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Veröffentlicht am 15.08.2024

7 Tote in 6 Tagen

Bruch: Durch finstere Zeiten
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„Zwei Polizisten waren tot. In einem Waldstück, mitten auf der Straße lagen sie. Aus nächster Nähe erschossen …“ (S. 9) Die Hauptkommissare Nicole Schauer und Felix Bruch haben gerade Dienstschluss, als ...

„Zwei Polizisten waren tot. In einem Waldstück, mitten auf der Straße lagen sie. Aus nächster Nähe erschossen …“ (S. 9) Die Hauptkommissare Nicole Schauer und Felix Bruch haben gerade Dienstschluss, als diese Meldung kommt und sie den Fall übernehmen müssen. 11 (!) anonyme Zeugen haben ihn gemeldet und z. T. auch angemerkt, dass ein dunkler Pick-up am Tatort gesehen wurde, aber keiner hat angehalten und nachgesehen, ob man den Opfern noch hätte helfen können ...
Die ersten Spuren führen zu einem Einsiedler, der den Behörden schon lange ein Dorn im Auge ist. Ulrich Götze sympathisiert mit Verschwörungstheoretikern, der rechten Szene und Impfgegnern. Er ist ein Prepper und wohnt mitten im Wald auf einem riesigen alten Armeegelände, auf dem er alles für den „Ernstfall“ vorbereitet – sei das nun der 3. Weltkrieg oder ein Alienangriff, wenn die nicht sowieso schon längst unter uns weilen. Er selbst sieht sich als Regimekritiker, wurde schon zu DDR-Zeiten von der Stasi verfolgt, weil er sich gegen alles auflehnte, und jetzt eben von den neuen Machthabern.
Vor allem Felix ist nicht überzeugt, dass Götze der Täter ist, aber ihr neuer Chef hat sich auf ihn eingeschossen und setzt alles daran, ihn zu überführen. Als es dann zu weiteren Morden kommt, starten Nicole und Felix ihre berühmten Alleingänge und bringen sich in Lebensgefahr. Doch wer hat es auf sie abgesehen, die Unterstützer von Götze oder ihre eigenen Leute?!

„Durch finstere Zeiten“ ist bereits der dritte Band der Reihe, um alle Zusammenhänge zu verstehen, sollte man unbedingt beim ersten anfangen. Für mich lebt dieser Teil weniger durch den Kriminalfall, der mir zu verworren war, sondern vor allem durch die beiden Kommissare, die sich atypisch verhalten.

„Jedes Gespräch war ein Berg voller Geröll, jeder Satz war wie Steine, die unter seinen Füßen wegrollten, die es mit jedem Schritt schwerer machten, den Berg zu erklimmen.“ (S. 212) Felix, der sich bisher überwiegend zurückgehalten und mit seinen eigenen Dämonen befasst hat, „blüht“ regelrecht auf. Auch wenn es ihm sichtlich schwer fällt, interagiert er mit Kollegen, Verdächtigen und Zeugen und führt selber Befragungen durch, statt sie wie sonst auf seine Kollegin abzuwälzen. Zudem hat er erschreckend oft Vorahnungen, die dann genauso eintreten. Aber er ist immer noch nicht fähig, Gefühle zu empfinden. Diese Kombination regt Nicole auf: „Du irrst dich. Du bist nicht allmächtig und oberschlau. Schau dich bloß an, denk an unseren letzten Fall. Dein Leben, deine ganze Psychose basiert auf einem Irrtum.“ (S. 225)

Nicole, die in den vorigen Fällen mit ihren Aggressionsproblemen zu kämpfen hatte, ringt hier vor allem mit Ängsten. Bei ihren Observationen im Wald werden sie von Wölfen verfolgt, die sich ihnen bis auf wenige Meter nähern. Hat Götze sie etwa abgerichtet?! Zudem sammeln sich immer mehr (bewaffnete) Unterstützer vor und auf seinem Grundstück, und Nicole bekommt ihre Panik vor einem Übergriff kaum unter Kontrolle, die Bilder der Toten und was ihnen passiert ist, verfolgen sie Tag und Nacht.

