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Veröffentlicht am 18.05.2020

Verliert sich in Klischees

Mrs Fletcher
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Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, geschieden und ihr einziger Sohn Brendan verabschiedet sich gerade in Richtung College. Allein geblieben versucht Eve ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und geht neben ...

Eve Fletcher ist 46 Jahre alt, geschieden und ihr einziger Sohn Brendan verabschiedet sich gerade in Richtung College. Allein geblieben versucht Eve ihrem Leben eine neue Richtung zu geben und geht neben ihrem Beruf selbst wieder zum College, das Seminar Gender & Gesellschaft regt sie auch zum Nachdenken über ihre eigenen Sexualität an. Brendan dagegen genießt das College-Leben, scheinbar ohne auch nur einmal eine seiner grauen Zellen zu bemühen......

"Mrs Fletcher" vom Tom Perotta hätte einiges an Potential zu bieten gehabt, wenn die Geschichte sich nicht in Klischees verlieren würde. Den Anfang fand ich noch vielversprechend, nachdem mir schon der Klappentext Lust auf das Buch gemacht hatte. Doch bald verliert sich der Faden in diversen oberflächlichen Sexfantasien. Wirklich schade, denn der Schreibstil des Autors hätte die Geschichte besonders machen können, wenn der Inhalt besser dazu gepasst hätte.

Eve ist als eine MILF beschrieben, einen Begriff, den ich zwar durchaus kannte, aber noch nie so zentral in einem Buch thematisiert gesehen habe - das scheint das Bedeutsamste an der Protagonistin zu sein, sie ist 46 Jahre alt, alleinstehend, einsam, sexuell frustriert? Egal, das Alles geht vorbei - weil sie eine gute Figur und feste Brüste hat - ach ja eine neue Frisur tut noch ihr Übriges. Die versprochene rasende Komik konnte ich in der Geschichte leider nicht finden und ich glaube nicht, dass die Beschreibung diverser erotischer Fantasien und Erlebnisse schon ausreicht, um das Buch als provokant einzustufen.

Irritiert hat mich außerdem, dass die Kapitel aus Eves Sicht in der dritten Person formuliert waren, obwohl ich sie laut Titel und Klappentext als Hautfigur angesehen habe. Brendans Abschnitte dagegen sind in der Ich-Form geschrieben, dabei ist seine Figur dennoch stereotyp und oberflächlich geblieben - und er schien mir so unglaublich blöd, sorry....schon klar, dass die jungen Leute lieber feiern als lernen, aber ein paar wenige Gehirnzellen mehr hätte ich auch einem jugendlichen Protagonisten gewünscht.

Fazit: Hätte das Buch auch nur die Hälfte von dem gehalten, was der Klappentext versprach, wäre es eine vergnügliche Lektüre gewesen. Leider löst sich der Handlungsfaden in klischeehaften Fantasien und Abenteuern auf. Wenn das die Art ist, wie sich Männer das weibliche Sexualleben vorstellen, dann gute Nacht!

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Hannah Arendts Leben im Schnelldurchlauf

Die drei Leben der Hannah Arendt
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Die Graphic Novel führt den Leser in stellenweise rasantem Tempo durch das Leben der Jahrhundertdenkerin Hannah Arendt. Laut des Autors Ken Krimstein ist "Die drei Leben der Hannah Arendt" nicht als exakte ...

Die Graphic Novel führt den Leser in stellenweise rasantem Tempo durch das Leben der Jahrhundertdenkerin Hannah Arendt. Laut des Autors Ken Krimstein ist "Die drei Leben der Hannah Arendt" nicht als exakte Biographie zu verstehen, sondern stellt eher eine "Interpretation ihres Lebens, eine biographische Fiktion mit textlich tradierten Anleihen aus ihrem Werk" dar.

