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Veröffentlicht am 23.08.2024

Die geheimnisvolle Designerin

Die Modeschöpferin von Manhattan
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„Valentina Schlee mochte dürr sein wie ein Streichholz und exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri, in Modefragen machte ihr niemand etwas vor.“ (S. 39) Manhattan 1933: Valentina, von der man nur weiß, ...

„Valentina Schlee mochte dürr sein wie ein Streichholz und exzentrisch wie ein betrunkener Kolibri, in Modefragen machte ihr niemand etwas vor.“ (S. 39) Manhattan 1933: Valentina, von der man nur weiß, dass sie ursprünglich von der Krim und höchstwahrscheinlich aus altem russischem Adel stammt, ist genauso, wie sich die Schönen und (vor allem) Reichen eine Modedesignern vorstellen: sehr exaltiert und geheimnisvoll. Sie nimmt nie mehr als 200 Kundinnen in ihre Datei auf, die ihre Kleider dann nicht mal selber aussuchen dürfen. Valentina legt Schnitte, Stoffe und Farben ganz allein fest. Dafür sind ihre Kreationen dann aber auch spektakulär und kosten oft mehr als das Jahresgehalt eines New Yorker Arbeiters.

Ihr Geschäft würde ohne ihre Assistentin Daisy wahrscheinlich nicht halb so gut laufen. Die stammt aus der besseren Gesellschaft von Savannah, ist sehr schlau und gewitzt und im Vergleich zu Valentina fast schon bodenständig zu nennen. Sie hat ein Hänchen für schwierige Kundinnen (und ihre Chefin), bewahrt auch in der größten Katastrophe die totale Ruhe und hält zur Not alle mit Champagner in Schach.
Leider ist ihre Zeit bei Valentina gezählt. Seit Wochen geht sie ihrem Fast-Verlobten aus dem Weg, der nach dem Studium in die Kanzlei ihres Vaters einsteigen und sie dafür heiraten soll. Ihrer beider Familien sind entzückt, aber Daisy hat sich in den Journalisten und Hot-Dog-Verkäufer Christopher Flanagan verguckt, der ist nur leider als Partner undenkbar.

„Mode spiegelt die Gesellschaft, und zwar gleich doppelt: Einmal so, wie sie ist, und einmal so, wie sie gern wäre.“ (S. 205)
Joan Wengs neuer Roman „Die Modeschöpferin von Manhattan“ hat mich überrascht. Ich hatte noch nie von Valentina Schlee gehört, dabei habe ich schon einige Bücher über Mode und Kundinnen von ihr gelesen, wie Eleanor Roosevelt, Marlene Dietrich, Katharine Hepburn oder Greta Garbo. Aber Valentinas Name ist darin nie aufgetaucht. Sie scheint eine extrem spannende Persönlichkeit gewesen zu sein, die einen regelrechten Kult um sich aufgebaut hat, um ihre Herkunft, ihr Leben und ihre Ängste zu verschleiern. Sie und ihr Mann Georg haben schon zweimal alles verloren, erst in Russland und dann in Paris, sind aber jedes Mal wie Phönixe wieder auferstanden und haben sich neu erfunden. Aber dann lässt eine neue Kundin
Valentinas Vergangenheit plötzlich wieder sehr lebendig werden und erschüttert sie bis ins Mark. „Die Toten sollen tot bleiben.“ (S. 80)

Valentina lebt in einer Welt voller Mode, Luxus, Champagner und Liebe, doch hinter den Kulissen ist es weniger glamourös. Sie steht eigentlich auf Frauen und ist unglücklich verliebt – natürlich nicht in ihren Mann, der immer neue Gespielinnen hat – und jetzt konkurrieren sie auch noch um die gleiche Frau.
Und während sie von einer Filmpremiere zur nächsten taumelt und immer ausgefallenerer Kreationen entwirft, schaut sie auch nach Deutschland und Russland, die über den Nichtangriffspakt verhandeln.

