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Veröffentlicht am 25.03.2021

Bernsteinträume

Bernsteinsommer
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„… Träume bleiben nur so lange Träume, bis man sie verwirklicht.“ (S. 121) 1917 lernt die kleine Grete im Urlaub auf Hiddensee die berühmte Malerin Elisabeth Büchsel kennen. Deren Bilder gefallen ihr so ...

„… Träume bleiben nur so lange Träume, bis man sie verwirklicht.“ (S. 121) 1917 lernt die kleine Grete im Urlaub auf Hiddensee die berühmte Malerin Elisabeth Büchsel kennen. Deren Bilder gefallen ihr so gut, dass sie davon träumt, später auch Malerin zu werden.

„Mein Traum war es immer, eine kleine feine Konditorei zu führen, aber letztendlich habe ich ein Bistro aus meinem Café gemacht.“ (S. 89) Christina geht in ihrer Arbeit als Konditorin auf, aber um bestehen zu können, muss sie mit ihrem Café Kompromisse eingehen. Auch privat läuft nicht rund. Ihr Mann hat nach nur 3 Jahren Ehe die Scheidung eingereicht, weil sie viel Zeit mit ihrem an Demenz erkrankten Vaters verbringt, so lange dieser sie noch erkennt. Doch die Krankheit schreitet immer schneller voran. Für Christina und ihre Mutter ist das eine sehr schwere Zeit. Als ihr Vater an einem guten Tag nach seinen Malsachen fragt und Christina diese zusammensucht, findet sie in seiner Zeichenmappe ein Ölgemälde, das mit „GS 1929“ signiert sind. Von wem ist die und wie ist sie zwischen seine Bilder gelangt? Außerdem trifft sie Lukas wieder, der sie früher heftig umworben hat. Damals fand sie ihn zu jung, jetzt gefällt er ihr – aber will sie ihn wirklich in ihr Leben lassen? „Ich war nicht darauf vorbereitet, mich zu verlieben.“ (S. 165). Als dann auch noch ein Wasserrohr in der Küche ihres Cafés platzt und herauskommt, dass das Haus saniert werden soll, gönnt sich Christina eine kurze Auszeit auf Rügen bei Thea, der Cousine ihres Vaters, um Abstand von allem zu bekommen, und lüftet dabei ein altes Familiengeheimnis …

Anne Barns hat mich mit diesem Roman sehr berührt, weil sie extrem sensibel mit dem Thema Demenz umgeht und beschreibt, wie sich der Betroffene und die Angehörigen fühlen. Christina und ihre Mutter müssen sich damit anfreunden, dass sie keine Rolle mehr im Leben ihres Vaters bzw. Mannes spielen, müssen ihn loslassen, ihr eigenes Leben überdenken und neugestalten. „Dein Vater hat lange Zeit die Welt für mich bedeutet. Und jetzt wünsche ich mir, dass er glücklich in der Welt ist, in der er nun lebt.“ (S. 207) Christinas älterer Bruder hat sich zurückgezogen, weil er mit der Situation nicht umgehen kann. Das alles schildert sie mit ganz viel Fingerspitzengefühl und Empathie.

Aber ihr Roman ist natürlich auch ein Garant zum Wohlfühlen und für eine wunderschöne Auszeit am Meer.
Christina war mir sofort sympathisch, ich konnte die Sorgen um ihren Vater und ihr Café sehr gut nachvollziehen. Ihre beste Freundin Liljana ist herrlich direkt und selbstbewusst, sie sagt offen, was sie denkt und hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. Lukas platzt zu einer unpassenden Zeit wieder in Christinas Leben), aber er tut ihr gut, ist charmant, hilfsbereit und packt gern mit an.
Außerdem habe mich sehr über das Wiederlesen mit Thea, Anni und deren Enkelinnen gefreut.
Sehr anschaulich und mit viel Liebe zum Detail beschreibt Anne Barns die Inseln Rügen und Hiddensee, macht Lust auf (Kurz-)Urlaube und lange Spaziergänge am Meer, um dabei Bernstein und anderes Strandgut zu suchen oder ein Motiv für das nächste Bild.
Zudem verführen die Rezepte im Anhang des Buches wieder zum Nachbacken – den Sommerstollen habe ich schon ausprobiert und kann ihn sehr empfehlen.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Verwirrender Spionagekrimi

Die Nachtigall singt nicht mehr
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Vor 5 Jahren hat Georg Borgmann den Journalisten Karl Wieners, seinen alten Schulfreund, nach München zurückgeholt und ihn für seine Zeitschrift „Blitzlicht“ angeworben. Inzwischen ist Karl ein erfolgreicher ...