Dabei werden die Stationen ihres Lebens aufgeführt, angefangen bei der Kindheit und Jugend in Deutschland und dem Studium, bei dem sie Martin Heidegger kennen lernt und stark von seinen Lehren beeinflusst wird. Nach einer kurzen Inhaftierung durch die Gestapo flüchtet Hannah nach Frankreich, doch auch dort holt das Nazi-Regime die Jüdin ein, so dass sie schließlich in die USA auswandert.

Auch im Exil verfolgt die Philosophin besorgt die Entwicklung in Deutschland und setzt sich intensiv mit der Suche nach dem "Warum" hinter dieser Grausamkeit auseinander. Die Ereignisse beschäftigen Hannah Arend sehr, mit ihrer Schrift über die Banalität des Bösen, die sie nach Verfolgung des Eichmann-Prozesses verfasst, verliert sie die Anerkennung vieler ehemaliger Freunde und Mitstreiter.

Wenn ich die Comics meiner lang zurück liegenden Jugendzeit nicht mit rechne, war "Die drei Leben der Hannah Arendt" die erste Graphic Novel, mit der ich mich auseinander gesetzt habe - und sie hat mich mit gemischten Gefühlen zurück gelassen. Ken Krimsteins Zeichenstil hat mir gut gefallen, die Darstellungen sind oft skizzenhaft, schwarz gehalten, und Hannah wird als einzige mit etwas grüner Farbe in ihrer Kleidung betont.

Ihre Lebensgeschichte wird geradezu rasant erzählt, vieles nur am Rande gestreift. Wer sich noch nicht mit der Person Hannah Arendt befasst hat, erhält hier nur einen groben Überblick über Ihr Leben, ihre Werke und man findet auf einigen Seiten der Novel aufgelistete Namen ihrer Mitstreiter im jeweiligen Lebensabschnitt. Das Tempo, mit dem der Leser durch die Geschichte bewegt wird ist sicherlich der Buchform geschuldet, ein ganzes Leben in eine Graphic Novel zu pressen stelle ich mir als große Herausforderung für den Autor vor.

Fazit: Das Buch ist geeignet, um oberflächlich in das Leben der Hannah Arendt hinein zu schnuppern und Interesse zu wecken. Wer mehr über die Philosophin erfahren möchte, dem empfehle ich umfassendere Literatur zu besorgen. Doch ich denke, genau das will Ken Krimstein mit seinem Werk bezwecken - einen leichten Einstieg zu finden, der den Leser bewegt, sich nach dem Ende der Graphic Novel intensiver mit Hannah und ihrem Lebenswerk oder auch dem ihrer Mitstreiter zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

Spannender Pageturner

Verity
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Nach dem Tod ihrer Mutter steht der Autorin Lowen Ashleigh finanziell das Wasser bis zum Hals. In dieser Situation erhält sie das Angebot, eine Thriller-Reihe der berühmten Verity Crawford zu Ende zu schreiben, ...

Nach dem Tod ihrer Mutter steht der Autorin Lowen Ashleigh finanziell das Wasser bis zum Hals. In dieser Situation erhält sie das Angebot, eine Thriller-Reihe der berühmten Verity Crawford zu Ende zu schreiben, die seit einem Autounfall selbst nicht mehr dazu in der Lage ist. Zunächst lehnt Lowen ab, denn sie ist nicht sicher, ob sie dieser Herausforderung gewachsen ist. Doch Jeremy Crawford, Veritys charismatischer Ehemann, schafft es, die junge Autorin zu überreden - nicht zuletzt weil sie sich zu ihm hingezogen fühlt.

Kurz nach Lowens Ankunft im Haus der Crawfords findet sie in Veritys Arbeitszimmer ein Manuskript für eine Autobiografie, das ein ganz neues Licht auf die berühmte Schriftstellerin wirft. Außerdem geschehen seltsame Dinge im Haus - oder ist Lowens Wahrnehmung durch das Manuskript beeinflusst?