Joan Weng ist es gelungen, die Welt der Mode mit den verschiedenen Gesellschaftsschichten und deren Ansichten und Interessen bzgl. der politischen Entwicklungen gekonnt zu verbinden. Ihre Protaginsten sind fein gezeichnet und vielschichtig, ich mochte auch die Nebencharaktere wie Daisys sehr lebenslustige Freundin Katej und ihre Tante sehr. Sie schreibt sie sehr anschaulich, unterhaltsam und fesselnd.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Das fehlende Teil

Das größte Rätsel aller Zeiten
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„Er war das Rätsel und die Lösung, nach der sie ihr Leben lang gesucht hatte. Das fehlende Teil.“ (S. 11)
Freundschaf, Gemeinschaft und Liebe haben die Bewohner von Creighton Hall Clayton Stumper gelehrt, ...

„Er war das Rätsel und die Lösung, nach der sie ihr Leben lang gesucht hatte. Das fehlende Teil.“ (S. 11)
Freundschaf, Gemeinschaft und Liebe haben die Bewohner von Creighton Hall Clayton Stumper gelehrt, aber bewusst wird es ihm erst so richtig nach dem Tod seiner Ziehmutter Pippa. Sie hat ihm ein Rätsel hinterlassen, mit dem er, ein Findelkind, endlich seine Herkunft ergründen kann. Vor 25 Jahren lag er eines Tages auf der Schwelle der Gemeinschaft der Rätselmacher, und obwohl dessen Bewohner damals längst im Rentenalter waren, haben sie ihn zusammen aufgezogen und ihm neben allem anderen auch die Liebe zu den verschiedensten Rätseln, Puzzeln und Labyrinthen versucht nahezubringen. Aber leider nur mit mäßigem Erfolg, da er sich inmitten der besten Rätselmacher des Landes immer etwas unbedarft vorkam.

„Das größte Rätsel aller Zeiten“ ist ein ganz bezaubernder und sehr spannender Roman über einen jungen Mann, der nach seiner Herkunft sucht und dabei lernt, in der Gegenwart zu leben und Pläne für die Zukunft zu machen. „Du bist alt geworden, bevor du erwachsen geworden bist. Du hast dein gesamtes Leben rückwärts gelebt und so vieles verpasst …“ (S. 51)
Pippas letzter Gruß an Clayton ist eine Rätsel-Schnitzeljagd, die ihn quer durch London und noch viel weiter führt. Dafür muss er endlich seine Komfortzone verlassen und feststellen, dass die Welt einige Überraschungen für ihn bereithält – und dass es nichts Schlechtes ist, andere um Rat und Hilfe zu bitten.

Samuel Burr erzählt die Geschichte auf zwei Ebenen. Abwechselnd schildert er, wie Pippa die Gemeinschaft der Rätselmacher gründet und sich diese bis zu Claytons Auffinden entwickelt, und wie Clayton nach Pippas Tod die verschiedenen Rätsel löst, um weiterzukommen und am Ende hoffentlich seine Eltern zu finden. Die Handlung ist mit verschiedenen Rätseln, die man beim Lesen lösen kann, und Hinweisen auf Claytons Abstammung gespickt, trotzdem bin ich nicht vor ihm auf das Ergebnis gekommen.

Burr hat lauter liebenswerte, etwas schrullige Charaktere geschaffen, die es einem leicht machen, sie zu mögen. Pippa hat ihr ganzes Berufsleben lang unter einem männlichen Pseudonym gearbeitet, damit man ihre Rätsel ernst nimmt. Sie hat nie eine eigene Familie gegründet, war aber Clayton dann eine tolle Mutter. Earl hat Vaterfigur übernommen. Der Meister der Labyrinthe hat ihm Fahrradfahren und Rasieren beigebracht und alles, was ein Mann sonst noch wissen muss. So ist aus Clayton ein sehr netter, stiller junger Mann geworden, der den Kleidungs- und Lebensstil seiner (alten) Vorbilder übernommen hat und damit wie aus der Zeit gefallen wirkt. Aber er weiß auch genau, wie sich alte Menschen fühlen und wie er ihnen mit kleinen Aufmerksamkeiten helfen, ihren Alltag erleichtern und bunter machen kann.