Vor 5 Jahren hat Georg Borgmann den Journalisten Karl Wieners, seinen alten Schulfreund, nach München zurückgeholt und ihn für seine Zeitschrift „Blitzlicht“ angeworben. Inzwischen ist Karl ein erfolgreicher Schriftsteller, während Georgs Zeitung langsam den Bach runtergeht. In der Hoffnung, es würde die Auflage des Blattes steigern, soll Karl eine politische Enthüllungsgeschichte über Emigranten aus dem Ostblock schreiben und herausfinden, welche Rolle der ehemalige Schwarzmarktkönig Walter Blohm, jetzt ein erfolgreicher Bauunternehmer, dabei spielt. Als Fotografin soll Karl seine Nichte Magda wieder mit ins Boot holen. Aber die ist inzwischen Blohms Frau, würde sie wirklich ihren eigenen Mann bespitzeln?

Parallel wird Privatdetektiv Ludwig Gruber, ein ehemaliger Polizist und alter Freund von Karl, von einem Jungen engagiert der glaubt, dass sein älterer Bruder von dem Heimkehrer getötet wurde, der sich als sein Vater ausgibt, es aber nicht ist. „Ich will meinen Papa, meinen echten Papa! Können Sie ihn finden?“ (S. 125)

„Die Nachtigall singt nicht mehr“ ist nach „Die im Dunkeln sieht man nicht“ der zweite Teil der Trilogie um Karl, Magda und Ludwig. Seit ihren ersten gemeinsamen Ermittlungen hat sich die Lage in München deutlich verbessert. Doch jetzt wird die Angst vor dem Ostblock geschürt, vor dem nächsten Krieg. Immer mehr Emigranten kommen in den Westen und es ist klar, dass auch Spione darunter sein müssen. Einen offiziellen Geheimdienst gibt es noch nicht, aber es geht das Gerücht um, dass die Organisation Gehlen bald in einen solchen umgewandelt werden soll.
Vor diesem Hintergrund hat Andreas Götz seine Handlung angesiedelt. Karl und Magda bekommen den Tipp, sich den slowakischen Exilpolitiker Tomáš Čierny genauer anzusehen, der oft mit Blohm zu tun hat. Dabei lernen sie dessen Assistentin Agota kennen, die Karl und Magda gleichermaßen fasziniert.

Mir hat bei diesem Teil leider die Spannung gefehlt. Ich fand die politischen Hintergründe und Verwicklungen zum Teil sehr verwirrend und undurchschaubar, die Auflösung des Ganzen am Ende zu konfus und konstruiert, auch wenn das Milieu der (angeblichen) Spione und Emigranten sehr interessant war. Da die zwei parallelen Stränge um Karl und Ludwig augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben, hat der dauernde Wechsel zwischen ihnen immer wieder meinen Lesefluss unterbrochen.
Für mich lebte die Handlung vor allem durch die vielschichtigen und oft undurchsichtigen Protagonisten mit ihren Ecken und Kanten. „Wir haben alle unsere Geheimnisse und müssen manchmal Dinge tun, die wir nicht tun wollen, damit sie auch geheim bleiben.“ (S. 24)
Ludwig trauert um seine Frau und muss seine beiden Söhne allein aufziehen. Er wird heftig von den ledigen Frauen in seiner Umgebung umgarnt und weiß gar nicht, wie er sich gegen die Avancen wehren soll. Außerdem hat er ein viel zu großes Herz mit seinen Klienten. „Normalerweise achte ich sehr auf Recht und Gesetz. … Aber in manchen Fällen steht das Recht gegen eine höhere Gerechtigkeit, und wenn die Sache so liegt, dann schlage ich mich auf die Seite der höheren Gerechtigkeit.“ (S. 30)
Karl hat seine Frau und die beiden Töchter im Krieg verloren und kann sie einfach nicht vergessen. Er hängt sehr an seiner Nichts Magda, mehr als für beide gut ist und als es deren Mann recht sein dürfte. Außerdem verheimlicht er ihr etwas Essentielles.
Magda liebt ihren Mann nicht, aber er bietet ihr ein sorgenfreies Leben und materielle Sicherheit. Das ist mehr, als sie sich je erträumt hat. Dafür arrangiert sie sich mit ihm und lässt ihn in dem Glauben, dass sie ihn ebenfalls liebt. Ihre wahren Gefühle vor ihm zu verbergen gleicht einem Drahtseilakt, sie fühlt sich oft beobachtet. „Sie kam sich vor wie eine Schauspielerin, die zu viele Rollen zugleich spielen musste und immer in der Angst lebte, irgendwann den falschen Text zu sagen, die falsche Regung zu zeigen.“ (S. 76)
Walter Blohm ist zwar ein erfolgreicher Bauunternehmer, scheint aber nebenher auch noch andere Geschäfte laufen zu haben, die er vor Magda und allen anderen verheimlicht. „Je weniger du weißt, desto besser für dich. … Wenn ich falle, sollst du nicht mit mir fallen. … Ihr dürft niemals Teil von dem sein, was mich angreifbar macht.“ (S. 57)
Besonders spannend fand ich Agota, die Blohm als Freundin für Magda ausgesucht hat, was diese ihr allerdings sofort sagt. Sie ist extrem wandelbar und geheimnisvoll.