Ein weiterer spannender Aspekt der Reihe ist Felix‘ Vergangenheit. Er hat sie komplett verdrängt und kommt deren grausigen Details langsam auf die Spur. Alles wurde von einem Karton mit Dingen von früher ausgelöst, der plötzlich in seiner Wohnung unter seinem Bett stand. Zudem übersteht er die Tage nur mit Pillen, die regelmäßig in seiner Wohnung und in seinem Schreibtisch auftauchen, ohne dass er (bewusst) je ein Rezept dafür bekommen oder einen Arzt aufgesucht hätte. Wer versorgt ihn warum damit und erinnert ihn daran, sie auch zu nehmen?!

Auch wenn mich der Kriminalfall diesmal nicht ganz überzeugen konnte, weil sich Nicole immer wieder die Theorien von Götze und dessen Mitstreitern anhört, obwohl Felix sie ausbremsen will und sie nichts neues erzählten, und mir die Auflösung letztendlich zu plötzlich kam, hat mir das Buch wegen der Dynamik zwischen den beiden Ermittlern und ihren psychischen Besonderheiten wieder gut gefallen.

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Veröffentlicht am 17.07.2024

Der sanfte Riese

Die Morde von Salisbury
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„… Lee umzubringen war, als hätte man … einen Labrador getötet, weil er ein Stöckchen geholt hat.“ (S. 171) Vor 9 Jahren ist Lee verschwunden. Als seine Leiche jetzt nach einem Unwetter auf einer Hochebene ...

„… Lee umzubringen war, als hätte man … einen Labrador getötet, weil er ein Stöckchen geholt hat.“ (S. 171) Vor 9 Jahren ist Lee verschwunden. Als seine Leiche jetzt nach einem Unwetter auf einer Hochebene freigespült und festgestellt wird, dass er damals lebendig begraben wurde, stellt sich die Frage, wie der oder die Täter das hinbekommen haben. Denn Lee war lt. Aussage seiner Schwester zwar dumm wie Brot und leicht zu beeinflussen, aber auch 2,06 m groß und sehr stark. Ist er überrascht worden oder kannte und vertraute er dem Mörder? DI Matt Lockyer erinnert sich sofort, dass Lee damals zusammen mit zwei anderen verdächtigt wurde, die gleichaltrige Holly Gilbert umgebracht zu haben, aber ihr Tod wurde dann doch als Selbstmord eingestuft. Bei seinen Ermittlungen stoßen er und DC Gemma Broad darauf, dass die beiden anderen Verdächtigen etwa zur gleichen Zeit wie Lee bei Unfällen starben. Hat da jemand Selbstjustiz verübt?

Wie schon im ersten Band, „Der Tote von Wiltshire“, braucht die Handlung etwas, bis sie Fahrt aufnimmt. Der Fall spielt während der Corona-Zeit, mit den damals üblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Zusätzlich hat Lockyer private Probleme. Seine Mutter liegt mit Corona im Krankenhaus und sein Vater ist allein mit der Farm überfordert. Zudem gibt er sich immer noch die Schuld am Tod seines Bruders und will endlich das Geheimnis seines alten Hauses und der Nachbarin klären.

Darum hatte ich gerade zu Beginn das Gefühl, dass die Ermittlungen etwas zu kurz kommen. Aber als sie dann laufen, werden sie sehr komplex. Lockyer ist überzeugt, dass er erst Hollys Tod aufklären muss, um Lees Mörder (und den der beiden anderen?) überführen zu können. Aber weil die Todesfälle so lange zurückliegen, ist es schwierig, alle Unterlagen und Zeugen wiederzufinden.
Die meisten Spuren scheinen zur Farm von Hollys Vater zu führen, die für ihren alternativen und freien Lebensstil berüchtigt ist. Niemand muss hier seinen echten Namen sagen oder seine Geschichte erzählen, alle sind willkommen. „Jeder, der auf die Old Hat Farm kommt, hat etwas, was er hinter sich lassen will. Was er vergessen will.“ (S. 239) Das macht die Nachforschungen natürlich nicht gerade leichter. Trotzdem stoßen Lockyer und Broad auf einige Geheimnisse, die besser verborgen geblieben wären. Und auch in seinem privaten Umfeld entdeckt der DI einiges, was die Vergangenheit in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt.