5 Sterne und meine Empfehlung für dieses Herzensbuch und Lesehighlight, das ich an nur einem Sonntag durchgeschmökert habe.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Japanische Kurzgeschichten rund um das Café Marble

Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen
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Das Tokioter Café Marble liegt am Ende einer Allee unter Kirschbäumen und ist der Ausgangspunkt für 12 abgeschlossene, aber trotzdem miteinander verbundene Geschichten, die jeweils eine andere Farbe im ...

Das Tokioter Café Marble liegt am Ende einer Allee unter Kirschbäumen und ist der Ausgangspunkt für 12 abgeschlossene, aber trotzdem miteinander verbundene Geschichten, die jeweils eine andere Farbe im Titel haben und nicht alle in dem Café spielen, insofern hätte für mich der Originaltitel „Zwölf farbige Pastelle“ etwas besser gepasst.

Den Rahmen bildet ein geheimnisvoller „Master“, der im Hintergrund die Fäden zu ziehen scheint und nie den Überblick verliert. „Meine Aufgabe ist es, großartige, aber verborgene Talente zu entdecken und ihre Fähigkeiten der Welt zugänglich zu machen. Ich liebe den Moment kurz vor der Erfüllung eines Traums.“ (S. 160)

Die Erzählungen handeln von Alltagssituationen, von kleinen Begegnungen oder Aufgaben, denen man sich nicht gewachsen, Personen, zu denen man sich hingezogen fühlt. Sie ermutigen, genauer hinzusehen, den Mut und die Hoffnung nie zu verlieren, das Fragen nicht zu verlernen – denn nur wer Fragen stellt, bekommt auch Antworten. Und sie zeigen, dass Leben ein Prozess ist, bei dem man bis ins hohe Alter immer weiter lernen und sein Leben ändern kann, wenn man dazu bereit ist. Einige Geschichten haben einen spirituellen Touch und bei vielen verhilft der Zufall zu einem glückliche Ausgang, sodass man das Buch mit einem guten Gefühl schließt.

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Veröffentlicht am 16.08.2024

Das langsame Verschwinden

Der Bademeister ohne Himmel
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„Ich werde vor ein Auto laufen. Die Menschen werden sich um mich scharren und mit weit aufgerissenen Augen auf meine blutenden Wunden starren. … Die Welt wird stillstehen und endlich wird es jemand aussprechen: ...

„Ich werde vor ein Auto laufen. Die Menschen werden sich um mich scharren und mit weit aufgerissenen Augen auf meine blutenden Wunden starren. … Die Welt wird stillstehen und endlich wird es jemand aussprechen: Das Mädchen braucht Hilfe!“ (S. 7) Linda ist 15 und unglücklich, plant ihren Selbstmord. Nur der demente ehemalige Bademeister Hubert und ihr bester Freund Kevin halten sie bisher davon ab. „Kevin kennt mich. Hubert jedoch kennt meine Geheimnisse.“ (S. 7/8), denn bei Hubert kann sie sicher sein, dass er die schon im nächsten Augenblick wieder vergessen hat. Montag-, Mittwoch- und Samstagnachmittag verbringt sie mit ihm, damit dessen polnische 24-Stunden-Pflegekraft Ewa auch mal frei hat. Dann spielt sie einfache Spiele mit Hubert und macht ihm Essen. Wenn er einen schlechten Tag hat, tut sie so, als wäre sein Wohnzimmer das Freibad und sie würde darin schwimmen, zeigt ihm YouTube Videos über Freibäder oder Rudi Carrells „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“. In der Schule ist sie keine Leuchte, aber bei Hubert scheint sie intuitiv zu wissen, wie sie ihn erreichen kann und findet mit viel Feingefühl und Kreativität Lösungen für neue Probleme. Darum fällt es ihr auch so schwer zu begreifen, dass Huberts Zustand trotz aller Bemühungen immer schlechter wird.
Kevin ist ihr dabei leider keine Hilfe. Er ist extrem schlau, steigert sich allerdings in seine Angst vor dem Ende der Erde rein, hat immer die aktuellen Werte zum CO2-Ausstoß und der Erderwärmung parat. Er will, dass endlich alle aufwachen und was tun, das große Ganze ist wichtiger als Hubert.
Ewa, die polnische Pflegekraft, ist froh, wenn Linda kommt, denn auch sie braucht mal eine Pause. Sie liebt ihre extrem anspruchsvolle Arbeit am Patienten zwar, versucht, mit Gebeten, alten Weisheiten und Naturheilmitteln zu helfen, aber verhindern kann sie Huberts langsames Verschwinden nicht. Und vielleicht wäre danach endlich mal Zeit für ein eigenes Leben, für ihr eigenes Glück – zu lange schon sucht sie einen Mann, der es gut mit ihr meint.
Und dann ist da noch der Nachtfalter, wie Linda Huberts Tochter nennt. Die bezahlt zwar gut, kümmert sich ansonsten aber kaum um ihren Vater und macht Ewa und Linda Vorwürfe, wenn Hubert stürzt o.ä.