Mein Fazit: Der Kriminalfall war zwar nicht meins, aber ich mochte die Ermittler und ihre explosiven Beziehungen untereinander sehr und werde auch den Abschluss der Trilogie lesen.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Ein Buch mit echter Sogwirkung

Die Buchhändlerin
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Frankfurt 1941: Martin betreibt die Buchhandlung Schwerfeger in 3. Generation. Er lässt sich von den Nationalsozialisten nur ungern vorschreiben, was er noch verkaufen darf und hat für gute Kunden verbotene ...

Frankfurt 1941: Martin betreibt die Buchhandlung Schwerfeger in 3. Generation. Er lässt sich von den Nationalsozialisten nur ungern vorschreiben, was er noch verkaufen darf und hat für gute Kunden verbotene Literatur unter dem Ladentisch. Obwohl er übervorsichtig ist, kommt man ihm auf die Schliche. Er wird verhaftet und ins Zuchthaus gesteckt, der Laden wird der Familie weggenommen. Seine 14jährige Nichte Christa verzweifelt „Was soll ich denn jetzt lesen? Ohne Bücher fühle ich mich nackt.“ (S. 16)

Martin hat Glück, überlebt den Krieg trotz Konzentrationslager und Zwangsarbeit, aber er ist nicht mehr der gleiche. Die amerikanischen Besatzer geben ihm den Buchladen zurück und Christa, die auf einen Studienplatz wartet, arbeitet bei ihm. Als sie endlich studieren kann und glücklich ist, wird Martin bei etwas Verbotenem erwischt. Um den Buchladen zu retten, muss er ihn Christa überschreiben und sie ihr Studium abbrechen. Und obwohl sie die Arbeit liebt, den Kontakt mit den Kunden und Verlagen und sogar einen Lesezirkel einführt, hadert sie mit ihrem Schicksal. Sie hatte sich etwas anderes erträumt. „Wann kann ich endlich mein eigenes Leben leben?“ (S. 265)

Ines Thorn hat mich mit ihrem neuen Buch „Die Buchhändlerin“ überrascht. Es ist deutlich vielschichtiger als erwartet und hat eine echte Sogwirkung, zieht einen in die Geschichte und lässt bis zum Ende nicht mehr los.

Christa ist zum Kriegsende gerade 18 und hat ein Notabitur. Sie ist im Buchladen großgeworden und träumt davon, zu studieren und Lektorin zu werden, aber ihre Mutter Helene meldet sie auf der Bräuteschule an (Ich wusste gar nicht, dass es sowas damals noch gab.). Christa will ein selbstbestimmtes Leben führen und arbeiten gehen, ihre Mutter sie schnell verheiraten, damit sie ihre Bestimmung als Frau erfüllen und sich um Mann, Kinder und Haushalt kümmern kann. Helene hängt noch alten Zeiten hinterher, in denen eine Frau ohne Mann nichts gilt, sie jemanden braucht, der für sie sorgt.
Außerdem haben Christa und Helene den Waisenjungen Heinz aufgenommen, der eines Tages halbverhungert und -erfroren vor ihrem Haus lag. Martin wird sein Vormund, die beiden scheinen im Krieg ähnlich Grausames erlebt zu haben, hängen sehr aneinander und verstehen sich ohne Worte.

Christas Kampf um ihren Lebenstraum hat mich mitgerissen. Es tat mir leid, dass sie wegen Martins „Fehler“ so zurückstecken und auf vieles verzichten musste. Sie steht für die modernen jungen Frauen, die Deutschland damals mit Elan, Herz und Visionen wiederaufgebaut haben.
Aber Martins Geschichte, über die ich hier nicht zu viel verraten kann, weil ich sonst spoilern würde, hat mich noch viel mehr berührt und mir echte Gänsehaut beschert. Er ist sehr sensibel und zerbricht fast an dem, was ihn ausmacht, wird von seiner Umwelt deswegen gemieden und verurteilt. Christa ist hin- und hergerissen, will ihn unterstützen, müsste dafür aber ihre eigenen Träume aufgeben.