Obwohl ich schon recht früh einen Verdacht bzgl. des Täters hatte, hat mich auch der zweiter Band der Reihe von Katherine Webb gut unterhalten. Durch Corona und die anhaltende Hitze herrscht eine besonders angespannte Stimmung, die das Drama der Ermittlungen noch verstärkt.
Lockyer wird mir immer sympathischer, er scheint endlich wieder auf der Spur zu sein und geistert nicht mehr nächtelang wegen seiner Schlaflosigkeit durch die Landschaft. Außerdem geht er mehr auf seine junge Mitarbeiterin Gemma ein und passt gut auf sie auf. Und das Ende macht neugierig auf die Fortsetzung ...

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Berlin ist immer eine (Zeit-)Reise wert

Aussicht auf ein neues Morgen
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„Ah! Neue Post-Mädchen!“ (S. 11) Im Spätsommer `76 zieht Hanna aus Greifswald nach Berlin, um im Postamt am Fuß des Fernsehturms zu arbeiten. Die Zustellerin Babs stammt aus einem Dorf in Thüringen und ...

„Ah! Neue Post-Mädchen!“ (S. 11) Im Spätsommer `76 zieht Hanna aus Greifswald nach Berlin, um im Postamt am Fuß des Fernsehturms zu arbeiten. Die Zustellerin Babs stammt aus einem Dorf in Thüringen und will mit ihrer neuen Stelle vor allem ihrer Mutter entkommen, für sie sie immer noch die Nachzüglerin und nicht die erwachsene Frau ist. Sie teilen sich ihre Wohnung in einem Frauenwohnheim im Plattenbau in Hohenschönhausen mit Trudi, die schon länger im Ministerium für Post- und Fernmeldewesen als Schreibkraft arbeitet und fast alles machen würde, um in den Westen zu kommen.

„… ich bin gern die Beobachterin. Ich mag es, mir die Dinge von außen anzuschauen. Ich stehe nicht so gern im Mittelpunkt.“ (S. 54) Hanna ist die Stillste von ihnen. Sie zieht gern mit ihrer Kamera durch die Stadt und fotografiert alltägliche Szenen, die das Leben ungeschönt zeigen. Ihre Mutter war Lehrerin, hat sich aber nicht an den staatlich verordneten Lehrplan gehalten und Berufsverbot bekommen. Darum tut Hanna alles, um nicht aufzufallen. Doch dann lernt sie Peter kennen, der tagsüber als Fahrstuhlführer im Fernsehturm arbeitet und abends als Musiker auftritt. Als Wolf Biermann aus der DDR ausgewiesen wird, bezieht er dazu Stellung und gerät ins Visier der Stasi.
Babs ist schlagfertig, aber immer noch ungeküsst, weil ihre Brüder sehr gut auf sie aufgepasst haben. Trotzdem vermisst sie ihre Familie und die Natur sehr. Sie verguckt sich in den jugoslawischen Gastarbeiter Miro, obwohl ihr sein Umfeld und Umgang nicht gefallen. Aber er sorgt dafür, dass sie ihr Heimweh vergisst.
Trudi hatte es nicht immer leicht, deswegen nimmt sie sich jetzt einfach, was sie will. Sie zeigt den „Neuen“, was man in Berlin alles erleben kann. Dafür lernt sie von ihnen, was echte Freundinnen sind und dass diese sogar eine Familie ersetzen können. Und sie hat eine Liebelei mit ihrem Vorgesetzen, der dafür ihre schlampige Arbeitsmoral deckt. Aber dann wird sie enttäuscht und ein geheimnisvoller Fremder macht ihr ein verlockendes Angebot.

