutter geführt hat und schon früh an Krebs stirbt.
Und die promovierende Studentin Hannah, die mit ihrer Doktorarbeit schwer vorankommt, sich aber auf eine Affäre mit ihrem Professor einlässt.
Sie alle gehen ihren ganz eigenen Weg.
Alena Schröder's Frauenroman spricht für mein Empfinden jede Generation an. Und zugleich erzählt er so vieles aus Deutschland's Geschichte.
Ein absoluter GebießerInnen-Roman für gemütliche Stunden.

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