„Die Buchhändlerin“ ist eine Geschichte, die zu Herzen geht. Sie handelt von den verschiedenen Arten der (erfüllten und unerfüllten) Liebe, ob zu Büchern und der Literatur, zu (verbotenen) Partnern oder zwischen (Findel)Kindern und Müttern. Es geht um die Suche nach Familie, Heimat und Wurzeln, aber auch nach Selbstverwirklichung und Anerkennung.

Mir hat gefallen, wie die Autorin das Lebensgefühl von damals rüberbringt und die Zeit wieder lebendig werden lässt: Die Stimmung nach dem Krieg unter der amerikanischen Besatzung (Kontakte zwischen Besatzern und Besetzten sind unerwünscht, gibt es aber natürlich trotzdem), der Hunger nach Leben, die Auseinandersetzungen mit immer noch überzeugten Nazis und deren Gedankengut, aber auch die Einschränkungen z.B. durch die Hungerwinter und die Diphterie-Epidemie und das Handeln auf dem Schwarzmarkt.

5 Sterne und meine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 22.03.2021

Mit Mann, Mops und Bodyguard

Miss Merkel: Mord in der Uckermark
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„Und da denkt man, man hätte schon alle Sorten von Irren gesehen.“ (S. 13) Angela Merkel ist erst seit wenigen Wochen in Rente und zusammen mit Mann Achim, Mops Putin und Personenschützer Mike nach Klein-Freudenstadt ...

„Und da denkt man, man hätte schon alle Sorten von Irren gesehen.“ (S. 13) Angela Merkel ist erst seit wenigen Wochen in Rente und zusammen mit Mann Achim, Mops Putin und Personenschützer Mike nach Klein-Freudenstadt in der Uckermark gezogen, als sie beim Spazierengehen von einem Mann in Ritterrüstung auf einem Pferd überholt wird. Der „Ritter“ stellt sich als Freiherr Philipp von Baugenwitz vor und lädt sie zum Weinfest auf sein Schloss ein. Nach dem Fest wird er tot im von innen verschlossenen Weinkeller gefunden und die örtliche Polizei plädiert auf Selbstmord. Aber Angela sieht das ganz anders. Zum einen war der Freiherr ein Schürzenjäger, der sich viele Feinde gemacht hatte, und zum anderen ist Angela langweilig. Sie braucht wieder eine Aufgabe! Immer nur Kuchen backen, den Hund ausführen und ihren Bodyguard in Verlegenheit bringen füllt sie einfach nicht aus. Also „überzeugt“ sie Achim („„Wie du meinst, Schatz“ … Ein Satz, den er sehr häufig sagte, weil er sein Leben wesentlich leichter machte. Und das von Angela auch.“ (S. 9)) und Mike, mit ihr zusammen zu ermitteln …

David Safier hat es geschafft, dass ich mich von der ersten Seite bis zur letzten Seite köstlich amüsiert und mitgeraten habe, ob es wirklich Mord war und wenn ja, wer warum dahintersteckt.
Ihm ist das Kunststück gelungen, Angela Merkel lustig, aber nicht lächerlich zu machen. Sie liebt immer noch ihren roten Blazer, macht die berühmte Raute um sich zu erden, wenn es unübersichtlich oder stressig wird, und bleibt diplomatisch, wenn sie darum gebeten wird Sachen zu regeln oder ihre Kontakte spielen zu lassen. Geschickt lässt er ihre Erinnerungen an die Jugend in der DDR einfließen und was sie als Kanzlerin erlebt hat – dabei kommt zwar kaum ein Politiker gut weg, aber für den Leser ist es extrem lustig. Angela ist sehr sympathisch, genau wie Achim, von ihr liebevoll „Puffel“ genannt. Der ist leider immer noch sehr weltfremd, unangepasst, oft viel zu ehrlich und eckt damit nicht nur einmal bei seinem Gegenüber an.
Mir hat gefallen, dass die beiden hier als liebevolles, gut eingespieltes Team dargestellt werden. „„Wir gehen morgen zum Aufschneiden der Leiche“, lächelte Angela. „Was für eine schöne Verabredung“, lächelte Achim zurück.““ (S. 76)
Auch Mike habe ich sofort ins Herz geschlossen. Der Personenschützer schlägt sich mit Problemen rum, die man sonst eher Frauen zuschreibt, ist sehr sensibel und schüchtern. Er versucht krampfhaft sein Gewicht zu halten, während Angela ihm diabolisch lächelnd immer extra große Stücke Kuchen mit viel Sahne auftut. „Seitdem er dem Ehepaar Merkel zugeteilt worden war, hatte er … bereits 2 Kilo und 385 Gramm zugenommen.“ (S. 11)
Der ermittelnde Kommissar Hartmut Hannemann ist kaum der Rede wert, mit seinem Leben unglücklich und zu unmotiviert, einen Mord als solchen überhaupt zu erkennen.