„Bademeister ohne Himmel“ ist sehr poetisch, traurig, berührend, tiefgründig – und gesellschaftskritisch. Da sind zum einen Lindas Probleme in der Schule, die nur angedeutet werden und anscheinend niemanden interessieren, und ihre Flucht zu Hubert, weil sie die Parallelen zwischen ihrem und seinem Leben erkennt. „Vielleicht verstehen wir uns deshalb so gut. … Wir stochern … nicht in der Vergangenheit rum und wir machen keine Pläne für die Zukunft.“ (S. 13) Außerdem mag sie ihn und gibt sich unendlich Mühe, ihm seine Ängste zu nehmen, während seine Welt immer kleiner wird, er es irgendwann nicht mal mehr zum Fenster schafft, um in den Himmel zu sehen.
Gleichzeitig macht Petra Pellini deutlich, dass die Pflege der Eltern eigentlich in die Hände der Angehörigen gehört, damit die Alten in ihrem Zuhause bleiben können, es aber keine Lösung ist, die Betreuung auf eine polnische Billigarbeitskraft und eine 15jährige Schülerin abzuwälzen.
Ich fand es unmenschlich und habe mich gewundert, dass es gesetzlich erlaubt ist, dass Ewa monatelang nur die paar Stunden frei hat, die Linda einspringt, und erst nach Wochen wieder nach Hause nach Polen fahren darf.
Und auch Kevins Vehemenz, mit der er auf den Zustand der Erde verweist und welche Lösung er für sich am Ende findet, macht nachdenklich.

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Veröffentlicht am 15.08.2024

7 Tote in 6 Tagen

Bruch: Durch finstere Zeiten
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„Zwei Polizisten waren tot. In einem Waldstück, mitten auf der Straße lagen sie. Aus nächster Nähe erschossen …“ (S. 9) Die Hauptkommissare Nicole Schauer und Felix Bruch haben gerade Dienstschluss, als ...