„Wie sich herausgestellt hat, kann jeder zum Verräter werden.“ (S. 198)
Kati Stephan erzählt in ihrem neuen Roman von drei jungen Frauen in der DDR, die der Enge ihres bisherigen Lebens entkommen wollen. In Berlin ist alles etwas bunter und vielfältiger, ein kleines bisschen freier, aber auch gefährlicher, weil die Stasi noch genauer hinsieht, ob jemand mit dem Klassenfeind paktiert. Alle drei geraten sie in Versuchung bzw. den Verdacht, das zu tun.

Wie schon in ihrem Roman „Mauerträume“ lässt sie die Zeit und das Lebensgefühl wieder auferstehen. Ich konnte mich gut in Hanna und Babs hineinversetzen, in die Spannung, wenn eine völlig neuer Lebensabschnitt beginnt. Mir gefällt, wie sich die drei unterschiedlichen Frauen und ihre Freundschaft entwickeln, wie sie noch erwachsener und abgeklärter werden.

Eine fesselnde Geschichte übers Erwachsenwerden, Freundschaft, Verlieben und Träumen in einem Land, das seine Bewohner reglementiert und überwacht hat.

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Veröffentlicht am 04.07.2024

Ein letztes Abenteuer?!

Als Simon Brown sich ein Herz fasste
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1975 sind Simon, Raj und Ian aus dem Internat abgehauen und mit dem Fahrrad in drei Wochen 1000 km von Bristol nach Bordeaux und zurückgefahren, damit Simon seine Brieffreunden Sylvie kennenlernen kann. ...

1975 sind Simon, Raj und Ian aus dem Internat abgehauen und mit dem Fahrrad in drei Wochen 1000 km von Bristol nach Bordeaux und zurückgefahren, damit Simon seine Brieffreunden Sylvie kennenlernen kann. Leider war sie da gerade unbekannt verzogen.
Inzwischen ist Simon 60 und betreibt seit 30 Jahren ein kleines B&B in einem Dorf in Dorset. Als er eine Mail bekommt, dass Raj gestorben ist, rüttelt ihn das auf. Er ist seit 10 Jahren Witwer, aber ist sein Leben deswegen auch schon vorbei? Auf der Beerdigung trifft er Ian wieder, der seinen Lebensunterhalt als David-Bowie-Double bestreitet. Ian schlägt vor, die Fahrradtour nach Bordeaux zu wiederholen, unterwegs etwas von Rajs Asche zu verstreuen – und Sylvie endlich kennenzulernen, die Simons Tochter auf Facebook gefunden hat.

Vielleicht hätte Simon Ian bei der Reiseplanung über die Schulter schauen sollen, dann wären ihm einige Überraschungen erspart geblieben. Während Simon geregelte Abläufe, feste Pläne und seine Privatsphäre liebt, lebt Ian für den Moment, macht gern neue Bekanntschaften und wirft Pläne (insofern er überhaupt welche hat) gern mal über den Haufen.

„Wenn du auch findest, dass die letzten vierundzwanzig Jahre wie im Fluge vergangen sind, dann sollten wir die Zeit, die uns bleibt, wirklich nutzen.“ (S. 114) „Als Simon Brown sich ein Herz fasste“ ist der charmante Roadtrip zweier alter Freunde, die ihre besten Jahre hinter sich haben. Simon hat den frühen Tod seiner Frau nie verarbeitet und klammert sich an das B&B, das ihr Traum war. Ian kommt mit seinen „Konzerten“ (in Altersheimen) mehr schlecht als recht über die Runden. Also fassen sie sich ein Herz, lassen sich überteuerte eBikes und elastische Radleranzüge aufschwatzen und starten in Richtung Bordeaux.

Es ist eine Reise zurück in ihre Jugend. Sie schwelgen in Erinnerungen an ihre Schulzeit, Lieblingsmusik und erste Liebe. Damals waren sie wie die drei Musketiere, immer füreinander da. Aber nach dem Ende der Reise haben sie sich nie wieder-gesehen. Sie lachen viel und führen ernste, philosophische Gespräche über das, was bisher passiert ist und wie sie den Rest ihre Lebens verbringen wollen. Simon hat zum ersten Mal die Zeit, über den Tod seiner Frau nachzudenken und ihn zu verarbeiten.
Doch wie damals, scheint sich auch diesmal alles gegen das Treffen mit seiner Brieffreundin zu verschwören. „Ich frage mich, ob das Treffen mit Sylvie aus irgendeinem Grund nicht sein soll. (S. 334)

James Bailey schreibt sehr unterhaltsam, mit Situationskomik und viel Gefühl.