Angela hatte Achim einen ruhigen Lebensabend versprochen, aber die Umstellung fällt ihr nicht leicht. Zum Glück ist das beschauliche kleinstädtische Leben in der Uckermark nicht ganz so idyllisch wie erwartet. Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf immer mehr Feinde des Toten und deren Motive. Zudem hatte sie gehofft, endlich eine richtige Freundin zu finden, aber plötzlich sind alle in Frage kommenden Frauen tatverdächtig. Wem kann sie noch trauen?

„Miss Merkel – Mord in der Uckermark“ ist sehr lustig, spannend und kurzweilig und zeigt die Kanzlerin von ihrer privaten Seite. Ich mochte auch die Uckermark als Schauplatz sehr und hoffe, dass Angela, Achim, Putin und Mike bald wieder ermitteln.

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Mord mit Ansage

Der Fall Gloriosa
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Endlich ist Kommissar Mütze zu seinem Lebensgefährten Karl-Dieter gezogen und sie müssen nicht mehr pendeln. Erfurt hat ja auch viel zu bieten, u.a. den weltberühmten Erfurter Dom mit seiner „Gloriosa“, ...

Endlich ist Kommissar Mütze zu seinem Lebensgefährten Karl-Dieter gezogen und sie müssen nicht mehr pendeln. Erfurt hat ja auch viel zu bieten, u.a. den weltberühmten Erfurter Dom mit seiner „Gloriosa“, der größten und klangschönsten freischwingenden Glocke des Mittelalters. Doch ausgerechnet in dieser hängt am Ostersonntag kopfüber ein Toter. „Unsere Gloriosa wiegt locker zehn Tonnen, das hält auch der größte Thüringer Dickschädel nicht aus.“ (S. 8) Und während Mütze und sein neuer Kollege Thomas Stulpenpilz, genannt Braunkärsch, im Umfeld des ersten Toten ermitteln, gibt es am Ostermontag bereits den nächsten – dieser wurde in einer Kiste mit Puffbohnen erstickt. In der Nähe finden sie einen Zettel: „Dieses war der zweite Streich, doch der dritte folgt sogleich.“ (S. 86). Damit ist klar, obwohl die Toten augenscheinlich nicht miteinander zu tun hatten, verbindet sie etwas. Aber was und wer wird das dritte Opfer sein? Und hört der Täter danach auf oder hat er, wie Max und Moritz, sieben Streiche, also sieben Opfer, im Sinn? Mütze und Braunkärsch müssen sich beeilen …

Ich kenne Mütze und Karl-Dieter bereits aus dem „Fall Fontane“ und habe mitgefiebert, als das liebenswerte Pärchen jetzt in eine Beziehungskrise stürzt. Auch Mützes Kollege Braunkärsch hadert mit einem schlimmen Erlebnis in seiner Vergangenheit, über das der Leser lange im Unklaren bleibt. Leider bleibt dadurch die Spannung etwas auf der Strecke. Es gibt zwar gleich zu Beginn einen Toten und bald darauf den nächsten, auch die Todesarten sind sehr außergewöhnlich, doch dann zieht es sich, weil die Ermittlungen immer wieder vom Privat- und Beziehungsleben der Ermittler unterbrochen werden. Während Mütze und Karl-Dieter im „Fall Fontane“ noch herrlich unprätentiös waren, wurden hier zu viele Klischees bedient. Mir fehlte das Stringente des Vorgängers.

Johannes Wilkes setzt auch im „Fall Gloriosa“ sehr auf die Vermittlung des Lebensgefühls in Erfurt, inkl. der Stadt- und Glockengeschichte. Dazu erfährt der interessierte Leser noch alles über das berühmte Erfurter Blau, das aus Waid gewonnen wird. Ergänzt wird das Buch durch Schillers „Lied von der Glocke“, „Wanderers Nachtlied“ von Goethe und Karl-Dieters Lieblingsrezepte.
Außerdem wird jedes Kapitel von der Glocke selbst beendet, indem sie ihre Erinnerungen und aktuelle Geschehnisse erzählt. Meiner Meinung nach ist das Buch etwas für Erfurt- und Literaturliebhaber, mir sind die 242 Seiten diesmal zum Teil etwas lang geworden. 3,5 Sterne.

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