„Zwei Polizisten waren tot. In einem Waldstück, mitten auf der Straße lagen sie. Aus nächster Nähe erschossen …“ (S. 9) Die Hauptkommissare Nicole Schauer und Felix Bruch haben gerade Dienstschluss, als diese Meldung kommt und sie den Fall übernehmen müssen. 11 (!) anonyme Zeugen haben ihn gemeldet und z. T. auch angemerkt, dass ein dunkler Pick-up am Tatort gesehen wurde, aber keiner hat angehalten und nachgesehen, ob man den Opfern noch hätte helfen können ...
Die ersten Spuren führen zu einem Einsiedler, der den Behörden schon lange ein Dorn im Auge ist. Ulrich Götze sympathisiert mit Verschwörungstheoretikern, der rechten Szene und Impfgegnern. Er ist ein Prepper und wohnt mitten im Wald auf einem riesigen alten Armeegelände, auf dem er alles für den „Ernstfall“ vorbereitet – sei das nun der 3. Weltkrieg oder ein Alienangriff, wenn die nicht sowieso schon längst unter uns weilen. Er selbst sieht sich als Regimekritiker, wurde schon zu DDR-Zeiten von der Stasi verfolgt, weil er sich gegen alles auflehnte, und jetzt eben von den neuen Machthabern.
Vor allem Felix ist nicht überzeugt, dass Götze der Täter ist, aber ihr neuer Chef hat sich auf ihn eingeschossen und setzt alles daran, ihn zu überführen. Als es dann zu weiteren Morden kommt, starten Nicole und Felix ihre berühmten Alleingänge und bringen sich in Lebensgefahr. Doch wer hat es auf sie abgesehen, die Unterstützer von Götze oder ihre eigenen Leute?!

„Durch finstere Zeiten“ ist bereits der dritte Band der Reihe, um alle Zusammenhänge zu verstehen, sollte man unbedingt beim ersten anfangen. Für mich lebt dieser Teil weniger durch den Kriminalfall, der mir zu verworren war, sondern vor allem durch die beiden Kommissare, die sich atypisch verhalten.

„Jedes Gespräch war ein Berg voller Geröll, jeder Satz war wie Steine, die unter seinen Füßen wegrollten, die es mit jedem Schritt schwerer machten, den Berg zu erklimmen.“ (S. 212) Felix, der sich bisher überwiegend zurückgehalten und mit seinen eigenen Dämonen befasst hat, „blüht“ regelrecht auf. Auch wenn es ihm sichtlich schwer fällt, interagiert er mit Kollegen, Verdächtigen und Zeugen und führt selber Befragungen durch, statt sie wie sonst auf seine Kollegin abzuwälzen. Zudem hat er erschreckend oft Vorahnungen, die dann genauso eintreten. Aber er ist immer noch nicht fähig, Gefühle zu empfinden. Diese Kombination regt Nicole auf: „Du irrst dich. Du bist nicht allmächtig und oberschlau. Schau dich bloß an, denk an unseren letzten Fall. Dein Leben, deine ganze Psychose basiert auf einem Irrtum.“ (S. 225)

Nicole, die in den vorigen Fällen mit ihren Aggressionsproblemen zu kämpfen hatte, ringt hier vor allem mit Ängsten. Bei ihren Observationen im Wald werden sie von Wölfen verfolgt, die sich ihnen bis auf wenige Meter nähern. Hat Götze sie etwa abgerichtet?! Zudem sammeln sich immer mehr (bewaffnete) Unterstützer vor und auf seinem Grundstück, und Nicole bekommt ihre Panik vor einem Übergriff kaum unter Kontrolle, die Bilder der Toten und was ihnen passiert ist, verfolgen sie Tag und Nacht.

Ein weiterer spannender Aspekt der Reihe ist Felix‘ Vergangenheit. Er hat sie komplett verdrängt und kommt deren grausigen Details langsam auf die Spur. Alles wurde von einem Karton mit Dingen von früher ausgelöst, der plötzlich in seiner Wohnung unter seinem Bett stand. Zudem übersteht er die Tage nur mit Pillen, die regelmäßig in seiner Wohnung und in seinem Schreibtisch auftauchen, ohne dass er (bewusst) je ein Rezept dafür bekommen oder einen Arzt aufgesucht hätte. Wer versorgt ihn warum damit und erinnert ihn daran, sie auch zu nehmen?!

Auch wenn mich der Kriminalfall diesmal nicht ganz überzeugen konnte, weil sich Nicole immer wieder die Theorien von Götze und dessen Mitstreitern anhört, obwohl Felix sie ausbremsen will und sie nichts neues erzählten, und mir die Auflösung letztendlich zu plötzlich kam, hat mir das Buch wegen der Dynamik zwischen den beiden Ermittlern und ihren psychischen Besonderheiten wieder gut gefallen.

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