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Veröffentlicht am 02.07.2024

Es bleibt in der Familie

Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall
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„Nachts tanzt sie mit der Füchsin.“ (S. 430), haben die Altenburger über Lisbeth gesagt, aber ihre Enkelin Klara fühlt sich eher zur Nachtigall hingezogen und wird wegen ihrer schönen Stimme selber oft ...

„Nachts tanzt sie mit der Füchsin.“ (S. 430), haben die Altenburger über Lisbeth gesagt, aber ihre Enkelin Klara fühlt sich eher zur Nachtigall hingezogen und wird wegen ihrer schönen Stimme selber oft so genannt. Ansonsten ist sie eher schüchtern und verträumt. Ihre Adoptivschwester Mia hingegen begeistert sich schnell für Neues und verliebt sich leicht – und das leider in den gleichen Mann wie Klara, den tschechischen Tenor Pavel. Der ist nach dem Krieg in der Eifel gestrandet und baut in Altenburg ein Opernensemble aus talentierten Sängern und Musikern auf, das über Land reist und „Hänsel und Gretel“ aufführt. Klara hat die perfekte Stimme für den Hänsel, also bildet er sie weiter aus. Nach ihrer Mini-Tournee ist sich Klara sicher, dass sie ihre Berufung gefunden hat und strebt eine Ausbildung an der Kölner Musikhochschule an. „Nach Leben sehen sie sich. Nach Liebe und nach Freiheit. Vor allem aber nach Musik ...“ (S. 13)
Mia hingegen weiß nicht, was aus ihr werden soll. Sie fühlt sich zwar bei Johanna sehr wohl, aber ihr kleines Städtchen wird ihr langsam zu eng. Da kommt das Angebot ihres Vaters, in die Fabrikantenvilla der Familie Fuchs zu ziehen und sich in der Zigarettenfabrik einzuarbeiten, schließlich ist sie bisher die einzige Erbin. Mit Zahlen konnte sie schon immer gut und auch für Werbung scheint sie ein Händchen zu haben, aber ist es auch das richtige für sie?

Brigitte Riebe erzählt in „Eifelfrauen: Der Ruf der Nachtigall“ die Geschichte von Johannas Töchtern Klara und Mia, bezieht dabei aber die gesamte Familie Fuchs ein. Es ist vor allem der Zusammenhalt dieser großen Familie, der mir wieder gefallen hat. Zum Glück haben sie den Krieg fast ohne Verluste überstanden, auch wenn einige ausgewandert sind, und unterstützen sie sich jetzt gegenseitig beim Neuanfang.

So verschieden Klara und Mia auch sind, die Liebe zur Eifel, die Bodenständigkeit, aber auch der Hunger nach Leben und Neuem vereint sie. Beide träumen von einem Partner und haben sich in Pavel verguckt, aber der hält sie auf Abstand. Also stürzt sich Klara in ihr Studium und vergisst darüber manchmal, dass es noch ein Leben außerhalb der Oper gibt, während Mia in der Villa Fuchs den letzten Schliff bekommt.

Wie in ihren anderen Büchern baut Brigitte Riebe in ihre Handlung sehr geschickt die gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen ein, damit man als Leser:in immer weiß, was in Deutschland und der Welt gerade passiert. Außerdem gibt sie einen sehr tiefen Einblick in die Welt der Oper und deren Umstrukturierung bzw. Erneuerung / Modernisierung nach dem Krieg. Und wie in der Oper gibt es auch in Klaras Leben ein dramatische Wende, während das von Mia deutlich ruhiger, wenn auch nicht ganz ohne Aufregung, verläuft.

Ein gelungener Abschluss der Familiengeschichte.

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