"Verity" von Colleen Hoover ist eine wirklich spannende Geschichte, eine Mischung aus Thriller und Lovestory, die ich beim Lesen kaum aus der Hand legen konnte. CoHos unvergleichlichen Schreibstil kenne ich schon aus den "Will & Layken" Büchern und auch in "Verity" spielt die Schriftstellerin gekonnt mit den Gefühlen der Protagonisten und der Leser. Schon die ersten Zeilen des Buches katapultierten mich mitten in die Handlung hinein, ohne jedes Vorgeplänkel erlebt man zusammen mit Lowen einen tödlichen Unfall an einer belebten Straße.

Die junge Protagonistin wird umfassend beschrieben, so dass ich mich gut in sie hinein versetzen konnte und auch Jeremy war mir sofort sympathisch. Nach der Ankunft im Heim der Crawfords beginnt die Geschichte zuerst gemächlich, bis zum Ende hin steigert sich die Spannung kontinuierlich und der Schluss konnte mich trotz aller Hinweise und Spekulationen noch überraschen. Damit hat mich der ganze Roman gut unterhalten - und dennoch konnte mich die Geschichte emotional nicht in dem Maß packen, wie es bei anderen Werken der Autorin der Fall war. Ich ziehe einen Stern in meiner Bewertung ab, weil ich weiß, dass Colleen Hoover es noch besser kann.

Fazit: Die Geschichte ist durchaus spannend geschrieben und der Schreibstil ließ mich nur so durch die Seiten gleiten. Dennoch fehlte mir das gewisse i-Tüpfelchen, das die Werke von Colleen Hoover sonst auszeichnet.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Gemischte Gefühle

All Saints High - Die Prinzessin
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Daria Followhill gibt an ihrer Highschool die Prinzessin, doch hinter der schönen Fassade verbirgt sie ihre Unsicherheit und Wut über die vermeintliche Nichtbeachtung durch ihre Mutter Melody. Schon vor ...

Daria Followhill gibt an ihrer Highschool die Prinzessin, doch hinter der schönen Fassade verbirgt sie ihre Unsicherheit und Wut über die vermeintliche Nichtbeachtung durch ihre Mutter Melody. Schon vor Jahren im Ballettunterricht war Daria eifersüchtig auf die begabte Silvia Scully, die Melodys ausgemachter Liebling zu sein schien - unbedacht vernichtet Daria einen Brief, der Silvia zur Aufnahme in eine berühmte Ballett-Akademie einlädt, worauf die jugendliche Tänzerin spurlos verschwindet.

Jahre später erfährt die zickige Prinzessin, dass Silvias Zwillingsbruder obdachlos geworden ist, nachdem Daria ihren Eltern davon erzählt, beschließt Melody, Penn Scully in ihr Zuhause aufzunehmen - ohne zu ahnen, dass zwischen ihm und ihrer Tochter alte Feindschaft herrscht. Doch immer wieder fliegen die Funken zwischen Daria und Penn, aber kann ihre Hassliebe eine Chance bekommen, ohne das Penn seine verschollene Schwester verrät?

"All Saints High - Die Prinzessin" ist das erste Buch, das ich von der Autorin L.J. Shen gelesen habe und mir fiel es wirklich schwer, mich auf eine passende Sternebewertung fest zu legen. Wegen der Story und ihrer Schreibweise, die mich nicht nur gefesselt, sondern emotional durch alle Höhen und Tiefen von Darias Gefühlswelt regelrecht mit gezerrt (und dabei auch meinen Verbrauch an Taschentüchern sprunghaft erhöht) hat, gebe ich vier von fünf Sternen.

Negativ habe ich die Menge an Drama und Gewalt empfunden, damit hat die Geschichte schon beinahe an der Grenze zur Dark Romance gekratzt - was ich bei einem Buch, das mit seinem rosaroten Cover und dem Klappentext eher als Teenager-Lovestory beworben wurde, nicht erwartet hatte. Daria ist innerlich zerrissen, wie es wohl typisch für Teenager ist und hat dazu auch schon sehr unschöne Dinge erlebt, ich verstehe nicht, wie ihre als wunderbar und liebevoll beschriebenen Eltern nichts davon merken konnten.

Obwohl die Protagonistin ihre negative Seite als "den inneren Hulk" bezeichnet, ist sie nicht wirklich böse. Doch der Ton an ihrer Schule ist dermaßen rau, die Jugendlichen geben sich eiskalt und so abgebrüht, dass es mich beim Lesen geschauert hat - wohlgemerkt sind Daria und ihre Freunde die privilegierten Kinder reicher Eltern und gehen an eine elitäre Highschool, hinter deren Fassade derartig viel Bosheit und Dreck versteckt ist, dass ich es teilweise abstoßend fand. Zuerst war ich deswegen geneigt, meine Sternebewertung deutlich niedriger anzusetzen - doch trotz aller Kritik konnte ich kaum aufhören zu lesen, bis ich das Ende des Buches erreicht hatte. Die angekündigten Folgebände, in deren Mittelpunkt Darias Mitschüler stehen sollen, werde ich nicht zur Hand nehmen.

Fazit: Die Geschichte vereint Drama und Gewalt mit einer aufkeimenden Highschool-Liebe, die Schreibweise ist intensiv und fesselnd, doch für mich war das alles etwas too much.

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Veröffentlicht am 11.05.2020

Nichts für schwache Nerven

Das wirkliche Leben
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Die Geschichte wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, beginnend als sie zehn Jahre alt ist. Ihren Vater beschreibt sie als Tyrannen, der einen ganzen Raum im Haus nur mit seinen Trophäen von der Großwildjagd ...

Die Geschichte wird aus der Sicht eines Mädchens erzählt, beginnend als sie zehn Jahre alt ist. Ihren Vater beschreibt sie als Tyrannen, der einen ganzen Raum im Haus nur mit seinen Trophäen von der Großwildjagd ausgestattet hat. Er regiert die Familie mir Brutalität, die sich zunächst fast ausschließlich gegen die Mutter richtet. Ihre Mutter bezeichnet das Mädchen als "Amöbe", die dem gewalttätigen Ehemann keinen Widerstand entgegen zu setzen hat, auch ihren Kindern steht die Frau nahezu gleichgültig gegenüber - alle Liebe reserviert sie für Tiere. Der sechsjährige Gilles ist der einzige Verbündete seiner Schwester, sein Lachen erhellt ihren Tag - bis ein schrecklicher Unfall alles verändert......

"Das wirkliche Leben" von Adeline Dieudonné erzählt eine intensive Geschichte, auf die mich kein Klappentext und keine Rezension vorbereiten konnte. Die namenlose Protagonistin beschreibt auf eindringliche und verstörende Weise die Entwicklung in dieser von der väterlichen Grausamkeit geprägten Familie, so als ob die Bösartigkeit ein lebendiges Wesen wäre, das Jagd auf die Kinder macht. Zunächst scheint es so, als würde die Bestie den Kampf um den kleinen Gilles gewinnen, doch das Mädchen gibt nicht auf, um ihren Bruder zu kämpfen.

Dieses Buch hat mich beim Lesen bewegt, wie es nur wenige davor geschafft haben. Es ist eindeutig keine Wohlfühllektüre, dennoch konnte ich es bis zum Schluss kaum aus der Hand legen. Die Handlung und der Schreibstil halten den Leser gefangen, die Autorin schafft die perfekte Balance zwischen Mitgefühl und Grauen, ich denke, niemand liest diese Geschichte unbewegt und mit Abstand. Die Intensität der Erzählung zieht an und man erlebt die Jahre mit der Protagonistin hautnah mit, die Spannung steigert sich konstant bis zum Finale, das mich sprachlos und mit klopfendem Herzen zurück gelassen hat. Eindeutig nichts für schwache Nerven, dennoch ist das Buch so intensiv und eindringlich, dass ich es nur jedem empfehlen kann.

Fazit: Keine Geschichte, wie alle anderen, als Leser war ich nicht nur Beobachter, sondern emotional mitten dabei. Für dieses außergewöhnliche Buch gebe ich eine unbedingte Leseempfehlung!

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